Die letzte Lüge (eBook)

Thriller
eBook Download: EPUB
2020 | 1. Auflage
412 Seiten
Aufbau Verlag
978-3-8412-2560-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die letzte Lüge -  Kathryn Croft
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Fünf Jahre sind vergangen - fünf Worte zerstören ihre Welt.

Mia Hamilton hat es nach dem Suizid ihres Ehemannes Zach endlich geschafft, die Vergangenheit ruhen zu lassen. Doch plötzlich tritt die mysteriöse, psychisch labile Alison in ihr Leben - sie wirft neue Fragen über die tatsächlichen Geschehnisse jener schicksalhaften Nacht auf, denn sie ist sich sicher: Zach hat sich nicht umgebracht. Mia stellt eigene Nachforschungen an, aber kann sie Alison vertrauen, oder schwebt sie nun selbst in Gefahr?

Der neue Thriller der britischen Bestseller-Autorin - unvorhersehbar und spannend bis zur letzten Seite.



Kathryn Croft glaubt seit ihrer Kindheit an die Macht von Geschichten und hat einen Abschluss in Medienwissenschaften und englischer Literatur. Bevor sie mit dem Schreiben begann, arbeitete sie im Personalwesen und als Lehrerin. Sie lebt mit ihrer Familie und zwei Katzen in Guildford, Surrey. Bei Rütten & Loening und im Aufbau Taschenbuch erschienen bisher ihre Thriller 'Als Grace verschwand' und 'Während du schläfst'. Mehr zur Autorin unter www.kathryncroft.com Eva Riekert ist seit vielen Jahren als freischaffende Übersetzerin tätig und lebt in der Nähe von Husum.

Eins


Jetzt

MIA

Jemand beobachtet mich, da bin ich mir sicher. Während Freya losläuft, um zu schaukeln, sehe ich mich im Park um, aber niemand benimmt sich auffällig, es sind hier nur Mütter wie ich mit ihren kleinen Kindern, ein paar Leute mit Hunden und ein älteres Paar, das dicht nebeneinander auf einer Bank sitzt. Sie beobachten die Szene milde lächelnd und denken vielleicht zurück an die Zeit, als auch sie kleine Kinder hatten. Die helle Sonne wärmt uns, es ist ein Bild der Unschuld – an solch einem Tag kann doch sicher nichts Schlimmes passieren? Und es gibt keinen hier, der besonders auf mich achtet.

»Mama!«, ruft Freya. »Schau mal her, schau mal!«

* * *

Es ist einfach, mich im Beobachten von Freya zu verlieren; aus ihr ist ein hübsches, aufgewecktes siebenjähriges Mädchen geworden, trotz der unglücklichen Umstände ihres frühen Lebens, und ich bin einfach nur dankbar, dass sie zu jung war, um etwas mitzubekommen, und zu jung dafür, sich an ihren Vater zu erinnern. Sie gleitet durch die Luft und wirft die Beine hoch, um an Höhe zu gewinnen. Ihr fröhliches Lachen ist ansteckend, doch ich werde das Gefühl immer noch nicht los, dass ich beobachtet werde. Plötzlich legt sich eine Hand auf meine Schulter, und ich zucke zusammen.

»Tut mir leid, Mia, ich wollte dich nicht erschrecken.« Will, mein Lebensgefährte, hat sich unversehens angepirscht, ohne dass ich oder Freya es bemerkt haben.

»Mach so was nie wieder! Ich dachte … Schon gut. Nur tu das bitte nicht wieder.«

Er hebt entschuldigend die Hände. »Okay. Tut mir leid. Ich wollte dich wirklich nicht –«

»Ich weiß, ich weiß. Ich bin nur irgendwie schreckhaft, sonst nichts.«

Will macht ein nachdenkliches Gesicht, und ich ahne, was in ihm vorgeht: Er rechnet nach, ob heute vielleicht irgendein Jahrestag ist oder Zachs Geburtstag, unser Hochzeitstag oder der Kennenlerntag. Er überlegt, ob so etwas der Grund für meine seltsame Stimmung ist. Aber so ist es nicht, und ich kann mir selbst nicht erklären, warum ich so nervös bin.

»Was ist denn los?«, fragt Will stirnrunzelnd. »Kann ich dir irgendwie helfen?«

Das ist ganz typisch Will. Er hilft, wo er kann.

