Islands raue Natur (eBook)
436 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7528-0108-8 (ISBN)
Christine König ist promovierte Geowissenschaftlerin mit einer Vorliebe für nordische Länder. Sie studierte an der Universität Trier und der McGill University Montreal / Kanada und arbeitete über Meereis und als Lehrbeauftragte an ihrer Alma Mater. Seit 1992 ist sie Leiterin des BVBK und arbeitete seither an verschiedenen Fernerkundungs-Projekten im Bereich der Geologie, Klimatologie, Photogrammetrie, Ozeanografie sowie als Produkt-Spezialistin für das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt. Sie nahm an einer Polarstern-Expedition in die Arktis teil und unternahm Reisen u.a. durch Kanada, USA, Mexiko, Skandinavien, die UDSSR, Island, den Mittelmeerraum (Griechenland, Italien, Spanien) sowie die Azoren und Kanarischen Inseln. Ihre Begeisterung für die Fotografie entwickelte sich bereits in ihrer Jugend und begleitet sie auch heute noch in ihrer Freizeit.
Island – eine besondere Insel <<
Island ist mit ca. 103.000 qkm die größte Vulkaninsel der Erde1. Es liegt im nördlichen Atlantischen Ozean, östlich von Grönland, unweit des Polarkreises. Ihre insgesamt 4970 km Küstenlinien [148] werden im Norden vom kalten Ostgrönlandstrom, im Süden vom Irmingerstrom, einer Teilströmung des warmen Golfstromes, umflossen. Auf Grund dieser Kombination aus nördlicher Lage und warmer Meeresströmung ergibt sich für Island ein ozeanisch kühles Klima mit relativ gemäßigten Temperaturen im Winter, mit durchschnittlichen Temperaturen im Februar zwischen - 2 °C und +3 ˚C und kühlen Sommern mit Durchschnittstemperaturen im Juli zwischen +9 °C und +14 ˚C. Die Niederschläge pro Jahr können zwischen ca. 2000 mm im Süden und bis zu 4000 mm auf dem Vatnajökull schwanken. In den bevorzugten Reisemonaten Juni bis August muss im Mittel mit etwa 10 Regentagen pro Monat gerechnet werden.
Eines der wichtigsten Merkmale Islands leitet sich jedoch von seiner Lage auf dem Mittelozeanischen Rücken ab. In der norwegischen Mythologie ragt nur an dieser Stelle des Globus die weltumklammernde Schlange Miðgarð mit ihrem Rücken aus dem Meer und bildet die Insel Island [116]. Heute sieht man die Entstehung dieser Region im Nordatlantik etwas nüchterner. Die Tatsache, dass hier zwei Kontinentalplatten im Bereich eines so genannten Hot-Spots2 voneinander wegdriften, erklärt die überwiegend vulkanisch geprägte Entstehung des Landes naturwissenschaftlich. Liegt eine Region der Erde - geologisch gesehen - längere Zeit über einem Hot- Spot (hier der Island-Plume), so sammelt sich unter diesem Bereich sehr viel Basalt an ([153], S. →). Dies geschah auch im Bereich Islands. Es wird angenommen, dass hier erste Landmassen vor ca. 16-20 Millionen Jahren aus dem Meer auftauchten und damit erdgeschichtlich gesehen ein junges Land formten3. Das weltweit nur an wenigen Stellen der Erde auf Land zu beobachtende Seafloor – Spreading ([153], S.→) mit den auseinanderstrebenden Erdplatten, ist eine ca. 350 km lange Sehenswürdigkeit ([153], S.→), die sich geologisch interessierte Reisende nicht entgehen lassen sollten. Es ist dafür verantwortlich, dass die Insel im Bereich der aktiven Zonen auch heute noch durchschnittlich um ca. 2 cm im Jahr wächst [116]. Hierdurch gehören die östlichen Landmassen zu der Eurasischen, die westlichen Bereiche dagegen zu der Nordamerikanischen Kontinentalplatte. Dieses sich diagonal von Nordosten nach Südwesten durch die Insel ziehende vulkanisch aktive Band (siehe Satellitenbild 1) spaltet sich im Hochland nach Südwesten hin in zwei Stränge, wodurch auf Island insgesamt drei aktive Regionen existieren, die nördliche, westliche und östliche Zone. Hier befinden sich heute die meisten - zeitweise - aktiven Vulkane (ca. 130) mit ihren ca. 30 zugehörigen Vulkan- und Spalten-Systemen. Durchschnittlich brechen etwa 20 dieser Vulkane in einem Jahrhundert aus, was einem Ausbruch alle 2-5 Jahre entspricht [220]. Seit der Besiedlung Islands gab es somit bereits ca. 250 Vulkanausbrüche auf der Insel [222]. Als aktiv werden Vulkane dann eingestuft, wenn bei ihnen innerhalb der letzten 10.000 Jahre vulkanische Aktivitäten nachgewiesen werden konnten [150]. Die heute noch aktiven Vulkane wie z.B. Grímsvötn, Hekla, Krafla und Katla weisen seit der Landnahmezeit zum Teil bis zu 20 Ausbrüche auf ([10], S.→), die ganze Regionen entvölkerten, Vieh verenden ließen und Hungersnöte verursachten.
Karte hergestellt aus Daten des Geländemodells GMTED2010 (USGS) und des OpenStreetmap Projekts (Rechtliches s.u.).
Auf Grund dieser geologischen Voraussetzungen bestehen ca. 90 % der Landflächen aus vulkanischem Gesteinsmaterial. Geologisch detaillierte Informationen können u.a. unter folgendem Link eingesehen werden: http://en.ni.is/geology/geological-maps/maps-geology-600000.html.
