Rewrite your life (eBook)

Schreibend sich selbst entdecken
eBook Download: EPUB
2017 | 1. Auflage
240 Seiten
Kailash (Verlag)
978-3-641-21575-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Rewrite your life -  Tatijana Milovic
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Was beschäftigt mich? Wie kann ich mich authentisch ausdrücken? Welche Themen aus der Vergangenheit holen mich immer wieder ein? Schreiben ist ein machtvolles Werkzeug, um sich mit dem eigenen Selbstbild auseinanderzusetzen, sich spielerisch zu erfahren und die eigene Stimme in die Welt zu tragen. Tatijana Milovic stellt zahlreiche praktische Übungen vor, um selbst erlebte Geschichten mit Tiefgang und Wortwitz zu erzählen. Gleichzeitig lernen wir, sie auf Basis psychologischer Methoden wie dem Reframing neu zu interpretieren und um heilsame Perspektiven zu erweitern. Wenn wir uns auf diesen Prozess einlassen, können wir intuitiv die eigenen Ressourcen zur Selbstheilung erschließen - und im Schreiben das eigene Sein entdecken.



Tatijana Milovic, Jahrgang 1980, begeisterte sich bereits von Kindesbeinen an für Sprache. Nach ihrem Studium der Europäischen Kulturgeschichte arbeitete sie als Lektorin und Texterin. Heute ist sie als Redakteurin und Projektmanagerin für eine Kommunikationsagentur tätig und stellt ihr kreatives Schreibtalent u. a. bei Poetry Slams unter Beweis. Zusätzlich als Mediatorin und Coach ausgebildet, kombiniert sie die Lust am Schreiben spielerisch mit psychologischen Techniken und Tools. Erfahren Sie mehr über die Autorin und Ihr Coaching unter www.coaching-milovic.de

REISE IN DIE VERGANGENHEIT

Die Schreiblokomotive hält schnaubend an. Die Landschaft ist dir vertraut, und doch wirkt sie befremdlich. Du siehst die Menschen und Orte wie durch einen sepiafarbenen Filter, nichts bewegt sich, und selbst die Zeit steht still. Sobald du jedoch deine Aufmerksamkeit auf bestimmte Gestalten richtest, spielen sie wie auf Knopfdruck immer wieder die gleichen Szenen ab, während sie dich aus den Augenwinkeln beobachten. Gelegentlich vergessen sie ihren Text, blicken sich verunsichert an und fragen dich dann leise: Was, erinnerst du, soll ich als dein Freund zu dir gesagt haben? Habe ich als deine Mutter beim Streiten wütend geklungen oder eher enttäuscht? Und als dein Vater fand ich dich nicht liebenswert, ja? Kein Wunder, dass alle auf dein Kommando und auf deine Regieanweisungen warten – willkommen in deiner Vergangenheit! Als ihr Autor hast du aus fragmentarischen Erinnerungen ein zusammenhängendes Script verfasst. Da der Mensch sich selbst aber noch nicht direkt in die Vergangenheit beamen lassen kann, muss er sich mit Erinnerungen behelfen. Aus Brüchen, Höhenflügen und Tiefschlägen seines Lebens formt er eine sinnvolle Geschichte, in der er sich wiederfindet und wiedererkennt. Sie hilft ihm, nicht alles Erlebte und Erfahrene ständig neu analysieren zu müssen. Je mehr man jedoch bestimmte Erinnerungen in Dauerschleife abspielt, desto wahrer fühlen sie sich an – ohne es womöglich zu sein. Zeugenbefragungen sind beispielsweise alles andere als valide, selbst wenn sie kurze Zeit nach einem Ereignis aufgenommen werden konnten. Die Aussagen unterscheiden sich mitunter stark voneinander, obwohl die Menschen alle das Gleiche hätten beobachten können. Aber jeder selektiert Eindrücke und Erlebnisse, sodass die Wahrnehmung bereits gefiltert wird – abhängig vom eigenen Fokus. Alles, was man erlebt, wird neuronal verdaut. Zum einen hat jeder einen eigenen Wahrnehmungsfilter, der ihm hilft, von Umwelteindrücken nicht überflutet zu werden. Nur fehlt ihm dabei eben eine 360-Grad-Perspektive, weil er nicht wie eine Kamera alles mechanisch aufzeichnet, sondern nur das für ihn Relevante. Und zum anderen verändern sich selbst Erinnerungen im Laufe der Zeit, damit sie sich ins eigene Selbstbild harmonisch einfügen können. Daher ist auf sie auch nicht immer Verlass. Je weiter zurück das Erlebte liegt, desto fantasievoller kann das Eigenleben sein, das es entwickelt. Eine erinnerte »Wahrheit« ist daher immer subjektiv und voller Lücken – auch wenn sie sich für den Einzelnen noch stimmig anfühlen kann. Wir schreiben die Story unbewusst einfach so lange um, bis sie zu unserem Selbstverständnis passt. Nur bisweilen tauchen in unseren inneren Memoiren geschwärzte Seiten auf, weil uns nicht gefällt, was wir abgespeichert haben. Gerade emotional sehr fordernde und intensive Erlebnisse und Erfahrungen möchte man lieber verdrängen oder ausblenden. Wenn kleine Kinder Verstecken spielen, halten sie sich die Hände vors Gesicht und glauben, so auch von anderen nicht mehr gesehen werden zu können. Was ich nicht sehe, kann mich nicht sehen. Weit gefehlt: Erinnerungen, die du auszublenden versuchst, können dich umso mehr beeinflussen und beeinträchtigen. Über den blinden Fleck wandern die Gespenster der Vergangenheit in deine Gegenwart – out of your control. Verdrängst du Teile deiner eigenen Geschichte, amputierst du dich ein Stück weit selbst und lieferst dich damit unbewusst deinen eigenen Verletzungen aus. Denn was du vor dir selbst versteckst, kann dich hinterrücks überfallen.