Ich schüttle den Kopf und wappne mich gegen seine Enttäuschung. »Nein, es ist nichts. Ich glaube, ich habe diesen Monat einfach nur zu viele Klienten angenommen. Es ist schwierig, zu versuchen, sie in nur drei Tagen unterzubringen.« Kaum habe ich das gesagt, bereue ich es auch schon wieder. Will glaubt sowieso, dass ich mich übernommen habe, als ich mich vor ein paar Monaten mit meinem psychologischen Beratungsdienst selbstständig gemacht habe. Aber ich muss anderen helfen. Das ist das Einzige, was mich wirklich glücklich macht.

Heute ist Mittwoch. Weil Sommerferien sind, habe ich mir die Vormittage von Klienten freigehalten, damit ich Zeit mit Freya verbringen kann, bis Will zu uns kommt. Er nimmt seinen Jahresurlaub extra während der Schulferien, damit er den Nachmittag frei hat, um mir Freya dann abzunehmen. Das ist bestimmt nicht einfach für ihn – er ist Steuerberater in einer großen Firma, und ich weiß, dass er darauf hofft, bald befördert zu werden. Dass er so viel Freizeit nimmt, macht da wahrscheinlich keinen besonders guten Eindruck. Aber genau so etwas tut er für uns, auch wenn es früher oder später seinen Tribut fordern wird.

Sich um meine Tochter zu kümmern ist ja streng genommen nicht Wills Aufgabe; wir sind nicht verheiratet und wohnen noch nicht einmal zusammen – obwohl er mich ständig darum bittet –, ich bin ihm also sehr dankbar dafür, dass er so viel für Freya tut. Eines Tages kann ich mich hoffentlich revanchieren. Aber er versteht, dass ich Zach nicht einfach austauschen kann.

»Gibt es nicht eine Möglichkeit, wie du –«

»Ich kann die Leute nicht abweisen, solange sie mich brauchen, Will. Aber ich nehme erst mal keine neuen Klienten an.«

Er nickt. »Gute Idee. Und vom Verdienst her reicht es dir doch, oder? Denn wenn es mal knapp wird, musst du es nur sagen.«

Zach und ich hatten keine Lebensversicherung abgeschlossen, aber finanziell gesehen komme ich hin. Ich arbeite viel, um sicherzustellen, dass Freya alles bekommt, was sie braucht, ohne sie dabei zu verwöhnen, und ich möchte auf keinen Fall in dieser Hinsicht von einem anderen Menschen abhängig sein.

Dankbar nehme ich Wills Hand. Freya quietscht vergnügt, hoch in der Luft, und lässt eine Seite der Schaukel los, um Will zuzuwinken. Ich mache ihr mit einer Geste klar, dass sie sich bitte wieder mit beiden Händen festhalten soll. »Danke. Das bedeutet mir viel, aber ich komme schon zurecht.«

Will winkt Freya ebenfalls zu. »Das heißt wohl, dass du noch nicht daran denkst, mich bei dir einziehen zu lassen? Oder, wenn das zu belastet ist, zusammen mit mir in ein anderes Haus zu ziehen? Ich weiß, dass du an Ealing hängst, und ich bin gerne bereit, hier in die Gegend zu ziehen. Ich habe erst vor Kurzem meine Wohnung schätzen lassen und könnte im Moment ganz schön viel dafür bekommen. Offenbar ist es nach den ganzen Schwierigkeiten auf dem Wohnungsmarkt gerade wieder ein guter Zeitpunkt, um zu verkaufen.«

Ich sehe Wills Wohnung vor mir – in einem tadellosen Neubau in Chiswick –, und ich habe keine Zweifel, dass er sie für viel Geld verkaufen könnte, aber dieses Thema kann ich nicht vom Kopf her entscheiden. Mein Gefühl muss mir sagen, wann der richtige Zeitpunkt gekommen ist.

Ich drücke seine Hand und hoffe, dass er wenigstens bis zu einem gewissen Grad versteht, was in mir vorgeht. »Ich bin einfach noch nicht so weit, Will, tut mir leid. Ich will es nicht rundweg ablehnen, aber erst mal noch nicht. Ich möchte meine Praxis vorher noch richtig in Gang bringen, und außerdem geht es Freya gerade so gut. Seit fünf Jahren leben wir zu zweit in unserem Haus, deswegen …« Allerdings liebt Freya Will, der seit zwei Jahren praktisch ein Vater für sie ist, deshalb sollte ich Freya nicht als Ausrede nehmen. Ich korrigiere mich schnell. »Ich weiß aber, dass sie es schön finden würde, wenn du zu uns ziehst …«

Will seufzt und braucht einen Moment, bis er antwortet. »Schon in Ordnung, ich weiß, dass auch du dafür bereit sein musst.« Er wendet sich ab und sieht Freya zu, denn er kann mir nicht in die Augen sehen, weil ich ihn wieder einmal abgewiesen habe. Der rücksichtsvollste Mann, der mir jemals begegnen konnte.

