Preußen (eBook)

Geschichte eines Königreichs

(Autor)

eBook Download: EPUB
2020
384 Seiten
Piper ebooks (Verlag)
978-3-492-97704-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Preußen - Uwe A. Oster
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Uwe A. Oster nimmt uns mit auf eine historische Reise in das alte Preußen: Vom barocken König Friedrich I., unter dem das Herzogtum Preußen 1701 zum Königreich erhoben wurde, bis hin zum letzten preußischen König und späteren deutschen Kaiser Wilhelm I. reicht der Bogen, den Oster spannt. Fesselnd und anschaulich erzählt er von einer Epoche, die Deutschland bis heute beeinflusst - im Guten wie im Schlechten.

Uwe A. Oster, geboren 1964, ist stellvertretender Chefredakteur des Geschichtsmagazins »Damals« und hat zahlreiche Bücher geschrieben. Sein besonderes Interesse gilt der preußischen Geschichte; u. a. veröffentlichte er die Bücher »Wilhelmine von Bayreuth. Das Leben der Schwester Friedrichs des Großen«, »Der preußische Apoll. Prinz Louis Ferdinand von Preußen« und »Preußen. Geschichte eines Königreichs«.

Eine Krone für die Streusandbüchse


Friedrich III./I. (1688/1701–1712)

Der Kaiser sollte die Minister hängen lassen, die ihm einen solchen Rat gegeben haben.«[7] Das soll die spontane Reaktion des Prinzen Eugen von Savoyen gewesen sein, nachdem er von der Zustimmung Kaiser Leopolds I. zu einer möglichen preußischen Königswürde gehört hatte. Der erfahrene Feldherr und Politiker sah voraus, welche Folgen diese Rangerhebung eines protestantischen Fürsten für das katholische Kaiserhaus haben konnte.

Die Königswürde für sein Haus war der große Traum Kurfürst Friedrichs III. von Brandenburg. Sein Enkel Friedrich der Große gab sich in seinen »Denkwürdigkeiten zur Geschichte des Hauses Brandenburg« keine Mühe, die schlechte Meinung, die er von seinem Großvater hatte, höflich zu verschleiern. Nur das Äußere an der Königswürde habe ihm geschmeichelt, »der Prunk der Repräsentation und eine gewisse verkehrte Eigenliebe«. Die Königskrone sei für ihn nur »ein Werk der Eitelkeit« gewesen.[8] Das Urteil ist ungerecht: Ja – Friedrich III. war eitel, und der königliche Glanz, den ihm die Krone bescherte, schmeichelte dieser Eitelkeit. Dass er prächtige Hoffeste liebte, auf denen er diesen neuen Rang inszenieren konnte, war aber nicht nur der persönlichen Eitelkeit geschuldet. Friedrich der Große hatte kein Verständnis mehr für ein Zeitalter, das auf solche Inszenierungen der Macht – sei es durch eine Krone, prunkvolle Feste oder monumentale Schlösser – nicht verzichten konnte und im Falle Friedrichs III. auch nicht verzichten wollte. Wer im Barock Macht hatte, musste diese zeigen – wer keine Macht zur Schau stellen konnte, der hatte ganz offensichtlich auch keine.

Es waren darüber hinaus aber ganz realpolitische Gründe, die Friedrich III. so unbeirrt an seinem Traum von der Königskrone festhalten ließen. Heute erscheint es uns selbstverständlich, dass mit »Preußen« das gesamte Gebiet des späteren Königreichs gemeint ist. Doch davon konnte 1688, als Friedrich III. die Regierung antrat, noch lange keine Rede sein. Das Namen gebende Herzogtum Preußen mit der Hauptstadt Königsberg erstreckte sich ursprünglich nur von der Memel im Norden bis Tannenberg im Süden und entsprach in seiner Ausdehnung in etwa dem später so bezeichneten Ostpreußen. Bis 1525 hatte in diesem Gebiet der Deutsche Orden geherrscht: Den Kreuzrittern war 1226 von dem Stauferkaiser Friedrich II. der Kampf gegen die damals noch heidnischen Pruzzen, von denen sich der Name Preußen ableitet, übertragen worden; deren Land ging nach der Eroberung als souveränes Eigentum an den Orden. Es war der eigene Hochmeister, der Hohenzoller Albrecht von Brandenburg, der in dem Ordensland die Reformation eingeführt und es in ein weltliches Herzogtum verwandelt hatte. Mit Albrecht Friedrich starb diese preußische Nebenlinie der Hohenzollern 1618 aus, und die Berliner Hohenzollern übernahmen die Regierung. Allerdings: Schon der geschwächte deutsche Ritterorden hatte die polnische Lehnshoheit über Preußen hinnehmen müssen. Es war daher die entscheidende Weichenstellung auf dem Weg zur Königskrone, als es den Hohenzollern 1657 gelang, diese polnische Lehnshoheit abzustreifen. Seither war das Herzogtum Preußen eine souveräne Herrschaft. Und was für den Verlauf der Geschichte ebenso wichtig war: Diese Herrschaft lag außerhalb des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation.

