Gesund mit Rotwein, Lachs, Schokolade & Co. (eBook)
- Gut essen, gut leben: Der neue Béliveau/Gingras
- Vorbeugend z.B. bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes, Krebs, Alzheimer
- Das ideale Ernährungshandbuch für ein gesundes Leben!
Prof. Dr. med. Richard Béliveau ist Direktor des Labors für Molekularmedizin am Hôpital Sainte-Justine, Montreal, Professor für Biochemie an der Université du Québec, Inhaber des dortigen Lehrstuhls für Krebsprävention und -behandlung sowie Forscher in der neurochirurgischen Abteilung des Hôpital Notre-Dame, außerdem Inhaber des Claude-Bertrand-Lehrstuhls für Neurochirurgie sowie Professor für Chirurgie und Physiologie an der Université de Montréal. Darüber hinaus forscht er am Zentrum für Krebsprävention in der Onkologie der McGill-Universität.Dr. med. Denis Gingras war lange Jahre Krebsforscher am Labor für Molekularmedizin des Hôpital Sainte-Justine.
Kapitel 2
Höhlenmenschen, die auf dem Mond gehen
Zweifellos spielt eine Ernährung, die arm an pflanzlichen Produkten ist, kombiniert mit dem übermäßigen Konsum von industriell verarbeiteten Nahrungsmitteln, die reich an raffinierten Zuckern, Salz sowie gesättigten Fetten sind, eine herausragende Rolle bei der Entstehung vieler chronischer Krankheiten. Und von denen werden die Bewohner der meisten Industrieländer heutzutage mit voller Wucht getroffen. Wie wir in den folgenden Kapiteln noch sehen werden, gibt es viele Erklärungen für die katastrophalen Auswirkungen dieser Ernährungsweise auf die Gesundheit. Zugleich ist es faszinierend festzustellen, wie eng diese negativen Auswirkungen mit der Art und Weise zusammenhängen, in der sich ganz allgemein unser Verdauungssystem und unser Stoffwechsel im Laufe der Evolution unserer Art entwickelt haben. Um die Folgen der modernen Ernährung für die Entstehung chronischer Krankheiten besser zu verstehen, müssen wir also nicht nur untersuchen, wie diese Nahrungsmittel sich auf unseren Organismus auswirken, sondern auch unsere Geschichte zurückverfolgen und versuchen herauszufinden, an welche Art der Ernährung wir uns im Laufe von Jahrmillionen der Evolution angepasst haben. Wir sind nicht nur, was wir essen: Wir sind auch, was wir früher gegessen haben!
Ein Affe, der nicht wie die anderen ist
Auch wenn die zahlreichen menschlichen Errungenschaften im Laufe der Jahrhunderte ohne jeden Zweifel die außergewöhnlichen Fähigkeiten des menschlichen Gehirns und sein ungeheures schöpferisches Potenzial bezeugen, so muss man dennoch einräumen, dass wir weitaus bescheidener angefangen haben. Der Mensch, so wie wir ihn heute kennen, ist nicht von einem Tag auf den anderen auf die Erde gekommen! Die grandiosen Entdeckungen des letzten Jahrhunderts haben die großen Abstammungslinien der menschlichen Rasse entschlüsselt, das heißt die wichtigsten Phasen, die unsere Evolution seit dem Proconsul, einem allen Hominiden (Menschen und Menschenaffen) gemeinsamen Vorfahren, der vor etwa 20 Millionen Jahren in Afrika gelebt hat, durchlaufen hat (Abbildung 15).
Abbildung 15
Quelle: nach Sc. Am. 2003; 289: 74–83
Nach einer ersten Abspaltung der Orang-Utans vor etwa 16 Millionen Jahren und der Gorillas 7 Millionen Jahre später trennten sich unsere Wege in der Evolution erst vor 6 Millionen Jahren von den Schimpansen, die unter den noch heute auf dem Planeten lebenden Arten unsere nächsten Verwandten sind. Wie Darwin bereits vermutet hatte, sind wir also eine sehr spezielle Art von Menschenaffen, das ebenso außergewöhnliche wie unwahrscheinliche Ergebnis einer Evolution ausgehend von einem »behaarten Vierfüßler mit einem Schwanz und spitzen Ohren, der vermutlich auf Bäumen lebte und den alten Kontinent bewohnte« (Die Abstammung des Menschen …, 1871).
