Beziehungskrise meistern! -  Cornel Rimle

Beziehungskrise meistern! (eBook)

Trennen oder bleiben?

(Autor)

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2020 | 1. Auflage
224 Seiten
Beobachter-Edition (Verlag)
978-3-03875-321-6 (ISBN)
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Trennungsgedanken sind in einer Paarkrise völlig normal. Doch es lohnt sich, eine langjährige Partnerschaft nicht leichtfertig aufzugeben. Viele Paare geraten irgendwann in eine destruktive Konfliktspirale und verlieren sich in kränkenden Verhaltensmustern. Beide leiden, sind verletzt und wissen nicht mehr weiter. Da scheint Trennung der einzige Ausweg zu sein. Paarberater Cornel Rimle zeigt in seinem Ratgeber, wie es anders geht. Mit Einfühlungsvermögen und grosser Erfahrung schildert er die Situation von Männern und Frauen in Beziehungen, denen die Liebe abhanden gekommen zu sein scheint. Er unterstützt Leserinnen und Leser mit einer sorgfältigen Analyse der Konfliktspirale und macht klar, dass Paarkonflikte Hinweise auf verschüttete Entwicklungswünsche sein können.

Cornel Rimle (Supervisor und Coach BSO, Paarberater IBP, Mediator SDM) arbeitet als Coach, Paarberater und Mediator in eigener Praxis in St. Gallen. Daneben bietet er auch Vorträge und Kurse über Konflikt- und Paar-beratung an. Mediationen bei Konflikten zwischen den Generationen finden häufig in den Betrieben statt. Er ist Vater von vier erwachsenen Kindern und lebt in einer neuen Partnerschaft mit zwei Bonuskindern.

Paarkrise und Trennungsgedanken besser verstehen

Trennungsgedanken entstehen am häufigsten in fort-geschrittenen Konfliktsituationen. Konflikte führen zu gegenseitigen Kränkungen und oft zu tiefen Ohnmachtsgefühlen. Möglicherweise entsteht bei beiden Partnern eine Abwehr-reaktion, in der sie sich gegenseitig die Kränkungen heimzahlen. Ein Time-out kann helfen, aus dem Konflikt auszusteigen.

Gutes Streitgespräch oder Konflikt – wo ist der Unterschied?


Das Wort «Streit» ist bei vielen Menschen negativ belegt. «Hört auf zu streiten», sagen die Eltern oder die Lehrpersonen. Doch Streit in Form einer sorgfältigen Auseinandersetzung über unterschiedliche Bedürfnisse, ohne Abwertungen und im beiderseitigen Bemühen, einander zu verstehen – davon sollte es viel mehr geben. Konflikte dagegen sind destruktiv. Um einen Ausweg zu finden, muss man allerdings erst mal erkennen, dass man in einem Konflikt feststeckt.

Lang andauernde und heftige Konflikte tun niemandem gut. Sie kränken, verschlechtern das Selbstwertgefühl und schaden der Paarbeziehung. Aber es sind gar nicht immer nur starke Konflikte, die Trennungsgedanken aufkommen zu lassen. Gleich unten werden einige Situationen im ganz normalen Alltag beschrieben, in denen Trennungsgedanken auftauchen können. Vielleicht trifft bei Ihnen ja einer dieser Sätze ins Schwarze. Dann können Sie auch zuerst zum angegebenen Kapitel blättern. Vielleicht haben Sie anschliessend Lust, die ergänzenden Kapitel ebenfalls zu lesen.

Beispiele von Situationen, die Trennungsgedanken hervorrufen können

Sie verstehen die Frauen bzw. die Männer grundsätzlich nicht.

Der Mann wäre okay, aber er ist ein Mamasöhnchen.

Ich mag einfach nicht mehr, Reden macht alles nur noch schlimmer.

Wir hatten es doch so schön, aber jetzt will sie alles verändern.

Der Beruf ist ihm wichtiger als die Kinder.

Sie hat nur noch die Kinder im Kopf.

