Bubikopf und Möhrenpfanne - Hausmann wider Willen - Autobiografie -  John Barns

Bubikopf und Möhrenpfanne - Hausmann wider Willen - Autobiografie (eBook)

(Autor)

eBook Download: EPUB
2019 | 1. Auflage
150 Seiten
Verlag DeBehr
978-3-95753-627-3 (ISBN)
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'Papa, du bist ein Sklaventreiber!' Da waren sie wieder, die Worte meiner Tochter, die auch den Lippen meiner Schwiegermutter gern entfleuchten. War denn meine Bitte, das Zimmer ein wenig lebenswerter aufzuräumen, so unangebracht? Wir saßen im Haus meiner Schwiegereltern fest - mit unseren kleinen Kindern. Diese Situation entsprach keinesfalls unserer Lebensplanung, doch erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt. Meine Frau arbeitete, während ich Feinheiten in der Küche und im Haushalt ausbaute. Ich blieb daheim, während sie im vollen Leben stand. In dieser Zeit spürte ich ein neues Gefühl. Es war eine Art Leere in mir, die mich übermannte. Irgendwie schien mir die Lust am Leben allmählich zu vergehen. Wie eine schleichende unsichtbare Krankheit veränderte sich mein Gemütszustand. John ist Hausmann wider Willen. Die vorsichtigen ersten Schritte, sich den Haushalt Untertan und die Kinder gefügig zu machen, sind bekanntermaßen die schwersten. Mit Humor, Augenzwinkern und jeder Menge Vaterwitz erzählt der Autor aus der wohl schwierigsten Zeit seines Lebens.

 

2. KAPITEL - DIE SACHE MIT DEM ABWASCH

 

Ermutigt durch meine Erfolge, kochte ich in der Folgezeit nun öfters, ganz zum Ärgernis meiner damaligen Freundin. Der Hauptgrund hierfür war, dass ich bei jeder Zubereitung fast das ganze Inventar ihrer Küche benutzte. Jedes Mal, wenn ich es geschafft hatte, das eine oder andere Gericht einigermaßen hinzubekommen, türmten sich wahre Berge von Geschirr in dem kleinen Raum. Damals und noch über weitere Jahre hinweg war ich der Ansicht, dass ich mit meiner Kocherei meinen Teil getan hätte. Großmütig überließ ich ihr den Abwasch und das Reinigen der von mir verlassenen Küche. Nur hin und wieder half ich, das von mir angerichtete Chaos zu beseitigen. Logischerweise sah sie es daher nicht so gerne, wenn ich mich in die Küche zurückzog, um meinem neu entdeckten Hobby zu frönen.

   In dieser Zeit veränderten sich meine Essgewohnheiten zusehends. Von Schnitzeln und Currywurst war nicht mehr die Rede. Stattdessen fand ich in der Rezeptsammlung immer neue Ideen, die ich, wann immer möglich, in die Tat umsetzte, mit den bekannten Folgen.

   Insbesondere die Küche rund um den Mittelmeerraum sollte zukünftig jene bevorzugte Geschmacksrichtung werden. Waren es erst Pasta und Pizza, so erkannte ich zu meinem Erstaunen, wie vielfältig gerade die italienische Küche war. Zudem hatte ich durch leidvolle Erlebnisse manch einen Trick gelernt. Ich machte die Erfahrung, dass ein Schuss kaltes Wasser ins Eiweiß eine festere Konsistenz schuf. Auch schlug ich es nicht mehr mit der Gabel, sondern mit dem Mixer, was ein wirklich ansehnliches Ergebnis brachte.

   Wären da nicht der Abwasch und die Unordnung gewesen, man hätte glauben können, unsere Beziehung wäre bestens gewesen.

   Apropos Beziehung: Aus der anfänglichen Freundschaft wurde Liebe, und als ich mich kaum vier Monate nach unserem ersten Kennenlernen mit meiner damaligen Freundin verlobte, schien sich eine feste Verbindung abzuzeichnen. Dabei hatte nicht ich ihr, sondern sie mir den Antrag gemacht, und das auch nicht irgendwo, sondern am Ostbahnhof von Paris. Das ist jedoch eine andere Geschichte. Jedenfalls ergab es sich, dass wir bestrebt waren, den zukünftigen Lebensweg gemeinsam zu meistern. Das alles war damals noch graue Theorie, denn meine Abneigung gegen das Aufräumen und den Abwasch führte nicht allzu selten zu intensiven Auseinandersetzungen.

