Extra-Meilen -  Maren Nielsen

Extra-Meilen (eBook)

Meine Wanderung auf dem Appalachian Trail
eBook Download: EPUB
2017 | 1. Auflage
156 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7460-2249-9 (ISBN)
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Der Appalachian Trail ist der drittlängste Wanderweg in den Vereinigten Staaten von Amerika, 2180 Meilen lang. Die Hälfte des Weges hatte sich Maren Nielsen mit einem Freund vorgenommen in vier Monaten zu erwandern. Was dann passierte, wen sie unterwegs trafen und wie es weiterging, davon erzählt dieses Buch. Ein persönliches Reisetagebuch.

Maren Nielsen, geboren in Niedersachsen, wohnhaft in Schleswig- Holstein, beruflich als Polizistin unterwegs und träumt vom Appalachian Trail.

West Virginia-Maryland


08.04.2014

Am nächsten Morgen war es draußen feucht und kühl, aber die Sonne schien. Nach einem tollen Frühstück mit Kaffee, frisch gebackenen Waffeln und Bananen machten wir uns auf den Weg. Lauren nahm unseren Karton entgegen und sie wünschte uns: enjoy your hike and take care.

Auf dem Weg zum Trail mussten wir an dem Haus der ATC noch einmal vorbei. Wir begrüßten Laurie kurz, bedankten uns noch einmal für die Hilfe und gingen los. Wir hatten uns vorgenommen, heute bis zum ersten Shelter6, Ed Garvey Shelter, zu gehen. Das sind etwa 7 Meilen. Dort sollte es auch eine Quelle geben. Wir wollten es gemächlich angehen und uns nicht unter Druck setzen. Niemand sagt, dass wir gleich zu Anfang 10- 15 Meilen am Tag schaffen müssen. Zumal wir uns erst an die schweren Rucksäcke und die Steigungen gewöhnen mussten und noch nicht wussten, wie die Wege überhaupt sind.

Wir gingen durch Harpers Ferry und kamen uns vor wie in einem großen Südstaaten-Freilichtmuseum. Alles erinnerte an Kriege und Schlachten, überall hingen Fahnen, standen alte Kanonen, Kutschen und Windräder und es waren tatsächlich noch viele Geschäfte geschlossen.

Am Ende der Straße überquerten wir den Potomac River und sahen uns nach den Trailzeichen, den white blazes7, um. Die ersten 1,5 Stunden gingen wir am Potomac River entlang. Wir sahen Wasserschildkröten, die sich sonnten, Kraniche, Raubvögel usw. Die Natur war noch nicht im Frühling. Die Bäume waren noch kahl, das braun-graue Herbstlaub raschelte auf dem Boden, nur hier und da blühte eine Narzisse.

Hier trafen wir die ersten Hiker. Eine Frau, die den Pacific Crest Trail gegangen ist und nun auf einem anderen Trail unterwegs war. Wir wünschten uns gegenseitig take care und gingen weiter. Dann trafen wir auf einen Dayhiker, der uns zu erklären versuchte, was er tat, wir ihn aber nicht verstanden.

Wir überlegten, wo dieser PCT überhaupt ist. Ist das der Trail von Ost nach West oder einer an der Westküste? Das sollten wir einmal nachlesen.

Dann kamen wir zur ersten Steigung, mussten danach unter einer Schnellstraße durchgehen und auf der anderen Seite kamen wir an den Beginn des nächsten Berges. Hier überquerten wir schon die erste Staatengrenze- West Virginia- Maryland. Nun ging es bergauf. Unterwegs trafen wir einen weiteren Wanderer, um die 50 Jahre, den wir am Abend im Shelter wiedersehen würden. Wir unterhielten uns kurz, da er eine Pause einlegte und gingen dann weiter. Die Steigung war nicht ohne.

