SOKO Erle (eBook)

Der Mordfall Carolin G.

(Autor)

eBook Download: EPUB
2021 | 2. Auflage
230 Seiten
hansanord Verlag
978-3-947145-37-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

SOKO Erle -  Walter Roth
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Erzählt werden aus Sicht eines Polizeisprechers als Mitglied der Sonderkommission die wahren Geschehnisse zu einem aufsehenerregenden Fall im Jahre 2016, bei dem eine 27-jährige Joggerin am helllichten Tage am idyllischen Kaiserstuhl von einem zunächst unbekannten Täter ermordet wurde.
Drei Wochen zuvor war im kaum 30 Kilometer entfernten Freiburg ebenfalls eine junge Frau getötet worden. Ging in der Region ein Serienmörder um?
Das Buch gibt einen Einblick in die reale Welt einer polizeilichen Sonderkommission. Authentisch beschrieben wird die monatelange Arbeit, deren Beschreibung den Leser nicht nur hin zur Ermittlung des Täters führt, sondern ihn auch mitnimmt in das Reich von teils skurrilen Spuren und deren Geschichten.
Die Treffer-Spur mit der Nummer 4334 verdeutlicht, welch langen Weg die Ermittler gehen mussten. Der Leser begleitet sie auf diesem Weg, der viele Abzweigungen hat, die in Sackgassen enden bis er eines Tages durch eine kriminalistische Meisterleistung doch noch ans Ziel führt.

Walter Roth wurde 1957 in Freiburg geboren und trat 1975 in den Polizeidienst ein. Zunächst als Kriminalbeamter in den Bereichen Raub, Diebstahl und Drogenkriminalität sowie Kriminaltechnik eingesetzt und später folgte nach dem Studium der Eintritt in den gehobenen Dienst der polizeilichen Prävention und den Bereitschaftsdienst als Kriminaltechniker. Seit dieser Zeit anfangs stellvertretender Pressesprecher, später Leiter der Öffentlichkeitsarbeit und mit der Polizeireform 2014 Pressesprecher beim Polizeipräsidium Freiburg.

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Von einer „Nachschau in Gewässern“ war in der Pressemeldung die Rede gewesen. Da gab es nach dem weiteren erfolglosen Tag, der die Hoffnungen auf eine simple und unspektakuläre Erklärung  für das Verschwinden der jungen Frau weiter sinken ließ, eine weitere Möglichkeit. Sie war für Donnerstag eingeplant. In unmittelbarer Nähe des Erleweihers gab es einen kleinen Tümpel namens Chrotteweiher, sprachlich abgeleitet von dem hochdeutschen Begriff Krötenweiher.  
Wie in der Pressemitteilung erwähnt, hatten wir tatsächlich keinerlei Hinweise darauf, dass in dem kleinen Badesee oder diesem noch kleineren Weiher etwas zu finden sein könnte. Wir hatten aber zu diesem Zeitpunkt die östlichen, die nördlichen und auch die westlichen Bereiche um Endingen, in denen wir die Joggingstrecke vorrangig vermuteten, Meter um Meter ohne Erfolg abgesucht. Ab diesem Donnerstag sollte die Suche in Richtung Süden ausgedehnt beziehungsweise verlagert werden.

