Es ist nie zu spät, neu anzufangen (eBook)

Der Weg des Künstlers ab 60
eBook Download: EPUB
2017 | 1. Auflage
352 Seiten
Verlagsgruppe Droemer Knaur
978-3-426-44251-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Es ist nie zu spät, neu anzufangen -  Julia Cameron
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Seit fünfundzwanzig Jahren inspiriert Julia Cameron mit ihrem Weltbestseller 'Der Weg des Künstlers' Millionen von Menschen, ihre Kreativität zu leben. Die bekannte Seminarleiterin stellt nun ein neues 12-Wochen-Programm vor, mit dem es gelingt, nach dem Arbeitsleben endlich lang gehegte Träume zu verwirklichen. Ihr Lebenshilfe-Ratgeber ermöglicht in zwölf Kapiteln, Altes loszulassen und noch einmal einen Neuanfang zu wagen. Für die damit verbundene Lebensrückschau wird die eigene Lebenszeit durch zwölf geteilt, und man beschäftigt sich jede Woche mit einem Lebensabschnitt. Diese Bilanz, die wöchentlich in einem Memoir zusammengefasst wird, ist die Basis, um wirklich Frieden mit der Vergangenheit zu schließen und frei zu werden für einen Neuanfang. Julia Cameron, die selbst 65 ist, wendet ihre erfolgreichen und bewährten Tools für mehr Kreativität mit viel Know-how auf die besondere Situation der Best-Ager an: das handschriftliche Schreiben von drei Seiten am Morgen, Kreativ-Tage, Inspirations-Spaziergänge. Eine Fülle inspirierender Fallgeschichten erzählt von Menschen, die in der Rente angefangen haben Klavier zu spielen, zu malen oder in ferne Länder zu reisen. Sie machen Mut und zeigen, wie lebenserfüllend es ist, wenn man auf seine innere Stimme hört und sich selbst verwirklicht. Wenn nicht jetzt, wann dann?

Julia Cameron ist Künstlerin, Bestseller-Autorin und international bekannte Seminarleiterin. Sie schreibt Drehbücher für Film und Fernsehen und produziert Dokumentarfilme; ihre journalistischen Arbeiten wurden mehrfach ausgezeichnet. Sie lebt in Santa Fé/New Mexico. Sämtliche ins Deutsche übersetzte Bücher von Julia Cameron sind bei Knaur MensSana erschienen.

Julia Cameron ist Künstlerin, Bestseller-Autorin und international bekannte Seminarleiterin. Sie schreibt Drehbücher für Film und Fernsehen und produziert Dokumentarfilme; ihre journalistischen Arbeiten wurden mehrfach ausgezeichnet. Sie lebt in Santa Fé/New Mexico. Sämtliche ins Deutsche übersetzte Bücher von Julia Cameron sind bei Knaur MensSana erschienen. Bernhard Kleinschmidt studierte deutsche und amerikanische Literatur in München und den USA und hat fünf Jahre in Japan gelebt. Übersetzt hat er u. a. Dean Koontz, Jack Kornfield und Stephen King.