Es war unser erster Tag auf dem Trail, wir mussten uns an den Rucksack und das Gewicht gewöhnen, die Kräfte einteilen. Wie geht man mit so viel Gepäck sicher einen Berg hinauf? Ich suchte mir einen Holzstock, mit dem ich wandern konnte. Denn totes Holz lag hier überall genug herum. Es war nie ein Problem genug Feuerholz zu finden. Irgendwann fand ich einen Stock. Damit fühlte ich mich sicherer.

Der Anstieg in Serpentinen hatte es in sich und wir hielten immer wieder an, um zu gucken, was wir schon geschafft hatten. Der Trick beim Aufstieg ist, nicht nach oben zu gucken, wie weit es noch ist. Guck zurück, genieße den Ausblick und lobe dich, wie weit du es geschafft hast.

Wir waren ziemlich durchgeschwitzt, als wir glaubten, oben zu sein. Wir hatten durch die kahlen Bäume tolle Ausblicke, das war ein Vorteil. Wir machten eine Pause und aßen von unseren Vorräten.

Wir wussten nicht, wie lange wir noch bis zum Shelter gehen würden, da es unterwegs keinen Markierungspunkt gab und so gingen wir dann weiter. Wir hatten auch noch keine Erfahrung, wie lange wir für eine Meile bergauf benötigen würden. Obwohl wir glaubten auf dem Bergkamm zu sein, hatten wir noch weitere kürzere Anstiege. Auf dem Weg lagen meist größere Steine oder Felsen und querliegende morsche Baumstämme. Vermutlich vom Sturm umgerissen. Ganz dicke, auf dem Weg liegende Baumstämme waren meist durchgesägt, so dass wir nicht mit dem Gepäck darüber klettern mussten. Viele Bäume bis etwa 1 Meter Höhe waren nicht durchgesägt, über die mussten wir rübersteigen. Manchmal hingen auch Baumstämme quer in der Luft über dem Weg, so dass wir unter durch klettern mussten. Unterwegs machten wir noch einige Male Rast auf von uns genannten „Sitzsteinen“ oder „Sitzbäumen“. Wir mussten unsere Rücken von der Rucksäcken erleichtern, unsere Shirts trocknen lassen, etwas trinken und auch mal Pipi machen.

Am Nachmittag kamen wir am ersten Shelter an. Da das alles neu für uns war, legten wir die Rucksäcke ab und guckten uns erst einmal alles an. Die kleine Hütte, das abseits gelegene Privy8 und suchten die Quelle, um Wasser zu holen. Wir suchten nach Zeichen oder Hinweistafeln, die zur Quelle zeigen, fanden aber nichts. Da wir nur noch begrenzt Wasser für heute hatten und es nicht bis morgen reichen würde, beschlossen wir, weitere 3 Meilen zum nächsten Shelter, dem Crampton Gap Shelter, zu gehen. Dort sollte auch eine Quelle sein.

Zeit bis zur Dunkelheit hatten wir genug, jedoch wurde es anstrengend. Nach einer Rast gingen wir weiter und kamen an eine Straße mit Parkplatz und Trinkwasserpumpe. Hier tranken wir die Reserven aus und füllten unsere Flaschen neu. Das Wasser aus der Pumpe schmeckte etwas eigenartig, war uns aber egal. Von hier waren es noch etwa 0,8 Meilen zum Shelter und wir mussten einen kleinen Berg hinauf. Thomas wurde mittlerweile ungeduldig und sagte, wenn dort oben kein Shelter sei, würde er auf dem Weg sein Zelt aufbauen und keinen Schritt weiter gehen.

Und da war der Shelter schon zu sehen, direkt in Hanglage. Und davor verlief die Quelle. Wir waren so froh!

