Schilddrüsenhormone als kritische Faktoren der Körperfettreduktion -  Markus Keller

Schilddrüsenhormone als kritische Faktoren der Körperfettreduktion (eBook)

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2019 | 1. Auflage
118 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7504-5587-0 (ISBN)
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Schilddrüsenhormone (SDH) sind die dominante Steuergröße des Energiehaushalts. Der praktische Unterschied zwischen geringer und erhöhter Verfügbarkeit von SDH bestimmt über einen veränderten Energieumsatz von rund 1.000 Kilokalorien pro Tag. Dies entspricht 50 Kilogramm Speicherfett pro Jahr. Mehr noch: Eine Kombination aus Sport und reduzierter Energiezufuhr fordert Nachteile für die Gesundheit, die sportliche Leistung und die mentale Verfassung heraus. Die dabei drohenden Änderungen im Haushalt der SDH sind als Krankheitsbild zu bewerten, das die Lebensqualität empfindlich beeinträchtigen kann. Dies abzuwenden ist ein lohnender Anspruch an die sportliche Praxis, dies möglich zu machen, davon handelt dieses Buch. Weiterhin einzigartig in deutscher Sprache, liefert dieses Textbuch Profi-Wissen über die sportliche Gewichtsreduktion. Es richtet sich an ehrgeizige Sportler und Betreuer, die beim Erreichen ihrer Ziele auf die Unterstützung durch harte wissenschaftliche Fakten setzen.

Dies ist Markus Kellers neunte Buchpublikation rund um die Themen Figursport, Bodybuilding & Fitness, darunter Veröffentlichungen in englischer und italienischer Sprache. Der Autor, Jahrgang 1971, ist seit 1984 aktiver Kraftsportler und seit 1990 als Trainer für Breiten- und Wettkampfsportler tätig. In dieser Zeit hat er bislang rund 5.000 Männer und Frauen aller Altersstufen beim Erreichen ihrer sportlichen und ernährungsbezogenen Ziele beraten und betreut. Seine größten Erfolge als Trainer sind Gesamtsiege bei der Deutschen Meisterschaft und der Weltmeisterschaftsqualifikation (Verband DBFV), vielfache Finalteilnahmen bei internationalen und Interkontinentalmeisterschaften sowie der Erwerb der Profilizenz (IFBB Elite Pro).

Die Basics der Schilddrüse und Schilddrüsenhormone


Die Schilddrüse ist ein lebensnotwendiges Organ. Mit einem Gewicht von rund 30 Gramm (bei gesunden Erwachsenen) ist sie die größte Hormone ins Blut abgebende Drüse des menschlichen Körpers. Sie befindet sich im Hals unterhalb des Kehlkopfes, zwischen Luftröhre und Haut.

SDH sind von größter Bedeutung für den körperlichen Energiehaushalt. Denn durch SDH können die Zellen vermehrt Sauerstoff, Fettsäuren und Blutzucker aufnehmen; unter dem Einfluss der SDH setzen die Körperfettspeicher vermehrt Fette in den Blutkreislauf frei. (1), (2), (3), (4), (5), (6), (7)

Dadurch werden den Zellen vermehrt energieliefernde Substanzen zugeführt und der Körper erhöht seine Energieproduktion.

Bestätigt wird dieser Effekt durch die Beteiligung der SDH an der körperlichen Temperaturregulation. (8), (9), (10) Vereinfacht ausgedrückt: Ein Mangel an SDH senkt den Energieverbrauch und die Körpertemperatur – ein Überschuss erhöht beide. (11)

Dieser Zusammenhang ist der Grund dafür, dass Messungen der Körpertemperatur ein starkes und dabei günstiges Tool für die Praxis der Körperfettreduktion ist. Hierzu mehr in Kapitel 4.

Der Einfluss der SDH erklärt auch, warum der Energiebedarf im Alter zurückgeht. Dies ist auf eine im Laufe des Lebens abnehmende Produktion von SDH zurückzuführen. (12), (13), (14), (15)

Bereits kleine Veränderungen im Haushalt der SDH haben erhebliche Konsequenzen für den Energiestoffwechsel. Dies gilt für Gesunde ebenso wie für Menschen, die infolge Krankheit auf die Einnahme von SDH angewiesen sind. (16), (17)

Kurzum: SDH sind von enormer Bedeutung für jedes Fettabnahmeprogramm. Aus diesem überzeugenden Grund beschäftigen wir uns mit ihnen. Unser Ziel ist, genug über sie zu wissen, um ein sportliches Programm zur Verringerung des Körperfettanteils optimieren zu können.

