Piraten! (eBook)

Das Handbuch der unbekannten Fakten und schönsten Anekdoten
eBook Download: EPUB
2017 | 1. Auflage
240 Seiten
S. Fischer Verlag GmbH
978-3-10-561660-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Piraten! -  Andreas Kammler
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Alles über die Gesetzlosen der See Piraten - wilde und romantische Legenden ranken sich um sie. Aber wie waren solche Männer wie Störtebeker, Drake oder Teach wirklich? Wie lebten sie? Wie griffen sie an? Welches waren die berüchtigtsten Freibeuter? Und wo befanden sich ihre bevorzugten Jagdgründe? Solche und viele andere Fragen werden in Andreas Kammlers Handbuch auf unterhaltsame und gleichzeitig fundierte Weise beantwortet. (Dieser Text bezieht sich auf eine frühere Ausgabe.)

Andreas Kammler, geb. 1964, ist Historiker mit den Schwerpunkten Wirtschafts- und Sozialgeschichte sowie Schifffahrtsgeschichte. Seit vielen Jahren ist er Küstenbewohner, und seine Interessen sind entsprechend maritim: Er hat sich eingehend mit dem Thema Kaperschifffahrt beschäftigt, und seine große Leidenschaft sind Piraten. In seiner Freizeit ist Andreas Kammler Sporttaucher.

Andreas Kammler, geb. 1964, ist Historiker mit den Schwerpunkten Wirtschafts- und Sozialgeschichte sowie Schifffahrtsgeschichte. Seit vielen Jahren ist er Küstenbewohner, und seine Interessen sind entsprechend maritim: Er hat sich eingehend mit dem Thema Kaperschifffahrt beschäftigt, und seine große Leidenschaft sind Piraten. In seiner Freizeit ist Andreas Kammler Sporttaucher.

~ 2 ~

Die »Gentlemen des Glücks«


Berühmte und weniger berühmte Piraten und Piratinnen

»… wir plündern die Reichen unter dem Schutze allein unserer Courage«

 

SAMUEL BELLAMY, genannt »der Redner«

Der gebremste Todesmut des Bernd Pawest

Wir schreiben das Jahr 1469. Die Hanse ist die bedeutendste Wirtschaftsmacht in Europa, ein echter »Global Player«. Doch der Koloss wird bedroht: Holländische Kaufleute und die britischen »merchant adventurers«, die handelnden Abenteurer, dringen in die nördlichen und östlichen Handelsgebiete der Hanse, nach Skandinavien und in die Ostsee ein. Die englische Krone unterstützt die Tätigkeiten ihrer Kaufleute massiv. Als englische Kaper einige hansische Schiffe im Kanal aufbringen, ist das Maß voll. Der Hansetag, das oberste Gremium des Wirtschaftsbündnisses, beschließt den Boykott englischer Waren und Häfen und erlaubt den hansischen Schiffern die Fahrt »up eventur«, die Jagd auf Prisen. Die am Meer gelegenen Hansestädte geben umgehend »breve van merke«, Kaperbriefe, an eine große Anzahl von Kapitänen aus. Selbst stadteigene Schiffe werden auf Beute ausgesandt. Doch während Hamburg erfahrene Seeleute als Kapitäne bestellt, trifft der Danziger Rat eine politische Entscheidung. Er betraut den Kaufmann, Ratsherrn und Nicht-Seemann Bernd Pawest mit dem Oberbefehl über die Schiffe der Stadt. Pawest erhält als Flaggschiff ein mächtiges Kraweelschiff namens »Peter van Danzke« und wird auf Kaperfahrt in den Kanal geschickt. Doch Pawests Briefe an seine Heimatstadt sind überliefert und zeigen, dass dieses Kommando für ihn eine einzige Plage war.

