Souverän investieren vor und im Ruhestand (eBook)
343 Seiten
Campus Verlag
978-3-593-44449-9 (ISBN)
Dr. Gerd Kommer ist Gründer und Geschäftsführer zweier Vermögensverwaltungsunternehmen mit Sitz in München, die Gerd Kommer Invest GmbH und Gerd Kommer Capital GmbH. Er hat Betriebswirtschaftslehre, Steuerrecht, Politikwissenschaft sowie Germanistik studiert und ist Autor mehrerer Bestseller zum Investieren in Kapitalmarktanlagen und in Immobilien.
Gerd Kommer studierte Betriebswirtschaftslehre, Steuerrecht, Politikwissenschaft und Germanistik in Deutschland, in den USA und Liechtenstein. Er leitet ein Finanzberatungsunternehmen in München. 2016 erhielt er den Deutschen Finanzbuchpreis für »Souverän investieren mit Indexfonds und ETFs«.
Inhalt 6
Wie Ihnen dieses Buch helfen kann – eine Einleitung 10
1Klarheit über grundsätzliche Fragen herstellen 14
1.1Die fatalen Interessenkonflikte in der Finanzbranche und den Medien 14
1.2Historische Renditen der wesentlichen Anlageklassen 19
1.3Aktiv versus passiv investieren – die Grundsatzfrage 22
1.4Risiko beim Investieren richtig verstehen 32
1.5Renditereihenfolgerisiko –ein Risiko, das vor allem Ruheständlerangeht 45
1.6Diversifikation – die einzige Zauberformel beim Geldanlegen 49
1.7Nebenkosten der Vermögensanlage – ein zentraler Renditestellhebel 53
1.8Nullzinsen und wie damit umgehen 57
1.9Was man zu Bankeinlagen unbedingt wissen muss 63
1.10Das Missverständnis Sachwertanlage 70
1.11Negative Zinsdifferenzgeschäfte –verbreitet und teuer 76
1.12Restlebenserwartung und Anlagehorizont 80
1.13Verpackung und Inhalt bei Vermögensanlagen 83
1.14Anlageprodukte, von denen Sie eher die Finger lassen sollten und warum 88
2Die wirklich relevanten Bausteine der Vermögensanlage – vor und im Ruhestand 110
2.1Humankapital – ein oft übersehener Vermögenswert 110
2.2Gesetzliche Rentenversicherung und Äquivalente 113
2.3Betriebliche Altersvorsorge (Betriebsrente) 118
2.4Bankeinlagen 119
2.5Geldmarktfonds 121
2.6Immobilien 124
2.7ETFs (börsennotierte Indexfonds) 140
2.8Aktien und Anleihen (Einzelwertpapiere) 150
2.9Edelmetalle: Gold, Silber, Platin 153
2.10Nicht börsennotierte Unternehmensbeteiligungen 158
3Die Bestandsaufnahme – wo stehe ich? 161
4Zwei Gretchenfragen: »Reicht mein Geld?« und »Welchen Lebensstandard kann ich mir leisten?« 176
4.1Grundsätzliche Überlegungen 176
4.2Rechnen ohne Berücksichtigung von Unsicherheit 180
4.3Rechnen mit Berücksichtigung von Unsicherheit (Monte-Carlo-Simulation) 185
4.4Wenn Plan A nicht funktioniert, dann braucht es einen Plan B 192
5Der Weltportfolio-Ansatz – die Hauptelemente 195
5.1Was er ist und auf welchen Prinzipien er basiert 195
5.2Ein simpler Weltportfolio-Vorschlag zur Umsetzung 199
5.3Wechselkursrisiko – wie damit umgehen? 211
5.4Rebalancing – das Portfolio auf Kurs halten 215
5.5Was das Weltportfolio-Konzept nicht ist 219
6Umsetzungsaspekte des Weltportfolio-Ansatzes in der Praxis 222
6.1Ist jetzt der richtige Zeitpunkt zum Einstieg in den Markt? 222
6.2Sparpläne 227
6.3Depotentnahmen – Mythen und Missverständnisse 232
6.4Ausschüttende versus thesaurierende ETFs –was ist besser? 238
6.5Auszahlpläne 244
6.6Sozial verantwortliche Geldanlagen 246
6.7Die Kritik an ETFs – was ist dran an ihr? 255
6.8Wie die richtigen ETFs finden, wo ein ETF-Depot anlegen? 260
7Was tun, wenn ich Euro- und Deutschland-Pessimist bin? 268
