Gott wohnt in deinem Alltag (eBook)

Entdecke das Heilige im Alltäglichen.
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2020 | 1. Auflage
192 Seiten
Gerth Medien (Verlag)
978-3-96122-454-8 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Gott wohnt in deinem Alltag -  Tish Harrison Warren
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Mitten in der Routine des Alltags lässt sich Gottes Gegenwart entdecken und erfahren. Tish Harrison Warren zeigt, von welchen geistlichen Übungen und Gewohnheiten wir uns prägen lassen können. Jedes Kapitel beleuchtet eine kleine, scheinbar bedeutungslose Routine. Ob es darum geht, das Bett zu machen, die Zähne zu putzen oder verlegte Schlüssel zu suchen - jede dieser Situationen kann ein wunderbares Sinnbild für eine geistliche Übung sein, die den Glauben stärkt. Dieses wertvolle Buch eröffnet einen praktischen Weg, Kraft aus dem Glauben zu schöpfen und im Alltag zu leben.

Tish Harrison Warren hat einige Jahre als Pfarrerin und Seelsorgerin an verschiedenen Universitäten gearbeitet, bevor sie Pfarrerin einer Anglikanischen Kirchengemeinde im US-Bundesstaat Pennsylvania wurde. Sie schreibt regelmäßig für verschiedene Magazine.

Tish Harrison Warren hat einige Jahre als Pfarrerin und Seelsorgerin an verschiedenen Universitäten gearbeitet, bevor sie Pfarrerin einer Anglikanischen Kirchengemeinde im US-Bundesstaat Pennsylvania wurde. Sie schreibt regelmäßig für verschiedene Magazine.

1

Aufwachen

Getauft – lernen, dass wir geliebt sind

Ich wache nur langsam auf. Auch wenn der Tag verlangt, dass ich rasch mobil bin – wenn meine Kinder quietschfidel in mein Bett springen oder mein Wecker rasselt –, liege ich erst einmal ein paar Sekunden still. Ich bin noch benommen, die Gedanken schwerfällig, und muss mich orientieren. Und dann dämmern mir – langsam – die Pläne, die ich machen muss, und die Ziele für den Tag. Aber in diesen ersten kostbaren Sekunden, in der noch nachtschweren Phase vor dem Aufwachen, bevor die Aufgaben beginnen, bevor ich mich ins Spiel einklinke, begrüßt mich erneut die Wahrheit darüber, wer ich im innersten Kern meines Wesens bin.

Wir mögen Kinder sein oder Staatsoberhäupter, aber wir sitzen alle für einen Moment mit zerzaustem Haar und schlechtem Atem im Schlafanzug auf der Bettkante, gähnen und tasten uns dem Tag entgegen. Schon bald schlüpfen wir in unsere Rollen als Mütter, Geschäftsleute, Studenten, Freunde, Staatsbürger. Wir sind konservativ oder liberal, reich oder arm, ernst oder zynisch, heiter-beschwingt oder bedächtig. Aber in den ersten Momenten nach dem Aufwachen sind wir einfach nur Menschen, wenig beeindruckend, verletzlich, gerade neu in den Tag hineingeboren, und blinzeln ins Licht, an das die Pupillen sich erst gewöhnen müssen, während unser Hirn langsam zum Bewusstsein erwacht.

Ich versuche immer, noch ein wenig länger im Bett zu bleiben. Mein Körper ist hungrig nach Schlaf: „Nur noch ein paar Minuten!“

Aber nicht nur nach Schlaf hungere ich – es ist vielmehr dieses Niemandsland, dieses Schwellenbewusstsein, in dem es so behaglich ist, wo ich noch nicht bereitstehe für die Anforderungen, die auf mich warten. Ich möchte mich den Kämpfen – klein oder groß – noch nicht stellen, die heute vor mir liegen. Ich möchte noch in keine Rolle schlüpfen. Ich möchte nur noch ein klein bisschen länger unter meiner kuscheligen Decke liegen.