Für Pawest beginnen die Probleme schon mit der Beschaffung der Mittel während des Aufenthalts in den Häfen der heutigen holländischen Küste, also lange vor jeder Kampfhandlung. Er beklagt sich ständig über den schlechten Zustand des Schiffes und das Unvermögen, eine ausreichend große geeignete Besatzung zu rekrutieren. Die täglichen Anforderungen belasten den Politiker Pawest so schwer, dass er in seinen schon fast verzweifelten Briefen zunächst um mehr Unterstützung und schließlich mehrmals um seine Ablösung bittet. So schreibt er am 21. Juli 1472, während das Schiff untätig in Sluys vor Anker liegt, nach Danzig: »Ik werde olt unde graw« (Ich werde alt und grau). Während um ihn herum hansische Schiffer und Abenteurer aus ganz Europa auf Prisenjagd gehen, findet er weder genug Seeleute noch brauchbare Söldner. Noch vor der ersten Feindfahrt in Richtung England muss Pawest mehrmals renitente Söldner entlassen und mit ihrem im Voraus gezahlten Sold durchgebrannte Männer ersetzen. Sogar seine angegriffene Gesundheit führt er auf diese disziplinarischen Schwierigkeiten zurück.

Pawests mangelnder Kampfgeist fällt offenbar selbst dem Brügger Kontor der Hanse auf, denn »de kopman … geschreven umbe Pawel Beneken, und se hapeden, he wolde drade kamen« (der Kaufmann [das Büro der Hanse im flandrischen Brügge] hat geschrieben und um Paul Beneke gebeten und man hofft, er wolle kommen). Paul Beneke ist aus anderem Holz geschnitzt, ein echter Freibeuter, der bereits erfolgreiche Kaperunternehmen hinter sich hat. Er ist der Wunschkandidat der hansischen Vertretung in Brügge, um die eigenen Schiffe endlich ins Spiel zu bringen. Doch weiß Beneke, was er wert ist, und stellt Bedingungen. Er übernimmt den Oberbefehl nur gegen einen nennenswerten Anteil am Schiff und damit an der erwarteten Beute. Während Danzig noch mit Beneke verhandelt, führt Pawest einige wenige zaghafte Unternehmen im Kanal und vor der französischen Küste aus, die jedoch nicht einmal die Unkosten decken und bei denen das Schiff zudem noch beschädigt wird. Er steht unter Druck, denn während die »Peter van Danzke« untätig im Hafen liegt, sind die ihm angeschlossenen Danziger Schiffsführer durchaus erfolgreich. So bringen die Kapitäne Heyne und Neubacker mindestens zwei bretonische Schiffe auf und der Schiffer Bardewik ein weiteres.

Das unentschlossene Vorgehen während der Ausfahrten seines Schiffes führt schließlich zu Pawests Absetzung. Er übergibt das Kommando an den mittlerweile eingetroffenen Paul Beneke und kehrt angeschlagen nach Danzig zurück.

Während seiner ganzen Amtszeit ist Pawest verunsichert und passiv. Als Kaufmann mag er vielleicht erfolgreich gewesen sein, doch als Kaperfahrer braucht er andere Qualitäten. Er hat nichts von der nötigen Risiko- und Einsatzbereitschaft eines professionellen Seeräubers und Söldners an sich. Ihm fehlt die Kaltschnäuzigkeit, Angriffslust und wahrscheinlich auch die nötige Portion Gier, um Beute aufzuspüren und zu überwältigen. Die Überlieferungen zeigen Pawest eher als einen Organisator mit Krämerseele denn als einen aktiven, draufgängerischen Kaperkapitän.

KRAWEELSCHIFF

Ein Kraweelschiff war die modernste Schiffbauform des späten Mittelalters. Die Planken (die Außenhaut) des Rumpfes waren »kraweel«, das heißt mit den Schmalseiten der Planken auf Stoß gearbeitet. Dadurch entstand eine glatte äußere Oberfläche, und die Schiffe waren durch das innere Spantengerüst (die Rippen des Rumpfes) viel stabiler. Die Schiffbauer konnten die Fahrzeuge durch diese Konstruktion größer und tragfähiger bauen. Das Schiff aus Danzig war über vierzig Meter lang und rund zwölf Meter breit. Es trug insgesamt 350 Mann Besatzung.

Die Sichtweisen von Profis

»dat volk solde spreken, he weere gehurt, und he solde nicht so wal gehort syn« (Die Besatzung würde sagen, der ist nur angemietet, und man würde mir nicht gehorchen.)

