Buddhistische Heiligtümer in Asien -  Mechthild Venjakob

Buddhistische Heiligtümer in Asien (eBook)

Die Ausbreitung einer uralten Lehre
eBook Download: EPUB
2017 | 1. Auflage
168 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7460-7007-0 (ISBN)
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Entdecken Sie buddhistische Klöster, Schreine, Berge, Höhlen und Seen in zehn Ländern Asiens. Die Autorin hat alle im Buch vorgestellten Orte in drei Jahrzehnten selbst besucht und fotografiert. Passend zum Besuch einer heiligen Stätte stellt sie die Inhalte der buddhistischen Lehre kurz und prägnant dar. Persönliches Erleben verbindet sie mit der Geschichte und Religion der Länder. Ihre Fotografien fangen die Schönheit der Plätze und Landschaften ein. Tauchen Sie ein in die Welt des Buddhismus und in die Denkart der Menschen!

Mechthild Venjakob, 1943 in Paderborn geboren, war fünfzehn Jahre als Lehrerin im Schuldienst tätig. Zwei Jahre unterrichtete sie an der Deutschen Schule in Quito, der Hauptstadt Ecuadors. Ende 1980 kündigte sie den Schuldienst und löste ihre Wohnung auf, um sich die nächsten zwanzig Jahre dem Reisen zu widmen. Sie hielt sich überwiegend in asiatischen Ländern auf, aber auch in Australien, Neuseeland, den Vereinigten Staaten, Mittelamerika und Europa. Doch Asien mit seinen alten Kulturen und östlichen Weisheiten erkundete sie am intensivsten. Dort verbrachte sie insgesamt zehn Jahre. Hilfsarbeiten in Australien, Neuseeland, Alaska, Colorado und England halfen ihr über die Runden. Sie unterrichtete Deutsch als Fremdsprache an Instituten in Bremen, Hongkong und in Ansong, Südkorea. Seit 1989 reiste sie meist mit dem Fahrrad und machte mehrmonatige oder ganzjährige Radtouren in den USA, Südeuropa und in Asien: Sie radelte durch Indien, Thailand, Laos, Pakistan, Japan und China. Im Jahr 2000 kehrte sie nach Deutschland zurück. Sie ließ sich in ihrem Geburtsort Paderborn nieder, um ihre Reiseberichte zu schreiben und über ihr Leben nachzudenken, das fantastischer war als ein Traum, den manch einer träumt.

ERSTER TEIL:


HEILIGE STÄTTEN DES THERAVADA-BUDDHISMUS


Etwa dreihundert Jahre lang wird Buddhas Lehre mündlich überliefert, erst dann beginnen die Mönche sie in Pali, einer altindischen Sprache, aufzuschreiben. Die unterschiedlichen Auslegungen der Sutras lassen im Laufe der Jahrhunderte verschiedene Schulen entstehen. Aus dem Theravada-Buddhismus, der ursprünglichen Lehre, Hinayana oder „Kleines-Fahrzeug” genannt, entwickelt sich das „Große Fahrzeug”, der Mahayana-Buddhismus, eine erweiterte Lehre.

Den Theravada-Buddhismus praktiziert man heute noch in Sri Lanka, Myanmar, Thailand, Laos, Kambodscha, Vietnam und in der chinesischen Provinz Yunnan. Der Ursprungslehre zufolge durchbricht ein erleuchteter Mensch den Kreislauf der Wiedergeburten und geht ins Nirvana ein.

Der Mahayana-Buddhismus verbreitete sich in Tibet, Bhutan, China, Japan, Korea und in der Mongolei. Der Schwerpunkt verschiebt sich: Ein erleuchteter Mensch, ein Bodhisattva, bleibt auf Erden, um anderen Menschen auf dem Weg zur Befreiung zu helfen. Das Streben soll nicht dem Suchenden selbst, sondern anderen zugutekommen. Mitgefühl mit jedem Lebewesen gehört zu den Tugenden, ohne die ein Buddhist niemals zum Ziel gelangt.

Der große Kaiser Ashoka (304 v. Chr. – 232 v. Chr.), ein Herrscher der altindischen Maurya-Dynastie, konvertierte nach blutigen Eroberungszügen vom Hinduismus zum Buddhismus. Sein Reich erstreckte sich von Afghanistan im Westen bis Assam im Osten und umfasste beinahe den gesamten Subkontinent. Ashoka führte den Buddhismus als Staatsreligion ein. Der neue Glaube breitete sich schnell in die umliegenden Länder aus, doch in Indien, seinem Ursprungsland, sorgten islamische Eroberer vom 7. Jahrhundert bis zum 12. Jahrhundert für seinen Niedergang.