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Es ist bemerkenswert. Als Gott, der Vater, bei der Taufe von Jesus erklärt: „Dies ist mein geliebter Sohn, über den ich mich von Herzen freue“, geschieht dies zu einem Zeitpunkt, an dem Jesus noch nicht viel getan hat, was irgendjemanden beeindruckt hätte. Er hat noch niemanden geheilt und auch noch nicht den Versuchungen des Widersachers widerstanden. Er ist noch nicht gekreuzigt worden und auferstanden. Es würde doch viel mehr Sinn ergeben, wenn die stolze Ansage des Vaters auf etwas Grandioses und Ruhmreiches folgte – im Moment des Triumphs nach der Speisung einer großen Menschenmenge oder nach der Auferweckung des Lazarus.

Aber nachdem wir kurz von der Geburt Jesu und einer knappen Episode seiner Kindheit hören, finden wir ihn bald als Erwachsenen am Ufer des Jordan. Er ist einer in der Menge, die Augen vor der blendenden Sonne zusammengekniffen, Sand zwischen den Zehen.

Der Einzige, der würdig ist, Anbetung, Ruhm und Lobpreis zu empfangen, lebt Jahrzehnte in der Verborgenheit und Gewöhnlichkeit. Als wäre die Menschwerdung von Jesus Christus an sich nicht schon unfassbar genug, verbringt der Mensch gewordene Gott seine Tage still, unauffällig; als Mensch, der zur Arbeit geht, der müde wird und der mit ganz gewöhnlichen Menschen durchs Land wandert.

Als Mensch wie jeder andere steigt Jesus aus dem Wasser, nass, das Haar zerzaust. Und plötzlich taucht der Geist Gottes auf, und das tiefe Geheimnis des Universums hallt durch die Luft: Dies ist der Sohn Gottes, der Sohn, den der Vater liebt, an dem er seine Freude hat.

Jesus wird zuerst in die Wüste geschickt und anschließend beginnt er sein öffentliches Wirken. Aber die Sendung beginnt mit einer öffentlichen Erklärung der Liebe des Vaters.

Jesus ist der ewig vom Vater Geliebte. Und aus dieser Identität als geliebter Sohn ergibt sich alles, was er tut. Er liebt die Menschen, heilt, predigt, lehrt, tadelt und erlöst die Menschheit – all das nicht, um die Anerkennung des Vaters zu gewinnen, sondern aus seiner tief verwurzelten Gewissheit, dass der Vater ihn liebt.

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Die Taufe ist das erste Wort der Gnade, das die Kirche über uns ausspricht.

In meiner Tradition, der anglikanischen Kirche, taufen wir Säuglinge. Bevor ihr Verstand begreifen kann, wer Christus ist, bevor sie sich zu einem Glauben bekennen können, bevor sie sitzen, aufs Klo gehen oder irgendetwas Sinnvolles zum Gemeindeleben beitragen können, wird ihnen Gottes Gnade zugesagt, und sie werden als Teil der Gemeinde angenommen. Sie gelten als zu Gott gehörig, bevor sie selbst irgendetwas vorzuweisen haben.

Als meine Töchter getauft wurden, haben wir groß gefeiert, mit Kuchen und Sekt. Mit der ganzen Gemeinde haben wir über dem Täufling gesungen: „Jesus liebt mich ganz gewiss.“ Es war eine Proklamation: Bevor du es weißt, bevor du es bezweifelst, bevor du es bekennst, bevor du es dir vorsingen kannst, bist du von Gott geliebt, nicht aufgrund deines eigenen Bemühens, sondern aufgrund dessen, was Christus für dich getan hat. Wir sind schwach, aber er ist stark.

In vielen liturgisch geprägten Kirchen steht das Taufbecken direkt im Eingangsbereich der Kirche. Die Menschen, die den Gottesdienst besuchen, gehen daran vorbei – ein Symbol dafür, dass die Taufe der Eintritt ins Volk Gottes ist. Es erinnert uns daran, dass wir, noch bevor wir beten oder uns auch nur dazu hinsetzen können, gekennzeichnet sind als Menschen, die zu Jesus gehören. Allein durch seine Gnade. Es erinnert uns daran, dass wir hineingenommen sind in die gute Nachricht des Evangeliums, die wir als Geschenk von Gott und von den Glaubenden, die uns vorangingen, empfangen haben.

