Mein Boot ist mein Zuhause 4. Auflage (eBook)
290 Seiten
millemari. (Verlag)
978-3-96706-036-2 (ISBN)
Der Wassersportjournalist Holger Peterson ist auf dem Wasser in seinem Element. Unzählige Reportagen und Berichte vor Ort haben eines gemeinsam: Worüber er schreibt, das probiert er aus - auch wenn es bedeutet, in das 6 Grad kalte Wasser der Nordsee zu springen, um die Tauglichkeit seines neuen Rettungsmanövers zu testen. Aus der daraus resultierenden Praxiserfahrung entstanden die Themen dieses Buches.
Der Wassersportjournalist Holger Peterson ist auf dem Wasser in seinem Element. Unzählige Reportagen und Berichte vor Ort haben eines gemeinsam: Worüber er schreibt, das probiert er aus – auch wenn es bedeutet, in das 6 Grad kalte Wasser der Nordsee zu springen, um die Tauglichkeit seines neuen Rettungsmanövers zu testen. Aus der daraus resultierenden Praxiserfahrung entstanden die Themen dieses Buches.
Der Traum vom Leben an Bord.
Voraussetzungen, um an Bord zu leben.
Das Haus verkauft, das Boot behalten.
Rechtliche Voraussetzungen, um ein Boot in Deutschland als Wohnsitz anzumelden.
Die Suche nach einem Heimathafen.
Das Boot und die Steuer.
Ein Fallbeispiel.
Leben an Bord – zu jeder Jahreszeit.
Die vier Jahreszeiten – und wie man sie an Bord erlebt.
Mein Schiff im Eis.
Eis ist ungefährlicher als man denkt.
Damit es warm bleibt: die Heizung.
Das Problem mit dem Kondenswasser.
Die „lachende“ Luke.
Wasserboiler für mehr Komfort.
Auf der Suche nach dem idealen Boot.
Was für ein Boot brauche ich? Segel- oder Motorboot?
Wie viel Boot brauche ich wirklich?
Kriterien einer bezahlbaren Yacht.
Kiel und Ruder: Rückgrat und Kostenfaktor jeder Yacht.
Der richtige Liegeplatz.
„Refit“: Keine Angst vor alten Booten.
Das perfekte Boot.
Vom Bug zum Heck und unter Deck: Komfort, Sicherheit & Technik.
Welcher Decksbelag für mein Schiff?
Mehr Sicht: Fenster in Kopfkissenhöhe.
Alles andere als Schnickschnack: Wasserfilter statt Plastikflaschen.
Des Seglers Trickkiste.
Wasser im Schiff.
Tipps für die Stopfbuchse.
Probleme mit Diesel und Kraftstoffpumpen.
Energiemanagement an Bord.
Frühlingsfrisch statt Wintermuff? Tipps zum Saisonstart.
Ohne Ersatzteile geht‘s nicht.
Sicherheit & Seemannschaft.
Schiffsrisiken & Versicherungen.
Feuer an Bord durch defekte Elektrik.
Brandrisiken reduzieren.
Schutz vor Langfingern und Vandalen.
Alarmanlagen für mehr Sicherheit an Bord.
Rettung aus Seenot.
Das Peterson-Manöver.
Winschen und Kurbeln, um einen Menschen an Bord zu hieven.
Wie komme ich wieder an Bord? Bootsleitern im Test.
Rettungsinseln: Gewicht, Lagerung, Einsatz.
Praktische Übungen für die Crew.
Zu guter Letzt.
Segelpraxis: Vor- und Nachteile von Fahrtenyachttakelungen.
Vom Zauber der Sterne – Astronomie im GPS-Zeitalter.
Wie sich die Kurse kreuzen.
Fahrbare Hausboote – eine Alternative?
Zu guter Letzt …
Impressum.
Voraussetzungen, um an Bord zu leben.
Das Haus verkauft, das Boot behalten.