   Das steigerte sich dramatisch, als ich, kaum dass wir fünf Monate zusammen waren, meinen Arbeitsplatz verlor. Zu jener Zeit lebten wir noch in unterschiedlichen Orten. Da ich nun sehr viel Zeit hatte, bot ich ihr an, mich verstärkt um das Kochen zu bemühen. Ich weiß nicht, warum sie es zugelassen hat.

   Vielleicht erkannte sie, dass ich ohne eine Aufgabe nicht leben konnte, und so willigte sie trotz enormer Vorbehalte ein. Der Streit um den besagten Abwasch führte in der Folgezeit hin und wieder so weit, dass unsere Beziehung auf eine harte Probe gestellt wurde. Wie oft tadelte sie mich, doch endlich organisiert zu kochen. Wie oft stand sie resigniert vor meinen Hinterlassenschaften? Entweder hatte sie es aufgegeben, oder sie liebte mich derartig, dass sie diese Eigenart nunmehr in Kauf nahm.

   An einem dieser Tage musste sie wohl die Nase voll gehabt haben, denn sie weigerte sich, den Abwasch zu machen. „Du hast gekocht, und du wäschst ab“ war ihre Antwort auf meine Frage, wann sie denn gedenke, die Küche zu säubern. Da das Essen auch ziemlich danebengeraten war, begannen wir beide, uns auf einen Kampf einzustellen. Das Säbelrasseln war unüberhörbar, und ihre sonst so sanftmütigen Augen funkelten mich wütend an. Würde es Krieg geben, fragte ich mich. Es hatte den Anschein, denn so, wie sie jetzt aussah, hatte sie die Waffen aus ihren unsichtbaren Arsenalen hervorgeholt. Die Lunten der Geschütze brannten bereits, das Ziel ihrer Attacke anvisiert.

   Angesichts dieser Eskalation unserer Gefühle gab es in diesem Moment kaum mehr eine Möglichkeit, die Situation zu bereinigen. Doch ich wollte keinen Krieg. Ich versuchte, meine Freundin zu besänftigen, was sich allerdings ins Gegenteil verkehrte. Ihre Augen schossen Blitze auf mich ab. Gegen ihren eisigen Blick war die Antarktis eine heiße Wüste. Ihre Aura versprühte regelrechte Mordlust, und das nur wegen eines in meinen Augen simplen Abwaschs. Ich fand, dass sie völlig überzogen reagierte. Um nicht nachgeben zu müssen, beschloss ich einen raschen Rückzug. Wütend verließ ich ihre Wohnung, um mich zu mir nach Hause zu begeben. Das war es wohl gewesen.

   In den nächsten Tagen hörten und sahen wir nichts voneinander. Obwohl ich wusste, dass sie recht nachtragend war, vertraute ich darauf, dass es sich wieder einrenken und sie zurückkommen würde. Ich wartete vergebens. Stunde um Stunde verging, und die Gedanken an sie schossen mir durch den Kopf. Erst jetzt erkannte ich, dass sie mir mehr bedeutete, als ich mir eingestand. Ja, ich begriff, dass ich sie liebte und um jeden Preis unsere Beziehung retten wollte, selbst unter der Prämisse, dass ich von nun an den Abwasch machen würde.

   So fuhr ich denn gesenkten Hauptes und mit einem unguten Gefühl in der Magengrube zu ihr. Zögerlich, ja fast ängstlich drückte ich auf die Klingel ihrer Wohnung. Zunächst tat sich nichts. Entweder war sie nicht da oder wollte mich nicht mehr sehen. Resigniert, wollte ich bereits aufgeben, als der Summer erklang. Klopfenden Herzens trat ich ein und ging die Treppen zu ihrer Wohnung hinauf.

   Da stand sie nun, meine Geliebte. In diesem Moment hatte sie allerdings eher das Aussehen einer kampferprobten Amazone, die mit gezogenem Schwert auf ihren Gegner wartete, um ihn, ohne jedes Mitleid, niederzustrecken. Als einziger Ausweg blieb mir nur das Hissen der weißen Flagge. Mir war bewusst, dass ich bedingungslos kapitulieren würde. Zum Glück für mich und meine Gesundheit steckte sie das geistige Schwert tatsächlich zurück. Wir kamen ins Gespräch und fanden heraus, dass wir wohl beide überreagiert hatten. Sie hatte zu viel erwartet, und ich war zu stur. Gemeinsam beschlossen wir, zunächst einen Waffenstillstand auszurufen. Ob daraus Frieden würde, musste sich zeigen.

