Der 5-Uhr-Club (eBook)
380 Seiten
O.W. Barth eBook (Verlag)
978-3-426-45692-7 (ISBN)
Robin Sharma war ein erfolgreicher Anwalt, als er mit Der Mönch, der seinen Ferrari verkaufte einen Weltbestseller schrieb. Mittlerweile ist er einer der weltweit besten Personal Coaches mit beachtlichen Referenzen - sein Unternehmen Sharma Leadership International, Inc., agiert international und zählt u. a. Microsoft, Nike und IBM zu seinen Kunden. Robin Sharma ist verheiratet und lebt mit seiner Frau in Italien.
Robin Sharma war ein erfolgreicher Anwalt, als er mit Der Mönch, der seinen Ferrari verkaufte einen Weltbestseller schrieb. Mittlerweile ist er einer der weltweit besten Personal Coaches mit beachtlichen Referenzen - sein Unternehmen Sharma Leadership International, Inc., agiert international und zählt u. a. Microsoft, Nike und IBM zu seinen Kunden. Robin Sharma ist verheiratet und lebt mit seiner Frau in Italien.
Kapitel 3
Eine unerwartete Begegnung
mit einem überraschenden Fremden
»Richte dich nicht ein, als solltest du hundert Jahre alt werden. Denn wie nahe ist vielleicht dein Ende! Aber solange du lebst, solange es in deiner Macht steht – sei gut!«
– Marc Aurel, römischer Kaiser
Die Unternehmerin hatte etwas geflunkert gegenüber den Leuten, die sie beim Seminar traf, und ihnen erzählt, sie sei hier, um etwas zu erfahren über die berühmten Formeln des Redners bezüglich einer exponentiellen Steigerung der eigenen Produktivität und über die neurowissenschaftlichen Grundlagen persönlicher Meisterhaftigkeit, die er schon so vielen Firmenchefs vermittelt habe. Sie halte es für möglich, dass ihr die Methoden des Gurus einen uneinholbaren Vorteil gegenüber der Konkurrenz würden verschaffen können und es ihrem Unternehmen ermöglichen könnten, rasch die unangefochtene Marktführerschaft in der Branche zu erreichen. Aber es war klar, weshalb sie wirklich hier war: Sie wollte wieder neue Hoffnung finden. Und ihr Leben retten.
Der Künstler war zu dieser Veranstaltung gekommen, um zu erfahren, wie er seine Kreativität steigern und seine Fähigkeiten verbessern konnte, um auf seinem Gebiet durch die Bilder, die er schuf, nachhaltige Spuren in dieser Welt zu hinterlassen.
Und der Obdachlose war anscheinend in den Konferenzsaal gelangt, als gerade niemand aufpasste.
Die Unternehmerin und der Künstler saßen nebeneinander. Sie waren sich vorher noch nie begegnet.
»Meinen Sie, er ist tot?«, fragte sie, während der Künstler mit seinen Bob-Marley-Rastalocken spielte.
Die Unternehmerin hatte ein eckiges, langes Gesicht. Über ihre Stirn zogen sich zahlreiche Falten und tiefe Gräben wie Furchen auf einem frisch gepflügten Feld. Ihre braunen Haare waren mittellang und auf eine Art gestylt, die die Botschaft vermittelte: »Ich meine es ernst, legen Sie sich nicht mit mir an.« Sie war schlank, wie eine Langstreckenläuferin, und hatte dünne Arme und durchtrainierte Beine, die aus einem zweckmäßigen blauen Designerkleid herausragten. Ihre Augen hatten einen traurigen Ausdruck, von alten Verletzungen, die nie geheilt waren. Und auch aufgrund des Durcheinanders, das ihrer geliebten Firma gegenwärtig so zusetzte.
»Ich weiß nicht. Er ist ja schon alt. Er ist schlimm gestürzt. Meine Güte, war das heftig. So was habe ich noch nie gesehen«, antwortete der Künstler sorgenvoll, während er an einem seiner Ohrringe zupfte.
»Ich weiß noch nichts über seine Arbeit. Normalerweise habe ich für solche Dinge nichts übrig«, erläuterte die Unternehmerin. Sie blieb sitzen, die Arme über ihrer cremefarbenen Bluse gefaltet, an deren oberen Ende eine große schlaffe Schleife saß, die sich elegant um ihren Hals legte. »Aber es hat mir gut gefallen, was er über Produktivität gesagt hat in dieser Zeit, in der alle möglichen Geräte uns ablenken und unsere Fähigkeit zu gründlichem Nachdenken beeinträchtigen. Durch seine Worte habe ich begriffen, dass ich auf meine kognitiven Fähigkeiten wesentlich besser achtgeben muss«, fuhr sie eher geschäftsmäßig fort. Sie hatte kein Interesse daran, einem Wildfremden mitzuteilen, was sie gerade durchmachte, und sie wollte offenkundig ihre Fassade als erfolgreiche Geschäftsfrau, die sich anschickte, auf die nächste Stufe emporzusteigen, wahren.