Verrückt nach Pflanzen!
Diese enge Verwandtschaftsbeziehung zwischen den Menschen und den Menschenaffen hat weitreichende Konsequenzen für das Verständnis einer Ernährung, die unseren Bedürfnissen entspricht. Denn im Laufe dieser gemeinsamen Evolution hat sich der weit überwiegende Teil unserer grundlegenden physiologischen Mechanismen herausgebildet, insbesondere diejenigen, die an der Verdauung und am Stoffwechsel der in der Nahrung enthaltenen essenziellen Bestandteile beteiligt sind.
Unsere Verwandten, die Affen
Man kann nicht anders, als fasziniert zu sein vom intelligenten Blick, der manuellen Geschicklichkeit und den extrem differenzierten sozialen Verhaltensweisen der Menschenaffen: Sie sind uns dermaßen ähnlich! Diese Ähnlichkeiten bemerkte bereits 1641 der berühmte holländische Anatom Nicolaas Tulp (er wurde von Rembrandt verewigt), der in seinem Observationum Medicarum die erste detaillierte Beschreibung der Anatomie eines Menschenaffen veröffentlichte. Die Grundzüge seiner Beobachtungen wurden im Jahre 1699 durch die Arbeiten des englischen Mediziners Edward Tyson bestätigt. Dieser war besonders verblüfft über die große Ähnlichkeit zwischen der Morphologie des Gehirns eines jungen Schimpansen, den er seziert hatte, und der des menschlichen Gehirns. Auch wenn die Überraschung dieses Arztes verständlich ist, so weiß man heute doch, dass diese Ähnlichkeiten nicht verwunderlich sind, denn unsere genetische Ausstattung ist zu 98 Prozent mit der des Schimpansen identisch!
Unter dem Gesichtspunkt der Ernährung folgt aus einem so hohen Grad an genetischer Identität, dass wir mehrere Eigenschaften mit den Menschenaffen gemeinsam haben, insbesondere die Notwendigkeit einer beträchtlichen Aufnahme von pflanzlicher Nahrung. Der Mensch und die Affen gehören zu den seltenen Tieren (mit der bemerkenswerten Ausnahme des Meerschweinchens und bestimmter Fledermäuse), die nicht fähig sind, selbst Vitamin C herzustellen; sie müssen es also unbedingt aus pflanzlichen Nahrungsquellen beziehen. Denn während der Evolution verloren Menschen wie Affen das Gen, das ein Enzym (die L-Gulonolacton-Oxidase) kodiert, welches an der Herstellung dieses Vitamins aus Zucker beteiligt ist. Diese »genetische Krankheit« hatte jedoch kaum Einfluss auf das Überleben und die Evolution der Affen. Weil sie so große Mengen an Früchten verzehren, schätzt man, dass ihr Körper zehnbis zwanzigmal so viel Vitamin C wie nötig produzieren kann!
Die Beschaffung dieser pflanzlichen Nahrungsmittel wurde außerdem durch eine andere genetische Mutation erleichtert, die etwa zur gleichen Zeit stattfand und Menschen und Affen zu den einzigen Säugetieren macht, die über ein trichromatisches Sehen verfügen (die Farben Blau, Grün und Rot wahrnehmen). Diese Anpassung spielte eine besonders wichtige Rolle in unserer Evolution, denn sie ermöglichte uns, reife (rote) Früchte in einer im Wesentlichen grünen Umgebung zu erkennen, und eröffnete somit den Zugang zu einer wichtigen Nahrungsquelle.
Die Fähigkeit zum trichromatischen Sehen bei der Erkennung von Früchten soll im Übrigen für die sagenhafte Anziehungskraft verantwortlich sein, die die Farbe Rosa auf Frauen ausübt: Weil es während der gesamten Evolution Aufgabe der Frauen war, Früchte zu sammeln, hat sich das weibliche Gehirn auf die Identifizierung eines Farbspektrums zwischen Rosa und Rot spezialisiert und eine kulturelle Vorliebe für diese Farben entwickelt, die gleichbedeutend mit Überleben wurden. Die Sensibilisierung für Rosa war ungeheuer hilfreich, wenn es darum ging, den Gesundheitszustand und die seelische Verfassung von Angehörigen der Familie oder der sozialen Gruppe einzuschätzen, denn sie konnten dadurch besser die subtilen Gefäßerweiterungen des Gesichts wahrnehmen, die mit Emotionen verbunden sind. Sie trug ebenfalls zur Entwicklung einer geschärften Sensibilität der Frauen für die Gefühle anderer bei. Und das ist auch heute noch ein grundlegendes Merkmal der weiblichen Psyche.
