Die hochsensible Frau (eBook)
100 Seiten
epubli (Verlag)
978-3-7531-3608-0 (ISBN)
Alina Schwarz ist hochsensibel und Expertin auf dem Gebiet höherer sensorischer Verarbeitungssensitivität. Dabei hat sie mit einem liebevollen Ansatz einen Ratgeber konzipiert, welcher im Bereich Hochsensibilität eine praktische Hilfestellung für Frauen bietet. Von Hochsensiblen für Hochsensible mit dem Ziel, bewusst eine Chance zu sehen!
Charaktereigenschaften hochsensibler Menschen
Gehen wir einmal genauer auf die Wesensmerkmale von HSPs ein: Was ist typisch für hochsensible Personen und was eher untypisch? Welche Stärken und welche Schwächen resultieren daraus?
In erster Linie kann man sagen, dass Hochsensible überwiegend introvertiert sind. Auch hier gibt es Ausnahmen, dennoch liegt dies nahe: Der Introvertiertheit liegt ähnlich wie bei der Hochsensibilität eine besondere Reizverarbeitung im Gehirn zugrunde. Introvertierte haben eine höhere Gehirnaktivität. Dabei spielt es keine Rolle, ob sie gerade intensiv mit einer Sache beschäftigt sind oder sich im Ruhezustand befinden. Aus diesem Grund reagieren introvertierte Menschen empfindlicher auf äußere Reize – ihre Energie ist begrenzt. Im Gegensatz zu Ambi- oder Extravertierten benötigt das Gehirn Introvertierter weniger Dopamin, um angeregt zu sein. Das führt zu einer schnelleren Überstimulation: Von Kopfschmerzen und Müdigkeit bis hin zu Schweißausbrüchen oder Hyperventilieren sind unterschiedliche körperliche Reaktionen möglich. Bereits die Gesellschaft anderer Menschen – etwa eine Feier in kleinem Kreis – kann da bereits nach kurzer Zeit zu viel werden. So ist es verständlich, dass introvertierte Menschen die Stille und das Alleinsein bevorzugen. Auch hier werden Hochsensible wie Introvertierte oft missverstanden: Still sein und Zurückgezogenheit setzen Außenstehende nicht selten mit Schüchternheit gleich.
Parallel dazu sind HSPs besonders empathische Wesen. Dies dürfte auch einen Widerspruch zu der vermeintlichen Schüchternheit darstellen. Hochsensible können nämlich sehr gut mit anderen Menschen: Ihre Gabe, sich in andere hineinversetzen zu können, macht sie zu verständnisvollen Gesellen. Das hilft ihnen dabei, neue Beziehungen zu knüpfen – ganz anders als von „schüchternen“ Personen erwartet. Und auch in Bezug auf die eigenen Gefühle ist die ausgeprägte Empathie von Vorteil: Empfindungen wahrnehmen, deuten, benennen und darauf abgestimmt handeln zu können, bedeutet eine ungemeine Erleichterung für das eigene Leben. Wer weiß, was ihm gut oder nicht gut tut und danach handelt, lebt achtsamer. Dies lässt einen zudem vorausschauend denken, weil man sich Situationen im Vorfeld vorstellen, abwägen und sich auf diese vorbereiten kann.
Auch ausgeprägte Gefühlsregungen sind charakteristische Merkmale hochsensibler Menschen. So können sie aus dem Nichts anfangen, herzhaft zu lachen; sind jedoch auch nah am Wasser gebaut. Sie zeigen ihre Gefühle eben offen, was sie menschlich und nahbar macht. Plötzliche Gefühlsausbrüche sorgen für einen gesunden Emotionsabbau: Diese wirken genauso befreiend, was akute Belastungen angeht, wie in Bezug auf einengende Gedankenmuster.
In Sachen Humor ticken hochsensible Menschen ebenfalls besonders. Ironie und Sarkasmus dürfen da nicht fehlen, auch sind sie für ihren schwarzen Humor bekannt. Komische Situationen, die ihnen selbst widerfahren, verleiten HSPs oft zu – mitunter tränenreichen – Lachanfällen. Doch wehe, es handelt sich um ernste Angelegenheiten, die mit Witzen auf ihre Kosten einhergehen. Auch wenn es um andere Menschen (oder Tiere) geht, die verspottet werden, verstehen sie keinen Spaß. Ähnlich verhält es sich mit Schadenfreude.