»Ja, er ist wirklich hip«, erwiderte der Künstler, der nervös wirkte. »Er hat mir sehr geholfen. Ich kann gar nicht glauben, was hier gerade abgelaufen ist. Wirklich surreal, nicht?«
Er war Maler. Weil er sich in seiner Kunst weiterentwickeln und auch sein persönliches Leben verbessern wollte, verfolgte er die Arbeit des Redners. Doch aus welchen Gründen auch immer, meinte er, schienen die Dämonen in ihm die Oberhand zu behalten über seine höhere Natur. Und dies würde unvermeidlich dazu führen, dass er seine herkulischen Ambitionen und seine wundervollen ursprünglichen Ideen selbst sabotierte.
Der Künstler war stark übergewichtig. Ein Spitzbart ragte von seinem Kinn nach unten. Er trug ein schwarzes T-Shirt und lange schwarze Shorts, die ein Stück über seine knotigen Knie reichten. Schwarze Stiefel mit Gummisohlen, wie sie in Australien häufig getragen werden, vervollständigten seine kreative Uniform. Über beide Arme und das linke Bein erstreckte sich eine faszinierende Ansammlung von Tattoos. In einer dieser Tätowierungen hieß es: »Reiche Leute sind Schwindler«. In einer anderen wurde eine Zeile von Salvador Dali zitiert, dem berühmten spanischen Künstler. Sie lautete schlicht: »Ich handle nicht mit Drogen. Ich bin eine Droge.«
»Hallo, Leute«, rief plötzlich der Obdachlose, der ein paar Reihen hinter der Unternehmerin und dem Künstler saß, mit unangemessen lauter Stimme. Der Saal leerte sich weiter, und das technische Personal baute geräuschvoll die Geräte ab. Mitarbeiter des Veranstalters eilten durch den Saal. Ein Song der Band Nightmares on Wax lief dezent im Hintergrund.
Die beiden, die gerade miteinander Bekanntschaft geschlossen hatten, drehten sich um und blickten in ein Gewirr von Haaren, ein Gesicht, das aussah, als wäre es seit Jahrzehnten nicht mehr rasiert worden, und eine Ansammlung abgerissener, fleckiger Klamotten.
»Ja?«, fragte die Unternehmerin in einem Ton, der so kalt war wie ein Eisbrocken in der Arktis. »Kann ich Ihnen helfen?«
»He, Bruder, was ist los?«, sagte der Künstler deutlich mitfühlender.
Der Obdachlose stand auf, schlurfte nach vorn und setzte sich neben die beiden.
»Meint ihr, dass der Guru hinüber ist?«, fragte er, während er eine Kruste an seinem Handgelenk wegkratzte.
»Ich bin nicht sicher«, antwortete der Künstler und spielte mit einer seiner Rastalocken. »Hoffentlich nicht.«
»Hat euch beiden das Seminar gefallen? Steht ihr drauf, was der Alte gesagt hat?«, fuhr der ungepflegte Fremde fort.
»Definitiv«, erwiderte der Künstler. »Ich liebe seine Arbeit. Ich tue mich schwer damit, all das umzusetzen, aber was er sagt, hat Hand und Fuß. Und es ist sehr wirkungsvoll.«
»Da bin ich mir nicht so sicher«, bemerkte die Unternehmerin skeptisch. »Vieles, was ich heute hier gehört habe, erscheint mir einleuchtend, aber einige Dinge überzeugen mich nicht. Ich brauche etwas Zeit, um alles zu verarbeiten.«
»Nun, ich denke, er ist die Nummer eins«, sagte der Obdachlose und rülpste. »Ich habe dank der Lehren des Redners mein Vermögen gemacht. Und dank ihm habe ich ein sehr schönes Leben geführt. Die meisten Leute wünschen sich, dass sie einmal etwas ganz Besonderes erleben. Er hat mich gelehrt, dass Menschen, die Außergewöhnliches leisten, allein dadurch dafür sorgen, dass ihnen Phänomenales widerfährt. Und das Tolle ist, er hat mich nicht nur mit einer geheimen Philosophie vertraut gemacht, die es mir ermöglicht, meine großen Träume wahr werden zu lassen, er hat mir auch die Technik gezeigt – die Methoden und die Werkzeuge –, die erforderlich sind, um dieses Wissen in Ergebnisse umzusetzen. Allein seine revolutionären Erkenntnisse darüber, wie man eine durchschlagend erfolgreiche Morgenroutine etabliert, haben meine Durchsetzungskraft in meiner Branche grundlegend verändert.«
Eine gezackte Narbe verlief über die Stirn des Obdachlosen, direkt über seinem rechten Auge. Sein bedrohlich wirkender Bart war grau. Um den Hals trug er eine Kette, ähnlich wie jene, die indische heilige Männer in ihren Tempeln tragen. Obwohl er durch seine Großspurigkeit unglaubwürdig und unsicher wirkte und sein Erscheinungsbild darauf schließen ließ, dass er schon seit vielen Jahren auf der Straße lebte, vermittelte seine Stimme ein irritierendes Gefühl von Autorität. Und seine Augen strahlten die Entschlossenheit eines Löwen aus.