Der Himalaja bei Pokhara am Phewa-See, Nepal

Der Maya-Devi-Tempel in Lumbini, Nepal

LUMBINI – DIE GEBURTSSTÄTTE DES SIDDHARTHA GAUTAMA,NEPAL


Schon in der Morgendämmerung gibt es am Busbahnhof von Pokhara dampfenden Milch-Tee oder eine heiße Tasse Kaffee für die verschlafenen Buspassagiere. Bäckerjungen bieten frische, noch warme Hefeteilchen an, die sich auf Blechen türmen – ein willkommenes Frühstück, bevor wir in den Bus steigen.

Das Vorgebirge des Himalaja ist hoch und steil, die Täler sind eng. Die Straße schlängelt sich an den Hängen der Berge entlang. Anfangs erhasche ich noch einen Blick auf die Schneekette im Norden, die hier aus dem über achttausend Meter hohen Annapurna-Massiv mit dem markanten Machapuchare, dem „Fischschwanz“, und aus dem Dhaulagiri, dem benachbarten Achttausender, besteht. Erst gegen dreizehn Uhr lassen wir die Berge hinter uns und erreichen das Terai, die fruchtbare Tiefebene Nepals.

Das Dorf Lumbini liegt abseits der Hauptroute, die von Pokhara zur Grenze nach Indien führt. Die Wärme ist jetzt, im November, auszuhalten. Im Frühjahr und Sommer jedoch wird sie groß und unerträglich. Die Gästehäuser in der Dorfmitte, deren Zimmer mit ihren Fenstern zum Innenhof zeigen, sind dunkel und schäbig. Nach Osten hin führt die staubige Dorfstraße an Lehmhütten vorbei aufs Land. Dort breiten sich die gelben, sonnenverbrannten Felder Lumbinis aus. Im Westen des Ortes liegt der Heilige Garten, die Geburtsstätte Buddhas.

Siddhartha Gautama, der spätere Buddha, ein Fürstensohn aus dem Geschlecht der Shakya, wurde vermutlich 570 v. Chr. im Hain von Lumbini in der Nähe der Residenzstadt Kapilavatthu geboren, die damals zu Indien gehörte. Seine Mutter, Königin Maya Devi, starb wenige Tage nach seiner Geburt.

Einer Legende nach war ein weißer Elefant vom Himmel herabgestiegen und hatte der Königin im Traum die jungfräuliche und wunderbare Empfängnis ihres Sohnes mitgeteilt. Während der Geburt stand sie aufrecht und hielt sich mit der rechten Hand an einem Ast fest. Die hinduistischen Götter Brahma und Indra entnahmen das Kind ihrer Körperseite. Sein Ruhm erstrahlte in alle Himmelsrichtungen. Ein Brahmanen-Priester sagte dem Neugeborenen eine große Zukunft voraus, denn er sah in ihm den Befreier der Menschheit. Als der König den Jungen erblickte, freute er sich und taufte den Prinzen Siddharta: „der, der sein Ziel erreicht hat“. Auch die Hindus verehren Buddha, sie sehen in ihm eine Inkarnation des Gottes Vishnu.

Am späten Nachmittag mache ich meinen ersten Erkundungsgang durch den ausgedehnten Heiligen Garten. Neben dem Maya-Devi-Tempel, dem Zentrum der weitläufigen Anlage, ragen die Grundmauern alter Ruinen aus dem Rasen. Das grüne Wasser eines großen, rechteckigen Beckens, in dem Maya Devi kurz vor ihrer Niederkunft gebadet haben soll, schimmert im Abendlicht. Eine Ashoka-Säule neben dem Tempel erhebt sich braun und glatt in den blauen Himmel. Der eingeritzte Text berichtet vom Besuch des Kaisers, der im Jahr 249 v. Chr. die Stelle der Geburt Buddhas im Maya-Devi-Tempel nebenan mit einem Gedenkstein markiert haben soll. Der Hain von Lumbini geriet für Jahrhunderte in Vergessenheit. Erst Ende des 19. Jahrhunderts wurde er wiederentdeckt und erforscht.

Weiß gekleidete Pilger sitzen auf dem Rasen vor der Ashoka-Säule und zelebrieren ihre Andacht. Sie stecken Lichter rund um das Becken an, die Flammen spiegeln sich im dunklen Wasser. In tiefer Dämmerung laufe ich zurück ins Dorf und esse in einem der einfachen, schwach beleuchteten Restaurants ein fades, mit Linsen gemischtes Reisgericht.

