Frauen lügen nie und werden höchstens 39 (eBook)
240 Seiten
Verlagsgruppe Droemer Knaur
978-3-426-45712-2 (ISBN)
Monika Bittl (1963-2022), in einem kleinen bayrischen Dorf aufgewachsen, hat nach einer journalistischen Ausbildung und Auslandsaufenthalten in Sizilien, Ägypten und Island Germanistik, Psychologie und Film in München studiert. Als freie Autorin schrieb sie mit großem Erfolg Drehbücher, Sachbücher und Romane. Ich hatte mich jünger in Erinnerung stand ein halbes Jahr auf Platz 1 der SPIEGEL-Bestsellerliste und zwei Jahre lang unter den Top 20.
Monika Bittl, 1963 in einem kleinen Dorf im Altmühltal geboren und dort aufgewachsen, hat nach einer journalistischen Ausbildung und Auslandsaufenthalten in Sizilien, Ägypten und Island Germanistik, Psychologie und Film in München studiert. Seit 1993 ist sie freie Autorin und schreibt mit großem Erfolg Drehbücher, Sachbücher und Romane. "Ich hatte mich jünger in Erinnerung" stand ein halbes Jahr auf Platz 1 der Spiegel-Bestsellerliste und 2 Jahre lang unter den Top 20. Monika Bittl lebt mit ihrer Familie in München.
Vorwort
Uns Frauen ab vierzig macht keiner mehr was vor – aber wir können anderen etwas vormachen! Wir wissen, dass wir großartig sind, auch wenn der Spiegel manchmal anderer Meinung ist und unter »neuen Entfaltungsmöglichkeiten« etwas anderes versteht als wir selbst. Älterwerden ist nichts für Anfängerinnen – da sind schon coole Profis gefragt!
Ab vierzig sind wir schlau genug, um andere nicht mehr mit rücksichtslosen Wahrheiten vor den Kopf zu stoßen. Wo ich vor zwanzig Jahren noch Grundsatzdebatten darüber führte, warum die Hausarbeit zwischen Partnern 50:50 geteilt gehört, stehe ich heute zwar auch noch zu dieser Forderung, aber ich verfolge sie wesentlich pragmatischer mit anderen Mitteln. Ich sage nicht mehr: »Am System wird sich nie etwas ändern, wenn die reproduktive Arbeit weiter nur den Frauen überlassen wird!«, sondern vielmehr geheimnisvoll lächelnd: »Schatz, bring doch bitte den Müll noch weg, dann kann ich noch ins Bad, und so haben wir für Aufregenderes mehr Zeit …«
Früher hätte ich mir für so einen Satz lieber die Zunge abgebissen. Heute denke ich: »So what?« Muss ich hier privat in meiner Beziehung wirklich die ganze Emanzipation im Kleinen noch mal durchkämpfen? Erspare ich mir nicht Stunden (wenn nicht Tage!) an Diskussionen, wenn ich nur mal schnell in die Trickkiste meiner lebensklugen Oma greife? Denn die Generationen von Frauen vor uns verstanden sich darauf, mit weiblicher Raffinesse einfacher ans Ziel zu kommen. Sie wussten: »Wenn Lügen kurze Beine haben, dann zieh ich eben Stöckelschuhe an!« Wir heute haben hingegen Skrupel, mit High Heels zu bestimmten Zielen zu gelangen.
Wir sind die erste Generation von Frauen, die nicht mehr mit Maschen (oder gar sexy gefakten Laufmaschen) hantieren müssen. Stattdessen können wir Männern ganz offen an den Kopf knallen: »Wenn du dich weiter so als Macho aufführst, bin ich morgen weg!« Wir können Kinder alleine aufziehen, uns scheiden lassen und sogar Bundeskanzler werden. Wir sind selbstbewusst genug geworden, um uns weder von einem System noch von einem einzelnen Mann einschüchtern zu lassen. Frauen ab vierzig wissen: Wir haben die Wahl, mit einem Partner zu leben oder fröhlicher Single zu bleiben. Wir können Karriere machen, einen esoterischen Weg ins Nirwana suchen oder auf Malle einen Ökoladen eröffnen. Rein theoretisch stehen uns alle Wege offen.
