Der Schlüssel zum Spiel (eBook)

Wie moderner Fußball funktioniert
eBook Download: EPUB
2020 | 1. Auflage
240 Seiten
Rowohlt Verlag GmbH
978-3-644-00508-2 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Der Schlüssel zum Spiel -  Tobias Escher
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Die neue Taktikbibel: Tobias Escher erklärt, wie Fußball und Taktik heute funktionieren. Was eine Viererkette ist, weiß heute jedes Kind. Aber was macht eigentlich eine «falsche Neun» oder eine «abkippende Sechs»? Wie schafft es eine Mannschaft, kompakt zu stehen, mit welchen Mitteln erzeugt sie Dynamik, und was ist unter «Pass und Klatsch» zu verstehen? Anhand des 4-Phasen-Modells - eigener und gegnerischer Ballbesitz, offensives und defensives Umschaltspiel - erläutert Tobias Escher alle relevanten Details zu jeder Spielsituation und jeder taktischen Herausforderung. Anschauliche Beispiele aus dem Profifußball verdeutlichen die Schachzüge und Kniffe bekannter Mannschaften und Trainer. Unterhaltsam und fachkundig ermöglicht dieses Buch ambitionierten Spielern und Trainern ebenso wie allen Hobby-Klopps, ein Fußballspiel mit anderen Augen zu sehen und wirklich zu verstehen, was auf dem Platz passiert. Ein Buch mit Potenzial zum Standardwerk.

Tobias Escher ist Mitbegründer des Taktikblogs «Spielverlagerung.de», das zahlreiche Auszeichnungen erhalten hat. In der Internetsendung «Bohndesliga», einer Produktion von Rocket Beans TV, analysiert er die Spiele der Bundesliga. Als freier Journalist schreibt Escher für die «WELT» sowie für das Fußball-Magazin «11 Freunde». Das Medium-Magazin wählte Escher 2013 unter die besten zehn Sportjournalisten. Bei Rowohlt erschienen zuletzt seine Bücher «Der Schlüssel zum Spiel: Wie moderner Fußball funktioniert» und «Was Teams erfolgreich macht».

Tobias Escher ist Mitbegründer des Taktikblogs «Spielverlagerung.de», das zahlreiche Auszeichnungen erhalten hat. In der Internetsendung «Bohndesliga», einer Produktion von Rocket Beans TV, analysiert er die Spiele der Bundesliga. Als freier Journalist schreibt Escher für die «WELT» sowie für das Fußball-Magazin «11 Freunde». Das Medium-Magazin wählte Escher 2013 unter die besten zehn Sportjournalisten. Bei Rowohlt erschienen zuletzt seine Bücher «Der Schlüssel zum Spiel: Wie moderner Fußball funktioniert» und «Was Teams erfolgreich macht».

Theoretische Grundlagen des Verteidigens


18. Dezember 2018. Nur noch eine Woche warten, dann ist Weihnachten – und damit auch Winterpause im Fußball. Zuvor muss die heimische Fortuna aber noch gegen den Tabellenführer antreten. Die Düsseldorfer Arena war vor dem Spiel gegen Borussia Dortmund bis auf den letzten Platz gefüllt – und bitterkalt. Das Thermometer zeigte knapp über null Grad an. Die Aussicht auf das Spiel wärmte die Herzen der Zuschauer nur bedingt: Der BVB hatte in dieser Saison noch keine einzige Partie verloren, 41 Tore waren ihm in 15 Spielen gelungen. Es gab keinen Grund zu glauben, dass die Borussia ausgerechnet gegen den Aufsteiger mit dem Toreschießen aufhören würde.

Es geschah das Unerwartete. Nach 22 Minuten ging Fortuna Düsseldorf in Führung. Nach 56 Minuten schossen sie das zweite Tor. Mit der Führung im Rücken zogen sie sich zurück. Weit zurück. Die Düsseldorfer formierten einen engen Block vor dem eigenen Strafraum. Zehn Spieler stellten sich zwischen das eigene Tor und Dortmunds Angreifer. Borussia Dortmund hatte fast 70 Prozent der Ballbesitzanteile, die Fortuna befand sich praktisch nur in der Verteidigung.

Doch die so torhungrige Offensive der Dortmunder fand einfach keinen Weg vorbei an den Abwehrketten. Immer wieder versuchte sie, eine Lösung zu finden gegen Düsseldorfs Defensive. Die Angreifer spielten den Ball nach links, zurück, nach rechts, wieder nach links. Doch egal, wie häufig sie den Ball von einer Seite zur anderen spielten: Nie öffnete sich eine Lücke im Düsseldorfer Defensivverbund. Der Gegner stand wie eine Mauer.

