Der Steinzeitmensch in uns - Wie uralte Programme uns unbewusst steuern, wir aber trotzdem zivilisiert sein können -  Wolfgang Issel

Der Steinzeitmensch in uns - Wie uralte Programme uns unbewusst steuern, wir aber trotzdem zivilisiert sein können (eBook)

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2020 | 1. Auflage
212 Seiten
tredition (Verlag)
978-3-347-13357-0 (ISBN)
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Der Mensch hält sich zwar für intelligent, aber seine alten Gehirnteile bestimmen weiterhin Wahrnehmung und Verhalten, ohne dass uns das bewusst ist. Die Corona-Pandemie zeigt: Je mehr Ängste ins Spiel kommen und je schlechter wir uns seelisch fühlen, desto mehr greift unser Gehirn auf althergebrachte unvernünftige Verhaltensmuster zurück, Verstand und Vernunft sind schnell dahin und machen der aggressiven Suche nach einem Sündenbock Platz, ganz wie im Mittelalter. Anhand eines Gedankenmodells wirft der Autor die Frage auf, ob wir Menschen als Investition der Natur anzusehen sind, uns aus ihrer Sicht irgendwie zu lohnen haben und von einem biologischen Algorithmus gesteuert werden, der eine geistige Entwicklung systematisch einschränkt. Das Gedankenmodell erklärt Verhalten unter Stress, Flucht in Opferrollen, Glaube an eine höhere Instanz, Ideologie, Kriminalität und Terrorismus, aber auch, wann und wie der Mensch über einen freien Willen verfügen und die Dinge in die Hand nehmen kann. Achtung: Nach dem Lesen des Buches könnte Ihre Sicht der Dinge eine andere sein ...

Intelligenz

Der menschliche Geist ist das Höchste, was die Natur jemals hervorgebracht hat: hoch entwickelte Technik, Internet, Smartphones, medizinische Fortschritte, Kultur, das erwachende Gefühl für die Natur … Das hat alles seinen Preis, sodass die Belastung am Arbeitsplatz und der Bedarf an Koordination in der Familie ebenfalls wächst und schließlich zum Stress wird. Es spricht auch nicht gerade für einen hohen Intelligenz-Level, sich mit einer weltweit wachsenden Bevölkerung die Ausbeutung der natürlichen Ressourcen zu erlauben, ohne deren Endlichkeit zu berücksichtigen, mit dem Risiko, Mensch und Natur durch Klimawandel und Auseinandersetzungen um die immer knapper werdenden Ressourcen in Gefahr zu bringen.

Wird die natürliche Intelligenz des Menschen ausreichen, die ungelösten gesellschaftlichen und globalen Probleme zu lösen? Es gibt ohne Zweifel große Entwicklungsschritte, die aber an eine mentale Grenze stoßen: Irgendwie geht es nicht weiter, es fehlen Überblick und langfristiges Denken und Handeln, ganz abgesehen von einer schlüssigen Zukunftsvision. Wo wollen wir hin?

Im krassen Gegensatz zur Realität schwärmen manche von einem Geist, der so erhaben sei, so emergent, dass er durch banale Tätigkeiten von Neuronen und Synapsen nie und nimmer repräsentiert werden könne.

Alles nur Einbildung, hätte man früher gesagt. Einbildung ist, was das eigene Gehirn seinem Träger Mensch als angebliche Realität vorspiegelt. Ist diesem Trugbild zu trauen? Fern der Realität merkt der zu sehr Vergeistigte nicht, dass sein eigenes Gehirn ihn an der Nase herumführt, er zu lange versäumt hat, sich selbst zu reflektieren, sich an der Realität zu orientieren und sich einmal wieder richtig zu erden. Es ist aber auch verständlich, lieber weiter in einer eingebildeten rosaroten Blase leben zu wollen, als mit der Realität eine harte Landung zu riskieren …

