Die Kunst & Technik der Anwendung von Blütenessenzen (eBook)

Kapitel 2

DAS KERNTHEMA

Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.
~ St. Exupéry, Der kleine Prinz

WIR ALLE BESITZEN VON GEBURT AN HEILKRÄFTE. Sie existieren in uns, ob wir sie wahrnehmen oder nicht. Verschiedene, oft schmerzhafte Lebensereignisse können unser Gewahrsein dieser inneren Quelle erwecken. Mithilfe von Blütenessenzen, kann sich unser Bewusstsein auf natürliche Weise für unsere angeborenen Heilungsressourcen öffnen. Alles, was es dazu braucht ist, dass wir den Wunsch haben, Zugang zu unserer inneren Heilkraft zu erhalten und sie bewusst zu benutzen.

Sich der inneren Heilkraft bewusst zu werden ist ein Prozess des Zulassens, nicht des Handelns. Tatsächlich kann es den Erfolg sogar behindern, wenn wir der Überzeugung sind, etwas dafür tun zu müssen. Diese Einstellung unterscheidet sich vielleicht von dem, was wir in Bezug auf die meisten Dinge im Leben erzählt bekommen haben. Es geht nicht darum, immer noch mehr zu lernen – stattdessen müssen wir eher „ent-lernen“, um das freizulegen, was bereits in uns ist.

Wenn ich mit Blütenessenzen arbeite, kümmere ich mich vorrangig um den Kern, die Wurzel der Situation, die Beschwerden oder Unbehagen erzeugt. Es ist leicht, die oberflächliche Wirkung eines Problems zu sehen und sich damit abzulenken, diese zu bearbeiten. Ich habe jedoch herausgefunden, dass oft das, was das Problem zu sein scheint, nur ein Symptom eines tiefer liegenden Lebensthemas ist.

Wenn wir auf dieser tieferen Ebene arbeiten, benötigen wir viel weniger Zeit und Energie, als wenn wir an der Oberfläche bleiben. Oft geschieht es, dass die unbequemen Symptome, die unsere Aufmerksamkeit gebunden haben, von selbst verschwinden, wenn wir mit dem Kern oder der Wurzel eines Problems arbeiten. Scheinbar voneinander unabhängige Themen lösen sich wie von alleine auf, wenn wir uns um die tiefere Ursache gekümmert haben.

Menschen fragen mich oft Dinge wie: „Welche Blütenessenz empfehlen sie für Depression?“ oder „Welche Essenz kann ich beim Thema Wut und Zorn verwenden?“ Meine erste Antwort auf derartige Fragen ist normalerweise eine Gegenfrage, beispielsweise: „Warum sind sie deprimiert?“ oder „Was an Ihrem Zorn macht ihn zu einem Problem für sie?“

Den meisten von uns wurde beigebracht, nur die Symptome anzusehen und einen Weg zu finden, sie zu lindern. Aber die Symptome sind die Sprache, die unsere Seele benutzt, um unsere Aufmerksamkeit auf ein tieferes Thema zu lenken. Wenn wir den Kern eines Problems oder Themas suchen, dann steht das Symptom nicht im Mittelpunkt. Man verfängt sich leicht in den Äußerlichkeiten der Situation, die unser Unwohlsein verursacht. Wenn wir uns auf das Symptom konzentrieren, dann betrachten wir nur die Spitze des sprichwörtlichen Eisbergs und ignorieren den Großteil, der sich unter der Oberfläche befindet.

Das, was wir an der Oberfläche wahrnehmen, ist ein Alarmsignal, wie ein Rauchmelder in unserem Haus, der uns warnt. Alle wirksamen Alarmsignale sind unerträglich, und das aus gutem Grund. Sie zwingen uns, unsere Aufmerksamkeit von dem, was wir gerade tun, wegzunehmen, und uns sofort um etwas anderes zu kümmern, das aktuell wichtiger ist. Obwohl Alarmsignale lästig sind, sind sie unsere Freunde und nicht das Problem.

Das wahre Problem ist oft „unsichtbar für die Augen“. Ich nenne es den Kern oder die Wurzel eines Themas. Für jede Form der Therapie ist es der Schlüssel zum Erfolg, sich um den Kern eines Themas zu kümmern. Warum sind manche Ursachen für uns unsichtbar, während andere leicht zu erkennen sind? Normalerweise können wir bei zeitlich zusammenhängenden Ereignissen den Effekt von Ursache und Wirkung leicht erkennen. Wenn wir beispielsweise unsere Hand über eine offene Flamme halten und uns verbrennen, wissen wir, dass das Feuer die Ursache der Verbrennung ist. Die Wirkung ist unmittelbar spürbar und auch bei einer Wiederholung erhalten wir immer wieder das gleiche Resultat. Viele unserer Handlungen haben jedoch Konsequenzen, die nicht unmittelbar eintreten, und dies sind die Dinge, die für die Augen unsichtbar sind.

Ich nenne Blütenessenzen gerne „Helfer des Bewusstseins“. Sie können uns dabei helfen hinter das Offensichtliche zu blicken, um das Wesentliche zu finden. Sie sind von Natur aus „essenziell“, weil sie die Essenz oder das essenzielle Bewusstsein einer Pflanze sind. Sie helfen uns dabei, unsere eigene Essenz beziehungsweise die wesentlichen Aspekte unseres Selbst zu erkennen.