Februar 2010. Ich schiebe den Schnee von der Aluminiumleiter und klettere in PALOMAs Cockpit. Auf dem Rücken ein Seesack mit kleinen Schätzen. Er kommt zu den Kartons, die sich in den drei Kajüten stapeln. Es gibt noch vieles zu verstauen und Platz zu schaffen. Mein Lebensraum hat sich von 160 Quadratmeter auf 15 Quadratmeter reduziert. Ein billiger Heizlüfter müht sich redlich, kommt aber kaum gegen die Kälte an. Ohne regelmäßige Stoßlüftung wird das Vorschiff der 11 Meter langen Stahlyacht trotz der guten Isolierung nachts zur Tropfsteinhöhle.
Einiges ist noch umständlich, beispielsweise, dass ich Wasserkanister an Bord schaffen muss, weil der Wassertank einer Yacht einfriert, wenn sie an Land steht. Erst wenn der Rumpf im Wasser schwimmt, kann ein Wassertank auch im Winter gefüllt werden. Die Luft ist kälter als Eiswasser. Trotzdem bin ich glücklich. Die Tage werden bereits länger. Frühling liegt in der Luft, auch wenn das Thermometer nachts noch auf minus 10 Grad fällt. Ich bin zu Hause – an Bord.
Feng Shui radikal?
PALOMA wunderte sich bestimmt über meine andauernde Gegenwart so lange vor dem Krantermin. Noch mehr wunderte sich der Mitarbeiter der Wilhelmshavener Stadtverwaltung. „Wohin sind Sie umgezogen? Sie wollen Ihre Segelyacht als Wohnsitz anmelden? Hm ... ich muss mich erkundigen, ob das möglich ist.“
Nach wenigen Minuten kam er mit heller Miene zurück. Wo ich meinen Liegeplatz hätte und wie die Anschrift wäre? Ich überlegte. Ein „Fahrtensegler“ segelt ... und die Yacht hatte keinen Briefkasten. Ich nannte ihm die Adresse des Hafens. Weil dieser innerhalb eines Wohngebiets lag, schien sein Computer den Eintrag anzuerkennen. Denn es wird nicht der Name des Bootes im Personalausweis eingetragen, sondern eine „Meldeadresse“. Diese muss in einem Wohngebiet liegen. Dabei schien die Art meiner Unterkunft für die Behörden von geringerer Bedeutung zu sein.
Nur: Der Briefträger würde Mühe haben, mich auf der Nordsee zu finden. Wie würde mich Behördenpost erreichen? Die Idee, ein Postfach einzurichten, verwarf ich wieder. Um Missbrauch vorzubeugen, bekommt man es nur, wenn eine reguläre Landadresse vorhanden ist. Finden die Zusteller keinen Briefkasten mit dem eigenen Namen vor, erfolgt eine Mitteilung an die Post, der Antrag wird dann nicht genehmigt. Doch dann erlaubte mir mein Arbeitgeber, dass die Privatpost auf meinem Schreibtisch im Büro landete. Damit mich Behörden oder Versicherungen erreichen konnten, hinterlegte ich diese Anschrift als Zusatzeintrag zusammen mit meiner Handynummer beim Einwohnermeldeamt und allen wichtigen Stellen. So konnte ich sicher sein, dass mich auch ein Strafzettel wegen zu schnellen Fahrens erreichen würde...
Glücklicherweise ist im elektronischen Zeitalter die kabellose Kommunikation an Bord einfach zu organisieren. Eine Flatrate für das Mobiltelefon und eine mobile Internetverbindung für das Notebook: Mehr braucht man nicht, um erreichbar zu sein.
Ansonsten ist in der maritimen Welt alles vorhanden, was ein Mitteleuropäer an Komfort erwartet. In den meisten Häfen gibt es Wasser und Landstrom sowie Duschen und Müllentsorgung. Dafür bieten wir uns als zusätzliche Sicherheit im Hafen an. Hafenbetreiber oder Stegnachbarn fühlen sich sicherer, wenn auch unter der Woche jemand im Hafen an Bord ist und beim etwaigen Besuch ungebetener Gäste die 110 wählt.
Natürlich kosten einige Arbeiten im Haushalt beim Leben an Bord mehr Zeit. Eine Waschmaschine oder ein Geschirrspüler sind an Bord einer 11-Meter-Yacht nicht unterzubringen. Doch man kann schließlich auch selbst abwaschen. Als Wäscheleine dient die Reling. Waschtage lege ich unter der Woche ein, um PALOMA an Wochenenden nicht wie einen „Kommunedampfer“ aussehen zu lassen. Außerdem ist die Yacht in meiner Freizeit ein Segel- und kein Hausboot.
