Der Weg der Achtsamkeit (eBook)

Bewusstheit und Meditation im täglichen Leben
eBook Download: EPUB
2020 | 2. Auflage
272 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7519-4779-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Der Weg der Achtsamkeit -  Maren Schneider
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Der buddhistische Weg zu mehr Gelassenheit und Ruhe. Sich selbst bewusst wahrnehmen und das Leben aktiv gestalten: Achtsamkeit hilft sich auf den gegenwärtigen Moment - das Hier und Jetzt - wieder bewusster einzulassen. Die deutsche Achtsamkeitsexpertin Maren Schneider zeigt, wie Bewusstheit, Meditation und Körperarbeit dazu beitragen, Stress zu bewältigen und sich wieder mehr auf das Wesentliche zu besinnen. Eine fundierte und praxisorientierte Einführung mit vielen wertvollen Übungen für den Alltag. Aktualisierte Neuauflage des erfolgreichen Klassikers. Mit Gratis-Online-Meditations-Kurs

Maren Schneider (geb. 1971 in Unna) ist Heilpraktikerin für Psychotherapie und ausgebildete Lehrerin für Stressbewältigung durch Achtsamkeit (MBSR) und für Achtsamkeitsbasierte Kognitive Therapie (MBCT). Sie absolvierte ihre Ausbildungen u. a. bei Linda Myoki Lehrhaupt, Jon Kabat-Zinn und Mark Williams. Die Basis ihrer Arbeit bildet ihr langjähriges Studium und intensive Praxis des Buddha-Dharma. 2006 erhielt sie die Erlaubnis, die Grundlagen des buddhistischen Weges alltagsbezogen zu vermitteln. Ihre tiefe Beschäftigung mit den Zyklen der Natur und des Lebens sowie altüberliefertes Heilwissen ergänzen ihre Arbeit.

Die acht Punkte
der Achtsamkeit


Im Folgenden möchte ich anhand von acht Orientierungspunkten zeigen, wie wir unser alltägliches Leben an der Achtsamkeit ausrichten können.

Kleiner Tipp: Schreiben Sie die jeweiligen Punkte mit den für Sie wichtigsten Schlüsselsätzen auf ein Blatt Papier und heften Sie es gut erkennbar an Ihre Kühlschranktür, über Ihren Arbeitsplatz oder wo auch immer Sie es gut sehen können. Dies erleichtert Ihnen, Ihre achtsame Haltung im Alltag aufrecht zu erhalten.

1. Wertneutralität


Ein prägendes Merkmal der Achtsamkeit ist die Wertneutralität. Aber warum ist es förderlich, die Dinge, Situationen, Menschen und uns selbst so wertneutral wie möglich zu betrachten? Unser Hirn bewertet doch in der Regel automatisch? Blitzschnell werden Menschen oder Situationen in angenehm oder unangenehm, Gefahr oder Entwarnung kategorisiert. Dies ist ein Mechanismus, den die Natur uns mitgegeben hat, um unser Überleben zu sichern. In der Regel läuft dieser Prozess so schnell ab, dass er uns kaum bewusst wird. Ob wir Achtsamkeit praktizieren oder nicht, wir müssen laufend Entscheidungen in unserem Leben treffen. Objektivität, also Wertneutralität, kann uns hier sehr helfen. Objektivität können wir als größtmögliche Offenheit der Wirklichkeit gegenüber bezeichnen. Doch was ist Wirklichkeit überhaupt? Eine interessante Frage. Jeder von uns hat seine eigene Wirklichkeit, also seine eigene Wahrnehmung. Diese Wahrnehmung wird unter anderem geprägt durch Erziehung, Erfahrungen, Meinungen, Ängste, Hoffnungen, Wünsche und den Empfindungen von Zuneigung und Abneigung. Wir sehen die Wirklichkeit, das, was objektiv da ist, stets durch den Filter dieser Konditionierungen. Dieser Filter verhindert, dass wir mit der Wirklichkeit in unmittelbaren Kontakt treten.

