Von jetzt auf Glück (eBook)
320 Seiten
Verlagsgruppe Droemer Knaur
978-3-426-45970-6 (ISBN)
Nachdem Nicole Staudinger mit 32 Jahren die Diagnose Brustkrebs erhielt, begann sie, ihre Erfahrungen und ihren Kampf zurück ins Leben aufzuschreiben. Seitdem hat sie mit ihren erfolgreichen Büchern, ihren Seminaren mit über 500.000 Teilnehmerinnen, ihrem Podcast und zuletzt mit ihren TV-Auftritten in 'Showtime of my Life' und 'Weil Du ein Wunder bist' Millionen von Frauen Mut zugesprochen. Sie ist Botschafterin für Pink Ribbon Deutschland und gibt als Trainerin und Coach Seminare im Rahmen der von ihr gegründeten 'AkadeMe'. www.nicolestaudinger.de www.akademe-staudinger.de
Nicole Staudinger hat mit ihren Bestsellern Hunderttausenden von Leserinnen gezeigt, wie sich das Leben schlagfertig meistern lässt. Als Unternehmerin und Mutter, nach einer überstandenen Krebserkrankung und dem Ende ihrer Ehe weiß sie aber auch, wie schnell sich unsere Vorstellung vom Glück ändern kann. In "Von jetzt auf Glück" zeigt Nicole Staudinger, wie wir uns den Blick für die schönen Seiten des Lebens bewahren, auch wenn die Zeiten schwer sind. www.nicolestaudinger.de
Weniger ist mehr
Laut Duden ist Glück eine angenehme und freudige Gemütsverfassung, ein Zustand innerer Befriedigung und Hochstimmung.
Bei dem Ereignis, von dem ich Ihnen jetzt erzählen will, war (und bin) ich allerdings von dieser Definition meilenweit entfernt. Und trotzdem gehört es in dieses Buch.
Es war mitten in der Chemotherapie, als mich das familiäre Zentrum für Brust- und Eierstockkrebs anrief. (Zum Hintergrund: Die Brustkrebsart, die ich hatte, dazu mein niedriges Alter, führte dazu, dass mir meine Ärzte zu einem Gentest rieten. Es ging in erster Linie um die Feststellung der BRCA(BReastCAncer)-Mutation, die vor ein paar Jahren durch Angelina Jolie an die Öffentlichkeit kam. Ich wollte sichergehen, nicht »Besitzerin« des Gens zu sein, weil ich Sorge hatte, dass mich das Thema sonst auch nach überstandener Erkrankung nie wieder loslassen würde. Dazu kam: Ich war mir ziemlich sicher, dass ich das Gen nicht besaß, denn in unserer Familie war ich wissentlich die erste Frau, die an Brustkrebs erkrankt war. Ich wollte, dass meine Geschichte eine Laune der Natur und kein ewiges Mahnmal sein würde.
Ich sollte (mal wieder) lernen, dass es im Leben leider so gar nicht darum geht, was ich mir wünsche …
»Frau Staudinger, Sie sind Trägerin des BRCA2-Gens. Selbst nach überstandener Therapie liegt Ihr Wiedererkrankungsrisiko darum bei um die 80 Prozent«, eröffnete mir meine sehr fähige Ärztin nach Auswertung meines Gentestes bei ebenjenem Telefongespräch.
»Okay, das ist mir zu hoch. Was kann ich tun?«
»Es gibt zwei Dinge, die wir Ihnen empfehlen würden, um Ihr individuelles Wiedererkrankungsrisiko zu minimieren: Wir würden Ihr Brustdrüsengewebe entfernen und mit spätestens vierzig Jahren Ihre Eierstöcke entnehmen.«
»Okay, machen wir.«
»Nehmen Sie sich Zeit für Ihre Antwort und besprechen Sie das auch mit Ihrem Mann.«
»Brauch ich nicht. Machen wir! Wann? Jetzt?«
»Nein. Sie müssen erst mal die Behandlung hinter sich bringen. Nach der Chemotherapie würden wir die Operation der Brüste vornehmen. Es ist eine große, schwere OP. Und bitte seien Sie sich im Klaren: Sie haben dann kein Gefühl mehr in den Brüsten. Sie sind leblos, kalt und taub, und das für immer. Das ist keine Entscheidung, die Sie jetzt treffen müssen. Und mit den Eierstöcken haben Sie noch Zeit.«
»Wie hoch ist das Risiko, wenn ich das alles machen lasse?«
»Durch das entfernte Drüsengewebe liegt es dann bei 12 Prozent, nach Entfernung der Eierstöcke bei 10. Das ist nur ganz knapp über dem Erkrankungsrisiko einer Nicht-BRCA-Trägerin.«
»Dann ist es beschlossene Sache. Und mit den Eierstöcken warten wir auch nicht. Die sollen raus, sobald ich dazu in der körperlichen Verfassung bin. Ich habe ja bereits zwei Kinder.«
Dieses Gespräch fand nach der dritten (von sechzehn) Chemotherapie-Sitzung statt. Ich habe meine Meinung nicht mehr geändert und ich habe im Übrigen auch nie meinen Mann oder sonst wen um seine oder ihre Meinung gebeten.