Nach wenig Schlaf stand ich also am Donnerstagnachmittag zusammen mit einer großen Schar von Reportern, Fotografen und Kameraleuten am Rande des Chrotteweihers in Sichtweite des trockengelegten Erleweihers und sah den drei Männern der Freiburger „Pinguin“-Tauchgruppe zu, die sich bereits in ihren Neopren-Anzügen auf ihre Tauchgänge vorbereiteten. Aufgrund unserer Ankündigung hatten sich mehrere Medien danach erkundigt, ob man – in gehörigem Abstand, versteht sich – der Tauchaktion beiwohnen könne.
Die „Pinguine“ waren einverstanden. Da wir selbst die Wahrscheinlichkeit als sehr gering einschätzten, irgendetwas Wichtiges in dem trüben Gewässer zu finden, hatten auch wir nichts einzuwenden. Im Gegenteil - schnell sprach sich unter den Medienleuten herum, dass man die Suche in dem Tümpel sozusagen hautnah begleiten dürfe. Ein Nebeneffekt, der uns entgegenkam, war, dass wir die Berichterstatter mit ihren Fotoapparaten und Kameras auf diese Weise von den anderen, umfangreichen Suchmaßnahmen für eine Weile fernhalten konnten. Es gab zwar überall systematisch aufgebaute und mittels polizeilichen Flatterbands gekennzeichnete Absperrungen. Aber unsere Suchtrupps und vor allem die Kollegen direkt an den Absperrpunkten fühlten sich durch die dauerhafte Medienpräsenz teilweise bedrängt. Da kam es gelegen, dass man der Presse an einem überschaubaren Platz etwas Interessantes für die Linsen bieten konnte.
Zu ihrer Betreuung stand ich nun in meiner neongelb leuchtenden Pressesprecher-Weste inmitten der Gruppe bereit und versuchte, ein paar Regeln für den reibungslosen Ablauf zu vermitteln. Es gelang mir nur bedingt, kam doch ein Kameramann mit seinem Objektiv einem „Pinguin“ sehr nahe, der gerade etwas unbeholfen wirkend in voller Montur auf das steil abfallende Ufer zu watschelte. Dieser ließ sich aber in seiner Konzentration offenbar nicht stören.
Die Rettungstaucher begannen ihren Job und versanken im trüben Gewässer. Nur ab und zu schimmerten ihre ebenfalls neongelb leuchtenden Pressluftflaschen und die blau-gelben Tarierwesten durch die Wasseroberfläche.
Es war plötzlich sehr ruhig an diesem Donnerstagnachmittag am Chrotteweiher, Tag vier nach dem Verschwinden der jungen Frau. Die Ruhe war auf eine seltsame Art und Weise angenehm. Obwohl ich umrahmt von einer großen Reporterschar am Rande des Weihers stand, wollte niemand etwas von mir wissen. Die Taucher waren der Mittelpunkt. Da diese abgetaucht waren, entstand eine eigenartige Stille inmitten vieler Menschen. Begleitet durch das gelegentliche, zarte Blubbern der emporsteigenden Luftblasen schien es, als würden für einige Momente alle Umherstehenden ihren eigenen Gedanken nachhängen.        
Mein Blick wanderte über die trübe Wasseroberfläche des Weihers und ich musste an zurückliegende Ereignisse denken, bei denen Menschen in Verbindung mit Wasser ihr Leben verloren hatten. Vermutlich konnte ich mich dem nicht entziehen, weil eben doch irgendwo die Befürchtung bestand, unter diesem harmlos wirkenden Wasserspiegel etwas Schlimmes zu finden.
Manche Fälle bekommt man sein Leben lang nicht aus dem Kopf. Dafür sind auch Polizisten zu sehr Menschen. Früher war man für die Verarbeitung solcher belastender Situationen selbst zuständig. In der heutigen Zeit gibt es für die Kolleginnen und Kollegen, die mit traumatischen Geschehnissen konfrontiert werden, psychologische Beratungs- und Gesprächshilfen auf freiwilliger Basis. Als Vollzeitstelle gibt es bei unserem Präsidium einen „Kümmerer“, sodass die betroffenen Kollegen sich nicht alleine gelassen fühlen. Restitutor ist die sperrige, aber offizielle Bezeichnung für diesen Kollegen. Dabei geht es nicht ausschließlich um das Verarbeiten schlimmer Bilder oder den Umgang mit Leid, Schmerz und Tod, sondern sehr niederschwellig auch zum Beispiel um die Unterstützung, wenn man im Dienst verletzt oder Dienstkleidung beschädigt wurde.
Aus meinen Gedanken riss mich mein Handy, das am Rande des Weihers klingelte.
Es war 14:45 Uhr.