Das Streben nach Gerechtigkeit ist Hochsensiblen äußerst wichtig. Andersherum können sie sehr schlecht mit Ungerechtigkeiten umgehen. Dann setzen sie entweder alles daran, die Dinge klarzustellen und einzufordern, was ihnen zusteht. Oder sie ziehen sich zurück und verschließen sich und leiden stark unter dieser Situation. Noch intensiver handeln HSPs in Bezug auf andere: So haben sie den Hang, sich für Benachteiligte oder Schwächere einzusetzen.
Mit der Hochsensibilität geht nicht selten eine Art Perfektionismus einher. Da Hochsensible einen ausgeprägten Sinn für Schönheit besitzen und die Dinge gerne besonders genau nehmen, ist es ihnen wichtig, ihre Werke mit einer gewissen Perfektion zu vollenden. Das kann dazu führen, dass sie mehr Zeit für ihre Tätigkeiten benötigen. Oder sie beginnen gar nicht erst mit einer Aufgabe, weil sie sich aufgrund ihrer eigenen Ansprüche nicht imstande dazu fühlen. Auch Unstimmigkeiten und Fehler in ihrem Umfeld bemerken HSPs schnell. Dies beginnt schon bei Kleinigkeiten, wie einem schief hängenden Bild an der Wand, geht über kleinste Rechtschreibfehler in Briefen bis hin zu einem ungesunden Arbeitsklima in einem Unternehmen.
Des Weiteren ist Zuverlässigkeit ein Wesensmerkmal von Hochsensiblen. In diesem Punkt profitieren sie von ihrer Genauigkeit. Einmal Gesagtes nehmen sie ernst und halten sich an ihr Wort. Zudem bieten HSPs ihren Mitmenschen gerne Hilfe an und sind da, wenn sie gebraucht werden.
Bewusste und unbewusste Fähigkeiten
Im Denken sind Hochsensible sehr tiefsinnig. Sie erforschen gerne den Sinn einer Sache und interessieren sich für die Ursachen und Folgen bestimmter Dinge. Übergreifendes und vernetztes Denken ist ebenfalls typisch für HSPs, was aus ihrer intuitiven Wahrnehmungsgabe resultiert. Bewusste wie unbewusste Informationen vermischen sich und fließen in neue Gedankengänge mit ein. Das macht sie nicht nur tiefgründig, es führt auch zu weitsichtigem und verantwortungsvollem Handeln. Aber das komplexe Denken kann auch belastend für Hochsensible sein: So verfallen sie häufig in anstrengendes Grübeln oder haben Schwierigkeiten bei der Entscheidungsfindung. Immer wieder fallen ihnen neue Ideen ein, die sie gründlich durchdenken müssen, was zur Folge hat, dass sie ihre Gedanken ein ums andere Mal neu ordnen müssen. Diese permanenten Gedankengänge sind äußerst ermüdend, was lange Erholungsphasen nötig macht. Das kann sich in einem längeren Schlafbedürfnis zeigen oder in häufigeren Pausen, die Hochsensible einlegen müssen. Und je mehr Faktoren sie gedanklich miteinbeziehen, desto schwieriger gestaltet sich das Handeln. Auf andere Menschen wirken HSPs nicht selten kompliziert, in der gemeinsamen Konversation kommen diese dann ab einem gewissen Punkt nicht mehr mit, was zu Frustrationen auf beiden Seiten führen kann.
Hinzu kommt ein außergewöhnlich gutes Gedächtnis. Viele Hochsensible erinnern sich an noch so kleinste Momente, die bereits Jahre zurückliegen. Da kann es gut sein, dass ihnen mitten im Alltag plötzlich vergangene Geschehnisse oder Gesagtes von anderen Menschen in den Sinn kommen. Und schon sind sie wieder tief in Gedanken versunken … In Gesprächen wissen HSPs genau, was sie anderen schon mal erzählt haben, und merken gleich, wenn ihnen jemand eine bereits erzählte Geschichte erneut in leicht abgewandelter Form darlegt. Haben Hochsensible einmal etwas begriffen und gelernt, bleibt dies lebenslang haften. Auch Namen und Geburtstage können sich HSPs gut merken.