7.1Populäre Eigentumsschutzmaßnahmen, die nicht funktionieren 268
7.2Eigentumsschutzmaßnahmen, die funktionieren, aber aufwendig sind 272
8Andere Vermögensthemen vor und im Ruhestand 280
8.1Auswandern dahin, wo das Leben billiger und das Wetter besser ist 280
8.2Heiraten zur finanziellen Optimierung? 281
8.3Erbschaften und Schenkungen 285
8.4Vorsorgevollmacht, Generalvollmacht, Patientenverfügung 287
9Steuern und Vermögensanlagen – die Basics 290
10Einen Berater oder Vermögensverwalter engagieren – Warum? Wann? Wen? 303
11Was tun im Aktien-Crash? 309
12Was bedeutet das alles für Sie? – ein Resümee 316
13Anhang 319
13.2Ihr Geldwissen für den Ruhestand weiterentwickeln 319
13.3Nützliche Websites im Internet 322
13.4Literatur und Quellen 322
13.5Glossar 329
13.6Danksagung 340
14Register 341
Wie Ihnen dieses Buch helfen kann - eine Einleitung »Menschliches Verhalten wurde im Überlebenskampf in der afrikanischen Savanne geformt. Die Instinkte, die wir damals entwickelten, waren in der Natur von enormen Wert. Leider führen sie uns beim Investieren ins Verderben.« (William Bernstein, Neurologe, Vermögensverwalter, Finanzmarktforscher) Dieses Buch richtet sich an Haushalte in der zweiten Lebenshälfte. Etwas abstrakter formuliert, an Haushalte, die die Phase des Vermögensaufbaus während der Berufstätigkeit in einigen Jahren beenden werden oder bereits beendet haben. Man könnte auch sagen, an Haushalte, die auf die Phase der »Vermögensnutzung« zusteuern oder sich bereits in ihr befinden. Vermögensnutzung bedeutet Vermögensbewahrung oder Vermögensverbrauch mit und ohne Kapitalverzehr. Wenn Sie sich fragen, ob dieses Buch Sie weiterbringen wird, dürfte ein Blick in das detaillierte Inhaltverzeichnis diese Frage am besten beantworten. Die Übersicht mit aussagekräftigen Kapitel- und Abschnittsüberschriften - fast schon ein wenig wie ein Lehrbuch - wird Ihnen eine gute Vorstellung über Zielrichtung und Philosophie dieses Ratgebers geben. Generell will dieses Buch Haushalte im deutschsprachigen Raum dabei unterstützen, die finanzielle Seite ihres bevorstehenden oder schon begonnenen Ruhestands in Eigenregie so klug wie möglich zu organisieren. Klug heißt hier, Rendite, Risiko und Liquidität in das für ihre speziellen Umstände bestmögliche Verhältnis zu bringen. Eine wichtige Rolle dabei spielt die Nutzung von ETFs, einer - trotz ihres kryptisch anmutenden Namens - einfachen und konkurrenzlos günstigen Investmentfondsvariante, die seit ihrer Erfindung vor 27 Jahren weltweit einen enormen Popularitätsschub unter Privatanlegern erlebt. In Deutschland nutzen allerdings erst rund zwei Prozent aller Haushalte ETFs. Lesern, die eine Bank oder einen bankunabhängigen Berater für das Verwalten ihrer Geldanlagen nutzen, will dieses Buch helfen, die Qualität der Dienstleistung dieser Firmen einzuschätzen und - falls diese Qualität nicht stimmt - die notwendigen Konsequenzen zu ziehen. Wie unterscheiden sich meine drei nachfolgend genannten Souverän-investieren-Bücher? Souverän investieren für Einsteiger. Wie Sie mit ETFs ein Vermögen bilden (2019) - Dieses Buch ist für Leser, die noch keine oder nur geringe Kenntnisse über liquide Vermögensanlagen haben. Mit liquiden Anlagen sind Aktien, Anleihen, Investmentfonds/ETFs, Gold, Rohstoffe und alle gängigen Finanzprodukte einschließlich kapitalbildender Lebensversicherungen gemeint. Souverän investieren