Stacheln in der Partnerschaft (eBook)

Wie Sie Ihre Liebe vor Verletzungen schützen

(Autor)

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2016 | 1. Auflage
192 Seiten
Francke-Buch (Verlag)
978-3-86827-781-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Stacheln in der Partnerschaft -  Berger Jörg
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Warum werden wir manchmal von unserem Liebespartner verletzt? Und warum verletzen und enttäuschen wir selbst den Menschen, den wir am tiefsten lieben? Auch in der Partnerschaft fahren wir unsere Stacheln aus, mit denen wir uns in Stresssituationen schützen. Lernen Sie, wie Sie unnötige Verletzungen verhindern. Lösen Sie Blockaden auf, machen Sie Ihre Liebe noch sicherer und lebendiger. Entdecken Sie das spirituelle Thema Ihrer Liebesbeziehung. Mit neuen Illustrationen von Thees Carstens.

Jörg Berger ist Diplom-Psychologe und Psychotherapeut. Er lebt mit seiner Familie in Heidelberg und ist dort in eigener Praxis tätig. Als Autor spricht er auf zahlreichen Konferenzen und hält Vortragsabende.

Wenn Liebende Grenzen überschreiten

Liebende öffnen ihre Grenzen. Sie geben einander immer mehr von sich preis und beeinflussen sich gegenseitig. Irgendwann teilen sie Bad und Bett, Geld und Gegenstände. Und doch haben auch Liebende in alledem ein Gespür dafür, ob sie frei bleiben oder ihrer Freiheit beraubt werden. Wo die Freiheit verloren geht, hat ein Partner eine Grenze überschritten. Wie leicht das geschieht, zeigen folgende Beispiele.

Aus Mangel Grenzen überschreiten. Wenn Ilva etwas fehlt, wird sie schnell von ihren Gefühlen überwältigt. Dann überredet sie Gerd. Sie zeigt ihre Wut oder ihre Sorgen so stark, bis Gerd schließlich mehr auf ihre Wünsche eingeht, als ihm eigentlich recht ist. Dass Gerd Belastungsgrenzen hat, zum Beispiel in Konflikten, kann Ilva nicht immer akzeptieren. Sie hindert ihn daran, sich zurückzuziehen, und hält ihn in Aussprachen fest, die Gerd eigentlich viel zu lange dauern. Aber Ilva kann nicht locker lassen, bis das Gespräch zumindest irgendein Ergebnis hat, das sie zufriedenstellt.

Gerd würde seine Ehe als glücklich bezeichnen, denn mit der gleichen Leidenschaft, mit der Ilva manchmal Grenzen überschreitet, liebt, lobt und begehrt sie ihn auch. Trotzdem wirken sich Ilvas Grenzüberschreitungen auf das gemeinsame Leben aus. Gerd ist im Lauf der Beziehung immer passiver geworden und überlässt Ilva die meisten Entscheidungen. Manche Gedanken behält Gerd einfach für sich, wenn er ahnt, dass Ilva gegen seine Vorstellungen ankämpfen würde.

Aus Überverantwortlichkeit Grenzen überschreiten. Ingo war der Älteste unter vier Geschwistern. Er hat früh Verantwortung übernommen, wohl zu früh und zu viel. Patrizia dagegen war die zweite und damit die Kleine, neben den Eltern und der älteren Schwester. Sie kann die Dinge auch einmal laufen lassen, im Augenblick leben und ihn genießen. Patrizias Leichtigkeit war sicher ein Grund dafür, warum Ingo sich in sie verliebt hat. Aber im Alltag setzt ihn Patrizia unter Stress, wenn sie zum Beispiel die Zeit aus dem Blick verliert, Aufgaben nicht effizient erledigt und Verpflichtungen anderen gegenüber lockerer sieht. Dann gibt ihr Ingo knappe Anweisungen, nimmt ihr Aufgaben aus der Hand oder trifft Entscheidungen, die eigentlich beide angehen, einfach allein. Damit überschreitet er aber Patrizias Grenzen, die der Respekt vor ihrer Freiheit setzt. Wenn Patrizia entspannt ist, lässt sie Ingo einfach machen. Schließlich meint er es ja gut. Manchmal fühlt sich Patrizia aber auch entmündigt.