Wenn die Gottesdienstbesucher die Kirche betreten und am Taufbecken vorbeikommen, tauchen sie einen Finger hinein und machen das Kreuzzeichen. Die Geste ist ein Akt der Erinnerung – Erinnerung an die eigene Taufe und ein Sich-bewusst-Machen, dass sie durch das, was Jesus für sie getan hat, geliebt und angenommen sind. Als meine älteste Tochter noch sehr klein war, habe ich sie zum Taufbecken hochgehoben, damit sie den Finger ins Wasser stecken konnte. „Du bist getauft!“, habe ich ihr zugeflüstert. Sie kannte weder die Worte der Liturgie noch verstand sie etwas von der Theologie der Sakramente, aber diese ganz körperliche Erfahrung – das massive Taufbecken, das kühle Wasser an ihrer Hand – war ihr erster Zugang zum Gottesdienst.

Der lutherische Theologe Martin Marty hat Martin Luthers Empfehlung wieder ins Bewusstsein gerufen, jeden Tag mit dem Kreuzzeichen als Symbol für die Taufe zu beginnen.1 Die Kirchenhistorikerin und Autorin Dorothy Bass erklärt diese Praxis folgendermaßen: „Für Christen verkörpert die Taufe, von der Sünde von gestern befreit zu sein und Verheißungen für morgen zu empfangen: Im Untertauchen wird der alte Mensch mit Christus in den Tod gegeben; mit dem Auftauchen aus dem Wasser ist der Mensch neu geworden und mit dem auferstandenen Christus verbunden.“ Martin Luther hat gesagt, jeder Christ solle die Taufe verstehen „als das Alltagsgewand, das wir allezeit tragen sollen“.2

So, wie wir uns an unsere Taufe erinnern, wenn wir die Kirche betreten, sollten wir jeden neuen Tag beginnen. Martin Marty beginnt den Tag mit dem Kreuzzeichen – er nennt es sein „Gebet ohne Worte“. Er erinnert sich daran, dass alles Vergangene vergeben ist und dass es für alles, was vor ihm liegt, Gnade genug gibt.3

Ich war ungefähr sechs Jahre alt, als ich in einer kleinen Kirche in einer Kleinstadt in Texas getauft wurde. Ich erinnere mich kaum daran. Woran ich mich erinnere – ich glaube zumindest, dass es eine Erinnerung ist –, ist das komische Gefühl, als mein langes Gewand sich im warmen Wasser aufbauschte; ich weiß noch, dass ich hinterher die Umarmungen und die Aufmerksamkeit von den Erwachsenen genossen habe und dass ich begeistert war, dass ich in der Kirche jetzt auch Traubensaft trinken durfte. Und ich erinnere mich an ein altes Album mit Fotos von einer sehr kleinen Tish mit nassen Haaren und einem schiefen Lächeln vor einem niedrigen Backsteingebäude mit Turm.

Von unserem ersten wachen Augenblick an sind wir mit einer Identität gezeichnet, die uns die Gnade schenkt. Eine Identität, die tiefer und realer ist als jede Rolle, in die wir an diesem Tag schlüpfen werden.

Wenn ich sage, wir sollen uns an unsere Taufe erinnern, heißt das natürlich nicht, dass ich alle Einzelheiten eines Ereignisses in meinem Leben wachrufen soll, an das ich mich kaum noch erinnern kann. Was ich mir aber bewusst mache, ist, dass es einen Sonntagmorgen gab, an dem ich „im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen...

Erscheint lt. Verlag 21.8.2020
Übersetzer Renate Hübsch
Verlagsort Asslar
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Gesundheit / Leben / Psychologie Lebenshilfe / Lebensführung
Schlagworte Ausruhen • eBook • Heilig • Judentum • Kultur • Nachfolge • Nähe • Rituale • Schlafen • Suche
ISBN-10 3-96122-454-4 / 3961224544
ISBN-13 978-3-96122-454-8 / 9783961224548
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