Dort angekommen wurden wir von zwei anderen Hikern freundlich begrüßt; den Mann hatten wir heute schon zwei mal gesehen. Die Frau mit dem Irokesenhaarschnitt, etwa Anfang 30 Jahre, saß vor einem Gaskocher und machte sich ihr Essen. Wir hatten ihr Bild im Register bei der ATC gesehen. Ich fragte, ob hier auch Zeltplätze wären, das wurde verneint. Der Shelter war sehr klein und bot Platz für sechs Personen. Und trotzdem hatte die Frau ihr Zelt darin aufgebaut hatte. Der Mann bot an, in seinem hammock9 zu schlafen. Somit hatten wir genug Platz im Shelter. Er nahm seinen Rucksack, suchte sich zwei Bäume und baute sein Hängematte auf. Mein Trailpartner war sehr daran interessiert und ließ sich das hammock erklären.

Uns wurde Augenzwinkernd erklärt, dass das Hammock auf dem Trail auch Bären-Taco genannt.

So konnten wir ins Shelter ziehen und unsere Nachtlager aufbauen.

Das bedeutete, die Alumatte auslegen, die Isoliermatte aufpusten, den Schlafsack ausrollen, die Stirnlampe bereit legen, Schuhe und Strümpfe zum Lüften rausstellen. Dann holten wir unsere Essbeutel und Essgeschirr heraus und kochten Wasser für unsere erste Tütennahrung. Es gab Spaghetti in Tomatensauce mit Fleischbällchen und es war megalecker.

Wir kamen mit den beiden Hikern ins Gespräch. Der Mann war für eine Woche auf dem Trail unterwegs. Er zeigte uns noch einen Trick mit der Alumatte, wie das Essen nicht so schnell abkühlt. Die Frau erzählte, sie sei flip flop hiker und würde nordwärts gehen. Wir erklärten, was wir vorhaben und woher wir kamen. Wir erzählten von der Dokumentation über den AT, die wir gesehen haben. Beide konnten kaum glauben, dass wir wegen einer Dokumentation aus Deutschland nach Amerika geflogen sind, um auf diesem Trail zu gehen.

Von den Namen der beiden blieb leider nichts hängen, da wir von unseren ersten Eindrücken so erschlagen waren und das erst mal verdauen mussten. Immerhin sind wir heute am ersten Tag 10 Meilen gewandert! Wir mussten zusehen, vor Einbruch der Dunkelheit alles wichtige zu erledigen, Toilette, Zähne putzen, Katzenwäsche und den Futterbeutel (mit unseren Lebensmitteln) in den Futterbaum hängen.

Das ist ein lustiges Spiel, ähnlich wie Fang den Ball an einer Schnur. Mit einer langen Stange muss der Beutel an einen Haken in 3-4 Metern Höhe gehängt werden, damit keine Tiere wie z. B. Bären angelockt werden.

Es ist untersagt, das Essen in den Shelter mitzunehmen. Wichtigste Regel auf dem Trail!

Dann schlüpfte ich in meinen Schlafsack. Dort schrieb ich mit meiner Kopfleuchte noch in mein Logbuch und schlief auch schnell ein.

Das tolle an diesen Sheltern ist, dass sie gen Osten oder Westen ausgerichtet sind. Entweder wirst du von der Sonne geweckt und siehst einen schönen Sonnenaufgang oder du gehst mit Sonnenuntergang schlafen.

Wenn es dunkel ist, ist hikermidnight und es herrscht Ruhe im Shelter. Weitere Regel auf dem Trail.

In meiner ersten Nacht konnte ich zwar schlafen, wachte aber ständig von irgendwelchen, mir fremden Geräuschen auf. Wir hörten einen Elch und einen Kauz.

Und es wurde etwas frisch in der Nacht, mein Schlafsack hielt mich aber schön warm.

09.04.2014

Ich wachte bei Sonnenaufgang auf, schlief aber wieder ein weil sich noch niemand rührte. Ich wusste nicht, wie früh es war. Meine Uhr hatte ich Zuhause gelassen. Die brauchte ich hier...

Erscheint lt. Verlag 14.12.2017
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber
ISBN-10 3-7460-2249-5 / 3746022495
ISBN-13 978-3-7460-2249-9 / 9783746022499
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