Unter der Gürtellinie (eBook)
320 Seiten
Verlagsgruppe Droemer Knaur
978-3-426-45910-2 (ISBN)
Renate Bruckmann ist Heilpraktikerin und Pohltherapeutin und war viele Jahre als Kursleiterin und Beraterin im Bereich Gesundheit und Dienstleistung tätig. Sie hat eine Ausbildung als Yogalehrerin (SKA) und als Stresscoach (Prof. Kaluza Marburg). Es folgten 2012 die Zulassung als Heilpraktikerin und die Ausbildung zur Pohltherapeutin bei Dr. Helga Pohl, Starnberg. 2012 gründete Renate Bruckmann die Praxis für alternative Schmerzbehandlung in Saarbrücken, 2019 eine Zweitpraxis in Ludwigshafen. Sie war sechs Jahre lang zweite Vorsitzende des Berufsverbandes für Pohltherapeuten und ist Supervisorin und Ausbildungsleiterin in Pohltherapie®. Sie ist verheiratet mit dem Pohltherapeuten Tilo Mörgen und hat zwei erwachsene Töchter.
Renate Bruckmann war als Betriebswirtin als Kursleiterin und Beraterin im Bereich Gesundheit und Dienstleistung tätig. Es folgte eine Ausbildung zur Yogalehrerin (SKA) und zum Stresscoach (Prof. Kaluza Marburg), 2012 die Zulassung als Heilpraktikerin und die Ausbildung zur Pohltherapeutin bei Dr. Helga Pohl, Starnberg. 2012 gründete Renate Bruckmann die Praxis für alternative Schmerzbehandlung in Saarbrücken, 2019 eine Zweitpraxis in Ludwigshafen. Seit 2015 ist sie Zweite Vorsitzende des Berufsverbandes für Pohltherapeuten, Ausbildungsleiterin in Pohltherapie®, verheiratet mit dem Pohltherapeuten Tilo Mörgen und hat zwei erwachsene Töchter.
Was sind chronische Verspannungen?
Damit Sie sich die Folgen einer chronischen Anspannung verdeutlichen können, ballen Sie Ihre rechte Hand zur Faust, spüren Sie die Spannung in Ihrer Hand und halten Sie diese, zählen Sie dabei langsam bis fünfzehn, und schließen Sie so lang die Augen. Dann lösen Sie die Hand langsam. Sie spüren, wie das Blut wieder besser fließt, die Hand wieder lockerer wird, sich wieder bewegen lässt.
Stellen Sie sich nun vor, Sie hielten Ihre Hand stunden-, ja monatelang ständig zur Faust geballt. Was würde dann aus Ihrer Hand werden? Wie würde sie sich anfühlen? Könnten Sie damit einen feinen Pinselstrich ziehen? Mit chronisch angespannten Muskeln im Becken passiert nichts anderes: Sie schmerzen, lassen sich nicht mehr gut bewegen, sind schlecht durchblutet und beeinträchtigen die Funktionen der Organe und Strukturen, in die sie eingebettet sind.
Verspannungen können überall in den Muskeln und Bindegeweben oder Faszien des Körpers entstehen. Jeder kennt das: Nach einem langen Tag am Schreibtisch mit angespanntem Nacken tun Kopf und Schultern weh und fühlen sich verspannt an. Dann bewegen wir uns ein bisschen, kreisen mit den Schultern, lassen uns von unserem Liebsten den Nacken massieren, und alles ist wieder gut. Nicht so, wenn die Anspannungen andauern, sich nicht mehr lösen, dann entstehen aus chronischer Anspannung chronische Beschwerden. Das kann im Becken genauso passieren wie woanders im Körper. Nur: Was genau schmerzt eigentlich bei Verspannungen? Und wie entstehen diese Schmerzen?
Muskeln
Muskeln brauchen wir, um uns zu bewegen, Wärme zu erzeugen, zu atmen und so weiter. Ein Muskel besteht aus einzelnen Fasern, wie jeder weiß, der schon mal etwas davon zwischen den Zähnen stecken hatte, nachdem er ein Stück Fleisch gegessen hat. Diese Strukturen kann man noch mit dem bloßen Auge erkennen. In den Fasern finden wir kleinere Fäserchen, und das geht dann immer so weiter bis zur kleinsten Einheit, dem Sarkomer, das kann man nur noch im Mikroskop erkennen. Millionen davon müssen sich zusammenziehen, um die Seite eines Buchs umzublättern oder Wasser zu lassen. Wenn sich winzige oder größere Faseranteile in einem dauerhaft angespannten Muskel nicht mehr entspannen können, entstehen druckschmerzhafte Punkte, man nennt sie wie gesagt auch »Triggerpunkte« oder »Myogelosen« (siehe die Abbildung). Es sind winzige oder größere Faseranteile von dauerhaft verkrampften und verkürzten Muskeln, die sich nicht mehr entspannen können. Sie können in den äußeren Muskeln des Körpers oder innen im Becken auftreten.