Das Schreiben zur Selbsterkenntnis ist hiergegen ein gutes Mittel. Mit dem Stift in der Hand kannst du zementierte Erinnerungen aufbrechen und vergangenen Gespenstern den Schrecken nehmen. Und selbst aus geschwärzten Seiten lassen sich wertvolle Einsichten gewinnen. Denn die Gespenster der Vergangenheit sind nicht grundlos entstanden, sonst hättest du sie auch nicht als Erinnerung abgespeichert. Vielleicht wollen sie von dir erlöst werden und dich für deine eigene Empfindsamkeit, Zerbrechlichkeit oder Lebenslust sensibilisieren. Du kannst auch über destruktive Glaubensmuster, die historisch gewachsen sind, hinauswachsen, weil du heute eine andere Person bist, als du sie zum Zeitpunkt ihrer Entstehung warst. Enttäuschungen und Tiefschläge können dir helfen, deine eigenen Ansichten zu überprüfen und dich tiefer in das Leben zu graben. Du kannst immer wieder neu entscheiden, welche Erkenntnisse du aus deinen Erfahrungen ziehen willst. Manch schmerzhafte Ereignisse lassen sich zwar nicht mehr ändern, aber du hast die Wahl, wie viel Macht du ihnen einräumen willst. Und nicht alles, was du abgespeichert hast, muss auch wirklich so geschehen sein. Für eine andere Person hätte die gleiche Situation zu einer von dir abweichenden Erfahrung geführt, weil sie sie anders bewertet als du, selbst wenn ihr in der Wahrnehmung übereinstimmt. Dieser Umstand birgt eine große Freiheit. Mithilfe deiner kreativen Entdeckungsfreude näherst du dich deiner eigenen Wahrheit hinter den Erinnerungen. Denn was ist wahr? Das, was dich trägt und fürs Leben stark macht. Du kannst dich damit aufreiben, dass du deine Wahrheit mit der anderer in Einklang bringen willst, oder die Erkenntnis akzeptieren, dass es viele Wahrheiten gibt und jeder für seine eigene einstehen muss. Daher kannst du dich entscheiden, welche Erinnerungen dich festigen und zu der Person werden lassen, die du bist und sein willst. Dabei wirst du feststellen, dass du vor nichts Angst haben musst, denn auf der Reise in dein früheres Ich bist du nicht allein. Der Autobiograf, der Dramatiker, der Kurzgeschichtler, der Märchenerzähler und der Freestyler – sie alle stehen dir mit Wort und Stift zur Seite. Als leichtfüßige Berater geben sie dir wertvolle Tipps, an welchen Stellen dein Lebensplot noch arg ins Düstere driften will. Dabei treibt deine Neugierde die Schreibfeder an: Wer bin ich? Was hat mich geprägt und beeinflusst? Und was habe ich daraus gelernt? Die Rewriting-Prinzipien helfen dir, dich so lange weiter zu befragen und zu hinterfragen, bis es für dich stimmig und versöhnlich wird. Wenn dich bestimmte Dämonen in Form von schlechten Erfahrungen, unangenehmen Erlebnissen oder zwischenmenschlichen Abgründen von deinem Schreibort verjagen wollen, werden deine zähen Schreibgesellen die Schreibtischlampe anmachen, um die Dämonen für dich ins Helle zu holen. Im Schein der Lampe erkennst du, dass sich da noch ganz andere Gestalten tummeln, und zwar jene, die dich immer wieder ermutigt, geliebt und geschätzt haben. Auch positive Erfahrungen, die dir Kraft verliehen und dein Herz stärkten, erblickst du dort. Deine Erinnerungen werden farbiger, vielfältiger und bunter – weil sich der Sepiaschleier von deinen inneren Landschaften verzieht.