Wir können nicht nur von Geist, Verstand und Vernunft sprechen. Gefühle haben schon deswegen einen weit höheren Stellenwert, weil der Mensch ohne seelisch tragende Gefühle gar nicht leben kann. Gefühle sind Signale des Organismus, wie es um ihn bestellt ist. Aber nur nach momentanem Gefühl und aus dem Bauch heraus zu agieren, ist keine gute Idee, dabei wird oft zu kurz gedacht, vielleicht übertrieben und das meist mit zu viel Flurschaden. Es ist auch ein gerüttelt Maß an Verstand und Vernunft erforderlich, die eigentliche Stärke des Menschen, worin er sich ja am meisten vom Tier unterscheidet. Ist also natürliche Intelligenz im Zusammenwirken von Gefühl und Verstand die Lösung der anstehenden Probleme? Wird das reichen oder ist tatsächlich die Hilfe einer künstlichen Intelligenz vonnöten, weil der Mensch aufgrund seiner oft grenzwertig geforderten althergebrachten Auslegung diese Unterstützung dringend braucht?

Wie kommt man zu solchen Fragen?

Sobald man an Programmen für menschenähnliche Roboter arbeitet und sich bei deren Auslegung am Menschen orientiert, muss man sich notgedrungen die Frage stellen, inwieweit sich die prinzipielle Arbeitsweise eines menschlichen Gehirns von der Steuerung eines menschenähnlichen Roboters unterscheiden sollte.

Humanoide Roboter sind in ihrem Verhalten dem Menschen nachempfunden und sollen vorgegebene Aufgaben erfüllen, z. B. Menschen im Altersheim informieren und unterhalten oder Patienten vor einer MRT-Untersuchung (Magnet-Resonanz-Tomografie) aufklären. Gerade wenn es sich um seelisch besonders belastende Situationen handelt, kommt es sehr auf eine einfühlende und beruhigende Ansprache an, die zukünftig mit digitaler Empathie erreicht werden soll.

Roboter werden von einer Software gesteuert, die sie befähigt, das ihnen Aufgetragene bestmöglich auszuführen. Sollte das in ähnlicher Weise auch für den Menschen gelten? Wenn ja, dann wäre der Roboter eben aus Metall, der Mensch aus Fleisch und Blut. Beide würden von Programmen und Algorithmen gesteuert. Könnte das sein? Und wenn ja, nach welchen Prinzipien würde ein menschlicher Algorithmus arbeiten? Das wollen wir herausfinden.

Was ist eigentlich ein Algorithmus?

Laut Wikipedia ist ein Algorithmus eine eindeutige Handlungsvorschrift zur Lösung eines Problems. Es folgen weitere Bedingungen wie Lösung in endlich vielen, wohldefinierten Einzelschritten.

Diese mathematische Definition mag für die Bereiche Computer und Roboter gelten, will man das aber auf den Menschen übertragen, gibt es ein grundsätzliches Problem: Bei einem lebenden Organismus ist nichts eindeutig und schon gar nichts wohldefiniert. Bis auf ein paar Zwillinge gleicht kein Produkt dem anderen. Die Natur arbeitet im Gegensatz zur Technik mit riesengroßer Streuung in den Eigenschaften und Fähigkeiten ihrer Lebewesen. Anders als beim Roboter mit seinen festen Algorithmen sollte es sich beim Menschen – wenn überhaupt – also um einen weit umfassenderen und höchst anpassungsfähigen Algorithmus handeln.

Wie könnte man sich einen biologischen Algorithmus zur Steuerung eines Menschen modellhaft vorstellen?

Ein Bio-Algorithmus?

Im Gehirn findet sich zwar der größte Teil der Neuronen (Nervenzellen) konzentriert und durch den knöchernen Schädel gut geschützt, Neurone und ganze Neuronen-Netze finden sich aber auch als Niederlassungen rundum im Körper verteilt. Fast der gesamte Magen-Darm-Trakt wird vom enterischen Nervensystem durchzogen, das als eigenständiger Funktionsteil z. B. die Verdauung steuert und – falls nicht anderweitig beeinflusst oder gestört – sogar autonom arbeiten kann.