Einleitung


Vor fünfundzwanzig Jahren habe ich ein Buch über Kreativität geschrieben. Es trägt den Titel Der Weg des Künstlers und erklärt Schritt für Schritt, was wir tun können, um unsere Kreativität wiederzugewinnen und zu nutzen. Ich habe dieses Buch oft als Brücke bezeichnet, weil seine Leserinnen und Leser damit von der Küste ihrer Einschränkungen und Ängste ins gelobte Land einer zutiefst befriedigenden Kreativität reisen können. Der Weg des Künstlers wurde von Menschen jeden Alters verwendet, aber am meisten haben an mein Herz jene meiner Schüler gerührt, die gerade in den Ruhestand getreten waren. In ihnen nahm ich eine spezielle Problematik wahr, die mit ihrer Reife zu tun hatte. Im Laufe der Jahre haben mich viele von ihnen um Hilfe dabei gebeten, mit Themen umzugehen, die charakteristisch für den Übergang vom Arbeitsleben in den Ruhestand sind. Das Buch, das Sie nun in den Händen halten, baut auf einem Vierteljahrhundert Unterrichtserfahrung auf. Es ist mein Versuch, Menschen, die in eine neue Phase ihres Lebens eintreten, eine Antwort auf die Frage »Was nun?« zu geben. In diesem Buch werden typische Probleme behandelt, vor denen man in einem solchen Moment steht: zu viel Zeit, ein Mangel an Struktur, das Gefühl, dass unsere materielle Umgebung uns plötzlich überholt vorkommt, Freude auf die Zukunft, gepaart mit einer handgreiflichen Furcht vor dem Unbekannten. In diesem Sinne hat eine gute Bekannte von mir neulich besorgt zu mir gesagt: »Die Arbeit ist mein ganzes Leben. Wenn ich nicht mehr arbeite, werde ich dann etwa … gar nichts tun?«

Die Antwort lautet nein. Sie werden nicht »nichts« tun, sondern sogar sehr viel. Sie werden freudig überrascht feststellen, dass Sie über die Quelle einer lebhaften Inspiration verfügen – eine Quelle, die nur Sie allein anzapfen können. Sie werden entdecken, dass Sie mit Ihren Wünschen nicht allein sind und dass es kreative Techniken gibt, die Ihnen dabei helfen können, mit den spezifischen Problemen des Ruhestands umzugehen. Wer mit dem Weg des Künstlers gearbeitet hat, wird mit einigen dieser Techniken bereits vertraut sein, andere sind neu oder werden innovativ verwendet. Dieses Buch versucht, viele Themen anzusprechen, die nach dem Ende des Berufslebens als tabu gelten: Langeweile, Schwindelgefühle, das Gefühl, nicht mehr verankert zu sein, Reizbarkeit, Erregung und Depression, um nur einige zu nennen. Es will seinen Lesern einige einfache Techniken an die Hand geben, die eine kreative Wiedergeburt auslösen werden, wenn man sie koordiniert einsetzt. Es versucht zu beweisen, dass wir alle kreativ sind – und dass es nie zu spät ist, die eigene Kreativität zu erkunden.

Als mein Vater nach ebenso arbeits- wie erfolgreichen fünfunddreißig Jahren als Kundenbetreuer in der Werbebranche in Rente ging, hat er sich der Natur zugewandt. Er besorgte sich einen schwarzen Scottish Terrier namens Blue, mit dem er täglich lange Spaziergänge machte. Außerdem kaufte er sich ein Fernglas zur Vogelbeobachtung und stellte fest, dass ihm das Zählen seiner geflügelten Freunde viel Freude bereitete. Er sichtete Finken, Junkos, Meisen, Zaunkönige und exotische Besucher wie etwa Reiher. Die Hälfte des Jahres lebte er in Florida auf einem Segelboot, die andere Hälfte in der Nähe von Chicago. Er freute sich über den unterschiedlichen Bestand an Vögeln und war ganz bezaubert von deren Eigenheiten. Als es zu gefährlich für ihn wurde, allein auf seinem Boot zu leben, zog er für immer in den Norden, wo er sich in einem an einer Lagune gelegenen Häuschen niederließ. Dort beobachtete er Kardinäle, Tangaren, Blauhäher, Eulen und gelegentlich Habichte. Wenn ich ihn besuchte, sprang seine Liebe zur Vogelbeobachtung auf mich über. Seine Begeisterung wirkte so ansteckend, dass ich mir die von dem berühmten Ornithologen John James Audubon geschaffenen Drucke der Vogelarten besorgte, die mein Vater beobachtet hatte. Sorgfältig aufgezogen und gerahmt, machten mir diese Bilder viel Freude. Das neue Hobby meines Vaters wurde bald zu meinem eigenen, wenn auch nur teilweise.