Aus Angst Grenzen überschreiten. Martina war schon immer anhänglich und verschmust. Als sie sich kennengelernt haben, hat man Martina und Klaus nur im Doppelpack gesehen. Klaus kommt aus einer kühlen Familie und hat sich als Junge manchmal einsam gefühlt. Martinas Herzlichkeit und Nahbarkeit haben Klaus eine wunderbare Welt eröffnet. Nur wenn er sehr aufgewühlt ist, muss sich Klaus manchmal zurückziehen. Dann bemerkt er, wie schwierig das für Martina ist. Auch wenn er sich freundlich verabschiedet, kommt sie bald in sein Arbeitszimmer und vergewissert sich, ob wirklich alles in Ordnung ist. Wenn Klaus auf Geschäftsreise ist, erwartet sie regelmäßig Anrufe. Er fühlt sich dann verfolgt, wenn er auf sein Hotelzimmer zurückkehrt und drei WhatsApp-Nachrichten von Martina erhalten hat. Er kommt sich auch ausgefragt vor, wenn sich Martina erkundigt, ob seine Kollegin hübsch ist, ob diese in einer Beziehung lebt und ob Klaus noch in der Hotelbar mit ihr zusammensitzt. Klaus hat ihr noch nie einen Grund gegeben, an seiner Treue zu zweifeln. In solchen Situationen ist Klaus schon wütend geworden, hat Zärtlichkeiten zurückgewiesen und nichts mehr gesprochen.

Aus Scham Grenzen überschreiten. Jenny kommt aus einer Arbeiterfamilie. Sie ist geradeheraus und hat das Herz auf dem rechten Fleck. Sie ist eine aufregend attraktive Frau, die das auch weiß. Philipp, der aus einer gebildeten Familie stammt, gelingt es meist, zu seiner Liebe zu stehen. Doch es gibt Momente, die ihn aus seinem inneren Gleichgewicht bringen: wenn Jenny zu sexy gekleidet zum Gottesdienst geht, wenn sie Fremdwörter falsch verwendet oder den beruflich erfolgreichen Freunden ausschweifend erzählt, wie sie das Sortiment ihres Drogeriemarktes umorganisiert hat. Philipp belehrt und korrigiert Jenny dann häufig. Wenn er ehrlich ist, muss er zugeben, dass er eine Art Erziehungsprogramm für sie auflegt, um ihr den Schliff zu geben, den sie für das jetzige Umfeld benötigt.

„Du denkst wohl, du bist etwas Besseres?“, konfrontiert ihn Jenny dann. Philipp wird dann traurig. Er nimmt Jenny in den Arm, die das widerstrebend zulässt. „Ich weiß“, sagt Philipp, „ich habe nicht das Recht, dich so zu kritisieren.“

Grenzüberschreitungen folgen unterschiedlichen Gefühlen: dem Drängen ungestillter Bedürfnisse, einem Druck, den Überverantwortlichkeit erzeugt, einer Verlustangst oder einer Scham, die kaum erträgt, dass sich der andere eine Blöße gibt. Doch immer schränken Grenzüberschreitungen die Freiheit des Partners ein. Außerdem entsteht ein Machtgefälle in der Beziehung: Partner, die Grenzen überschreiten, verhalten sich, als hätten sie mehr Rechte wie ein Elternteil gegenüber einem Kind oder der Chef gegenüber einem Mitarbeiter. Oft sind es gerade die veränderten Machtverhältnisse, die sich auf das gemeinsame Leben auswirken.

Die Folgen von Grenzüberschreitungen

Unsere Stressreaktionen folgen unseren angeborenen biologischen Möglichkeiten: Unterwerfung, Flucht oder Kampf. Im zwischenmenschlichen Bereich kann man auch von Anpassung, Vermeidung und Kampf sprechen. Eine dieser drei Stressreaktionen aktiviert sich meist, wenn wir auf den Stachel unseres Partners treffen. Je nachdem, welche Reaktion Sie bevorzugen, hat das für die Liebe verschiedenartige Folgen.