Menschenaffen sind zwar in erster Linie Pflanzenfresser, das heißt jedoch nicht, dass sie keine tierischen Nahrungsmittel vertragen. Besonders die Schimpansen können Fleisch sehr gut verdauen und legen einen bemerkenswerten Einfallsreichtum an den Tag, um Insekten und manchmal sogar kleine Tiere zu erbeuten und auf diese Wese ihre Versorgung mit Proteinen und Fetten abzurunden. Diese Nahrungsmittel nehmen indes keinen vorherrschenden Platz auf ihrem täglichen Speisezettel ein, weil das Fangen von Tieren und Insekten schwierig ist und eine Energieverausgabung erfordert, die für das Überleben der Art weder notwendig noch lohnend ist. Mit anderen Worten: Auch wenn die Menschenaffen als Allesfresser gelten, also Nahrungsmittel pflanzlichen wie tierischen Ursprungs gleichermaßen fressen können, so beziehen sie doch den größten Teil ihrer Versorgung aus Pflanzen und sind folglich in erster Linie Pflanzenfresser. Dieses Allesfresser-Potenzial spielt allerdings, wie wir später noch sehen werden, eine entscheidende Rolle beim Erscheinen des Menschen auf der Erde.
Schimpansen als Apotheker
Pflanzenfresser sind nicht nur fähig, giftige Pflanzen zu erkennen, und vermeiden es, diese Pflanzen zu fressen; manche von ihnen, besonders die Schimpansen, sind sogar in der Lage, bestimmte Pflanzensorten auszuwählen, um damit Infektionen zu behandeln. Beispielsweise rollen Schimpansen in vielen afrikanischen Familienverbänden während der Zeit, in der es besonders viele Parasiten gibt, die haarigen Blätter einer Pflanze auf der Zunge ein und verschlucken sie unzerkaut. Bei der Analyse des Kots dieser Affen fand man diese Blätter unverdaut wieder, sie enthielten jedoch Würmer zwischen den Haaren. Ein höchst wirksames Entwurmungsmittel!
In Tansania beobachteten Forscher tief greifende Veränderungen im Verhalten von Schimpansen, die Anzeichen einer Verdauungsstörung aufwiesen. Diese Tiere aßen fast nichts mehr, mit Ausnahme von Sprossen eines kleinen Baums, den die Affen gewöhnlich wegen seiner starken Bitterkeit verschmähen. Schimpansen, die an Verdauungsstörungen litten, wählten die jungen Triebe, entfernten die Rinde und kauten lange auf den Trieben herum, um ihren Saft zu extrahieren. Nach vierundzwanzig Stunden dieser Diät wurden sie wieder aktiv und begannen zu essen. Sie hatten eine kluge Wahl getroffen, denn die biochemische Analyse dieser Pflanze offenbarte darin mehrere antiparasitäre Wirkstoffe, die nie zuvor isoliert worden waren!
Man stellte außerdem fest, dass bestimmte Individuen, die sich beispielsweise bei einem Kampf verletzt hatten, eine Woche lang die Stängel einer stachligen Pflanze (Acanthus pubescens) sowie die Früchte und Blätter bestimmter...
Erscheint lt. Verlag | 11.5.2020 |
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Übersetzer | Hanna Laak |
Zusatzinfo | Durchgehend 4-farbig. Mit zahlreichen Fotos und Grafiken |
Verlagsort | München |
Sprache | deutsch |
Original-Titel | La santé par le plaisir de bien manger |
Themenwelt | Sachbuch/Ratgeber ► Gesundheit / Leben / Psychologie ► Ernährung / Diät / Fasten |
Schlagworte | Alzheimer • Diabetes • Diät • eBooks • Ernährung • Gesunde Ernährung • gesundes kochbuch • Gesundheit • Gesund kochen • Herz-Kreislauf • Kochbuch • Kochbücher • Kochbuch gesunde Ernährung • Kochen • Krebs • Prävention • Ratgeber • Selbstheilung |
ISBN-10 | 3-641-26786-2 / 3641267862 |
ISBN-13 | 978-3-641-26786-5 / 9783641267865 |
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Größe: 143,0 MB
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