»Völlig irre«, flüsterte die Unternehmerin dem Künstler zu. »Wenn der ein Vermögen gemacht hat, dann bin ich Mutter Teresa.«
»Klar, der ist verrückt«, erwiderte der Künstler. »Aber schauen Sie sich seine riesige Armbanduhr an.«
Am linken Handgelenk trug der Obdachlose, der etwa Ende sechzig war, einen dieser gigantischen Zeitmesser, den britische Hedgefonds-Manager gern zur Schau stellen, wenn sie in Mayfair zum Essen gehen. Die Uhr hatte ein revolverfarbenes Ziffernblatt, das von einem Edelstahlrand umfasst wurde, einen roten, nadelfeinen Stundenzeiger und einen orangefarbenen Minutenzeiger. Dieses auffällige Statusabzeichen war befestigt an einem breiten schwarzen Gummiarmband, das dem ganzen luxuriösen Ensemble einen tauchermäßigen Anschein verlieh.
»Hundert Riesen, locker«, bemerkte die Geschäftsfrau leise. »Einige Leute in meiner Firma haben sich nach unserem Börsengang solche Uhren zugelegt. Leider ist unser Aktienkurs später abgestürzt. Aber die verdammten Uhren haben sie behalten.«
»Also, welcher Teil der Ausführungen des Redners hat euch beiden am besten gefallen?«, fragte der Obdachlose, während er sich am Handgelenk kratzte. »Waren es die Aussagen über die Psychologie des Genies, die er am Anfang gebracht hat? Oder diese unglaublichen Modelle über die Produktivitätstricks von Milliardären, die er in der Mitte eingestreut hat? Vielleicht wart ihr auch beeindruckt von den Ausführungen über die neurobiologischen Aspekte, die Top-Leistungen zugrunde liegen? Oder hat euch seine Theorie angesprochen, dass wir es selbst in der Hand haben, legendär zu werden, wenn wir als ein Werkzeug zum Nutzen der Menschheit fungieren, die er uns vor diesem dramatischen Finale dargelegt hat?« Der Obdachlose blinzelte. Dann warf er einen Blick auf seine große Armbanduhr.
»Gut, Leute, das war alles sehr lustig. Aber Zeit ist eines der kostbarsten...
Erscheint lt. Verlag | 20.12.2019 |
---|---|
Übersetzer | Hans Freundl |
Verlagsort | München |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Sachbuch/Ratgeber ► Gesundheit / Leben / Psychologie ► Lebenshilfe / Lebensführung |
Schlagworte | 5 am Club • 5 Uhr Club • 5 uhr club deutsch • 5-Uhr-Morgen-Club • Coaching • Coaching Bücher • Der Mönch • der mönch der seinen ferrari verkaufte • Der Mönch, der seinen Ferrari verkaufte • der seinen Ferrari verkaufte • Erfolg • erfolgreich werden • gelassener werden • gelassenheit bücher • Gelassenheit lernen • innere Gelassenheit • innere Mitte finden • innere Ruhe • innere ruhe buch • Innere Ruhe finden • Innere Stärke • innere Unruhe • kreativer werden • kreativität buch • Kreativität entdecken • Kreativität fördern • Kreativität Steigern • Kreativ leben • Lebensfragen • lebenshilfe bücher • Lebenshilfe Coaching • Lebenssinn • lebensweisheiten bücher • Leben verändern • Leben verbessern • Mauritius • Morgenpraxis • Morgenrituale • Morgenroutine • Personal Coach • Persönliche Entwicklung • Persönlichkeitsentwicklung • Persönlichkeitsentwicklung buch • produktiver werden • Produktivität • produktivität steigern • ratgeber gelassenheit • Ratgeber Lebensführung • robin sharma deutsch • Robin S. Sharma • Robin S. Sharma Bücher • Selbstcoaching • Sinn finden • Sinnsuche • Sinnsuche Roman • Sinnvoll leben • Spiritualität • Spiritualität Alltag • spiritualität bücher • spirituelle Bücher • spirituelle Romane • stress abbauen • Stress & Stressbewältigung • Stressbewältigung • stressfrei und gelassen • stress reduzieren • tiefgründige Bücher • Träume erfüllen • Träume verwirklichen • Weisheit Romane • Ziele erreichen |
ISBN-10 | 3-426-45692-3 / 3426456923 |
ISBN-13 | 978-3-426-45692-7 / 9783426456927 |
Informationen gemäß Produktsicherheitsverordnung (GPSR) | |
Haben Sie eine Frage zum Produkt? |

Größe: 7,3 MB
DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasserzeichen und ist damit für Sie personalisiert. Bei einer missbräuchlichen Weitergabe des eBooks an Dritte ist eine Rückverfolgung an die Quelle möglich.
Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belletristik und Sachbüchern. Der Fließtext wird dynamisch an die Display- und Schriftgröße angepasst. Auch für mobile Lesegeräte ist EPUB daher gut geeignet.
Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise
Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.
aus dem Bereich