Fortuna-Trainer Friedhelm Funkel sagte nach dem Spiel: «Das Wichtigste war, den Dortmundern die Passwege zu schließen, damit sie ihren Hochgeschwindigkeits-Fußball nicht entwickeln konnten.» Dieses Zitat zeigt, wie mächtig eine gut funktionierende Defensive sein kann: Wer den Raum in der Defensive optimal besetzt, kann selbst den stärksten Gegner matt setzen. Genau das gelang den Düsseldorfern an diesem Winterabend. Es sollte die erste Niederlage der Dortmunder dieser Saison sein.

Was Düsseldorf in diesem Spiel optimal geschafft hat: Sie haben verhindert, dass der Gegner in Räume kommt, in denen er gefährlich werden kann. Gemeinschaftlich haben sie sich über den Platz bewegt, um die Passwege für den Gegner zu schließen. Dortmund durfte den Ball nie in gefährliche Zonen spielen.

Doch wie gelang ihnen das? Im ersten Teil des Kapitels werden die Grundlagen des modernen Verteidigens vorgestellt. Es dreht sich um die Frage, wie aus zehn Feldspielern und einem Torhütern eine Einheit entsteht, die optimal die Räume auf dem Feld besetzt. Dazu müssen wir zunächst tief in die Theorie eintauchen – und verstehen, wie Verteidiger ein Fußballspiel wahrnehmen.

Die vier Referenzpunkte eines Verteidigers


Die Art, wie Profi-Teams heutzutage verteidigen, weckt Erinnerungen an das Synchronschwimmen. In beiden Sportarten sind die Bewegungen der Sportler derart synchronisiert, dass der Betrachter sie als Einheit wahrnimmt. Wenn Profi-Fußballer gemeinsam das eigene Tor verteidigen, weiß jeder Spieler genau, was zu tun ist. Wie von unsichtbarer Hand gelenkt bewegen sie sich über den Platz. Rückt der Ball auf eine Seite, rücken sämtliche Spieler mit. Wie machen die Spieler das nur?

In der Taktikanalyse neigt man dazu, den Vogelblick einzunehmen. Teams werden als eine untrennbare Einheit betrachtet. Zehn Feldspieler und ein Torwart verteidigen gemeinsam das eigene Tor. Die Wahrheit liegt jedoch auf dem Platz, und hier sieht das Bild ganz anders aus: Elf individuelle Spieler müssen sich auf dem Feld zurechtfinden. Wo sollen sie stehen? Wie sollen sie verteidigen? Welche Räume sollen sie abdecken? Wann sollen sie zum Zweikampf übergehen?

Betrachten wir die Defensivarbeit aus den Augen eines Fußballers, gibt es für ihn auf dem Feld vier Referenzpunkte, an denen sich sein Verhalten ausrichtet. Diese vier Referenzpunkte sind:

  • Die eigene Position im Raum. Wo befindet sich der Spieler auf dem Feld? In der gegnerischen Hälfte? In der eigenen? Auf dem Flügel? Oder im Zentrum?

  • Die Position seiner Mitspieler. Wo stehen seine Kollegen? Wie groß ist der Abstand zu ihnen? Welche Mitspieler sind nahe bei ihm, welche weiter entfernt?

  • Die Position der Gegenspieler. Wo befinden sich die Gegenspieler? Welche Räume besetzen sie? Wie weit entfernt sind sie? Und wie weit entfernt sind sie vom eigenen Tor?

  • Die Position des Balls. Wo befindet sich der Ball? Ist er nahe oder weit entfernt? Ist er in der Luft oder am Boden? In welche Richtung bzw. zu welchem Gegenspieler könnte der Ball gespielt werden?

Die Entscheidungen, die ein Verteidiger trifft, finden immer im Zusammenspiel dieser Referenzpunkte statt. Ein Beispiel: Der Gegner möchte einen Pass von Spieler A zu Spieler B spielen. Der Verteidiger sieht eine Möglichkeit, den Pass abzufangen. Soll er das Risiko eingehen? Er muss sich orientieren. Wie ist seine Position im Raum? Wie weit ist er vom Ball entfernt? Wohin könnte der Ball rollen? Befindet sich ein Gegner in der Nähe, der früher als er am Ball sein kann? Es bestehen noch weitere Risiken. Was passiert, wenn er den Ball nicht erreicht? Wie groß wäre die Lücke, die er auf seiner aktuellen Position hinterlässt? Wäre ein Mitspieler in der Nähe, um für ihn abzusichern? Könnte ein Gegenspieler diese Lücke ausnutzen? Es gibt also ganz schön viel zu beachten! Solche Entscheidungen treffen Verteidiger ständig auf dem Feld. Ihnen mag nicht bewusst sein, dass ihre Entscheidung derart komplex ist und von den vier Referenzpunkten beeinflusst wird; es ist aber so.

