In eigene Stärken eintauchen (eBook)

Wie alles begann

Liebe Leserin, lieber Leser!

Es waren zwei Sätze, die mein Leben auf den Kopf stellten. Sie veränderten mein Denken, lenkten mich in eine andere Richtung und auf neue Wege. Gleichzeitig ließen sie mich eine innere Freiheit und Zufriedenheit erfahren, die ich zuvor nicht kannte.

„Man muss für seinen Beruf brennen.“

„Ein Seeding blockiert Ihr Denken.“

Satz 1: „Man muss für seinen Beruf brennen.“

Ein sehr unscheinbarer Satz auf den ersten Blick. Auf den zweiten Blick geht von ihm eine enorme Kraft aus. Er ist ein Schlüssel für Freude, Motivation, Kreativität und Zufriedenheit im Beruf. Warum nur ein Schlüssel? Weil es auch äußere Rahmenbedingungen braucht, damit wir die Arbeit als Kraftquelle erfahren dürfen.

Ehrlich gesagt, war ich am Beginn sehr skeptisch, ob der Satz wirklich den Erfolg bringt, der sich hinter dieser Botschaft verbirgt. Keineswegs war ich Feuer und Flamme für diese Botschaft, in mir wehrte sich alles. Ich recherchierte und suchte sehr lange, um diesen Satz zu widerlegen. Vielleicht auch darum, weil ein „Muss“ enthalten ist. Das Muss war jedoch nur eine Ausrede. Ich wollte es nicht wahrhaben und den Tatsachen nicht ins Auge blicken. Tief in mir wusste ich, ich bekam die Antwort, warum ich keine Zufriedenheit mehr in der Schule spürte. Ich brannte zwar fürs Rechnungswesen, jedoch nicht für die anderen Fächer, die ich unterrichtete. Eine ernüchternde Erkenntnis: In Summe blieben viel zu wenige Stunden übrig, die ich mit Freude lehrte. Das einstige Feuer der Freude und Leidenschaft war erloschen und veränderte sich in ein zerstörerisches Feuer von Ärger, Wut und Unzufriedenheit.

Heute sage ich aus einer inneren Überzeugung: Ja, der Satz stimmt. Die Einstellung zum „Muss“ hat sich ebenso grundlegend verändert. Das Wort „muss“ erzeugte zu Unrecht einen unguten Beigeschmack in mir. Denn ich verband „müssen“ mit einem Zwang. Wenn ich „ich will“ bzw. „ich darf“ nur mechanisch ausspreche und keine innerliche Freiheit dabei verspüre, klingen die Worte nicht ehrlich und glaubwürdig. Wenn ich „ja, ich will“ sage und mir insgeheim denke, „nein, ich will eigentlich nicht“, kommen diese Worte beim Gegenüber nicht ehrlich und glaubwürdig an. „Muss“ bedeutet in dem einleitenden Satz, dass das Brennen für einen Beruf eine Voraussetzung für eine stimmige Berufswahl ist. Und dann erst lernen wir die Arbeit als Kraftquelle kennen und schätzen.

Ja, ich brenne für das, was ich beruflich mache. Meine damalige Unzufriedenheit und die Schulschließung führten mich auf neue Wege. Mir bereitet es Freude, zu schreiben, Themen zu recherchieren, darüber nachzudenken, Wirkungen auszuprobieren und dieses Wissen in Büchern weiterzugeben. Bücher zu schreiben ist eine andere Art der Wissensvermittlung, dennoch eine wertvolle Art, Wissen mitzuteilen. Sehr oft ist ein Buch eine Inspiration oder ein Anstoß für Leser.

Satz 2: „Ein Seeding blockiert Ihr Denken.“

Im Gegensatz zum ersten Satz fing ich hier und im Speziellen beim Wort „Seeding“ sofort Feuer, als meine Ärztin für Akupunktur dies erstmals erwähnte. Die Wirkung war phänomenal, als sie das „Seeding“ entfernte. Ich fühlte mich frei und erleichtert. Meine Neugierde wurde geweckt. Ich wollte mehr wissen, viel mehr, viel, viel mehr. Ich wollte innere Vorgänge und die Kraft des Unbewussten verstehen.

Im Zuge meiner Recherche kam ich mit vielen spannenden Themen (Talente, Selbstbewusstsein, Selbstvertrauen, Umgang mit Fehlern, Umgang mit Kritik, Emotionen usw.) in Kontakt und arbeitete mich in die unterschiedlichsten Themengebiete ein.

Ich fand Erstaunliches. Ich fand Antworten auf Fragen des Lebens. Nämlich jene Botschaften des Lebens, die viele meiner Schülerinnen und Schüler von mir – neben dem Fachwissen – erfahren wollten.

•  Wie wussten Sie, dass der Lehrberuf der richtige ist?

•  Wie wurden Sie selbstbewusst?

•  Was ist wichtig im Leben?

•  Wie lassen sich Talente finden?

•  Wie kann ich ohne schlechtes Gewissen Nein sagen?

