Gott suchen in der Krise -

Gott suchen in der Krise (eBook)

Glaube und Corona

Ulrich Eggers (Herausgeber)

eBook Download: EPUB
2020 | 1. Auflage
160 Seiten
SCM R.Brockhaus im SCM-Verlag
978-3-417-22991-2 (ISBN)
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Was bedeutet die Pandemie für Christen? Gott hat uns ein Leben in Fülle verheißen. Aber was ist mit der Corona-Pandemie? Wir wissen, dass Gott gut ist - aber wir wissen auch, dass vieles um und von ihm ein Geheimnis bleibt, das zu ertragen ist. Corona ist Anlass und Spiegel, grundsätzlich darüber nachzudenken, ob und wie der Glaube trägt. Wer Gott ist - und auf welche Weise er verlässlich ist. Namhafte Autorinnen und Autoren berichten ehrlich, wie sie mit solchen Glaubensfragen umgehen und wie ihre Beziehung zu Gott in Krisenzeiten belastbar und offen bleibt.

Ulrich Eggers (Jg. 1955) gründete Zeitschriften wie family, AUFATMEN, JOYCE oder andersLEBEN und verantwortet das Magazin AUFATMEN weiterhin als Redaktionsleiter. Bis zum Herbst 2021 war er Verleger und Geschäftsführer der SCM Verlagsgruppe und lebt in Cuxhaven. Ehrenamtlich ist er 1. Vorsitzender von 'Willow Creek Deutschland' und Leiter der Lebensgemeinschaft 'WegGemeinschaft e.V.', die das christliche Tagungszentrum Dünenhof trägt. www.aufatmen.de

Ulrich Eggers (Jg. 1955) gründete Zeitschriften wie family, AUFATMEN, JOYCE oder andersLEBEN und verantwortet das Magazin AUFATMEN weiterhin als Redaktionsleiter. Bis zum Herbst 2021 war er Verleger und Geschäftsführer der SCM Verlagsgruppe und lebt in Cuxhaven. Ehrenamtlich ist er 1. Vorsitzender von "Willow Creek Deutschland" und Leiter der Lebensgemeinschaft "WegGemeinschaft e.V.", die das christliche Tagungszentrum Dünenhof trägt. www.aufatmen.de

[ Zum Inhaltsverzeichnis ]

Einen anderen Glauben finden?


Von Ingolf Ellßel


In die Corona-Krise gehe ich mit einer ganz eigenen Biografie.

Man müsste sich auf einen Berg setzen und die momentanen Wirren des Lebens mit mehr Abstand betrachten. Da würde der Blick freier werden von den ständigen Nahaufnahmen der aktiven Krisen, die uns täglich fordern oder in den Medien serviert werden.

Zunächst sollten all die Dinge betrachtet werden, die gut sind. Da sollte jeder fündig werden. So könnte man Gott inmitten der Krise doch noch danken. Und überhaupt könnte man so den Weisungen der Bibel leichter nachkommen, die uns empfiehlt, »alle Bitten mit Danksagung vor Gott zu bringen« (vgl. Philipper 4,6).

Nun folge ich aber dem einsichtigen Trend »Wir bleiben zu Hause« und sitze an meinem Schreibtisch. So bleibt mir nur der gedankliche Berg.

Eine Freundin von uns kümmert sich indes um meine Frau Sigrid, die vor zweieinhalb Jahren während einer Dienstreise in Jerusalem ein Aneurysma erlitt, einen Monat im Koma lag und sich an der Schwelle des Todes aufhielt. Gott sei Dank, sie lebt. Ist aber halbseitig passiv und mit Pflegegrad 4 plus braucht sie mich rund um die Uhr. Und nun noch Corona. Das Virus wäre medizinisch gesehen ihr Todesurteil, da der linke Lungenflügel auch von der Passivität betroffen ist.

Von meinem gedanklichen Berg schaue ich auf meine Berufung zum Pastor. Als Student der Fachrichtung Maschinenbau saß ich in einem lutherischen Gottesdienst in Sittensen und hörte eine Predigt von Pastor Döring über die Mission Jesu. Das war die Wende. Ich wechselte 1975 zur Theologie, heiratete die Tochter des Pastors und startete 1979 als Vikar in Tostedt. 35 wunderbare Jahre warteten dort auf uns. Wir bekamen vier Kinder und noch einen Pflegesohn. Die Gemeindearbeit boomte – von anfänglich 20 Gottesdienstbesuchern auf über 500. Alle Kinder fanden den christlichen Glauben, heirateten und bescherten uns bis heute insgesamt 12 Enkelkinder. Die Jahre waren prall gefüllt mit Ereignissen, die es uns leicht machten, Gott dankbar zu sein.