»Man braucht bloß Zeit und Aufmerksamkeit«, sagte mein Vater immer. Im Ruhestand stellte er fest, dass er beides zur Verfügung hatte. Die Vögel leisteten ihm Gesellschaft. Er war begeistert, als in Sichtweite seines Hauses zwei große Kanadareiher ihr Nest bauten. Bei meinen Besuchen hoffte ich immer, die Reiher zu Gesicht zu bekommen, denn sie waren wunderschön und elegant. Mein Vater wartete geduldig auf sie. Diese Geduld war ein Geschenk seines Ruhestands. In seinem hektischen und von Stress erfüllten Berufsleben hatte er sich weder mit Hunden noch mit Vögeln beschäftigt, obgleich ihn die Natur immer angezogen hatte. Ganz darauf eingehen konnte er freilich erst, als er in Rente war.

Ich wiederum zog im Alter von vierundfünfzig Jahren nach Manhattan. Als ich mit vierundsechzig selbst allmählich zur Seniorin wurde, zog ich nach Santa Fe. Ich kannte zwei Menschen, die dort lebten, die Schreiblehrerin Natalie Goldberg und Elberta Honstein, die sich mit der Zucht preisgekrönter Morgan Horses beschäftigte. Man könnte sagen, dass damit meine zwei wichtigsten Interessen abgedeckt waren, denn ich liebe es, zu schreiben, und ich liebe Pferde. In meinen zehn Jahren in Manhattan hatte ich viel geschrieben, war jedoch nie geritten. Es war eine Übung aus dem Weg des Künstlers, die mich nach Santa Fe brachte. Ich hatte eine Liste der fünfundzwanzig Dinge aufgestellt, die ich liebte, und ganz oben auf dieser Liste standen Wüsten-Beifuß, Rabbitbrush, Wacholder, Elstern, Rotschulterstärlinge und ein weiter Himmel. Das heißt, die gesamte Liste bezog sich auf den amerikanischen Südwesten, während New York darin überhaupt nicht auftauchte. Was ich liebte, waren die Flora des Westens und dessen Tierwelt: Hirsche, Kojoten, Rotluchse, Adler, Habichte. Als ich meine Liste zusammenstellte, dachte ich nicht an mein Alter, wenngleich mir jetzt klar ist, dass der Umzug von New York nach Santa Fe womöglich mein letzter größerer Ortswechsel gewesen ist.

Mit der Absicht, innerhalb von drei Tagen eine Bleibe zu finden, flog ich von New York nach Santa Fe und machte mich auf die Suche. Ich stellte eine Liste von allem auf, was ich meiner Meinung nach haben wollte: eine Wohnung – kein Haus – in Gehnähe zu Restaurants und Cafés sowie mit Blick auf die Berge. Die erste Wohnung, die die Maklerin mir zeigte, entsprach jeder einzelnen Voraussetzung auf meiner Liste, doch ich fand sie trotzdem scheußlich. Wir klapperten ein Angebot nach dem anderen ab. Viele der Wohnungen waren mit hellem Teppichboden ausgelegt, und aus meiner Zeit im nicht weit entfernten Taos wusste ich, dass dies in dieser Gegend eine Katastrophe war.

Endlich, am Spätnachmittag meines ersten Tages in Santa Fe, brachte die Maklerin mich zu einem letzten Haus.

»Ich weiß gar nicht, wieso ich Ihnen das überhaupt zeige«, sagte sie, während sie durch ein Gewirr ungepflasterter Straßen zu einem kleinen Adobehaus fuhr, in dessen Garten allerhand Spielsachen herumlagen. »Hier wohnt eine Frau mit vier Kindern«, sagte sie entschuldigend. Ich warf einen Blick in das Haus. Auch hier lagen überall Klamotten und Spielzeug herum. Ein Sofa stand neben dem anderen.