mit Indexfonds und ETFs. Wie Sie das Spiel gegen die Finanzbranche gewinnen (2018) - Dieses Buch, dessen erste Auflage 2002 erschien und das detaillierteste der drei Bücher ist, richtet sich an Leser, die schon ein recht solides Vorwissen über liquide Vermögensanlagen besitzen. Es ist dasjenige der drei Souverän-investieren-Bücher mit der meisten Theorie. Es spricht tendenziell etwas mehr jene Anleger an, die in der Vermögensaufbauphase sind, aber auch Anleger in der Phase der Vermögensbewahrung und -nutzung können es mit Gewinn lesen. Souverän investieren vor und im Ruhestand. Mit ETFs Ihren Lebensstandard und Ihre Vermögensziele sichern (2020) - Generell ist das vorliegende Buch für Haushalte in der zweiten Lebenshälfte geschrieben, die sich entweder einige Jahre vor oder schon im Ruhestand befinden. Es setzt geringfügig höhere Basisvorkenntnisse über liquide Vermögensanlagen voraus als Souverän investieren für Einsteiger. Alle drei Bücher sind eigenständige, in sich abgeschlossene Ratgeberwerke, die für sich genommen, einzeln gelesen werden können. Weil das so ist, gibt es zwischen den drei Publikationen Überlappungen, denn viele finanzielle Sachverhalte sind sowohl für einen Einsteiger als auch für einen Fortgeschritten und sowohl für einen Anleger in der Vermögensaufbau- als auch für einen in der Vermögensnutzungsphase relevant. Lohnt es sich, Souverän investieren vor und im Ruhestand zu lesen, wenn Sie schon eines der beiden anderen oder beide kennen? Das muss letztlich jeder Interessierte für sich selbst beurteilen. Auch hier sollte ein vergleichender Blick in die granularen Inhaltsverzeichnisse die Entscheidung erleichtern. Es ist mein Anspruch in meinen Ratgeberbüchern, einschließlich meiner Immobilienbücher, solide etablierte, unstrittige Erkenntnisse aus der Wissenschaft pragmatisch und einfach für die Vermögensanlage von Privatanlegern nutzbar zu machen. Bedauerlicherweise beachten die Medien und die etablierte Finanzbranche die alte Dame Wissenschaft in Fragen des Geldanlegens und der Vermögensbildung leider viel zu wenig oder missachten sie regelrecht. Warum ist das so? Als Bank oder Vermögensverwalter wird man mit einer rein rationalen, wissenschaftlich orientierten Herangehensweise deutlich weniger verdienen als auf der traditionellen, spekulativen und interessenkonfliktbehafteten Route und für die Medien ist der nüchterne, wissenschaftlich orientierte Ansatz zu langweilig, also einfach nicht »sexy« genug. Aufgrund seiner wissenschaftlichen Orientierung werden Ihnen in diesem Buch viele Verweise auf akademische Studien begegnen. Diese Verweise müssen Sie natürlich nicht selbst nachlesen; allerdings könnten Sie es, sofern Sie sich im Einzelfall besonders für einen bestimmten Sachverhalt interessieren. Die Nennung der Quellen soll das ermöglichen und zugleich Nachvollziehbarkeit, Transparenz und Glaubwürdigkeit fördern. In zahlreichen Fällen verweise ich auch auf Finanzblog-Beiträge, die meine Kollegen und ich bei der Gerd Kommer Invest GmbH in den vergangenen Jahren veröffentlicht haben, und die auf unserer Website leicht auffindbar und kostenfrei zugänglich sind. Diese Blog-Beiträge präsentieren Argumente, die in diesem Buch eher knapp und oft nur in ihrer Schlussfolgerung dargestellt werden, ausführlicher, mit mehr Zahlenmaterial und mit zusätzlichen Quellen und Literaturangaben. Das