Nicht nur in Bezug auf den Partner haben wir uns emanzipiert und die Rolle der »schwächeren Hälfte« aufgegeben. Wir wissen um das Gendergap im Büro und trauen uns – für frühere Generationen undenkbar –, unverschämte Gehaltsforderungen an den Chef zu stellen oder uns einfach selbstständig zu machen, nachdem wir die Löhne von Männern und Frauen verglichen haben. Wir verdonnern unsere Söhne tendenziell zu mehr Hausarbeit als unsere Töchter und stehen im Zweifel bei einer Rentendiskussion auf der Seite unserer Mütter und nicht unserer Väter. Wir pfeifen auf die Meinung unserer Nachbarn und machen unser Selbstbewusstsein nicht von einer sozialen Kontrolle abhängig, die uns vorschreiben will, wie wir zu leben hätten. Alles richtig, alles gut so. Noch besser aber: Um für diese Haltung einzustehen, verschwenden wir unsere wertvolle Zeit nicht nervenaufreibend in privaten Grabenkämpfen, sondern wissen, dass wir pragmatisch schneller ans Ziel kommen. Denn das Ziel, um das jede Frau ab vierzig mehr oder weniger bewusst weiß, heißt: Ich will jeden Tag so glücklich wie möglich verbringen, weil mein Leben die Summe meiner verbrachten Tage ist. Und jeder miese Tag wird in dieser Bilanz abgezogen.
Eine Frau von vierzig Jahren ist rein statistisch gesehen heute in Europa etwa in der Mitte des Lebens angekommen. Die erste Halbzeit ist vorbei – dieser brutalen Erkenntnis stellen wir uns gefühlt meist erst etwas später, denn unser Unterbewusstsein lässt uns noch eine Weile Zeit, so zu tun, als hätten wir noch die alten Kräfte und wachten nach einer durchgefeierten Nacht nicht mit Augenringen wie ein Pandabär auf. Wenn uns dann aber endlich dämmert, dass die zweite Lebenshälfte längst begonnen hat, leben wir voll nach dem Motto: »Erst die Jugend, dann das Vergnügen.«
Meist wissen wir nun endlich, was wir wollen. Wir treffen uns nicht mehr mit Leuten, die uns langweilen, wir vergeuden unsere Minuten nicht mehr mit sinnlosen Diskussionen mit doofen Kollegen. Wir erwarten keinen Dank mehr für »Aufopferungen« für die Familie – stattdessen wissen wir, dass unsere Familie mehr von uns hat, wenn wir uns mit einer Tasse Dufttee und einem guten Buch eine Auszeit in der Badewanne gönnen und so »vollgetankt« bei uns selbst sind, auch wenn der Mann an unserer Seite unterdessen die Küche mit seinen neuen Kochkünsten in Schutt und Asche legt. Auch wenn die Kinder heimlich glotzen und gamen, weil wir zu erschöpft sind, um sie mal wieder an die Hausaufgaben zu erinnern. Auch wenn der Chef behauptet, ohne unsere Überstunden ginge die Firma pleite. Wir sind keine Mädchen für alles mehr, sondern erwachsene Frauen, die nicht mehr alles mit sich machen lassen. Wir suchen uns die Fehler, die wir machen wollen, selbst aus. Manchmal denke ich: »Im nächsten Leben komme ich gleich als Vierzigjährige zur Welt.«
Jetzt haben wir verstanden, dass wir zuerst auf uns selbst schauen müssen, damit wir und in der Folge auch andere glücklich werden. Wir haben die Reihenfolge und endlich den entscheidenden Zusammenhang kapiert: Zuerst muss es mir gut gehen, ich muss glücklich sein, nur dann kann ich auch anderen etwas geben und sie glücklich machen. Liebe dich selbst – dann können dich andere gernhaben!
Nachdem wir im Zuge der Frauenemanzipation gelernt haben, mit harten Bandagen in den Boxring zu steigen und zu kämpfen, besinnen wir uns jetzt wieder auf alte »Tugenden« der weiblichen Raffinesse, die das Leben enorm erleichtern. Wir setzen nicht mehr auf Teufel komm raus zu einem Haken an, sondern bemühen bisweilen doch mal wieder einen kleinen Trick, um uns die Nase nicht blutig zu schlagen. Dank der Kämpfe der Frauengenerationen vor uns müssen wir uns nicht mehr beweisen, eine emanzipatorische Kondition zu haben – auch wenn wir natürlich über sie verfügen. Aber wir wissen, wann und wo wir uns verausgaben oder wo wir uns das Leben einfach gemütlicher machen. Wir haben keine Angst mehr vor mächtigen Männern und gelernt, uns durchzusetzen gegen alle Widerstände. Aber wir fragen uns auch plötzlich: Ist es das auch wirklich wert? Muss ich mir wirklich alles erkämpfen? Komme ich nicht effizienter ans Ziel?