Habe ich Zach damals nicht auch so eingeschätzt? Er hatte mein vollstes Vertrauen, das dann komplett zerstört wurde. Das soll meine Gefühle für Will jedoch nicht beeinflussen. Ich muss ihm gegenüber fair sein. Er ist nicht Zach.

Ohne eine Ahnung von den Überlegungen zu haben, die mir im Kopf herumwirbeln, wendet sich Will wieder mir zu. »Sag mal, hast du nicht gleich Kundschaft? Du solltest lieber los.«

Ich ziehe mein Handy heraus, um nach der Zeit zu sehen. Ich war so in meinen klaustrophobischen Kokon eingesponnen, während Freya spielte, dass ich gar nicht bemerkt habe, wie spät es ist. Eine neue Klientin, eine Frau, die ich noch nicht kenne, kommt um zwei Uhr.

»Wie gut, dass du nur einmal quer über die Straße musst!«, sagt Will. Ich weiß, was er tut: Er lockert die Situation auf, damit ich der neuen Klientin nicht mit Schuldgefühlen belastet gegenübertrete.

»Ich gehe mit Freya ins Kino«, schlägt Will vor. »Ich glaube, Die Schöne und das Biest läuft.« Wie ich Will kenne, hat er das schon überprüft und auch genau im Kopf, welche Vorstellung infrage kommt und wann sie losmüssen, damit sie nichts vom Film verpassen.

»Vielen Dank«, sage ich mit kaum hörbarer Stimme, so gerührt bin ich von seiner Rücksicht.

Ich verlasse den Park und blicke zu meinem Haus hinüber – zu dem Haus, für das Zach und ich vor all den Jahren so viel Geld gespart hatten, voller Hoffnung auf eine Zukunft für unsere kleine Familie.

Ehe ich die Straße überquere, drehe ich mich noch einmal um und sehe, wie Freya Will umarmt. Er hebt sie hoch, und sie quietscht vor Vergnügen. Das ältere Paar drüben auf der Bank nickt und lächelt. Sie denken wahrscheinlich, dass Will ihr Vater ist. Manchmal wünsche ich mir auch, es wäre so.

* * *

Zu Hause gehe ich direkt in mein Beratungszimmer und warte auf meine Klientin. Ich habe Glück, dass ich in meinem eigenen Haus arbeiten kann und keine Praxisräume anmieten muss. Das Zimmer liegt direkt neben dem Eingang, abgetrennt von unserem Wohnbereich. Mir ist wichtig, eine klare Trennung zwischen meiner Arbeit und meinem Leben mit Freya zu haben, und bisher hat das gut geklappt. Die Toilette im Erdgeschoss liegt ebenfalls direkt neben dem Praxiszimmer, deswegen kann ich sicher sein, dass der Privatbereich nicht von meinen Klienten betreten wird. Als Zach und ich das Haus kauften, war mir nie der Gedanke gekommen, dass ich hier arbeiten würde oder dass er plötzlich nicht mehr da sein könnte.

Sobald ich im Beratungszimmer bin, schalte ich in den Arbeitsmodus um und schiebe die Gedanken an alles andere beiseite. Das gelingt mir inzwischen ziemlich gut. Zach würde wahrscheinlich sagen, dass ich das schon immer konnte. Ich muss mich ganz und gar auf diese Frau konzentrieren, die jeden Moment eintreffen wird. Um mir ihren Namen ins Gedächtnis zu rufen, sehe ich in meinen Terminkalender.

Alison Cummings. Sie hat erst vor zwei Tagen angerufen, weil sie nach einer Beziehung mit einem...

Erscheint lt. Verlag 1.9.2020
Übersetzer Eva Riekert
Sprache deutsch
Original-Titel Silent Lies
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Sachbuch/Ratgeber Gesundheit / Leben / Psychologie Familie / Erziehung
Schlagworte Bestseller aus Großbritannien • Gillian Flynn • Mord • Mord an Frauen • Paula Hawkins • Psychokrimi • Psychothriller • Thriller • Thriller aus Großbritannien
ISBN-10 3-8412-2560-8 / 3841225608
ISBN-13 978-3-8412-2560-3 / 9783841225603
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