Es soll nicht nach zu viel Pathos klingen. Aber es gibt Dinge, die von Frau getan werden müssen, und die Entscheidung dazu muss sie ganz allein für sich treffen.
Jetzt werden Sie, vielleicht zu Recht, fragen: Und du hast nie an deiner Entscheidung gezweifelt? Ist dir die nicht unglaublich schwergefallen?
Nein. Habe ich nie. Und nein, ist es nicht. Und das, obwohl meine Brüste in ihrer Lebenszeit alles mitgenommen haben, was für Brüste so vorgesehen ist.
Als junge Frau dienten sie, sagen wir mal, als »Lockmittel«. Ich hatte eine große, schöne, weibliche Brust. Dass Männer diese meist zuerst sahen, fand ich immer blöd, lernte aber früh, es einfach anzunehmen. Ebenso, dass mir dieser Umstand in jeglichen Vertriebsjobs eher förderlich als hinderlich war.
(Liebe Leserin, ich verweise hier stark auf mein Buch »Männer sind auch nur Menschen«: Ich mache die Regeln nicht, aber ich will mitspielen!)
Dann bekamen die zwei die schönste Aufgabe, die es gibt: Sie ernährten zwei Babys. Wobei, ich will ehrlich zu Ihnen sein, denn es klingt so verklärt: Ich habe jeweils nur zwei Wochen gestillt, weil die ohnehin schon große Brust zu explodieren drohte und das leider große Schmerzen mit sich brachte. Aber auf diese zwei Wochen Stillzeit bestehe ich!
Na ja, und dann, nach Lockmittel und Nahrungsquelle, dann wurden sie auch schon zur tödlichen Bedrohung.
Mir kam es so vor, als hätten sie jede Rolle mal übernommen, ihre Schuldigkeit getan, als sei es einfach an der Zeit, zu gehen.
So viel zur Theorie. Wie ich sie damals empfunden habe.
Aber wie ist das in der Praxis? Wenn der Mastektomie-Termin immer näher rückt und du im Prinzip so gar keine Ahnung hast, was da wirklich auf dich zukommt?
Ich glaube, mein großer Vorteil war wirklich, dass ich schon betroffen war.
Es gibt auch Frauen, die so ein Gentest-Ergebnis in einer gesunden Lebensphase erreicht.
Dann nämlich, wenn beispielsweise die Mama an Brustkrebs erkrankt und einen Gentest machen lässt, der positiv ausfällt. In diesem Fall hätte auch die junge, noch gesunde (!) Tochter die Möglichkeit, sich testen zu lassen. Außerdem hätte das den Vorteil, dass sie dann in ein sehr enges Früherkennungsprogramm käme.
Noch mal zur Erinnerung: Wir reden hier über hochmoralische Entscheidungen, die keine einfachen Antworten kennen und letztlich jede Frau für sich treffen muss.
Ich für meinen Teil bin also dankbar, dass ich die Entscheidung mitten im Sturm treffen durfte. Denn wegen dieses Sturms hatte ich für Angst und Zweifel keine Kapazitäten mehr, weil ich schon so voll davon war aufgrund der akuten Erkrankung. Als sei mein Pensum aufgebraucht gewesen.
Die Operation fand drei Wochen nach meiner letzten Chemo statt, sie war angesetzt zwischen Weihnachten und Neujahr und ich weiß noch wie heute, dass wir vier den Tag davor zu meinen Eltern ins Bergische fuhren und Spaß auf dem Schlitten hatten. Auf Facebook postete ich damals: »Und weil die OP erst morgen ist, reicht es auch, sich morgen den Kopf zu zerbrechen.« Ich danke dem Universum noch heute für diese Sichtweise. Denn, bitte, wem hilft es, sich und seine Umwelt schon einen Tag vorher in Trauer zu stürzen?
So lenkten wir uns ab, tranken warmen Apfelsaft mit (ordentlich!!) Schuss drin und schoben den Berg so lange von uns weg, bis er dann wirklich vor uns aufragte.
»Ich besteige die Berge erst dann, wenn sie da sind«, ist die von mir in Shows oder Interviews am häufigsten zitierte Stehauf-Möglichkeit (aus der »Stehaufqueen«) und sie ist genau in dieser Zeit entstanden.
Dieses Buch hier, das Sie gerade lesen, geht nun im Prinzip einen Schritt weiter. Es beleuchtet nämlich, wie wir nach dem Aufstehen, nach dem Berappeln wieder glücklich werden.
Denn von Glück war mitten auf dem Berg tatsächlich wenig zu spüren.
Für den Start war die beste Bergsteigergehilfin der Welt an meiner Seite, nämlich meine Freundin Geri. Sie holte mich morgens früh um sechs Uhr zu Hause ab und fuhr mich ins Krankenhaus. Ich wollte nicht, dass das einer aus meiner Familie macht, diese Belastung wollte ich niemandem zumuten.