Man könnte mir diesen Blick in die Vergangenheit als Nostalgie ankreiden. Doch ich fliehe nicht vor der harten Wirklichkeit, die mich umgibt. Stattdessen ist das für mich eine Übung, die den Glauben stärkt. Wir sollen nicht vergessen, was Gott Gutes in unserem Leben getan hat. Zu oft habe ich diese wertvollen Weisungen in der Bibel gelesen und gelernt, dass man eben genauso seinen Glauben regeneriert.

Dazu fällt mir David ein, als er noch kein König war. Er steht vor seinem übermächtigen Gegner Goliat und erinnert sich zuvor dankbar daran, wie Gott ihm in den lebensbedrohlichen Auseinandersetzungen mit Bären und Löwen geholfen hat, bevor er sich der aktuellen Herausforderung stellt. Gewiss, Dankbarkeit in schweren Zeiten ist zunächst ein emotionales Opfer, öffnet aber das Herz erst für das Eingreifen Gottes. In Psalm 50,23 lese ich: »Wer Dank opfert, verherrlicht mich und bahnt so einen Weg; ihn werde ich das Heil Gottes sehen lassen.« Wenn man solche Zusagen Gottes aus der Bibel einmal im Glauben in Besitz genommen hat, entsteht sogar ein emotionales Wunder: Vorfreude!

Und ich denke an Paulus und Silas, die im Gefängnis sitzend auf ihr Todesurteil warteten und gegen Mitternacht anfingen, Gott laut zu danken (vgl. Apostelgeschichte 16,25). Und die beiden bekamen sofort danach Hilfe.

Aber wie geht es denen, die auf Gottes Hilfe warten müssen?

Noch einen anderen Glauben finden


Vom Berg aus bekommt man auch mal eine gesunde Distanz zu seinen Lieblingsversen in der Bibel, die an sich zwar ihre Richtigkeit haben, aber auch die nicht so schönen Verse verdrängen.

Dabei denke ich an den dunklen Teil des ach so oft zitierten elften Kapitels des Hebräerbriefes. Zunächst strotzen die ersten 35 Verse dieses Kapitels vor Glaubenshelden, die mit bewundernswerten Taten Gottes Eingreifen freisetzten. Und dann wechselt die Perspektvie der Berichterstattung: Furchtbare Lebensumstände werden dort beschrieben, die sich kein Mensch wünscht. Ganz so, als wäre das kein Widerspruch zu den beschriebenen Glaubenstaten.

Hier eine Kostprobe: »Sie wurden gesteinigt, zersägt, starben den Tod durch das Schwert, gingen umher in Schafpelzen, in Ziegenfellen, Mangel leidend, bedrängt, geplagt« (Hebräer 11,37). Das offensichtliche Schweigen Gottes im Leben dieser Leidenden wird schier mysteriös erklärt: »Und diese alle, die durch den Glauben ein Zeugnis erhielten, haben die Verheißung nicht erlangt, da Gott für uns etwas Besseres vorgesehen hat, damit sie nicht ohne uns vollendet werden.« (Hebräer 11,39-40) Keine Bewahrung. Kein Schutz. Kein Engel, der hilft. Mangel statt Versorgung. Wie ist das zu verstehen? Not lehrt beten, heißt es in einem Sprichwort. Das diese Leidenden gebetet haben, ist anzunehmen. Doch was haben sie von Gott empfangen? Einen Glauben mit einem inneren Zeugnis. Das ist das innere Überführtsein von Dingen (d.h. Vorherwissen, Inhalte, Entwicklungen, Gnaden …), die man noch nicht sieht (vgl. Hebräer 11,1).

So gibt es offenbar auch einen Glauben, der Missstände aushält. Der leidgeprüfte Asaf bekennt diesen Glauben so: »Wenn mir gleich Leib und Seele verschmachtet, so bist du doch, Gott, allezeit meines Herzens Trost und mein Teil« (Psalm 73,26; LUT).

Es ist fraglos schwieriger, den Glauben auf Gottes Hilfe aufrechtzuerhalten, wenn seine Hilfe auf sich warten lässt oder im jetzigen Leben möglicherweise gar nicht eintrifft. In einem Sprichwort heißt es so tiefsinnig: »Die Länge bringt die Last.« Zudem fällt mir auf, dass die Leidenden in ihrem Glauben meistens von einem Happy End ausgingen. Das deckt sich mit der paulinischen Einsicht, dass demjenigen, der Gott liebt und sich zu seinem Wort hält, alle Dinge zum Besten dienen werden (vgl. Römer 8,28).

So gesehen bekommt auch die Zusage Jesu, dass dem Glaubenden alles möglich ist, eine weite Perspektive. Ein fester Glaube im Leid ist eine Gabe Gottes. Eben ein geschenktes inneres Zeugnis, dass Gott auch im und durch Leid höhere Ziele in unserem Leben verfolgen kann. Und das durchaus auch mit Ewigkeitsperspektive. Dieser erweiterte Glaubensinhalt bewahrt vor Bitterkeit gegen Gott. Die Warum-Frage wird zur Wozu-Frage.