Wie der Spieler diese Referenzpunkte gewichtet, entscheidet er nicht allein. Hier kommt die taktische Ausrichtung ins Spiel: Der Trainer bestimmt, wie sich die Mannschaft in der Defensive zu verhalten hat. Er gibt vor, ob sich die Verteidiger eher am Gegenspieler oder am Mitspieler orientieren sollen, wie weit die Verteidiger von ihren Mitspielern entfernt sein und wann sie den Ball erobern sollen. Über das Training verinnerlichen die Spieler die taktischen Vorgaben des Trainers, und im Idealfall erfüllen sie sie später auf dem Feld.

Die vier Referenzpunkte eines Verteidigers sind seine eigene Position im Raum, die Position seiner Mitspieler, die Position der Gegenspieler sowie die Position des Balls.

Mann- oder Raumorientierung statt Mann- oder Raumdeckung


Früher unterschied man in der Defensive zwei Arten der Verteidigung: Mann- und Raumdeckung. Die erwähnten Referenzpunkte verraten die Unterschiede: Bei der Manndeckung ist der wichtigste Referenzpunkt für die Verteidiger der Mann, sprich: der Gegenspieler. Im Idealfall deckt jeder Verteidiger einen gegnerischen Angreifer. Bei der Raumdeckung hingegen ist die eigene Position im Raum der wichtigste Referenzpunkt, gerade in Bezug auf die Position der Mitspieler und des Balls. Das Ziel ist es, die Räume auf dem Feld abzudecken und dem Gegner Optionen zu versperren, vor das Tor zu gelangen.

Bei einer Mannorientierung orientiert sich ein Verteidiger in erster Linie an einem Gegenspieler. Bei der Raumorientierung ist seine Position im Raum im Verhältnis zu seinen Mitspielern und dem Ball entscheidend.

Sie werden schnell feststellen, dass ich die Begriffe Manndeckung und Raumdeckung nicht benutze. Der Grund ist simpel: Die Idee, dass eine Mannschaft ausschließlich den Mann oder ausschließlich den Raum deckt, ist in der Praxis nie gegeben. Stellen Sie sich eine reine Manndeckung vor: Würde jeder Verteidiger stur seinem Gegenspieler folgen, könnte der Gegner einfach mit sämtlichen Spielern an die Eckfahne rennen. Der Weg wäre frei für ein Dribbling des Torhüters. Das klingt wie eine absurde Idee – wäre aber genau der Fall, wenn jeder Verteidiger einzig den Gegenspieler als Referenzpunkt hätte. In der Praxis lassen die Verteidiger ihren Gegenspieler ziehen und orientieren sich an anderen Referenzpunkten, sobald sich ihr Gegenspieler zu weit von ihnen wegbewegt.

4.

Mannorientierung

5.

Raumorientierung

Ähnlich kann man gegen den Begriff der Raumdeckung argumentieren. In einer reinen Raumdeckung wäre der Referenzpunkt Gegner unbedeutend. Ein Verteidiger bekommt einen Raum zugeteilt. Er verteidigt diesen Raum, passiere, was wolle. Wie soll er reagieren auf das, was der Gegner tut? Wie soll er je in einen Zweikampf mit einem Gegenspieler gelangen, wenn er sich ausschließlich am Raum und nicht zumindest ein bisschen am Gegenspieler orientiert?

Sie merken: Es braucht immer eine Mischung aus allen Referenzpunkten. Deshalb spricht man heutzutage nicht mehr von Mann- oder Raumdeckung, sondern von Mann- oder Raumorientierung. Damit trägt man der Tatsache Rechnung, dass die Referenzpunkte relative Begriffe sind. Beispiel Mannorientierung: Je höher ein Spieler den Referenzpunkt Gegenspieler gewichtet, desto mannorientierter agiert er. An der «Je … desto»-Konstruktion erkennt man: Mannorientierung ist kein absoluter Zustand. Man kann mehr oder weniger mannorientiert agieren. Dieses...

Erscheint lt. Verlag 21.4.2020
Zusatzinfo Zahlr. s/w Abb.
Verlagsort Hamburg
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Sport Ballsport
Schlagworte Bundesliga • EM • EM 2024 • Europameisterschaft • Fussball • Fußball • Fußballentwicklung • Fußballstrategie • Fußballtaktik • Fußballtrainer • Fussballtraining • Fußballtrainingsmethoden • Geschenk für Bruder • Geschenk für Mann • Geschenk für Vater • moderner Fußball • Sport • Strategie • Taktik • Teamtaktik • Weltmeisterschaft • WM
ISBN-10 3-644-00508-7 / 3644005087
ISBN-13 978-3-644-00508-2 / 9783644005082
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