Am nächsten Morgen mache ich mich auf den Weg, um den Maya-Devi-Tempel zu besichtigen. Am Eingang des Gartens müssen alle Besucher ihre Schuhe ausziehen. Barfuß laufe ich über Platten und Wege, über Rasenstücke und um die Fundamente der Ruinen zum Eingang des Tempels auf der anderen Seite. Er ist ein besonderes Heiligtum: Die weißen Mauern und das Dach schützen eine archäologische Ausgrabungsstätte, die aus mehreren Schichten besteht. Archäologen fanden Überreste aus der Gupta-Periode (4. bis 6. Jahrhundert), die die Mauern und Fundamente aus der Kushana- und Maurya-Periode überlagern. Die unterste Schicht, die man erst teilweise freigelegt hat, stammt aus der Zeit Buddhas.

Holzstege führen über die Ausgrabungen durch die riesige Halle zur heiligen Mitte, einer mit einer Glasplatte abgedeckten Vertiefung. In dem Loch fanden die Archäologen den Gedenkstein des Kaisers. Ein verwaschenes, abgeschabtes Relief aus dem 5. Jahrhundert oberhalb dieser Stelle zeigt die Geburtsszene Buddhas. – In langen Schlangen nähern sich die weiß gekleideten Pilger der bedeutenden Stelle, bleiben stehen und verneigen sich mit gefalteten Händen. Jeder verharrt kurz, um dem Nächsten demütig Platz zu machen.

Draußen flattern Tausende von Gebetsfahnen zwischen den Bäumen hinter dem Wasserbecken. Sie sollen die Gebete zum Himmel tragen. Vor dem dicken Stamm einer uralten Pappelfeige sitzen Mönche und Laien und meditieren.

Nördlich des Heiligen Gartens durchzieht ein Kanal den Wald. Auf den Stufen, die zum Kanal hochführen, brennt in einer Schale eine ewige Flamme, Symbol für das Licht Asiens. Zu beiden Seiten des Kanals liegen Tempel und Klöster verschiedener Länder unter den Bäumen. Die Architektur entspricht dem Baustil des jeweiligen Landes. Im Kloster von Myanmar reflektiert eine nicht so glanzvolle Kopie der Shwedagon-Pagode die Sonne des Tages; das chinesische Kloster erinnert an die Verbotene Stadt in Peking; das kambodschanische und das koreanische Kloster befinden sich noch im Bau. Die Fassaden des thailändischen Klosters blenden weiß in der Sonne und warten auf ihr buntes Dekor, im Inneren winkt Buddha von einem hohen Altar. In den Meditationszentren heißen Mönche westliche Menschen willkommen, die sich auf eine Reise nach innen begeben wollen.

Der geschichtliche Ort zieht Buddhisten aus Asien an, gleich, welcher Tradition sie angehören, denn hier wurde nicht nur der Buddha geboren, sondern mit ihm eine Weltreligion. Alle möchten die Ausstrahlung des Heiligen Gartens spüren, um auf dem eigenen Weg der Verwirklichung Kraft zu schöpfen und der Erleuchtung ein Stück näherzukommen.

Der Mahabodhi-Tempel in Bodh Gaya, Indien

Tibetische Pilger in Bodh Gaya, dem Ort der Erleuchtung, Indien

BODH GAYA – EIN FÜRSTENSOHN ERWACHT, INDIEN


Abgeschottet vom Elend der Welt wuchs Siddhartha am Hofe seines Vaters auf. Im Alter von sechzehn Jahren heiratete er und gründete eine Familie. Er hatte keine Sorgen und es ging ihm gut. Dann machte er Ausflüge in die Umgebung. Vor den Toren seines Palastes begegnete er armen, alten und kranken Menschen. Einmal schaute er einem Leichenzug nach. Hautnah erlebte er Armut, Alter, Krankheit und Tod. Angesichts des Leids war er zutiefst erschüttert. Auf einem anderen Ausflug schritt ein Bettelmönch an seiner Sänfte vorbei, ein Mensch, der jeden Besitz aufgegeben und sich dem Geistigen zugewandt hatte. Siddharta war beeindruckt. Er empfand sein Luxusleben von nun an als banal.

Er war neunundzwanzig Jahre alt, als er Frau und Sohn bei Nacht und Nebel verließ, seine feinen Kleider gegen armselige eintauschte und sich einer Gruppe von fünf Wandermönchen anschloss. Er studierte die Veden und die Upanishaden, die heiligen Schriften der Inder, die ihre Hymnen, Gesänge, Riten und ihre...

Erscheint lt. Verlag 27.11.2017
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber
ISBN-10 3-7460-7007-4 / 3746070074
ISBN-13 978-3-7460-7007-0 / 9783746070070
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