Um eine Vorstellung von der Schilddrüse und dem Wirken der SDH im Körper zu entwickeln, hilft dir Abbildung 1:

Abbildung 1:

Gesteuert durch das Gehirn, produziert die Schilddrüse Hormone und gibt sie in den Blutkreislauf ab. Uns interessieren vor allem T3 und T4 (siehe folgende Seiten). Das auch von der Schilddrüse produzierte Hormon Calcitonin ist wichtig für den Stoffwechsel der Knochen, den wir in diesem Buch außer Acht lassen. Deiodinasen sind Enzyme, die Schilddrüsenhormone umwandeln, um deren Verfügbarkeit für die Zellen des Körpers zu steuern.

Die Steuerung der Schilddrüse geht vom Hirn aus. Der Hypothalamus ist ein Teil des Zwischenhirns, er ist die bedeutende Schaltzentrale des menschlichen Körpers. Darin werden Informationen über körperliche Zustände gesammelt und verarbeitet. Der Hypothalamus misst auch das Vorkommen der SDH im Blut und macht davon seine Einflussnahme auf die Schilddrüse abhängig.

Dies geschieht über den Umweg der Hirnanhangdrüse, an die der Hypothalamus den Botenstoff TRH (Thyrotropin Releasing Hormone, Thyreoliberin) übermittelt. Die Hirnanhangdrüse sendet ihrerseits den Botenstoff TSH (Thyreoida-stimulierendes Hormon) zur Schilddrüse, wodurch diese SDH produziert.

Die Schilddrüse produziert zu rund 95 % die biologisch weniger aktive Speicherform Thyroxin (T4), und nur zu etwa 5 % das in den Zellen vorrangig biologisch wirksame Trijodthyronin (T3). (Bitte wirf noch einen Blick auf Abbildung 1.)

Typische Werte für die Tagesproduktion sind bei gesunden Erwachsenen rund 100 mcg T4 und 20 mcg T3 (1 mcg = 0,000001 Gramm = 1 Millionstel Gramm).

Einige Leser(innen) nehmen sicherlich SDH ein, um eine Unterfunktion der Schilddrüse zu behandeln. Welchen Wirkstoffgehalt hat das eingenommene Medikament? Ein Vergleich mit den genannten Werten hilft abzuschätzen, wie hoch das vom Arzt verschriebene Schilddrüsenmedikament dosiert ist.

Rund 99 % der im Körper befindlichen SDH sind im Blut an Transportproteine gebunden. Der wichtigste Vertreter ist Thyroxin-bindendes Globulin (TBG), weitere sind Transthyretin (TTR) und Albumin.

Das Wissen hierum ist wichtig, denn für den Stoffwechsel relevant sind die ungebundenen, freien SDH, kurz: fT3 und fT4. Gelingt es beispielsweise durch Ernährungsmaßnahmen, die Zahl der Transportproteine zu verändern oder deren Bindung an SDH zu beeinflussen, kann dies die frei verfügbaren SDH und damit den Energiehaushalt beeinflussen.

T3 ist das im Stoffwechsel der Zellen wirksamere, das bioaktivere SDH als T4. T3 wird nicht nicht nur von der Schilddrüse selbst hergestellt und ins Blut abgegeben, der Körper kann es auch aus T4 gewinnen. Dieser Vorgang ist von großer Bedeutung und sorgt bei Gesunden mit ausgeglichenem Energiehaushalt gewöhnlich für den größten Teil des Gesamtaufkommens an T3.

Um T3 aus T4 zu gewinnen, braucht es Enzyme, die Deiodinasen. Wir werden vielfach auf diese Enzyme zu sprechen kommen, denn die körperliche Steuerung des Energiehaushalts geschieht ganz maßgeblich durch deren Zusammenspiel. Wir unterscheiden drei Deiodinasen, die die Abkürzungen D1, D2 und D3 tragen.