•  …

Ihr Interesse, ihre Aufmerksamkeit war sehr, sehr groß, auch wenn ich nicht immer eine passende Antwort geben konnte. Ich hatte mir keine intensiven Gedanken über diese Fragen gemacht; außerdem wurde dieses Wissen weder in meiner Schulzeit noch auf der Universität gelehrt. Es war derart still im Klassenzimmer, dass man eine Stecknadel hätte fallen hören können. Das kannte ich vom Unterricht gar nicht. Es war sehr schön, diese Erfahrung zu machen.

Ich habe noch nie erlebt, dass meine Schülerinnen und Schüler nicht das Beste aus sich und dem Leben hätten machen wollen. Manchmal fehlten nur die wesentlichen Antworten.

Wir alle haben den Wunsch, sinnerfüllt zu leben und gesund zu sein. Wir wünschen uns, unsere Berufung zu finden und sie zum Beruf zu machen. Wir wünschen uns, authentisch zu wirken, mit sich selbst im Reinen zu sein und kraftvoll aus der eigenen Mitte heraus zu leben. Wir wünschen uns, eine innere Zufriedenheit und Gelassenheit zu erleben, die durch kein Geld der Welt zu ersetzen ist. Wir wünschen uns, im Fluss des Lebens zu sein. Wir wünschen uns, gute Beziehungen zu pflegen. Wir wünschen uns Kraftquellen, aus denen wir Energie schöpfen. Wir wünschen uns Weisheit zu erlangen.

Ich wünsche mir, dass viele Menschen diese Wirkungen erfahren dürfen – und die Worte

unglaublich, unbegreiflich, wunderschön

aussprechen und erleben dürfen. Diese Worte sind essenzielle Nährstoffe für die Seele. Ohne sie verkümmert sie stetig.

Die Themen, die ich in den verschiedenen Kapiteln vorstelle, sind die für mich relevanten Bestandteile von Entwicklung. Talente sind besondere Gaben. Jeder Mensch trägt diese Gaben in sich. Doch sie wollen entwickelt werden. Begabungen verkümmern nämlich, wenn dies nicht geschieht. Die Entwicklung von Fähigkeiten ist eng mit Lernen verbunden. Lernen bedeutet Leben, und ein Leben ohne Lernen gibt es nicht. Erst wer diesen Zusammenhang versteht und sich darauf einlässt, kann sein Potenzial voll entfalten. Zu einem zufriedenen Leben gehört viel mehr, als nur seine Fähigkeiten zu optimieren. Im Zuge meiner Recherchen und meiner persönlichen Erfahrungen fand ich heraus, dass die Entwicklung der eigenen Fähigkeiten nicht unbedingt Hand in Hand mit der Entwicklung zu einer selbstbewussten Persönlichkeit geht. Für Letzteres sind noch weitere Entwicklungsschritte notwendig. Beiden gemeinsam ist, dass Entwicklung Zeit braucht. Auch Persönlichkeitsentwicklung kommt ohne Lernen nicht aus: lernen, mit den eigenen Ängsten umzugehen, lernen, negative Glaubenssätze in positive umzuformulieren etc.

Menschen sind vielschichtige Wesen, vor allem sind Menschen soziale Wesen und brauchen den Kontakt mit anderen. Das Miteinander gelingt nur, wenn Geben und Nehmen in einer ausgewogenen Balance sind. Aus der eigenen Mitte zu leben und mit beiden Beinen im Leben zu stehen, sorgt für die notwendige Stabilität. Auch in stürmischen Zeiten gibt dies Halt und Sicherheit. Unter solchen Voraussetzungen lässt sich auch das Potenzial gut entfalten.

Entwicklung und persönliche Zufriedenheit sind kein Zufallsprodukte. Für mich bedeutet Entwicklung ein Eintauchen und Einlassen auf sich selbst. Wer sich nur oberflächlich mit seinen Fähigkeiten bzw. seiner Persönlichkeit beschäftigt, wird seine Stärken und sein Selbst nicht voll auskosten und kennenlernen dürfen. Für manches wird man hart kämpfen müssen, und anderes wird man leicht erreichen. Während dieser Zeitspanne findet das Leben statt. Jeden Morgen wartet das Leben, und es will gelebt werden. Nicht irgendwann, sondern jeden Tag aufs Neue. Lassen wir uns darauf ein. Zufriedenheit wächst dann in uns und nicht im finanziellen Erfolg. Der Weg ist das Ziel – die Aussage ist dabei sehr treffend. Als Wegzehrung stehen weitere Nährstoffe wie Lob und Anerkennung, Dankbarkeit, Mut etc. zur Verfügung.

Als Wirtschaftspädagogin ist mir die Theorie sehr wichtig. Ohne die dahinterliegende Theorie zu verstehen, ließen sich komplexere Themenstellungen im Rechnungswesen und in der Betriebswirtschaft nicht professionell lösen. Beispiele dienen der Veranschaulichung.

Für das Buch wählte ich dieselbe Herangehensweise. Beispiele aus dem Leben helfen, das theoretische Wissen zu verstehen. Sie dienen dazu, sich ein eigenes Bild zu machen, und in dem einen oder anderen Beispiel werden Sie sich sogar wiedererkennen. Beispiele öffnen den Geist für andere Betrachtungsweisen. Beispiele sind sehr hilfreich, um das Wissen anzuwenden oder Verhaltensweisen bei uns selbst oder an unseren Mitmenschen besser zu verstehen.

Mein Wunsch ist es,...