Eine Unzahl von Sensoren verteilen sich auf alle Körperregionen. Da sind nicht nur Augen, Ohren, Geruchs- und Geschmackssinn als primäre Sinne gemeint, auch die Hautoberfläche und das Körperinnere sind mit einer gewaltigen Zahl von Sensoren ausgestattet. Berührungen von sanftem Streicheln bis hin zu schmerzhaftem Druck werden ihrer Stärke entsprechend wahrgenommen. Temperatursensoren in der Haut lassen vor der heißen Herdplatte zurückschrecken und jedes kleine Härchen am Körper lässt auch den feinsten Luftzug spüren. Und wenn ein geblähter Darm Bauchschmerzen verursacht, mahnt er damit, in Zukunft nicht mehr so viel Apfelsaft auf einmal zu trinken. Niederdrückende Gedanken können als seelische Belastung auf den Magen schlagen, obwohl es ihm rein körperlich bestens gehen sollte.

Seelische Nöte oder unbewältigte Ängste setzen den Organismus also unter Stress, bringen ihn von seiner normalen Funktion ab und lösen auf Dauer körperliche und seelische Fehlfunktionen bis hin zum Burn-out aus. – Was jetzt? Alles beeinflusst alles. Wer hat nun das Sagen und bestimmt das Verhalten? Ist es der Körper, das gute Bauchgefühl, auf das manche schwören? Oder diktiert eine Seele das Vorgehen?

Auf den ersten Blick ist das verwirrend und es gilt, ein Gedankenmodell zu entwerfen, mit dem man sich mehr Überblick über die Abläufe verschaffen kann:

Angenommen dein Körper ist gesund, gut versorgt, fit und auch nicht hungrig, dann würden alle Organe gut koordiniert und automatisch arbeiten. Wenn alles in Ordnung ist, nimmst du kein Organ bewusst wahr: Der Herzschlag interessiert dich nicht, Magen, Darm, Leber, Nieren tun ihre Arbeit. Wärst du nun auch noch im seelischen Gleichgewicht, hättest keine unmittelbaren Probleme und keine offenen Bedürfnisse, die dich beunruhigen, dann wäre die Welt für dich und deinen Organismus rundum in Ordnung. Du fühlst dich also entspannt im Liegestuhl im Grünen und lässt die ganze körperliche und seelische Chose unbewusst auf Autopilot laufen, es gibt ja auch keinen Grund, sich Gedanken zu machen oder aktiv zu werden. Weil dein Gehirn Beschäftigung sucht, mag es sein, dass es dich sogar ein wenig kreativ herumspinnen lässt, was du noch alles tun könntest, z. B. Gleitschirmfliegen, einen Kochkurs machen oder endlich die Modelleisenbahn im Keller aufbauen. Du lebst im Hier und Jetzt mit kleinen Ausflügen in die Zukunft. Nach ausführlichem Chillen hantierst du, nun hungrig geworden, vielleicht in der Küche und schnippelst, von der Problemlosigkeit noch immer reichlich eingelullt, irgendein Gemüse, passt nicht auf und … schneidest dich nur ein ganz klein wenig in den Finger. Es blutet wirklich nur ein bisschen.

Blut zu sehen wirft deine bislang heile Welt nun schlagartig über den Haufen. Auf dieses kleine Schnittchen hin wirst du bereits chaotisch. Da du kein Blut sehen kannst, das eigene schon gar nicht, musst du dich extrem zusammenreißen, um nicht wegen dieser Lappalie umzukippen. Unversehens ergießen sich Stresshormone in dein Blut, dein Herzschlag beschleunigt sich, dein Magen zieht sich schmerzhaft zusammen, deine Verdauung hält inne und du hast plötzlich ein ganz mieses Gefühl im Bauch...

Erscheint lt. Verlag 26.8.2020
Verlagsort Ahrensburg
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Gesundheit / Leben / Psychologie Lebenshilfe / Lebensführung
Sachbuch/Ratgeber Natur / Technik Naturwissenschaft
Technik
Schlagworte Algorithmus • Bewußtsein • Reptilhirn • Stammhirn • Unterbewusstsein • Verhalten
ISBN-10 3-347-13357-9 / 3347133579
ISBN-13 978-3-347-13357-0 / 9783347133570
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