Buch enthält auch viele Querverweise zu anderen Stellen innerhalb des Buches. Theoretisch hätte man auf die meisten von diesen verzichten können. Ich habe sie dennoch eingebaut, weil ich glaube, dass sie für jene Leser hilfreich sind, die so viel wie möglich vom Inhalt des Buches einschließlich Herleitungen oder Herkunft bestimmter Argumente und Aussagen verstehen wollen. Diesen Lesern sollen die Querverweise helfen, das große Ganze zu sehen und leichter nachvollziehen zu können. Leser, die nur ein grundsätzliches Verständnis anstreben und denen es primär um die Schlussfolgerungen, aber nicht so sehr um die Herleitungen geht, mögen diese Querverweise einfach ignorieren. Alle in diesem Buch verwendeten Fachbegriffe, die das Wissen eines Anlegers mit Investmentgrundkenntnissen übersteigen und nicht an Ort und Stelle erläutert werden, werden im Glossar am Ende des Buches erklärt. Im Glossar enthaltene Fachbegriffe sind im laufenden Text mit einem Pfeil wie diesem »?« gekennzeichnet. Das Buch blickt fast ausschließlich in finanzieller Perspektive auf den Ruhestand. Die vielen anderen nicht finanziellen »Lifestyle-Herausforderungen« in der Vorbereitung auf den Ruhestand und im Ruhestand selbst werden nicht beleuchtet, weil es dafür in großer Zahl andere gute Bücher und Informationsquellen gibt. Am Ende dieser Einleitung ist noch eine Offenlegung angebracht: Der Autor ist Gesellschafter und Geschäftsführer der Gerd Kommer Invest GmbH, ein Vermögensverwaltungsunternehmen in München. Weder in der Vergangenheit noch zum Zeitpunkt dieser Veröffentlichung erhielt er wirtschaftliche Zuwendungen von einem Hersteller eines Finanzproduktes, also »Provisionen« oder ähnliche Zahlungen. »Hauseigene Produkte« verwendet die Gerd Kommer Invest GmbH nicht. Das gesamte Privatvermögen von Gerd Kommer ist nach den Grundsätzen investiert, die in diesem Buch dargestellt werden. Klarheit über grundsätzliche Fragen herstellen Dieses Kapitel versucht, einige der zentralsten Grundfragen rationaler Vermögensbildung, -bewahrung und -nutzung zu beantworten. Hier geht es nicht um spezifische Finanzprodukte. Diese werden in Kapitel 2 und späteren Kapiteln ausführlich behandelt, sondern um Konzepte, fundamentale historische Fakten und das Ausräumen verbreiteter Denkfehler. Diese Kenntnisse sind die Grundlage der stärker umsetzungsbezogenen nachfolgenden Teile dieses Buches. Die fatalen Interessenkonflikte in der Finanzbranche und den Medien Seit über zwanzig Jahren ist es ein Gemeinplatz in der öffentlichen Diskussion, dass Interessenkonflikte in der Finanzbranche und in den Medien eine, wenn nicht sogar die Hauptursache der vielen Fälle miserabler Renditen in Privatanlegerdepots, unerwarteter Verluste und sogar von Anlagebetrug sind. Der bei Abfassung dieses Manuskripts vorläufig aktuellste große Fall in Deutschland von fachlich von vorne herein unsinnigen Privatanlegerinvestments kombiniert mit Anlegerbetrug war P&R Container (München-Grünwald), bei dem rund 50 000 Privatanleger in Summe wohl über 2 Milliarden Euro verloren haben (siehe Wikipedia, Stichwort »P&R Gruppe«). Dieses Investment wurde von Banken und Finanzberatern empfohlen, die daraus eine attraktive Vermittlungsprovision erhielten. Ohne die Provision hätte es diese Geldvernichtungsorgie nicht gegeben, ebenso wenig wie in einer schon lange nicht mehr überschaubaren Zahl ähnlicher »Abzockefälle« im In- und Ausland. Hauseigene Produkte bei Banken und Vermögensverwaltern sind dasselbe in Grün: Wenn sie von einem Berater empfohlen oder verwendet werden, dann fließt im technischen Sinne zwar keine Provision, aber der Interessenkonflikt ist eher noch größer als bei provisionierten Fremdprodukten, da die Margen bei der hauseigenen Ware besagte Provisionen bei Fremdprodukten noch übersteigen. Trotz einer unendlich anmutenden Zahl von Beratungsskandalen in den letzten 25 Jahren ist in Deutschland wenig passiert, um Interessenkonflikte - die Erbkrankheit der Finanzindustrie - einzudämmen. Da die Akteure Finanzbranche und Medien hier aus Eigeninteresse und die Politik aus Inkompetenz und wegen Lobbyismus nichts tun, müssen Sie sich als Privatanleger selbst schützen. Dieser Abschnitt nennt die Grundprinzipien einer solchen Abwehrstrategie. Bevor ich damit beginne, sollten wir jedoch noch kurz klären, wie und wo diese Interessenkonflikte zustande kommen. Interessenkonflikte (im Ökonomen-Jargon: »Prinzipal-Agent-Konflikte«) entstehen dann, wenn folgende Konstellation besteht: Ein Dienstleister (im Geldbereich ist das eine Bank, ein Finanzberater oder ein Vermögensverwalter), der »Agent«, wird für einen Privatanleger - den Auftraggeber beziehungsweise den Prinzipal - im Anlagebereich tätig. Der Dienstleister hat gegenüber dem Privatanleger über den Sachverhalt (Investieren) einen großen fachlichen und/oder prozessualen (umsetzungsmäßigen) Informationsvorsprung, und es ist für den Privatanleger unmöglich oder jedenfalls nur sehr schwer möglich, diesen Informationsvorsprung durch eigene Recherche auszugleichen. Die Höhe der Bezahlung des Dienstleisters variiert mit der Art der Ausführung der Dienstleistung. Dies ist immer dann der Fall, wenn die Bezahlung des Dienstleisters höher oder niedriger ist in Abhängigkeit davon, welches Investment oder welche Anlagestrategie er dem Kunden empfiehlt beziehungsweise für ihn auswählt. Alle drei Bedingungen liegen im Anlagegeschäft mit Privatkunden von Banken oder »unabhängigen« Finanzberatern und Vermögensverwaltern in den deutschsprachigen Ländern in wohl 99% aller Fälle vor, und ich rate Ihnen, einen Moment darüber nachzudenken, wie die Geschäftsbeziehung mit Ihrer Bank, Ihrem Vermögensverwalter oder Ihrem Finanzberater - so es eine solche Beziehung gibt - vor diesem Hintergrund aussieht. Das generelle Ergebnis von Interessenkonflikten dürfte nicht überraschen: Der Anleger bekommt regelmäßig nicht die für ihn nach wissenschaftlichen Maßstäben objektiv beste Dienstleistung (das für ihn und seine speziellen Umstände und Ziele geeignetste Investment und/oder die geeignetste Strategie), sondern eine jener Strategie-Produkt-Kombinationen, an der der Dienstleister mehr verdient als an der geeignetsten. Diese Art von systembedingter, vorsätzlicher oder grob fahrlässiger Fehlleistung dürfte im Finanzsektor jeden Tag tausendfach in Deutschland, Österreich und der Schweiz geschehen - oft verbunden mit kurz-, mittel-, oder langfristig dramatischen Kosten oder Schäden für das Vermögen des Anlegers. Das wird jedoch nur in Ausnahmefällen bemerkt. Dass es seitens der Politik auch anders geht, haben die Länder Großbritannien und die Niederlande in den letzten Jahren gezeigt. Dort wurde die größte Hauptquelle von Interessenkonflikten in der Finanzbranche - das Zahlen