Deine Familie, deine Freunde, deine Lebensumstände und vieles mehr – sie alle sind Teil deiner Geschichte. Die Erfahrungen, die du im Laufe deines Lebens gemacht hast, müssen keine Energieräuber sein oder zu Gespenstern mutieren, sie können dir auch Zuversicht, Kraft und Vertrauen schenken.

Die eingangs vorgestellten Rewriting-Prinzipien befähigen dich, bestimmte Erfahrungen in ein versöhnliches Licht zu rücken, ohne dafür die Geschehnisse manipulieren oder verdrehen zu müssen. Schließlich bist du kein Zeuge, sondern der Mittelpunkt deiner Lebensgeschichte.

»Die hellen Tage behalte ich, die dunklen gebe ich dem Schicksal zurück« – diesen Satz habe ich in Zsuzsa Banks Roman Die hellen Tage gefunden. In diesem Sinne werden die folgenden Schreibübungen dich zu kleinen und größeren Exkursionen in deine Geschichte einladen. Helle Eindrücke, neue Hauptfiguren und frische Dialoge werden wie kleine Sterne über dir und deinen Schreibpersönlichkeiten funkeln. Und je dunkler der Himmel ist, desto größer ist die Leuchtkraft deiner Geschichte.

Der Zeitreisende

In dieser Übung hebst du die Dimension der Zeit aus den Angeln und wirst zum Zeitreisenden. Gönne dir etwas mehr Schreibzeit, denn die neue Rolle will mit Bedacht vorbereitet sein. Du wirst jüngeren Versionen deiner selbst begegnen, und diese Versionen werden dich auch im Hier und Jetzt besuchen. Damit dich die Versionen deines jüngeren Ichs wiedererkennen und nicht vor dir erschrecken, statte deinen Schreibplatz am besten mit Gegenständen aus, die dir als Kind und junger Erwachsener wichtig waren. Gab es ein Stofftier, mit dem du deine Geheimnisse geteilt hast, oder ein Spielzeug, das dir nie langweilig wurde? Hast du Bilder von geliebten Haustieren oder abgegriffene Comics? Was auch immer es ist – Fotografien, Tagebucheinträge, Bücher oder Gegenstände –, platziere es wie einen Schutzkreis um dich herum, damit du als Zeitreisender nicht verloren gehst. Die Übung hilft dir, mit deiner authentischen Stimme wieder in Kontakt zu treten und sie behutsam aus der Reserve zu locken. Gerade in Zeiten, wo sie sich mit einem emotionalen Stimmbruch gequält hat.

Part I: Kleines Ich – was treibt dich um?

Der Countdown für das magische Schreibexperiment läuft: Dein erster Ausflug führt dich zu dir als Kind von ungefähr sechs bis zehn Jahren. Wie schaust du als Zwerg aus? Und wie nimmt dein junges Alter Ego die Welt um sich herum wahr? Mach dir erste Notizen, ohne zu viel darüber nachzudenken.

Nähere dich deinem kleinen Ich zu einem Zeitpunkt, als es sich besonders schutzlos und allein gefühlt hat. Schreib ungefiltert Momente auf, die dir noch gegenwärtig sind. Wann und wo hättest du mehr Verständnis und...

Erscheint lt. Verlag 18.9.2017
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Gesundheit / Leben / Psychologie Lebenshilfe / Lebensführung
Schlagworte Biografisches Schreiben • eBooks • Journaling • Julia Cameron • Kreatives Schreiben • Persönlichkeitsentwicklung • Poesietherapie • Ratgeber • Reframing • Therapeutisches Schreiben
ISBN-10 3-641-21575-7 / 3641215757
ISBN-13 978-3-641-21575-0 / 9783641215750
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