Abbildung 1: Triggerpunkte in einem verspannten Muskel
Man sieht die kleinen Knötchen, die verdickten Stellen mit den Triggerpunkten. Die Fasern bleiben dann an dieser Stelle zusammengezogen und verlieren ihre Fähigkeit, sich wieder lang zu machen und glatt zu werden, so wie die Nachbarfasern. Meist gibt es in einem verspannten Muskel mehrere oder viele solcher Punkte.
Die kleinen verkrampften Stellen haben Folgen für das umliegende Gewebe: Eine davon ist, dass sich in der Region der Druck im Gewebe erhöht. Außerdem verlieren steife Fäserchen ihre Funktion als Minipumpe, die normalerweise dafür sorgt, dass Blut durch die kleinen Kapillargefäße fließen kann. Dadurch wird die Versorgung der Zellen mit Sauerstoff und Nahrung behindert. Doch nicht nur die Zufuhr ist erschwert, auch der Abfall aus den Zellen wird nicht mehr richtig entsorgt. Diese Veränderungen lösen Schmerzreize aus. Meist sitzt der Schmerz an dem Ort, an dem ein Triggerpunkt sitzt, oder irgendwo in der Nähe. Sie lösen aber nicht nur Schmerzen aus, wenn man darauf drückt, das könnte man ja vielleicht noch vermeiden. Leider tun sie auch ganz von allein weh, und sie schmerzen ebenfalls, wenn man versucht, den verspannten Muskel zu bewegen.
Letzteres kompensiert der Mensch, ob er will oder nicht, indem er die schmerzauslösende Bewegung meidet, was zwar natürlich ist, aber den Muskel immer steifer macht. Dieses Verhalten spiegelt sich in einer Schonhaltung wider. Schonhaltungen führen dazu, dass andere Muskeln mehr Arbeit bekommen, als ihnen guttut, sodass sie ebenfalls in Überlastung geraten und schmerzen, wodurch es leider sogar an ganz anderen Stellen anfängt wehzutun. Für Beschwerden im Bereich des Beckens und des Beckenbodens können verschiedene Muskeln in Betracht kommen, äußere Muskeln des Bauchs und der Hüften genauso wie innerhalb des Beckenbodens und der Beckenwände.
Bindegewebe und Faszien
Bindegewebe ist eine Gewebeart, die in vielen Regionen und Varianten im Körper vorkommt. Heute wird vielfach der Ausdruck »Faszie« verwandt, wenn damit das Bindegewebe im Bereich der Körperfunktion Bewegung gemeint ist (vom lateinischen fascia für »Binde, Streifen, Bandage«). In diesem Buch verwenden wir den Begriff »Bindegewebe« analog zum Begriff »Faszien«. Beide sind erst in jüngerer Zeit Gegenstand der wissenschaftlichen Betrachtung geworden. Zahlreiche Veröffentlichungen verweisen auf seine Rolle bei der Entstehung von Schmerzen und bei der Bewegung (Guimberteau und Armstrong 2016; Pohl 2010; Stecco und Stecco 2016).
Muskeln sind nicht denkbar ohne Bindegewebe und Faszien, sie würden ohne diese Strukturen auseinanderfließen und könnten keine Fasern und Fäserchen bilden. Ähnlich, wie eine Orange nur ihre charakteristischen Schnitze und Fasern des Fruchtfleischs bekommt, weil sie durch feines und weniger feines Bindegewebe in einzelne Strukturen unterteilt und zusammengehalten wird, ist es auch mit den Muskeln und dem Bindegewebe.
Abbildung 2: Arbeitseinheit Faszien (Bindegewebe) und Muskeln (©fascialnet.com)
In der Abbildung können Sie die rosa Muskelfasern und die weißen Faszien und Bindegewebe erkennen. Beide bilden zusammen eine Arbeitseinheit. Sie können auch sehen, wie der ganze Muskel außen umhüllt ist von Bindegewebe, das sich schließlich zu einer Sehne verdichtet, die zum Knochen läuft. So werden Kräfte übertragen von den Muskeln zu den Knochen, die Bewegung ermöglichen. Dachte man früher, dass nur die Sehnen die Kraft aus den Muskeln auf die Knochen übertragen, weiß man heute, dass das Bindegewebe hier eine viel größere Rolle spielt und dass einige Muskeln hauptsächlich über Faszien funktionieren.