Bewerten kann man auch als Schubladendenken bezeichnen. Das Problem beim Schubladendenken ist, dass das Objekt, welches einmal in der Schublade liegt, selten wieder den Weg nach draußen antreten kann. Einmal Schublade, immer Schublade. Dieses Denken entspringt in der Regel unserer Gewohnheit, teilweise recht unreflektiert und schablonenhaft zu denken und zu handeln, und unserem Wunsch nach Sicherheit. Klassifikation/Bewertung ist für uns eine Form von Sicherheit. Bewerten wir, wissen wir, woran wir sind, und haben eine vermeintliche Klarheit bezüglich der Person oder Gegebenheit. Das schützt uns. Jedoch nur vermeintlich. Was für uns auf der einen Seite Sicherheit bedeutet, schneidet uns auf der anderen Seite von der Wirklichkeit und dem Potenzial, das in allem vorhanden ist, ab. Ich möchte Ihnen dazu eine kleine Geschichte erzählen, die mir vor einigen Jahren passiert ist. Damals habe ich sehr intensiv Kampfsport betrieben. Während eines Trainings kam ein neuer Teilnehmer in den Raum, breitschultrig mit groben Gesichtszügen. Mein erster Gedanke war: Der frisst auch kleine Kinder, und ich gab ihm daraufhin nicht die kleinste Chance, mit mir in Kontakt zu treten. Ein halbes Jahr später musste ich ihn aber in meinem Auto mitnehmen, damit er mich durch das Einbahnstraßenlabyrinth von Köln navigierte, und siehe da, ich hatte mich gründlich in ihm getäuscht. Trotz seines groben Äußeren hatte er eine ganz sanfte Stimme. Damit noch nicht genug. Zu meinem Entzücken und größten Erstaunen sang er im Auto für mich eine brasilianische Ballade, denn er war Musiker und Poet. Ab diesem Zeitpunkt ging ich zu seinen Konzerten und lauschte hingerissen seiner Stimme und seinem Gitarrespiel. Dieses Erlebnis hat mich Offenheit gelehrt. Trotzdem wechsle ich nachts die Straßenseite, wenn mir jemand entgegenkommt, der mir nicht ganz geheuer ist. Achtsamkeit zu praktizieren bedeutet nämlich auch, der Situation angemessen zu agieren und den gesunden Menschenverstand zu gebrauchen.

Achtsamkeit bedeutet gewahr sein, mit dem sein, was ist, und das in voller Bewusstheit. Natürlich werden Bewertungen, Wünsche, Hoffnungen oder Befürchtungen in unserem Geist auftauchen, das ist ganz normal. Es geht darum, die Bewertungen als geistige Bewegungen wahrzunehmen. Dann haben wir die Möglichkeit, statt blind zu reagieren, bewusst zu agieren. Und das ist ein entscheidender Unterschied. Erst wenn wir wahrnehmen, dass wir einen Menschen oder eine Situation in eine Schublade stecken, können wir die Schublade wieder öffnen und der alten Gewohnheit widerstehen, uns von unseren Bewertungen leiten zu lassen. Mit diesem Gewahrsein und der Entscheidung zur Offenheit haben wir die Chance, der Wirklichkeit näher zu kommen. Entscheidungen fällen wir dann auf Basis dieser Offenheit, statt aus Angst, schlechter Erfahrung, Druck oder gesellschaftlichen Konventionen. Wir werden autonom und unabhängig, nicht nur von anderen, sondern auch von unseren diffusen Gedanken, Bewertungen und Gefühlen.

Zum Thema Bewertungen noch eine kleine Geschichte, die ich sehr passend finde:

Es war einmal ein Mann, der hatte ein schönes Pferd. Eines Tages lief dieses Pferd weg. Die Menschen des Dorfes nahmen Anteil an diesem Unglück, doch der Alte schüttelte nur den Kopf und sagte: „Ist es Glück, ist es Pech, wer weiß es schon!“

Eines Tages kam das Pferd zurück und brachte eine ganze Herde schöner Wildpferde mit. Die Dorfbewohner beglückwünschten den alten Mann zu dieser Wendung des Schicksals. Der Mann erwiderte: „Ist es Glück, ist es Pech, wer weiß es schon!“

Sein Sohn bestieg ein schönes, wildes Pferd, um es zu zähmen. Er wurde abgeworfen und brach sich ein Bein. Die Dorfbewohner liefen zum alten Mann und beklagten sein Unglück. Der alte Mann erwiderte: „Ist es Glück, ist es Pech, wer weiß es schon!“

Eines Tages kamen Soldaten in das Dorf und zogen alle gesunden und wehrfähigen Männer ein, nur der Sohn des alten Mannes blieb wegen des gebrochenen Beines zu Hause ...