Es ist gut auf dem Berg zu sitzen.

Zurück zu meiner Krise.

Das innere Zeugnis


Meine Frau und ich hatten eine Woche mit circa 100 Singles in einem Hotel auf der Insel Zypern verbracht. Diverse Gottesdienste lagen hinter uns, als wir von dort direkt nach Israel flogen, um am Laubhüttenfest der Internationalen Christlichen Botschaft von Jerusalem (ICEJ) teilzunehmen. Nach drei Veranstaltungen binnen eines Tages entschied meine Frau am Abend des 9. Oktobers 2017, im Hotel zu bleiben. Sie wollte ein Buch lesen und bat mich, allein zu gehen. Nun saß ich dort in der Pais Arena von Jerusalem. Tausende Teilnehmer füllten die Halle. Es war der politische Abend. Knesset-Abgeordnete waren als Ehrengäste anwesend. Als Vorstandsvorsitzender repräsentierte ich die ICEJ und saß in der ersten Reihe bei der Politprominenz. Das Programm in meiner Hand kündigte mir eine Dauer von 3,5 Stunden an. Nach 45 Minuten hatte ich die romantische Idee, jetzt einfach die Veranstaltung zu verlassen und »statt Blumen« meine Frau durch vorzeitiges Wiederkommen zu überraschen. Es war der Wunsch, ihr zu zeigen, wie wichtig sie mir ist. Gedacht – getan. Ich verließ die Halle, ohne mich zu entschuldigen. Bekam das einzig freie Taxi und war 10 Minuten später im Hotel angekommen. Als ich fröhlich den Raum betrat, sah ich meine Frau ohnmächtig neben dem Bett auf dem Boden liegen. Ein furchtbarer Anblick. Dann ging alles ganz schnell. Kurzes Gebet, keine spontane Besserung, Notarzt, Krankenhaus, Kopfoperation, Koma, geringe Überlebenschancen.

Die Nacht im Krankenhaus zog sich wie Jahre hin. Mein Glaube zitterte vor Furcht. Mein Goliat hieß »geringe Überlebenschancen«. Dann versuchte ich mich zu erinnern. Warum war ich, ganz entgegen meiner Berufsethik, einfach aus der Veranstaltung gegangen und in das Hotel gefahren?

Die Absicht hinter diesem Handeln war so sanft, aufrichtig, freundlich und überzeugend. Ich hatte keine bösen Vorahnungen. Alles geschah so liebevoll in mir. In mir verfestigt sich zunehmend der Gedanke, dass es Jesu Geist war, der mich aus der Veranstaltung zu meiner Frau geleitet hatte.

Mein zitternder Glaube beruhigte sich, logische Gedanken wurden lauter: Wenn Gott mich zeitnah in die Notlage meiner Frau führte, um ihr zu helfen, dann gibt es einen Plan. Ein inneres Zeugnis baute sich in mir auf, Gewissheit festigte sich.

Am nächsten Morgen weckte mich im Hotel ein Telefonat. Ein messianisch-jüdischer Pastor aus Äthiopien war am Apparat. Wir kannten uns nicht. Er fragte, ob er ein Gebet sprechen dürfte. Nach meiner Erlaubnis legte er los. Seine Worte waren wie Balsam für mein geschundenes Herz. Eine tief greifende, tröstende Kraft durchströmte mich und Tränen erlösender Freude strömten über mein Gesicht. Das war ungewöhnlich für mich, denn ich bin nicht nah am Wasser gebaut. Mein inneres Zeugnis des Glaubens für einen bevorstehenden Leidensweg mit Happy End baute sich auf.

Hätte ich meine Frau zwei oder drei Stunden später im Hotel gefunden, hätte sie das Aneurysma nicht überlebt. Das waren die Worte des Chefarztes der Jerusalemer Klinik. Dann kündigte er mir bei der Verabschiedung an, dass meine Frau noch Monate im Koma liegen könne und ein Aufwachen nicht gewiss sei.

Nach vier Wochen holten deutsche Ärzte mit einem Medical-Jet meine Frau in die Göttinger Uniklinik. Ich...

Erscheint lt. Verlag 13.5.2020
Verlagsort Witten
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Gesundheit / Leben / Psychologie Lebenshilfe / Lebensführung
Schlagworte Angst • Covid-19 • Ermutigung • Gottvertrauen • Hoffnung • krank • Krise • Pandemie • Positives Denken • SARS • Sorge • Ulrich Parzany • Zukunft • Zuversicht • Zweifel
ISBN-10 3-417-22991-X / 341722991X
ISBN-13 978-3-417-22991-2 / 9783417229912
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