Sie schläft nicht mehr mit mir, also hat sie mich auch nicht gern.

Er hat überhaupt keine Lust auf Freizeitgestaltung, ist immer müde.

→ Lesen Sie weiter in Kapitel 2, «Einfluss von Umfeld und Paar-dynamik auf die Beziehung» (Seite 51).

Sie ist an allem schuld, mit einer andern Frau wäre es viel besser.

Wenn er seine Kindheit aufarbeiten würde, wäre er ein toller Mann.

Er hört mir einfach nie zu, Reden bringt nichts.

→ Lesen Sie weiter in Kapitel 3, «Ihr persönlicher Einfluss auf die Beziehung» (Seite 79).

Sie versteht mich sowieso nicht, was soll ich da mit ihr reden.

→ Lesen Sie weiter in Kapitel 4, «Zurück zum Anfang der Konflikt-spirale» (Seite 119).

Ich möchte mich wieder einmal so richtig verlieben.

Ich kann mir nicht vorstellen, mit diesem Menschen alt zu werden.

→ Lesen Sie weiter in Kapitel 5, «Verzeihen und geduldiges Verlassen der Konfliktspirale» (Seite 153).

Es ist immer das Gleiche, er verändert sich nicht.

Über diese Kränkung komme ich einfach nicht hinweg.

Sie verzeiht mir erst, wenn ich es genau so mache, wie sie es will.

Ein Neuanfang mit dem alten Partner ist sowieso nicht möglich.

→ Lesen Sie weiter in Kapitel 6, «Von der Verliebtheit zur reifen Liebe» (Seite 171).

In den Kapiteln 2 und 3 werden Sie sehen, dass viele Trennungsgedanken mit dem Umfeld oder Ihrer eigenen Entwicklung zusammenhängen. Ihre Partnerin scheint dann vielleicht vordergründig «schuld» zu sein, dabei ist sie nur diejenige, die ein Tabu ausspricht oder einen längst fälligen Entwicklungsschritt Ihrerseits anregt.

Erlauben Sie sich, glücklich zu sein

Eine langjährige Paarbeziehung ist es wert, nicht vorschnell beendet zu werden. Sie hat Ihnen viele schöne und kraftvolle Momente geschenkt. Sie verdient also eine achtsame Betrachtung.

Wir leben in einer Zeit, in der niemand gezwungen ist, in einer Beziehung zu bleiben. Scheidungen sind denn auch an der Tagesordnung. Und wenn einer nicht mehr will, würde möglicherweise in der Beziehung viel Leid geschehen. Das Ziel einer sorgfältigen Prüfung der Trennungsfrage darf aber nicht sein, dass Sie auf jeden Fall ein Paar bleiben müssen. Es lautet vielmehr: «Beide sollen eigenständig die Möglichkeit haben, in ihrem Leben glücklich zu sein.» Wenn dies in Ihrer Paarbeziehung wieder möglich ist, dann sollten Sie es probieren; wenn dies in Ihrer Beziehung auf keinen Fall mehr möglich ist, dann ist eine Trennung die bessere Variante.

Aus Der Beratungspraxis
TRENNUNG DURCH INNERLICHES VERABSCHIEDEN
Yvonne (29) kommt zuerst alleine in die Beratung. Sie lebt seit zehn Jahren mit Philipp (31) zusammen, und sie haben vor drei Jahren geheiratet. Beide sind gerne voll berufstätig und haben noch keine Kinder. Yvonne ist sehr verunsichert wegen ihrer Trennungsgedanken, sie kann sie nicht verstehen. Sie können sich alles leisten, sind wie Bruder und Schwester und streiten sich praktisch nie. Trotzdem nervt sie sich zunehmend über Philipp und kann sich nicht vorstellen, mit ihm glücklich zu werden.

Nach der ersten Einzelsitzung möchte sie der Beziehung trotzdem nochmals eine Chance geben. Philipp kommt bei der nächsten Paarsitzung eine Stunde früher und hat ebenfalls Gelegenheit, seine Sichtweise zu schildern. Er kann Yvonnes Trennungsgedanken nicht nachvollziehen. Für ihn ist die Beziehung stimmig, und über Veränderungswünsche könne man ja reden.