... Ist es Glück, ist es Pech ...wer weiß das schon.

Nicht bewerten bedeutet also, so unvoreingenommen wie möglich zu bleiben, frei von eigenen Interpretationen. Es ist die Haltung eines wertneutralen Beobachters, der lediglich die Dinge, die geschehen, betrachtet, ohne auf sie mit irgendeiner Form von Aktivität zu reagieren. So bleiben die Dinge frei und beweglich und können sich in ihrem je eigenen Potenzial entfalten.

2. Geduld


„Liebe mich!“ möchte ich Dir sagen und weiß doch, dass keine Knospe sich öffnet, stehe ich vor ihr und befehle „Blühe!“

Kristiane Allert-Wybranietz

Geduld gehört für gewöhnlich nicht unbedingt zu unseren Stärken. Manche meinen, geduldig zu sein, verbinden damit jedoch meist eher ein Durchhalten als wirkliche Geduld. Was ist die Qualität wahrer Geduld? Denken Sie an eine Situation, in der Sie nichts aus der Ruhe bringen konnte, was auch immer passierte. Wie haben Sie sich gefühlt? Angespannt oder entspannt? Wahre Geduld macht sich durch ein Gefühl der Entspannung bemerkbar und ist ein vollkommen unmanipulativer Zustand. Geduld bedeutet, den Dingen die Zeit zu geben, die sie wirklich benötigen. Es ist eine Art tiefes, inneres Wissen um die eigene Zeit der Dinge. Zu wissen, dass das Gras einfach nicht schneller wächst, auch wenn wir daran ziehen.

Sie haben bestimmt selbst schon einmal erlebt, dass sich manche Dinge einfach unserem Willen entziehen, trotz größter Anstrengung. Trotzdem versuchen wir, sie irgendwie unter unsere Kontrolle zu bringen. Doch es klappt nicht, und wir raufen uns die Haare, fluchen oder ziehen uns erschöpft zurück. Es fühlt sich an, als würden wir dauernd vor eine Wand laufen. Ob es sich nun um ein berufliches Projekt handelt oder eine Angelegenheit im privaten Bereich, ist dabei vollkommen gleich. Solche Kontrollversuche rauben uns sehr viel Energie. Geduld ist ein Energiesparmodus – einfach dadurch, dass wir die Zeit und auch den Raum, den Menschen, Dinge, Projekte und auch wir selbst brauchen, anerkennen, wahren und respektieren, so dass sich die Dinge in ihrer je eigenen Zeit entwickeln können. Auf diese Weise entsteht ein Fließen mit den Dingen des Lebens und wir können aus unserem ständigen Kampf mit den Widrigkeiten des Lebens aussteigen. Wäre das nicht entspannend? Es liegt an uns, wie wir mit Situationen umgehen. Nehmen wir beispielsweise etwas ganz Alltägliches: Sie stecken im Stau fest. Sie haben jetzt zwei Möglichkeiten: 1. sich aufregen – davon geht der Stau auch nicht weg – oder 2. sich entspannen. So oder so werden Sie später als erwartet am Zielort eintreffen. Sie können zwar nicht die Dauer des Staus beeinflussen, sehr wohl aber Ihre eigene Gemüts- und Energieverfassung. Angewandte Achtsamkeit würde hier bedeuten der Wahrheit ins Gesicht sehen: Sie haben keinen Helikopter, und es dauert so lange, wie es eben dauert. Entscheiden Sie sich, wie Sie die Zeit nutzen wollen: in Aufregung und Anspannung oder in Geduld und Entspannung. Was erscheint Ihnen sinnvoller? Entscheiden Sie sich, die Zeit mit dem Energiesparmodus Geduld und Entspannung zu nutzen, dann lehnen Sie sich zurück, betrachten Ihre Umgebung, beginnen ganz bewusst Ihrem Atem zu folgen, hören Musik oder...

Erscheint lt. Verlag 8.7.2020
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Gesundheit / Leben / Psychologie Lebenshilfe / Lebensführung
Schlagworte Achtsamkeit • Buddhismus • MBSR • Meditation • Stressreduktion
ISBN-10 3-7519-4779-5 / 3751947795
ISBN-13 978-3-7519-4779-4 / 9783751947794
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