Wenn es unsere Absicht ist, durch die Blütenessenzen am Kern oder an der Wurzel eines Themas zu arbeiten, können wir uns eine Menge Zeit sparen, die wir sonst damit verbracht hätten, die Symptome auseinanderzunehmen und zu verstehen. Symptome sind normalerweise provokativ: Sie lenken unsere Aufmerksamkeit auf das Drama des Lebens. Sie können uns ablenken, indem sie uns dazu verleiten, uns auf das Unwichtige zu konzentrieren. Das, worauf wir uns fokussieren, wächst – und je mehr wir uns auf unsere Symptome konzentrieren, desto größer können sie werden.

Doch lassen Sie mich auf die Frage von oben zurückkommen: „Welche Essenz kann ich beim Thema Wut und Zorn verwenden?“ Es sieht so aus, als ob Wut und Zorn als Symptom im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit bei dieser Frage stehen. Es ist vollkommen in Ordnung, zornig zu sein. Jeder von uns hat und braucht diese Emotion. Aber was an dem Zorn fühlt sich so unangenehm an? Verurteilen wir uns selbst, weil wir zornig sind? Drücken wir unseren Zorn auf unangemessene Art und Weise aus? Haben wir das Gefühl, dass der Zorn zu mächtig ist und wir die Kontrolle verlieren? Was liegt unter dem Zorn, das in uns Unbehagen erzeugt? Wenn wir Blütenessenzen mit der Absicht auswählen, den Kern des Themas zu finden, dann landen wir bei Mitteln, die uns die zugrunde liegende Ursache zeigen können. Wenn wir versuchen, die zugrunde liegende Ursache zu verstehen, können wir auf effektivere Weise mit einer Situation in Harmonie kommen, die uns bisher Probleme macht.

Obwohl es auch möglich ist, Veränderungen zu bewirken, wenn man sich auf die Symptome konzentriert, ist es normalerweise effizienter, direkt mit dem Kernthema zu arbeiten. Wenn sie jedoch das Gefühl haben, dass sie lieber auf der Ebene der Symptome arbeiten wollen, ist auch das in Ordnung. Keine von beiden Optionen ist richtig oder falsch. Die Rückmeldungen der Menschen, die das Kernthema benutzen, um Essenzen auszuwählen, berichten jedoch, dass damit üblicherweise tiefgehende Erkenntnisse einhergehen.

Ich wähle und verwende seit achteinhalb Jahren Essenzen, sowohl für mich selbst als auch in meiner Praxis. Seit ich jedoch den fünfstufigen Prozess verwende, haben sich die Ergebnisse bei mir und meinen Klienten dramatisch verbessert. Ich habe bemerkt, dass ich viel schneller mit der Bearbeitung meines eigenen „Krempels“ bin und gleichzeitig dabei viel mehr Vertrauen habe. Es fühlt sich an, als würde ich aufwachen und viel bewusster werden. Und auch bei meinen Klienten habe ich beobachtet, wie sich die Geschwindigkeit, mit der viele von ihnen ihre alten Themen lösen, deutlich vergrößert hat – besonders bei langjährigen Klienten, bei denen bisher keine abschließende Lösung möglich war.

~ A.H., Chicago, IL

Manchmal geschieht es, dass wir uns bei der Arbeit mit der Ursache unseres Schmerzes oder unserer Beschwerden um Themen kümmern müssen, die wir bis dahin nicht damit in Verbindung gebracht haben. Wie kann so etwas geschehen? Sara (Name geändert) kam zu mir und suchte Hilfe, weil sie Angst davor hatte, vor Menschen zu sprechen. Sie war Professorin an einer Universität, und für sie war diese Angst extrem kräftezehrend. Sie unterrichtete schon seit sechs Jahren und vertraute mir an, dass sie jedes Mal entsetzliche Angst hatte, wenn sie vor ihren Studenten stand. Ihr Leben war deshalb fast jeden Tag voller Stress. Sie hatte zwar noch keine Erfahrungen mit Blütenessenzen, war jedoch offen dafür.

Im Verlauf der nächsten zwei Jahre wählten wir alle drei bis vier Wochen eine neue Mischung von Blütenessenzen für sie aus. Dabei wurde Sara mit verschiedenen Kernthemen konfrontiert, die zu Beginn gar nichts damit zu tun haben schienen. Das erste Thema, mit dem sie sich beschäftigen musste, war die dominante Kontrolle, die sie über ihren Ehemann ausübte. In den darauffolgenden Monaten lernte sie, ihrem Partner mehr Freiraum zu geben und ihm zu ermöglichen, selbständiger zu sein.

Danach zeigte sich ein ernsthaftes juristisches Problem, bei dem sie in der Vergangenheit gelogen hatte. Sie fand den Mut, dazu zu stehen und endlich die Wahrheit zu sagen. Die Freiheit, die sie fand, nachdem das Thema gelöst war, gab ihr die Kraft, sich anderen Themen zu stellen.

Als nächstes sah Sara der Tatsache mutig ins Auge, dass sie eine Verletzung heilen musste, die von einer Vergewaltigung im Teenageralter herstammte. Während dieses Prozesses entdeckte sie eine Erinnerung, die sie bis dahin immer unterdrückt hatte: Sie war bereits als Kind sexuell missbraucht worden.

Während sie sich durch ihre Gefühle aus...