Bindegewebe ist elastisch, kann sich anpassen, kann Kräfte übertragen und ermöglicht das Gleiten der einzelnen Schichten und Strukturen im Körper. Jedes Organ, auch die im Becken, sind von Bindegewebe umhüllt. Seine Dehnbarkeit sorgt zum Beispiel dafür, dass die Blase sich weiten und zusammenziehen kann, je nachdem, wie gefüllt sie ist. Die Bänder, mit denen die Beckenorgane flexibel aufgehängt sind, bestehen ebenfalls daraus.
Bindegewebe besteht aus Flüssigkeit, Zellen und Fasern, die auf mikroskopischer Ebene gitternetzartige Strukturen bilden. Man kann es sich vorstellen wie ein allumfassendes Netz, das die einzelnen Strukturen des Körpers miteinander verbindet, und zwar von den Tiefen der Organe und Knochen über die Muskeln bis an die Körperoberfläche unter der Haut.
Es enthält eine große Menge verschiedener Rezeptoren, die fortlaufend Reize aufnehmen. Über Nerven werden diese Reize an die Zentrale, also das Gehirn, weitergeleitet. Es gibt Rezeptoren für Wärme, Kälte, Streicheln, Druck, Schmerz, Juckreiz und so weiter. Damit aber unser Gehirn weiß, ob wir unser Bein gerade gestreckt haben oder gebeugt (ohne hinzusehen), haben wir die Propriozeption. Das Zungenbrecherwort meint die innere Körperwahrnehmung. Dieses Sinnesorgan funktioniert den ganzen Tag, ohne dass wir uns dessen bewusst sind. Schon wenn wir aufwachen, spüren wir, dass wir auf dem Bauch liegen und den Kopf nach rechts gedreht haben, es warm unter der Decke ist, und das verdanken wir ebendieser Propriozeption.
Alle diese Wahrnehmungen nehmen wir mit den Rezeptoren in unseren Bindegeweben von Haut, Muskeln und Gelenken auf. Bindegewebe und Muskeln zusammen machen ungefähr 40 bis 50 Prozent unseres gesamten Körpergewichts aus. Das ist eine ganze Menge, und gemessen daran haben sie in der Medizin lange Zeit wenig Aufmerksamkeit bekommen.
Wie die Muskeln kann sich auch Bindegewebe zum Schlechten verändern. So hat man festgestellt, dass sich Faszien bei Stress und Entzündung und Verletzung zusammenziehen können (Guimberteau und Armstrong 2016). Hält dieser Zustand an, nennen die einen das »Verfilzung«, die anderen »Verklebung«, wieder andere sagen, es sei verspannt. Das spielt für uns in diesem Buch weniger eine Rolle. Auf jeden Fall fühlt es sich...
Erscheint lt. Verlag | 27.8.2020 |
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Reihe/Serie | Pohltherapie - Schmerzen körpertherapeutisch selbst behandeln | Pohltherapie - Schmerzen körpertherapeutisch selbst behandeln |
Verlagsort | München |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Sachbuch/Ratgeber ► Gesundheit / Leben / Psychologie ► Alternative Heilverfahren |
Schlagworte | Afterkrämpfe • Alternative Heilmethoden • Beckenboden • Beckenbodenprobleme • Beckenbodenschmerzen • Beckenschmerzen • Blase • Blasenentzündung • Blasenentzündung Buch • Blasenprobleme • Blasenschmerzen • CPPS • diffuse Beckenschmerzen • Erektionsstörungen • Faszien • Ganzheitliche Gesundheit • Ganzheitlich gesund • genitale Schmerzen • Gesäßschmerz • Hämorrhoiden • Harndrang • Harnröhrenschmerzen • Helga Pohl • Hüftschmerzen • Impotenz • Inkontinenz • Muskelverspannungen • nächtlicher Harndrang • peinliche Schmerzen • Pohltherapie • Pohl-Therapie • Probleme beim Stuhlgang • Probleme beim Wasserlassen • Prostatitis • Pudendusneuralgie • Ratgeber Gesundheit • Rektalschmerz • Renate Bruckmann • Schambeinschmerzen • Schmerzen beim Sex • Schmerzen im Unterbauch • Schmerztherapeuten • Schmerztherapie • Selbsthilfe bei Schmerzen • Sensomotorische Körpertherapie • Sitzbeschwerden • steißbeinschmerzen • Unterbauchschmerzen • Vaginismus • verminderte Libido • Vulvodynie |
ISBN-10 | 3-426-45910-8 / 3426459108 |
ISBN-13 | 978-3-426-45910-2 / 9783426459102 |
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Größe: 4,9 MB
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