Geri blieb, bis ich in den OP geschoben wurde, und dieses Da-Sein, das werde ich ihr nie vergessen. Ich bin mir sicher, sie wird den Anblick von mir im OP-Hemd auch nicht vergessen.
Ja, auch hier haben wir gelacht. Ich dank der Happy-Pille, Geri eben, weil sie mich kennt und weiß, was ich brauche. Dass sie nach unserem Abschied in Tränen aufgelöst war, erzählte sie mir erst Jahre später.
Auf die Schmerzen, die akute Zeit danach will ich jetzt gar nicht eingehen, denn das hat in einem Glücksbuch recht wenig zu suchen.
Wobei, so ganz stimmt das nicht, denn auch in dieser Phase begleitete mich das Gefühl tiefer Dankbarkeit, überhaupt so eine Option zu haben. Dass die Forschung so weit ist, ich von guten Ärzten umgeben und – trotz Chemotherapie – in der körperlichen Verfassung war, eine Mastektomie durchzustehen.
Und doch möchte ich lieber auf das Danach eingehen. Was hat das alles mit mir als Frau gemacht?
Am Ende meines ersten Buches »Brüste umständehalber abzugeben«, in dem ich wie in einer Art Tagebuch den Weg verarbeite, schreibe ich: »Ich fühle mich auch ohne Brüste nicht weniger weiblich.«
Das würde ich heute so vermutlich nicht mehr schreiben. Oder sagen wir mal, heute vielleicht schon wieder, aber der Weg dahin war hart.
Direkt nach der Operation blieb mir zum Verarbeiten keine Zeit. Es ging gleich weiter in die Bestrahlung, danach wurden die Eierstöcke entfernt und das erste Mal Luftholen war erst Monate später möglich. Dann setzten aber auch schon die ersten Schmerzen wegen der Kapselfibrose ein. Und auch hier war also nur Raum für »Es ist, wie es ist«.
Der Tag der Annahme lag noch Monate in der Zukunft. Als ich dachte, ich sei emotional schon drüber hinweg. Jaaa, denkste! Die Seele braucht für den Heilungsprozess ein bisschen länger als der Körper. Als ob ich das nicht schon längst gewusst hätte, erwischte es mich am Tag X noch mal mit voller Wucht.
Ein gutes halbes Jahr nach der Operation, nach den Schmerzen und ohne Verbände, kam ich aus der Dusche und mich traf der Anblick im Spiegel mit voller Wucht. So hatte ich mir das mit 33 Jahren nicht vorgestellt. Wie ein Flickenteppich. Ein tauber, gefühlloser, unschöner Flickenteppich. So habe ich mich damals gesehen.
Die rein objektive Wahrnehmung mag vielleicht eine andere gewesen sein, denn das Ergebnis war »gut«. Die Ärzte waren begeistert, die Heilung verlief...
Erscheint lt. Verlag | 1.1.2021 |
---|---|
Verlagsort | München |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Sachbuch/Ratgeber ► Gesundheit / Leben / Psychologie ► Lebenshilfe / Lebensführung |
Schlagworte | Alles kann • Alles kann, Liebe muss • Beste Freundin • Bestseller-Autorin • Buch • Bücher von Promis • Bühne • Bühnenprogramm • Comedy • Dankbarkeit • Der geile Scheiß vom Glücklichsein • Eltern • Emanzipation • Erfahrungen und wahre Geschichten • Erleichterung • Frau • Frauen • Freundin • Geschenk beste Freundin • Geschenk Freundin • Gleichberechtigung • Glücklich sein • Glücksgefühle • Guido Maria Kretschmer • Humor • humorvolle Bücher für Frauen • Kinder • Krise • Lachen • Lebensführung • Liebe • Liebe muss • lustig • Mann • Männer • Mut • Prime Time • Ratgeber Psychologie • Resilienz • Schlagfertig • Schlagfertigkeit • Schlagfertigkeitsqueen • Selbstwert • Selbstwertgefühl • Showtime of My Life • Stars gegen Krebs • Stehaufqueen • Trennung • TV • TV Show • TV Vox Showtime • VOX • Wahre GEschichte • Weil du ein Wunder bist • Weinen • Werte • Witz • witzig • Witziges Buch • zum lachen • zum Weinen |
ISBN-10 | 3-426-45970-1 / 3426459701 |
ISBN-13 | 978-3-426-45970-6 / 9783426459706 |
Haben Sie eine Frage zum Produkt? |
Größe: 1,9 MB
DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasserzeichen und ist damit für Sie personalisiert. Bei einer missbräuchlichen Weitergabe des eBooks an Dritte ist eine Rückverfolgung an die Quelle möglich.
Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belletristik und Sachbüchern. Der Fließtext wird dynamisch an die Display- und Schriftgröße angepasst. Auch für mobile Lesegeräte ist EPUB daher gut geeignet.
Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise
Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.
aus dem Bereich