Durch fluviale, glaziologische oder äolische Prozesse verändertes vulkanisches Ausgangsmaterial wurde hingegen nur auf ca. 10 % der Fläche Islands deponiert ([153], S.→). Diese Prozesse haben natürlich auch im Bereich der Ringstraße 1 das Landschaftsbild mit geprägt. Dabei gehören Vulkankegel und Spalten, Lavafelder, Schlotreste mit riesigen Erosionshalden, Tuffrücken, Tafelberge oder Palagonitrücken wie auch Geysire und Schlammpfützen, ausgedehnte Schotterebenen, Bruchzonen sowie rauhe Küstenklippen, schwarze Strände und sanfte Fjorde ebenso zum Landschaftsbild wie die Gletscher, deren vielfältige Erscheinungsformen ca. 11 % der Landfläche einnehmen [148].
Diese heute stark zurückweichenden Eisströme überformten einst in ca. 10-20 Eiszeiten die Oberfläche Islands ([61], S.→). Ihre Relikte sind als U-Täler mit abgeschliffenen Flanken, Moränen und Fjorden, über das Land verteilt, deutlich zu erkennen. Insgesamt besitzt Island heute noch dreimal mehr Eis als die europäischen Alpen [114]. Nicht zu vergessen sind die großen und kleineren Seen, Flüsse und Wasserfälle, die mit Sedimentations- und Erosions-Aktivitäten die Natur bis heute ebenfalls prägen. Alles zusammen ergibt auf dieser Insel eine einmalige Konzentration an geologisch-geographischen Besonderheiten, die den heutigen kultur- und industriegeprägten Menschen der Nordhemisphäre die Entstehungsgeschichte der Erde etwas näher bringen kann.
Betrachtet man Island unter dem Aspekt der Flora, so existieren in dieser rauen Region neben Flechten, Gräsern und Moosen ca. 450 Arten höherer Pflanzen. Darunter befinden sich z.B. auch Pflanzen mit wärmespeichernden Eigenschaften wie behaarte Stängel und Blätter, oder auch Pflanzen, die sich über sogenannte Brutknöllchen vermehren, bei denen sich an der Mutterpflanze bereits kleine Pflänzchen entwickeln, die abfallen und eigenständig weiter wachsen können ([153], S.→).
Vor Ankunft der ersten Einwanderer sollen ca. 20 – 40 % [160] der Gesamtfläche Islands mit Wald bestückt gewesen sein. Übermäßige Rodung für Brennholz und Vernichtung von neuen Trieben durch frei laufende Haustiere wie Schafe und Pferde dezimierten den Wald-Anteil auf etwa 1 % der Inselfläche. Dabei waren zuletzt vor allem Ebereschen und Moosbirken unter den Baumarten vertreten, die im Rahmen des derzeitigen Aufforstungsprogramms durch robuste ausländische Sorten ergänzt wurden. Erste Anfänge dieses Programms begannen bereits im Jahr 1899, wobei lange Zeit mit der Pflanzung von verschiedenen Fichten und Kiefernarten experimentiert wurde. In den 1990er Jahren hingegen konzentrierte man sich auf Birken, Fichten und Lärchen, da diese Bäume in Island gut wuchsen. Mittlerweile haben sich die Baumbestände seit 1950 verdoppelt, wenn nicht verdreifacht, so dass bedingt bereits Forstwirtschaft betrieben werden kann. Heute befinden sich größere öffentlich zugängliche Wälder im Osten, im Südwesten und im Norden der Insel [Karte in Quelle 159].
Nach dem zweiten Weltkrieg führte man als Bodenverbesserungsmaßnahme die Alaska-Lupine auf Island ein, um Verwüstungseffekte (Desertifikation) durch erodierten Boden rückgängig zu machen. Zusammen mit der Aussaat von Strandhafer in Sandergebieten werden auf diese Weise erosionsgefährdete Böden mit deren starkem Wurzelwerk fixiert und nährstoffarme Böden mit Stickstoff versorgt ([153], S.→-48). Dies führte dazu, dass mittlerweile ausgedehnte Lupinenfelder Teile der Landschaft mit einem blauen Teppich überziehen, was nicht von allen Isländern akzeptiert wird.
Seit der punktweisen Besiedlung dieser einst menschenleeren Region der Welt durch irische Mönche im 7.- 8. Jahrhundert n. Chr. und der nachfolgend überwiegend aus Skandinavien emigrierten großen Anzahl von Wikingern4 etablierte sich eine Kulturszene, die vor allem in der Musik und Literatur sehr phantasievolle Wege einschlug. Die alten isländischen Aufzeichnungen geben Zeugnis nicht nur über die Besiedlungsgeschichte (Landnámabók, dt.: Landnahmebuch, aus dem 11. Jhd5) sondern auch über den Glauben und das kulturelle Zusammenleben der ersten Siedler. Die Islandsagas stellen eigenständige literarische Schöpfungen dar, die als Kunstwerke einzustufen sind und an bekannten Orten in Island spielen [155].
Die isländischen Siedler der Landnahmezeit organisierten sich unter regional bedeutenden Goden (Stammesfürsten), zu denen sie meist loyal standen, die sich aber untereinander auch heftig bekämpften. Bis zum Ende der...
Erscheint lt. Verlag | 29.5.2018 |
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Sprache | deutsch |
Themenwelt | Sachbuch/Ratgeber |
ISBN-10 | 3-7528-0108-5 / 3752801085 |
ISBN-13 | 978-3-7528-0108-8 / 9783752801088 |
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