In der anschliessenden Paarsitzung testen wir gemeinsam einige Hypothesen:

Er wäre kein guter Vater für ihre Wunschkinder.

Einer oder beide wollen keine Kinder und getrauen sich nicht, es dem andern zu sagen.

Er verhindert ihre Persönlichkeitsentwicklung.

Es gelingt ihnen nicht mehr, ihre «Bruder-und-Schwester-Beziehung» erotisch zu beleben.

Sie hat nicht den Mut, sich selber zu verändern, und versteckt sich hinter Schuldzuweisungen an ihn.

Der Umgang zwischen den beiden war in der Beratung sehr wohl-wollend. Für die nächsten Wochen treffen sie ein paar konkrete Vereinbarungen, woran sie beide messen wollen, wie ernst der andere Veränderungsbemühungen nimmt. Obwohl diese Abmachungen von beiden eingehalten werden, zeigt sich in den nächsten Sitzungen, dass sich Yvonne nicht wirklich darauf einlassen kann, der Bezie-hung nochmals eine Chance zu geben. Sie hat sie innerlich bereits mit einem Fuss verlassen, ohne es richtig aussprechen zu können. Sie zeigt keine Begeisterung für neue Abmachungen, möchte aber die Beziehung trotzdem nicht beenden. Nach der vierten Sitzung tut es Philipp: «Ich möchte nicht im Warteraum sitzen und hoffen, dass du mich doch noch willst. Lieber ziehe ich einen Schlussstrich und öffne mich für eine neue Beziehung.»

Es kann sein, dass Philipp und Yvonne ein gutes Paar hätten werden können. Vielleicht hätten sie beide persönlich wachsen können, wenn sie sich ihren Wünschen und Bedürfnissen gestellt hätten. Es kann aber auch sein, dass sie innerlich erkannt haben, dass sie so, wie sie sich entwickeln wollen, zusammen nicht glücklich werden würden. Und sie hatten sich zu gern, um dies einander offen zu sagen. Wir wissen es nicht. Wir können nur vermuten, dass sie nicht daran glaubten, in dieser Beziehung glücklich zu werden.

Yvonne und Philipp hatten keinen offenen Konflikt, sie verspürten eher ein zunehmendes, diffuses Unbehagen. Das ist bei vielen Paaren, die in die Paarberatung kommen, anders – sie sind völlig zerstritten. Darum geht es im nächsten Kapitel.

Die Konfliktspirale: Neun Stufen

Wenn Konflikte überhandnehmen, sind starke Ohnmachtsgefühle der häufigste Auslöser für Trennungsgedanken. Die Trennung ist dann in der Vorstellung die einzige verbleibende Option, um sich aus dieser unerträglichen Ohnmacht zu befreien.

Bei der ersten Sitzung in einer Paarberatung höre ich oft viele gegenseitige Vorwürfe. Du bist schuld – nein, du bist schuld. Du arbeitest zu viel, du lobst mich nie, du bist fremdgegangen, dein Samenerguss kommt zu früh, deine Art nervt mich, du kritisierst mich den ganzen Tag, du ziehst dich immer so unvorteilhaft an … Die Vorwürfe gehen wie beim Pingpong hin und her: Weil du das gemacht hast, habe ich das Recht, mich so zu verhalten. Weil du dich so verhalten hast, ist es völlig in Ordnung, dass ich so reagiert habe …

Als neutrale Drittperson kann ich meistens beide Seiten gut verstehen. Beide finden den Ausweg aus...

Erscheint lt. Verlag 1.8.2020
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Gesundheit / Leben / Psychologie Partnerschaft / Sexualität
Schlagworte Beziehungskrise • Paarkrise • Trennung
ISBN-10 3-03875-321-1 / 3038753211
ISBN-13 978-3-03875-321-6 / 9783038753216
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