von Provisionen (auch Kommissionen, Rückvergütungen oder »Kickbacks« genannt) von Finanzproduktherstellern an Banken, Vermögensverwalter und Finanzberater mit großem Erfolg fast vollständig verboten. Auch in den USA und Kanada ist der Anlegerschutz den Zuständen hierzulande weit voraus. In Deutschland liegt das zuständige Bundesministerium für Justiz und Verbraucherschutz in dieser Hinsicht seit Jahrzehnten im Wachkoma, ab und zu kurz unterbrochen von weitgehend wirkungslosem, eher symbolischem Aktionismus, der zumeist von der EU angestoßen wurde. Auch die Medien sind Teil dieser unheiligen Allianz. Ihre Investmentberichterstattung trieft von Interessenkonflikten. Ihre Auflage und Klickraten erhöhen sich mit Intensität und Menge an »Investmentpornografie« und die ist das Gegenteil von seriöser, nützlicher Qualitätsinformation. Das heißt natürlich nicht, dass alle Finanzartikel in den Medien und im Internet Investmentpornographie darstellen, aber die Mehrheit ist leider davon infiziert. In der Investment- und Anlagewelt existiert der Begriff Investment- beziehungsweise Finanzpornografie. Er ist eine Metapher für reißerische, übertriebene, verzerrte und gefährliche Geldaussagen in den Medien, in der Werbung und im Internet. Ihr Ziel ist es nicht, seriöse Fakten und Information zu verbreiten, sondern Auflage und Klickraten zu steigern. Beispiele aus der Börsenzeitschriftenwelt sind: »Zehn Aktien mit 100% Gewinnchance in 6-12 Monaten«, »227% Gewinn an einem Tag mit brandheißen Penny Stocks« oder »Mit den richtigen Aktien 5 000 Prozent Gewinn. Titel, die Jahr für Jahr steigen«. Auch Ratgeberbuchtitel wie Ich mache Sie reich, Automatisch Millionär, Schnell reich - Die ewigen Gesetze der Börse sind Investmentpornografie. Doch nicht nur bei Kapitalmarktanlagen existiert dieses schlüpfrige Sirenengeplärre à la »reich ohne Risiko«, das alljährlich allein in den deutschsprachigen Ländern Hunderttausenden Privatanlegern zu bitteren Verlusten verhilft (Hackethal u. a. 2019); Finanzpornografie existiert auch im vorgeblich soliden Immobiliensektor. Einige Beispiele: »Mit Immobilien kann sich jeder, der eine solide Einkommens- und Vermögensstruktur hat, ein riesiges Vermögen aufbauen« (ein Immobilienbuchautor in einem Blog in 2014). Oder: »Die Immobilie - die wohl immer noch sicherste Anlageform der Welt« oder Buchtitel wie Das Einmaleins der Immobilien-Investition: Warum Immobilien so phänomenal lukrativ sind (2015), Mit null Euro in fünf Jahren zum Immobilien-Millionär (2016) oder »Lerne eine sichere Methode kennen, um mit Immobilien ein Vermögen aufzubauen. Sie ist zu 100% risikofrei« (Klappentext eines Buches von 2016). Lassen Sie sich nicht von windiger Finanzpornografie verführen, hinter denen sich ganz einfach Interessenkonflikte verbergen.
Erscheint lt. Verlag | 20.5.2020 |
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Verlagsort | Frankfurt am Main |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Sachbuch/Ratgeber ► Beruf / Finanzen / Recht / Wirtschaft ► Geld / Bank / Börse |
Schlagworte | Altersarmut • ETF • ETFs • Geldanlage • Investieren • Pension • Rente • Ruhestand • Souverän investieren für Einsteiger • Souverän investieren mit Indexfonds und ETFs • Sparen |
ISBN-10 | 3-593-44449-6 / 3593444496 |
ISBN-13 | 978-3-593-44449-9 / 9783593444499 |
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