»Ich nehme es«, erklärte ich der verblüfften Maklerin. Das Haus war von Wacholderbäumen umgeben. Man hatte keinen Bergblick, und es war meilenweit von Restaurants und Cafés entfernt. Dennoch rief es mir zu, hier sei ich nun daheim. Die steile Zufahrt war im Winter sicher eisglatt, und ich ahnte, dass ich mich daran gewöhnen musste, eingeschneit zu sein. Dafür gab es einen achteckigen Raum, durch dessen Fenster man auf die Bäume blickte. Mein Vater wäre begeistert von diesem bestens zur Vogelbeobachtung geeigneten Zimmer gewesen. Ich habe es zu meinem Schreibzimmer gemacht und freue mich jeden Tag über das muntere Treiben draußen.

Inzwischen wohne ich schon beinahe drei Jahre in diesem Adobehaus am Berghang und habe nicht nur Bücher, sondern auch Freunde gesammelt. Santa Fe hat sich als gastfreundlich erwiesen. Es ist eine Stadt voll lesender Menschen, in der mein Werk geschätzt wird. Oft erkennt man mich von meinen Umschlagfotos her. »Danke für Ihre Bücher!«, sagen die Leute. Ich baue mein Leben in Santa Fe sorgfältig auf; meine Freundschaften gründen auf gemeinsamen Interessen. Da ich Kreativität als spirituellen Weg empfinde, gehören viele Buddhisten und Wicca-Anhänger zu meinem Kreis. Wenn ich alle drei Monate wieder nach Manhattan komme, um Workshops zu leiten, empfängt mich die Stadt freundlich, aber die Eindrücke überfluten mich. Ich stelle mich den Kursteilnehmern als »Julia aus Santa Fe« vor. Dort lebe ich unheimlich gern, erkläre ich ihnen, und das stimmt.

Meine Post landet in einem klapprigen Briefkasten, der unten an meiner Einfahrt steht. Ich muss mich zwingen, den Kasten zu öffnen, um sie herauszunehmen. Vieles, was ich erhalte, ist unwillkommen. Im März meines ersten Jahres in Santa Fe bin ich fünfundsechzig geworden, doch schon im Januar war meine Post mit Propaganda zum Thema Altern infiziert. Fast täglich erhielt ich Hinweise darauf, dass ich als Seniorin zusätzlich zur öffentlichen Krankenversicherung noch spezielle Versicherungen brauchte. Ich empfand diese Sendungen als aufdringlich und fühlte mich beobachtet. Woher wussten die Absender überhaupt, dass ich fünfundsechzig wurde?

Unwillkürlich grauste mir vor meinem Geburtstag. Auch wenn ich mich im Herzen jung fühlte, wurde ich offiziell als Seniorin kategorisiert. Eine Werbesendung ging so weit, mir die Finanzierung einer Grabstätte nahezulegen. Ich wurde also nicht nur älter, sondern näherte mich eindeutig auch dem Ende meines Lebens....

Erscheint lt. Verlag 27.2.2017
Co-Autor Emma Lively
Übersetzer Dr. Bernhard Kleinschmidt
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Gesundheit / Leben / Psychologie Lebenshilfe / Lebensführung
Schlagworte Alter • Altern • Älter werden • Best Ager • Erfüllung • Kreativität • kreativität buch • Kreativität und Selbstvertrauen • Lebensbilanz • lebenshilfe bücher • Lebensrückschau • Loslassen • Motivation Buch • motivationsbücher • Neuanfang • Neubeginn • Persönliche Entwicklung • Persönlichkeitentwicklung • Persönlichkeitsentwicklung buch • positive Einstellung • Positives Denken • Ratgeber Alter • Rente • Selbsterfüllung • Selbstfindung • Selbstvertrauen stärken • Selbstverwirklichung • Selbstverwirklichung buch • selbstwertgefühl stärken
ISBN-10 3-426-44251-5 / 3426442515
ISBN-13 978-3-426-44251-7 / 9783426442517
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