Kaperkapitän PAUL BENEKE, auf die Frage, warum er nicht als bezahlter Schiffer, sondern nur als Anteilseigner am Schiff auf Kaperfahrt gehen wolle (1472)

 

»Ich bin ein freier Fürst und habe genauso viel Macht, um der ganzen Welt den Krieg zu erklären, wie einer, der über 100 Segelschiffe und 100000 Mann im Feld gebietet.«

SAMUEL BELLAMY, genannt »der Redner« (1717)

So stellt man sich einen Piraten vor

»Roberts selbst gab zum Zeitpunkt des Gefechts eine galante Erscheinung ab, bekleidet mit einer karmesinroten damastenen Weste und Kniehosen, mit einer roten Feder am Hut, einer Goldkette um den Hals, von der ein Diamantkreuz herabhing, einem Schwert in der Hand und zwei Paar Pistolen, die an einem seidenen Gewehrriemen hingen, den er sich über die Schulter geworfen hatte.«

Beschreibung von BARTHOLOMEW ROBERTS nach Captain Johnson (1724)

Der Leitspruch des Bartholomew Roberts

»Im ehrlichen Seedienst gibt es kärgliche Kost, niedrige Löhne und harte Arbeit; hier dagegen Überfluss und Reichtum, Vergnügen und Muße, Freiheit und Macht; und wer würde sein Schicksal nicht auf diese Seite der Waagschale werfen, wenn das damit eingegangene Risiko im schlimmsten Fall darin besteht, dass ihm bei der Hinrichtung der eine oder andere hässliche Blick zugeworfen wird. Nein, ein munteres und kurzes Leben soll mein Motto sein.«

(1720)

Der Traum von Freiheit und Reichtum

»In Frankreich sagt man, dass ein rollender Stein kein Moos ansetzt. Für Amerika gilt das genaue Gegenteil. Man kann sein Glück auf dem Meer finden, wenn man es nur dort sucht … Ich spreche voll Ehrfurcht von den Vorzügen eines Lebens, in dem kein Tag dem vorherigen oder dem folgenden gleicht, in dem Freiheit die Regel ist und große Reichtümer schnell erworben werden können.«

LOUIS DE GOLIF, genannt »half ass« (ihm war eine Gesäßbacke weggeschossen worden), französischer Freibeuter (1734)

Praktischer Ratschlag

»Nimm nie mehr als zwei Frauen auf eine Reise mit, und suche sie dir sorgfältig aus.«

BEN PEASE (1868)

Die Geschichte des Johan Pothorst, oder: Hat ein Pirat Amerika entdeckt?

Dass nicht Kolumbus 1492, sondern die Wikinger um das Jahr 1000 Amerika entdeckt haben, weiß heute jeder, doch war Kolumbus nach den Nordmännern wirklich der erste Europäer auf dem amerikanischen Kontinent? Hierzu gibt es noch eine andere Geschichte, in der auch ein Pirat eine tragende Rolle spielt.

Im Jahre des Herrn 1473 beauftragten der portugiesische König Alfonso V. und der dänische Herrscher Christian I. mehrere erfahrene Kapitäne und Navigatoren mit einer Expedition ins Nordmeer. Ihre Mission: Findet einen Seeweg über Island und Grönland hinaus nach Westen. Der dänische König ließ mehrere Schiffe ausrüsten, und vermutlich im August 1473 brach die Expedition auf. Das Kommando führten der Deutsche Dietrich Pining – und der Hamburger Kaperkapitän und Pirat Johan Pothorst. Als Lotse war der berühmte Kartograph Johannes Scolvus und als Beobachter des portugiesischen Königs Alfonso V. der Adlige João Vaz Corte Real an Bord. Pothorst war erst wenige Wochen vor dieser Expedition aus den Diensten der Hansestadt an der Elbe ausgetreten und ging nun wieder mit seinem Freund Pining auf Fahrt. Ziel der Fahrt war zunächst das »Land des Stockfisches«. Das ist die portugiesische Bezeichnung für die Küste Grönlands.

Von Island aus drang die Expedition nach Nordwesten vor und erreichte tatsächlich die Ostküste Grönlands. Die Schiffe umrundeten die Südspitze der Insel und segelten die Küste hinauf bis...

Erscheint lt. Verlag 24.2.2017
Verlagsort Frankfurt am Main
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Gesundheit / Leben / Psychologie Lebenshilfe / Lebensführung
Schlagworte Francis Drake • Freibeuter • Klaus Störtebeker • Meer • Pirat • Sachbuch • Seefahrt
ISBN-10 3-10-561660-8 / 3105616608
ISBN-13 978-3-10-561660-4 / 9783105616604
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