Ein großer Vorteil ist die Leichtigkeit der Bootspflege. Waren Lackierarbeiten früher hektische Aktionen mit kleinen Zeitfenstern gegen den Tau der Nächte, so gibt es nun keine Probleme mehr. Ich stehe auch nicht mehr auf der Autobahn im Ferienstau, sondern kann spontan auslaufen, wann es mir gefällt.
Wer an Bord lebt, lebt entspannter. Arbeiten entfallen, die der gleichzeitige Besitz von Haus und Boot mit sich bringen. Kein Heckenschneiden oder Rasenmähen, während man gedanklich die Liste durchgeht, was an Bord zu tun ist. So bleibt unter dem Strich viel mehr Zeit für die schönen Dinge des Lebens.
Mein Aufbruch in das dauerhafte Leben an Bord war eine Reise ins Innere: Was wollte ich behalten, was war mir wirklich wichtig und wovon konnte ich mich leichten Herzens trennen? An Bord ließ sich nicht viel unterbringen. Zwei Kleiderschränke samt Inhalt hatte ich entsorgt. Trotzdem war ich nach einigen Monaten erstaunt, wie wenig ich vom noch notwendigen Rest wirklich benötigte. Schwerer fiel dagegen die Trennung von vielen guten Büchern. Sie lagern inzwischen auf dem Dachboden meiner Eltern.
Einige Verbesserungen hielten dafür Einzug. Ein Flachbildfernseher mit integriertem DVD-Laufwerk zierte das Hauptschott. Die DVBT-Antenne auf der Mastspitze sorgte für Empfang und neue Lautsprecher in der Kajüte boten Hörgenuss. Zum Korkenzieher gesellte sich eine Eiswürfelmaschine. Damit war alles vorhanden, was ein „Mann“ benötigt ... Für die zusätzliche Stabilität der Yacht fristete ein Bügeleisen in der Bilge sein Dasein. Mit einem Handtuch als Hitzeschutz funktionierte ich bei Bedarf den Tisch zum Bügelbrett um.
Eingeengt fühlte ich mich damals und auch heute nicht. Im Sommer hatte ich früher wochenlang auf kleineren Booten gelebt und keinen Komfort vermisst. Die weiß lackierten Holzflächen von PALOMA mögen vielleicht ihren Teil dazu beigetragen haben. Dunkles Mahagoni- oder Teakholz hätte ich sicher umgestaltet. Mitunter dachte ich über ein etwas größeres Boot nach. Ein Duschraum und eine Achterkajüte mit direktem Zugang durch das Mittelschiff wären sicher schön gewesen, aber sie waren nicht bedeutend für mein Glück.
Es war zunächst unklar, in welchem Hafen ich den nächsten Winter verbringen würde. Weil ich ohnehin nicht an jedem Wochenende die ostfriesischen Inseln besuchen würde, vielleicht etwas näher an meiner Arbeitsstelle in Bremen? Jedenfalls musste PALOMA im Wasser bleiben, denn eine Yacht ist an Land kaum bewohnbar. Es gibt einige Häfen mit Winterbetrieb. Nur das Trinkwasser würde ich in Kanistern an Bord schleppen müssen. Der Platz muss außerdem geschützt sein. Bei Eisgang wäre der Schwell vorbeifahrender Schiffe schädlich. Und ich würde mich sicherer fühlen, wenn ein Kran in Betrieb genommen werden könnte, falls ein Seeventil wegen Eisbildung platzen sollte. Sanitäre Anlagen sind im Winterbetrieb vorteilhaft, wie sie etwa in der Ancora-Marina in Neustadt an der Ostsee vorgehalten werden. Doch auch an der Nordsee finden sich hinter den Deichen gegen Sturmfluten geschützte Häfen. Selbst wenn Waschhäuser geschlossen sind, gibt es Alternativen für die Körperhygiene. Man kann in Fitnesscentern oder Hallenbädern duschen und für die Wäsche Waschsalons besuchen. Notfalls finden sich bestimmt mitleidige Freunde, die bei starkem Frost die Wäsche trocknen ...
Argumente für das Leben an Bord.