Abbildung 2:

T3 ist das bioaktivere Schilddrüsenhormon als T4, das Letztere hat vorrangig eine Funktion als Speicherform. Die Deiodinasen D2 und D1 sorgen für die Umwandlung von T4 in T3, dadurch erhöht sich der körperliche Energieumsatz. Die Deiodinase D3 begrenzt diese Wirkung. D3 ist im weiblichen aktiver als im männlichen Körper.

D2 wandelt T4 in T3 um. D2 ist für unsere Betrachtungen sehr wichtig, weil D2 zu mehr in den Körperzellen wirksamem T3 führt. Dabei ist mehr T3 gleichbedeutend mit mehr Energieverbrauch. Im Stoffwechsel, der sich im Verlauf eines Fettreduktionsprogramms ergibt, neigt T3 allerdings zur Absenkung, was den Energieverbrauch im Verlauf des Programms ebenfalls sinken lässt. Mehr T3 bzw. ein weniger ausgeprägtes Absinken von T3 hält also den körperlichen Energieverbrauch tendenziell aufrecht.

D3 senkt den Energieverbrauch, weil es T4 nicht in T3, sondern in das biologisch weniger (18) wirksame rT3 umwandelt. Dabei ist rT3 die Abkürzung für „reverse T3“. Mehr rT3 führt zu weniger T3 und dadurch zu einem geringeren Energieumsatz.

Die Deiodinase D1 hat Eigenschaften eines Zwitters aus D2 und D3: D1 wandelt T4 teils in T3 und teils in rT3 um. Doch die Hauptaufgabe von D1 besteht darin rT3 in T2 umzuwandeln, hierbei ist D1 aktiver als D2. (19)

Jod ist ein lebensnotwendiges Spurenelement, das Bestandteil der SDH ist. T2 (Dijodthyronin) bindet zwei Jodatome, während es im Falle von T3 drei und von T4 vier Jodatome sind. T2 hat eine ausgeprägte Wirkung auf den Energiestoffwechsel und vermittelt diese offenbar vorrangig durch nichtgenomische Wirkungen, die sich, anders als im Fall von T3, ohne ein Andocken an Rezeptoren entfalten. (20), (21)

Der Kenntnisstand über T2 ist noch eher gering, vereinzelte Berichte von Sportlern über mit T3 vergleichbare Wirkungen im Energiestoffwechsel sind mit Vorsicht zu genießen, denn T3 scheint etwa 100-mal stärker als T2 zu wirken. (22) Nach heutigem Stand spielt T2 eine untergeordnete Rolle bei der Behandlung körperlicher Fehlfunktionen im Haushalt der SDH, hier sei T2 der Vollständigkeit halber genannt.

Die verschiedenen SDH werden mit unterschiedlicher Rate im Körper abgebaut, die Halbwertszeiten von T4, T3 und reverse T3 belaufen sich auf rund: 1 Woche (T4), einen Tag (T3) bzw. 6 Stunden (rT3). Bei alten Menschen erhöhen sich diese Werte infolge eines verlangsamten Stoffwechsels, dabei zeigt sich rT3 erhöht. (14), (15)

Dies und die Tatsache, dass SDH zu über 99 % an Transportproteine gebunden sind, geben dem Haushalt der SDH erhebliche Stabilität. Entsprechend braucht es eine Zeit, bis der Körper einen erheblichen Mangel an SDH ausprägt. Ebenso erfordert das Finden einer passenden Dosierung bei Patienten, die auf die Einnahme von SDH angewiesen sind, Geduld; dies kann eher Monate als nur Tage oder Wochen in Anspruch nehmen.

Wer Training und Ernährung so gestalten möchte, dass der Haushalt der SDH und entsprechend auch der Energiehaushalt profitert, der trifft auf komplexe Zusammenhänge. Allerdings lassen sich aus der wissenschaftlichen Literatur einige gut verständliche Aussagen über Deiodinasen extrahieren, die wichtige Bezüge zur Praxis herzustellen helfen (23), (24),...

Erscheint lt. Verlag 12.12.2019
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Sport
ISBN-10 3-7504-5587-2 / 3750455872
ISBN-13 978-3-7504-5587-0 / 9783750455870
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