   Voller Dankbarkeit bot ich ihr angesichts der sich entspannenden Situation an, ein Friedensmahl zu bereiten. Mein Vorschlag fand ihr Wohlwollen, und so verschwand ich in der Küche, um nach einem Rezept zu suchen, das diesem denkwürdigen Augenblick entsprach. Ja, es sollte ein echtes Menü, bestehend aus mehreren Gängen, werden. Alles andere war mir zu diesem Zeitpunkt nicht angemessen genug. Würde ich es mit Hilfe dieser Gaumenfreuden schaffen, ihre Gunst zurückzugewinnen? Es verging mehr Zeit, als mir lieb war, denn wenn ich schon etwas zusammenstellte, dann musste es perfekt sein.

   Ich erbat mir von ihr einen Zettel, um die lange Zutatenliste niederzuschreiben. Danach bat ich sie, mich zu entschuldigen, da ich einkaufen wollte. Sie ließ mich gewähren.

   Anstatt wie bisher in das Getümmel des nächsten Supermarktes zu stürzen, wählte ich dieses Mal Geschäfte der gehoben Qualität und Preise aus, denn wenn ich eines aus der Vergangenheit gelernt hatte, dann das, nämlich man nur Gutes aus einem Topf herausholen konnte, wenn man Gutes hineintat. Finanziell gesehen, hätten wir auch eines der besseren Lokale aufsuchen können, denn billiger waren die Zutaten des Essens bestimmt nicht, doch das war nicht Sinn des Mahls. Vielmehr wollte ich beweisen, dass ich wirklich kochen konnte. Nach dem Essen, so hatte ich mir vorgenommen, würde ich selbstverständlich den Abwasch machen. Mit prall gefüllten Einkaufstaschen kehrte ich glücklich und erfolgreich von der Jagd zurück.

   Kaum in der Küche angekommen, machte ich mich an die Arbeit. Geduldig und voller Inbrunst bereitete ich zunächst eine französische Hochzeitssuppe als Vorspeise. Diese ließ ich in aller Ruhe vor sich hin köcheln, währenddessen ich mich dem Hauptgang widmete. Heute, so hatte ich mir vorgenommen, würde es edle Rinderfiletsteaks in einer feinen Sauce, mit entsprechenden Beilagen geben. Bisher hatte ich mich noch nie an dieses edle Fleisch getraut.

   Vorsichtig, ohne zu viel zu verraten, fragte ich meine Freundin, wie sie am liebsten Filet mochte. Sie sagte normal, was mich zunächst verzweifeln ließ. Was ist bei Rinderfilet denn als normal zu bezeichnen? Verzweifelt sah ich im Rezeptbuch nach — und wurde fündig. Anscheinend kannten die Autoren des Buches sich bestens aus, denn ich fand eine ellenlange Erklärung über die Zubereitung. Da gab es die Bezeichnungen englisch, Medium und durch sowie noch zwei Zwischenstufen. Normal wäre danach vier Minuten braten von jeder Seite. Wichtig wäre, so die Beschreibung der Autoren, dass man das Filet in rauchigem Fett anbrät, damit sich die Poren schließen und das Fleisch innen saftig blieb und äußerlich eine Kruste bekam. Zu diesem Zwecke hatte ich mir ja das Kokosfett mitgebracht. Jetzt war ich einen Riesenschritt weiter.

   Vor dem eigentlichen Bratvorgang, so stellte ich fest, war es sinnvoll, alle anderen Arbeiten, also auch die Zubereitung der Beilagen fertigzustellen, damit das Fleisch so frisch wie möglich auf den Teller kam. Daran hätte ich natürlich nicht gedacht. So nahm ich mir also diverse Schüsseln und Teller, um mich zunächst über diese Arbeiten herzumachen.

   Ich putzte, schnitt und dünstete das Gemüse vorsichtig an, immer mit dem...

Erscheint lt. Verlag 18.3.2019
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Gesundheit / Leben / Psychologie Partnerschaft / Sexualität
ISBN-10 3-95753-627-8 / 3957536278
ISBN-13 978-3-95753-627-3 / 9783957536273
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