Anpassung. Bei dieser Stressreaktion lassen Partner Grenzüberschreitungen einfach zu und gewöhnen sich daran. So entstehen keine Konflikte. Nur Außenstehende machen manchmal Bemerkungen, weil sie es für sich selbst nicht akzeptieren könnten, wenn ihre Freiheit derart beschnitten würde. Denn ein Partner, der sich immer wieder einmal erziehen, bestimmen oder vereinnahmen lässt, macht sich damit auch klein. Er gibt ein Stück seiner Persönlichkeit und seiner Lebensart auf. Das hemmt das Wachstum der Liebe, die am besten gedeiht, wenn beide Partner ihre ganze Persönlichkeit in der Beziehung entfalten. Partner, die zulassen, dass der andere ihre Grenzen überschreitet, haben dann manchmal das Gefühl, sich selbst in der Beziehung zu verlieren.

Kampf. Manche Partner werden zornig über die Grenzüberschreitung und wollen sich diese nicht bieten lassen. In einer Überreaktion richten sie dann manchmal Grenzen auf, die viel enger sind, als sie normalerweise in einer Liebesbeziehung verlaufen. Sie reagieren zum Beispiel gereizt, wenn sie etwas allein unternommen haben und der andere dann fragt, wie es war. Der Partner, der ab und zu Grenzen überschreitet, fühlt sich dann zu Recht abgewiesen und kämpft gegen die überstarke Grenzsetzung an. Solche Situationen können Anlass für Streit werden.

Vermeidung. Diese Stressreaktion entzieht sich dem Kampf, will sich aber auch nicht unterwerfen. Nicht selten weichen daher Partner, denen Freiheit genommen wird, in die Heimlichkeit aus: Wenn die Ehefrau nichts vom Treffen mit der Studienfreundin weiß, wird sie keine misstrauischen Fragen stellen. Partner teilen auch weniger von ihren Gedanken mit, denn je weniger der andere weiß, desto weniger kann er oder sie sich einmischen. Solche Entwicklungen schwächen aber die Nähe und das Vertrauen, das ein Paar zueinander hat.

Alle drei Schutzmechanismen – Anpassung, Vermeidung und Kampf – haben also auch ihre Nebenwirkungen. Deshalb zeigt dieses Kapitel Möglichkeiten auf, wie Sie den Stachel der Grenzüberschreitung entschärfen können. Der nächste Abschnitt richtet sich an Partner, die manchmal Grenzen überschreiten. Sie lernen, wie sie aus Liebe Freiheit schenken. Der darauf folgende Abschnitt wendet sich dann an Partner, die mit Grenzüberschreitungen konfrontiert sind. Sie lernen, wie sie die Grenzen in der Beziehung liebevoll befrieden.

Selbstkorrektur: Loslassen und Freiheit schenken

Wenn Sie gelegentlich Grenzen überschreiten, finden Sie hier einen Weg, auf dem Sie sich selbst korrigieren können. Dabei müssen Sie Grenzüberschreitungen nicht durch Willenskraft unterdrücken. Sie entdecken positive und faire Einflussmöglichkeiten. Sie erfahren, wie selbst ein Verzicht zum Gewinn werden kann, und lernen schließlich, wie Sie aufgewühlte Gefühle beruhigen können.

Liebevoll beeinflussen

Womöglich haben Sie schon einen verhängnisvollen Kreislauf in Gang gesetzt: Sie haben vielleicht Gefühle gezeigt und dann Grenzen überschritten. Dann deutet Ihr Partner schon Ihre Gefühle als ein Vorzeichen einer drohenden Grenzüberschreitung. Sie haben vielleicht Ihre Meinung vertreten und sind bei Widerstand immer bestimmender geworden. Dann könnte Ihr Partner bereits abwehrend reagieren, wenn Sie nur Ihre Meinung aussprechen. In diesem Fall muss Ihr Partner erst wieder ein Vertrauen aufbauen, dass Sie zwar Ihre Gefühle zeigen oder Ihren Standpunkt vertreten, ihr oder ihm aber trotzdem ihre oder seine Freiheit lassen.

Im Folgenden stelle ich Ihnen Möglichkeiten vor, wie Sie Ihre Partnerin oder Ihren Partner liebevoll beeinflussen. Ein...

Erscheint lt. Verlag 1.9.2016
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Gesundheit / Leben / Psychologie Partnerschaft / Sexualität
Schlagworte christlicher Therapeut • Ehe • Eheprobleme • Partnerschaft • Psychologie • Selbsthilfe
ISBN-10 3-86827-781-1 / 3868277811
ISBN-13 978-3-86827-781-4 / 9783868277814
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