Ein herrschaftlicher Flickenteppich


Das Herzogtum Preußen war der östlichste Vorposten der hohen­zollerischen Herrschaft. Eine Verbindung zu den übrigen Herr-schaftsgebieten der Familie gab es nicht. Umso wichtiger schien dem »Großen Kurfürsten« Friedrich Wilhelm von Brandenburg der Erwerb Pommerns. 1637 starb mit Bogislaw XIV. der letzte Herzog von Pommern, doch das vertraglich zugesicherte Erbe konnte der Große Kurfürst nicht antreten – auch das mächtige Schweden hatte ein Auge auf das Land an der Ostsee geworfen. Im Westfälischen Frieden von 1648 musste sich Brandenburg mit Hinterpommern begnügen, Vorpommern und Stettin mit der wirtschaftlich so wichtigen Odermündung gingen an Schweden. Erst in zwei viel späteren Etappen, 1720 und 1815, fiel auch dieser Teil Pommerns an Preußen. Dabei war Pommern nicht nur als Landbrücke nach Preußen für die Hohenzollern wichtig. Der Große Kurfürst hatte davon geträumt, Stettin als Basis für das maritime und wirtschaftliche Ausgreifen Brandenburgs nutzen zu können. Doch Kaiser und Reich wollten Frieden mit Schweden – und sich nicht für brandenburgische Interessen opfern. Allein aber war das Kurfürstentum zu schwach, sein Recht durchzusetzen.

Im Zentrum der hohenzollerischen Hausmacht lag das Kurfürstentum Brandenburg, das sehr viel größer war als das heutige Bundesland und Berlin. Dazu gehörten auch die östlich der Oder gelegene, heute polnische Neumark sowie die heute zu Sachsen­Anhalt gehörende Altmark um Stendal und Tangermünde. Südlich der Altmark schlossen sich das Bistum Halberstadt und das Erzstift Magdeburg an, die 1648 bzw. 1680 an Preußen fielen.

Dazu kamen einige bunte Flecken ganz im Westen des Reichs: Ebenfalls 1648 kam das säkularisierte Hochstift Minden an Brandenburg – wie Magdeburg und Halberstadt als Kompensation für das nur teilweise erfüllte pommersche Erbe. Ganz ähnlich verhielt es sich mit den noch weiter westlich gelegenen Kleve, Mark und Ravensberg – auch diese Herrschaften waren 1614 ein kleines Trostpflaster für größere Hoffnungen gewesen. Nach dem Tod des letzten Herzogs von Jülich­Kleve­Berg hatten die Hohenzollern darauf gehofft, dessen gesamtes Erbe antreten zu können. Doch sie wurden darüber in einen Erbfolgestreit mit dem Haus Pfalz­Neuburg verwickelt, das seinerseits Ansprüche erhoben hatte. Der Streit drohte europäische Dimensionen anzunehmen, und schließlich mussten sich die Hohenzollern wider Willen damit begnügen, den Kuchen zu teilen. Beim Regierungsantritt Friedrichs III. im Jahr 1688 umfasste das brandenburgisch­preußische Staatsgebiet rund 110 000 Quadratkilometer, auf denen etwa 1,5 Millionen Menschen lebten.[9]

Dieses – hier nicht in allen Details dargelegte – Konglomerat von Herrschaften und Herrschaftsrechten bildete keinen einheitlichen Staat, sondern war eine Einheit durch die Person des Herrschers. Die Versuche des Großen Kurfürsten, daran etwas zu ändern, stießen auf heftigen Widerstand. Die Vorstellung, brandenburgische Steuergelder für Pommern zu verwenden, wiesen die Stände der Mark im Dezember 1650 kühl zurück: »Wie nun Pommern und die klevischen Lande, wenn wegen der Kur Brandenburg ein Grenzstreit vorfiele, schwerlich uns zu Hilfe kommen oder unserthalben etwas auf sich nehmen würden, also wird man auch die märkischen Lande mit der ausländischen Provinzen Streitigkeiten nicht wohl vermengen oder ihrethalben härter als sonst belegen können.«[10] Für die Stände der Mark waren die Pommern »Ausländer«!