Ergänzt wird das durch eine ausgeprägte Intuition. Dinge bemerken, die manch einem anderen Menschen nicht auffallen oder sogar telepathische Momente erleben, sind häufig zu beobachtende Eigenschaften von HSPs. Das Unterbewusstsein ist in der Lage, eine Menge Informationen abzuspeichern – eine wichtige Grundlage für die Intuition. Dabei sind die Zusammenhänge für den Verstand nicht immer klar ersichtlich.
Kreative Seiten
Die Kreativität ist ein weiterer, wichtiger Aspekt hochsensibler Menschen. So verfügen viele Hochsensible über ein Talent, das in die künstlerische Richtung geht. Dabei muss es sich nicht um eine außergewöhnlich hervorstechende Begabung handeln. Die Freude an kreativen Tätigkeiten wie dem Malen, Musizieren oder anderen handwerklichen Dingen sowie Tanzen, Schauspielern oder Schreiben reicht da schon aus. Bei dem ein oder anderen zeichnet sich durchaus auch ein besonderes Talent ab. Da liegt es nahe, sein „Hobby“ zum Beruf zu machen. Es gibt einige bekannte Künstler, die hochsensibel sind – etwa die schwedische Künstlerin Jonna Jinton, die Musikerin Heather Nova oder die Mal- und Yogalehrerin Flora Bowley. Auch bei Beethoven und Goethe wird beispielsweise vermutet, dass sie zu der Gruppe der Hochsensiblen gehörten.
Um der Kreativität freien Lauf lassen zu können, ist ein gewisser Gestaltungsfreiraum notwendig. Zeit- und Erfolgsdruck, aber auch eine unruhige Umgebung lähmen den Kreativitätsfluss. Auch folgen Kreative oft spontanen Eingebungen. Es ist eher selten, dass sich Künstler hinsetzen und die Ideen nur so sprudeln.
Von der Hochsensibilität profitieren künstlerisch Veranlagte insbesondere aufgrund ihres ausgeprägten Sinnes für Schönheit und Ästhetik. Ihr spezieller Blick für Farben und Formen wirkt unterstützend. In der Musik hilft ihnen ihr gutes Gehör weiter, das die Töne filtert. Da die gesamte Wahrnehmung bei Hochsensiblen sehr ausgeprägt ist, haben sie ein besonderes Auge für jegliche Arten von Kunst. Auch lassen sich HSPs gerne und leicht inspirieren, was sie ihrer Reizoffenheit zu verdanken haben. Inspiration ist die Quelle der Kreativität. Eingebungen können bewusst stattfinden, aber auch aus dem Unterbewusstsein entstehen. So tragen die oftmals intensiven Träume ebenso positiv zu der Entstehung von künstlerischen Werken bei.
Besondere Intelligenz bei Hochsensiblen
Tatsächlich ist es so, dass viele hochsensible Menschen überdurchschnittlich intelligent sind. Doch was bedeutet Intelligenz überhaupt? Anders als vielfach vermutet, gibt es keine allgemeingültige Definition. Intelligenz umfasst viele unterschiedliche Aspekte. Dazu...
Erscheint lt. Verlag | 18.12.2020 |
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Sprache | deutsch |
Themenwelt | Sachbuch/Ratgeber ► Gesundheit / Leben / Psychologie ► Lebenshilfe / Lebensführung |
Geisteswissenschaften ► Psychologie ► Allgemeines / Lexika | |
Schlagworte | Hochsensibel • Hochsensibilität • hochsensible frau • hochsensible frauen • hochsensible mädchen • Hochsensible Menschen • hochsensitiv |
ISBN-10 | 3-7531-3608-5 / 3753136085 |
ISBN-13 | 978-3-7531-3608-0 / 9783753136080 |
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Größe: 308 KB
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