»Very tricky«, bemerkte mein Sohn eines Tages, als er beobachtete, wie ich meinen Mann dazu brachte, dass er »freiwillig« die Küche putzt. Ich hatte erneut mit der Einstellung einer Putzfrau gedroht, deren Bezahlung ihn monatlich teuer zu stehen kommen würde, denn selbstverständlich habe ich die Rechnung nur mit seinem Einkommen aufgemacht. Mein erwachsener Sohn quittierte dies mit Hochachtung, betrachtete mich fortan erst recht als »starke Frau«, die ihre Ziele durchsetzen kann. Da klingelte etwas in mir: Männer respektieren uns sogar mehr, wenn wir mit weiblichen Waffen unsere Ziele erreichen – falls sie unsere Taktik überhaupt verstehen.
Abgesehen von ein paar weiblichen Überfliegern muss eine Frau heute aber meist erst ein paar Jährchen anhäufen, um so souverän über ihr Arsenal verfügen zu können. Je nach Situation greift sie entweder zum Degen – »Ohne Gehaltserhöhung kündige ich!« – oder zu einem tiefen Ausschnitt im Kleid und einer Säuselstimme: »Ach, ich arbeite so gerne hier, aber leider weiß ich nicht, ob ich mir das noch weiter leisten kann …«
Im Weg steht uns dabei eigentlich nur unser schlechtes Gewissen, scheinbar so »fies« zu sein, zu schummeln, so taktisch vorzugehen oder gar zu lügen. Das ist neu für unsere Zeit, denn früher wurden Taktik, Schummeln und höfliches Vorgehen sogar zur »Kunst« erklärt, zur »Verstellungskunst«, die seiten- und buchweise abgehandelt wurde. Nicht nur mit Blick auf die Frauen, sondern auch auf die Männer. Epochen vor uns hegte kaum jemand Zweifel daran, dass »Verstellungskunst« das soziale Miteinander extrem erleichterte. Keinem Menschen bei Verstand wäre damals in den Kopf gekommen, »authentisch sein« als Wert zu sehen. Unser Zeitgeist raunt uns hingegen unaufhörlich zu, wir müssten immer wir selbst und »bei uns« sein. »Ungefilterte Gefühle«, die wir »rauslassen müssen«, gelten als Mittel der ersten Wahl, zu einem persönlichen Lebensglück zu finden.
»Wie bitte?«, hätten sich die Leute damals gefragt. »Es ist doch barbarisch, jemanden vor den Kopf zu stoßen, indem man ihm offen sagt, was für ein unmöglicher Mensch er ist!« Es galt unter halbwegs gebildeten Ständen als ethisches und moralisches Gebot, den anderen immer das Gesicht wahren zu lassen. Höflichkeit als wertschätzende Umgangsform hieß das größte soziale Gebot.
Heute werden Schummeleien, Taktik und Lügen generell verteufelt – aber jeder »sündigt« trotzdem täglich. Männer übrigens mehr als Frauen. Und zwar nicht »ein wenig mehr«, sondern laut Statistik fast doppelt so häufig. Nach einer Untersuchung des Science Museum in London mit 300 befragten Personen flunkern Männern etwa 1100-mal im Jahr, Frauen rund 700-mal. Dabei ist Lüge nicht gleich Lüge. Es lässt sich unterscheiden zwischen Notlügen, kleinen Lügen und Lebenslügen. Die Grenzen sind natürlich fließend. Interessanterweise geben die meisten Menschen an, zuweilen aus Höflichkeit zu lügen, um einen...
Erscheint lt. Verlag | 20.12.2019 |
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Verlagsort | München |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Sachbuch/Ratgeber ► Gesundheit / Leben / Psychologie ► Lebenshilfe / Lebensführung |
Schlagworte | 40. Geburtstag • Alleinerziehend mit Mann • Alter Humor • Altern • Älter werden • Best Ager • Bestseller • Diese schrecklich schönen Jahre • Erfahrungen und wahre Geschichten • es ist nur eine phase • Frau • Frauen • Frauen in der Lebensmitte • Frauen über 40 • Geschenk 40. Geburtstag • Geschenk beste Freundin • Geschenke für Frauen • Geschenk Freundin • geschenk humor • Hase • Humor • humorvolle Bücher für Frauen • Ich hatte mich jünger in Erinnerung • ich will so bleiben • Lebenshilfe • Lebensmitte • lustig • lustige Bücher für Frauen • lustige Geschenke • Midlife • Midlife Crisis Frauen • Monika Bittl • Silke Neumayer • Unterhaltsam • wie ich war |
ISBN-10 | 3-426-45712-1 / 3426457121 |
ISBN-13 | 978-3-426-45712-2 / 9783426457122 |
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