Dazu kamen religiöse Unterschiede: Seit der 1558 eingeführten Reformation war das Kurfürstentum Brandenburg protestantisch – oder genauer gesagt: lutherisch. Der Landesherr bestimmte nach dem Grundsatz »cuius regio, eius religio« die Konfession seiner Untertanen. 1613 jedoch trat Kurfürst Johann Sigismund zum Calvinismus über, sprich zu der nach dem Genfer Theologen Johannes Calvin benannten reformierten Variante des Protestantismus. Seine Untertanen zwang Johann Sigismund allerdings nicht, diesem Schritt zu folgen, obwohl er dies im Einklang mit dem Reichsrecht durchaus hätte tun können. Das Herrscherhaus hatte seither eine andere Konfession als das Gros seiner Bevölkerung. Gerade dieser Umstand ließ es ratsam erscheinen, innerhalb des protestantischen Spektrums Toleranz walten zu lassen – was damals keineswegs üblich war. Gleichwohl schien es den Kurfürsten geboten, den Anteil der reformierten Untertanen zu steigern. Auch vor diesem Hintergrund ist das »Edikt von Potsdam« zu verstehen, mit dem der Große Kurfürst 1685 die Hugenottenin sein Land rief.[11] König Ludwig XIV. hatte den französischen Reformierten die Ausübung ihres Glaubens untersagt und sie so entweder zur Konversion oder ins Exil gezwungen. Insgesamt 16 000 kamen auf diesem Weg nach Brandenburg.

Zwar wischte auch die Königskrone nicht alle Unterschiede und Sonderrechte beiseite, doch bot sie die Grundlage, auf der Preußen als einheitlicher Staat gezimmert werden konnte. Wenn Friedrich der Große seinen Großvater nur als eitlen Gecken sah, so wusste er doch, dass ohne diese Basis auch seine eigene ausgreifende Politik niemals möglich gewesen wäre: »Es war eine Lockspeise, die Friedrich III. seinen sämtlichen Nachkommen hinwarf«, als wolle er sagen: »Ich habe euch einen Titel erworben, macht euch seiner würdig; ich habe die Fundamente eurer Größe geschaffen, ihr müsst nun das Werk vollenden.« Und es schwingt doch ein wenig Anerkennung für den Vorfahren mit, wenn Friedrich der Große weiter schreibt: »Er wendete alle Mittel der Intrige an und ließ alle Hebel der Politik in Bewegung setzen, um seinen Plan zur Reife zu bringen.«[12]

Der »schiefe Fritz«


Der spätere Kurfürst Friedrich III. wurde 1657 als zweiter Sohn des Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg und seiner ersten Gemahlin Luise Henriette von Oranien geboren. Er war daher nicht zur Thronfolge bestimmt. Doch als Kurprinz Karl Emil 1674 überraschend im Alter von erst 19 Jahren starb, rückte der zweite Sohn an dessen Stelle. Der Große Kurfürst war verbittert über den Tod seines ältesten Sohnes, dem er in inniger Zuneigung verbunden gewesen war. Davon konnte im Falle seines zweiten Sohnes nicht die Rede sein. Infolge einer Krümmung der Wirbelsäule hatte Friedrich einen leichten Buckel und machte so schon äußerlich keine beeindruckende Figur. Von...

Erscheint lt. Verlag 2.6.2020
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Geschichte / Politik Regional- / Landesgeschichte
Schlagworte Friedrich der Große • Hugenotten • Kaiserproklamation • Luise von Preußen • Otto von Bismarck • Preussen /Geschichte • Preußische Reformen • Soldatenkönig
ISBN-10 3-492-97704-9 / 3492977049
ISBN-13 978-3-492-97704-3 / 9783492977043
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