An anderer Stelle setzte einige Minuten zuvor ein Polizeihundeführer seinen Personenspürhund an dem Ort an, wo die Vermisste zuletzt gesehen worden war. Die beiden Zeugen, Vater und Tochter, hatten am Vorabend ausgesagt, die Joggerin am Sonntagmittag gegen 15:20 Uhr auf dem Freiburger Weg, etwa zweihundert Meter vor dem Waldstück, in dem sich der Bestattungswald befindet, gesehen zu haben. Mittlerweile gab es zusätzlich fünf weitere sogenannte „Sichtungszeugen“, die allesamt die Vermisste zwischen 15:06 Uhr und 15:15 Uhr joggend auf dem Weg in Richtung der letzten Sichtungsstelle gesehen hatten.
Der Hundeführer brachte den feinfühligen Vierbeiner mit der Geruchsspur der Vermissten in Kontakt, indem er von ihr getragene Kleidungsstücke zur Duftaufnahme vor seine hochempfindliche Nase hielt. Der besonders für solche Zwecke ausgebildete Mantrailer war in der Lage, verschiedene menschliche Gerüche voneinander zu unterscheiden. Trotz möglicher Ablenkungsgerüche orientierte er sich ganz allein an den Geruchsmerkmalen der gesuchten Person.
Diese individuellen Merkmale führten das Tier und seinen Begleiter über den asphaltierten Freiburger Weg zu dem Waldgebiet Summberg und dort zunächst an eine Gabelung, bei der man rechts in Richtung Bestattungswald gelangen konnte. Der Hund wählte jedoch zielstrebig den gepflasterten Weg nach links in ein kleines Waldstück, das durch den Freiburger Weg vom Urnenwald abgetrennt wurde. Er passierte eine offene Wegschranke und benutzte dabei ausnahmslos die linke Seite. Der Weg führte durchgängig und ohne Bordstein an einem mit Bäumen und Gestrüpp bewachsenen Abhang entlang. Die Straße war dicht bedeckt mit heruntergefallenem Herbstlaub.
Zunächst noch zögerlich machte er Anstalten, diesen Abhang durch unwegsames Gelände hinunterlaufen zu wollen. Dann kamen Hund und Hundeführer an eine Stelle, an welcher der Vierbeiner deutliches Anzeigeverhalten an den Tag legte. Mit einer erneuten Geruchseingabe wurde er an diesem Ort des Wäldchens gezielt angesetzt und begab sich nun ohne zu zögern weg von der Straße an strammer Leine hangabwärts und führte sein polizeiliches Herrchen durchs Unterholz auf direktem Wege zu der Stelle, die ebenjenen Geruch verströmte wie die Geruchsproben der Kleidung.
Der Hundeführer brach in etwa fünfzehn Metern Entfernung zu der Stelle die Suche ohne weitere Annäherung sofort ab und meldete um 14:36 Uhr über Funk den Fund an seine Kollegen und den Leiter der Suchmaßnahmen.

Ich schaute auf mein Handy. Inmitten der Schar von Reportern am Ufer des Weihers entschied ich sofort, den Anruf nicht entgegenzunehmen. Mit einem Tastendruck wies ich ihn ab.  
Im Display hatte ich die Handynummer des Einsatzleiters der Suchmaßnahmen erkannt. Es gab für mich nur einen erklärbaren Grund, weshalb er mich anrufen sollte. Ich befürchtete, dass nichts Gutes dahinterstecken könnte. Und keinesfalls sollten die Presseleute etwas davon mitbekommen.  
Kaum weggedrückt, erschien die Nummer erneut. Ich stellte auf lautlos und sah mich um. Die meisten Umherstehenden hatten das Handyklingeln zwar mitbekommen, waren jedoch zu sehr auf die Tauchaktion fixiert. Sie interessierten sich nicht weiter für mich, als sie sahen, dass ich nicht telefonierte.
Mit Ausnahme von zwei Personen.
Der Leiter des örtlichen Polizeipostens, ein stattlicher vollbärtiger Polizist namens Martin, den ich seit vielen Jahren kenne, hatte seinen Streifenwagen in der Nähe des Weihers abgestellt. Zu meiner Unterstützung hielt er sich ganz in der Nähe auf. Eine Hand pendelte zwischen einem Ohr und dem Revers seiner Dienstjacke, und seine Lippen bewegten sich. Ein untrügliches Zeichen dafür, dass er am Funken war. Langsamen Schrittes kam er auf mich zu. Ich versuchte, ihm möglichst unauffällig entgegenzugehen. Da war aber noch die zweite Person, der mein Verhalten aufgefallen war.
Es war der Endinger Lokalredakteur. Er stand mit dem Rücken zur Gruppe und beobachtete uns. Die Taucher schienen ihn nicht mehr zu interessieren.
Während ich zwei weitere Anrufversuche wegdrückte, erreichte ich meinen Kollegen. Wir standen seitlich nebeneinander und schauten zurück zu der Reportergruppe. Alle hatten ihre Rücken zu uns gewandt, außer dem Lokalredakteur. Ein unvergessliches Bild.
Mein Kollege quittierte eine Funknachricht auf sein Ohr mit einem wortlosen Nicken. Dann neigte er seinen Kopf leicht zu mir, seine Hand wanderte direkt vor seinen Mund. Hinter der vorgehaltenen Hand begann er zu...

Erscheint lt. Verlag 8.1.2021
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
Sachbuch/Ratgeber Geschichte / Politik Politik / Gesellschaft
Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung
Schlagworte Ermittlungen • Freiburg • Kaiserstuhl • Krimi • Polizei • SOKO • Spannung • Spur • True Crime
ISBN-10 3-947145-37-3 / 3947145373
ISBN-13 978-3-947145-37-9 / 9783947145379
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