Natur pur genieße ich nicht nur vor dem Einschlafen mit dem Blick durch das Oberlicht zum Sternenhimmel. Wohin man in einem Yachthafen auch blickt, es dürfte dem Anblick so mancher Mietwohnungsrefugien vorzuziehen sein. Gleich hinter der Hafenmauer oder der Schleuse beginnt das Meer. Laufe ich nicht aus, genieße ich die Abendruhe unter der Woche, wenn die meisten Boote einsam an den Stegen liegen. Die Sonnenaufgänge über dem Wasser. Nebelschwaden. Meeresbrise. Jeder Tag ist neu. Und wenn einem die Nachbarschaft nicht passt, wechselt man einfach den Liegeplatz.
Ganz nebenbei, aber nicht kalkuliert, rechnet sich auch der finanzielle Vorteil. Wer vom großen Boot träumt, könnte es leichter durch das Einsparen von Miete oder der nicht benötigten Hypothek für das Haus finanzieren. Viele Banken akzeptieren heute eine Yacht als Sicherheit, wenn sie im Schiffsregister des Amtsgerichtes eingetragen ist. Oft reichen Foto, Kaufvertrag und Flaggenzertifikat. Was auch helfen kann: Ein Wertgutachten und die obligatorische Vollkaskoversicherung.
Natürlich ist das Leben an Bord in südlichen Breitengraden leichter. Doch es gibt einige Gründe, in heimischen Gewässern zu segeln und zu leben, solange man noch berufstätig ist oder die Kinder schulpflichtig sind. Die wenigen Tage mit Temperaturen unter dem Gefrierpunkt wird man schon überstehen, jedenfalls nach der Lektüre dieses Buches. Natürlich vermisse ich oft das Mittelmeer oder die Inseln des ewigen Frühlings im Atlantik. Wie gerne würde ich als Nordlicht schon jetzt die griechischen Inseln auf eigenem Kiel ansteuern. Ohne trailerbares Boot wäre das aber für mich nicht möglich und so bliebe nur der gelegentliche Ferienflug. Weil ich aber nicht für jeden Segeltörn fliegen möchte, ist ein Dauerliegeplatz im Süden sicher eher etwas für Freiberufler und Pensionäre. Oder für Alpenanwohner, die in wenigen Autostunden zum Mittelmeer fahren können. Beim Bordleben im kühleren Deutschland kommt es deswegen auf eine andere Sichtweise an, gerade wenn man nicht allein leben möchte. Manche Lebenspartner, die in lauen Sommernächten das maritime Nest mit verklärtem Blick betrachten, werden vereiste Stege und eine schneebedeckte Persenning vielleicht weniger begeistern. Da ist vorher einiges zu klären und die Kajüte sollte vorgeheizt sein, wenn man zum ersten Mal Wintergäste einlädt....
Erscheint lt. Verlag | 10.9.2020 |
---|---|
Verlagsort | Iffeldorf |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Sachbuch/Ratgeber ► Sport ► Segeln / Tauchen / Wassersport |
Schlagworte | Bootsbau • bootselektrik • Bootsmotoren • Erdmann • Liveaboard • Praxishandbuch Segeln • Praxiswissen Skipper • Ratgeber Segeln • Segeln • Segeltechnik • Sicherheit auf See • Skipper • Wartung Segelboot • Yacht |
ISBN-10 | 3-96706-036-5 / 3967060365 |
ISBN-13 | 978-3-96706-036-2 / 9783967060362 |
Haben Sie eine Frage zum Produkt? |
Größe: 2,9 MB
Kopierschutz: Adobe-DRM
Adobe-DRM ist ein Kopierschutz, der das eBook vor Mißbrauch schützen soll. Dabei wird das eBook bereits beim Download auf Ihre persönliche Adobe-ID autorisiert. Lesen können Sie das eBook dann nur auf den Geräten, welche ebenfalls auf Ihre Adobe-ID registriert sind.
Details zum Adobe-DRM
Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belletristik und Sachbüchern. Der Fließtext wird dynamisch an die Display- und Schriftgröße angepasst. Auch für mobile Lesegeräte ist EPUB daher gut geeignet.
Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen eine
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen eine
Geräteliste und zusätzliche Hinweise
Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.
aus dem Bereich