Die Sonne schickt uns keine Rechnung (eBook)
240 Seiten
Piper Verlag
978-3-492-97577-3 (ISBN)
Franz Alt, geboren 1938, war zwanzig Jahre Leiter und Moderator von »Report Baden-Baden« und bis 2003 Leiter der Zukunftsredaktion des Südwestrundfunks. Er wurde von der Europäischen Kommission mit dem ersten »Europäischen Solarpreis für Publizistik« ausgezeichnet und hält jährlich hunderte Vorträge im gesamten deutschsprachigen Raum.
Franz Alt, geboren 1938, war zwanzig Jahre Leiter und Moderator von "Report Baden-Baden" und bis 2003 Leiter der Zukunftsredaktion des Südwestrundfunks. Er wurde von der Europäischen Kommission mit dem ersten "Europäischen Solarpreis für Publizistik" ausgezeichnet und hält jährlich hunderte Vorträge im gesamten deutschsprachigen Raum.
VORWORT ZUR AKTUALISIERTEN NEUAUSGABE 2009
Deutschland ist erneuerbar – die Welt ist erneuerbar
In der Woche, in der ich die letzten Zeilen für dieses Buch schreibe (Ende Mai 2009), veröffentlicht die Landesbank Baden-Württemberg eine Studie, die vorhersagt, dass Solarstrom bald die preiswerteste Stromquelle sein wird. Noch vor wenigen Jahren haben uns dieselben Banker erzählt, Ökostrom sei unbezahlbar. Doch die Massenproduktion von Solarzellen schafft den Durchbruch beim Preis. 2008 war der Solarstromanteil beinahe um 100 Prozent gewachsen, 2009 werde es noch mehr Wachstum geben. Schon 2012 kann der Solarstrom vom Dach in Deutschland billiger sein als der Strom aus der Steckdose. Als 1994 die erste Auflage dieses Buches erschien, hatte auch ich diese rasante Entwicklung nicht zu träumen gewagt. Wir leben im Zeitalter des bisher Undenkbaren. Zukunft entsteht immer aus Krise.
Ist auch die 100 Prozent solare Energiewende möglich? Und bis wann? Barack Obama hat diese Frage bei seiner Inaugurationsrede im Februar 2009 so beantwortet:
»Wir werden die Sonne, den Wind und die Erde nutzbar machen, um unsere Autos zu betanken und unsere Fabriken zu betreiben… Nun gibt es auch solche, die das Ausmaß unserer Ambitionen infrage stellen – die behaupten, dass unser System nicht zu viele große Pläne verträgt. Ihr Erinnerungsvermögen ist kurz. Denn sie haben vergessen, was dieses Land bereits vollbracht hat, was alle Männer und Frauen erreichen können, wenn Vorstellungskraft und der gemeinsame Zweck sich einen und sich Erfordernisse und Courage gesellen. Was die Zyniker nicht verstehen, ist, dass die abgestandenen politischen Argumente, die uns so lange ausgezehrt haben, heute nicht mehr wirksam sind.«
Kurz vor dieser Rede hat der frühere US-Vizepräsident Al Gore einen Plan vorgelegt, wonach die USA ihren gesamten Stromverbrauch bis 2020 aus erneuerbaren Energiequellen produzieren können. Im Wahlkampf 2008 haben sowohl Obama, aber auch sein Gegenspieler McCain dem Plan von Al Gore zugestimmt und gesagt, dass bei entsprechendem politischen Willen dieses ehrgeizige Ziel erreichbar sei.
Kaum war Barack Obama im Amt, hat er bereits die Weichen für ein gerechteres und grünes Amerika gestellt: Die Reichen sollen mehr Steuern bezahlen, und Klimaschutz erklärte er zur Chefsache. Bis 2020 sollen die USA ihren CO2-Ausstoß um 14 Prozent und bis 2050 gar um 85 Prozent senken.
Und die Wirtschaftskrise? Muss jetzt nicht die Wirtschaft Priorität haben und der Klimaschutz auf bessere Zeiten warten, wie viele deutsche Bedenkenträger es fordern? Ganz anders das neue Obama-Team im Weißen Haus: »Es wäre eine Schande, eine solche Krise nicht zu nutzen«, erklärte Obamas Stabschef Rahm Emanuel. Obama spricht von einer Chance für ein grünes Amerika, die sich nur einmal in einer Generation biete. Ähnlich wie in der EU sollen künftig auch in den USA die Emissionsrechte versteigert werden. Die neue US-Regierung will damit 650 Milliarden Dollar einnehmen und damit vor allem in die Entwicklung erneuerbarer Energien investieren.
Nach den ersten Monaten Amtszeit des neuen US-Präsidenten drängt sich der Eindruck geradezu auf: Yes, he can! Er wird der Architekt eines neuen Amerika werden.
Gerade die Krise ist seine Chance. Ohne Krise wäre er kaum Präsident geworden. Vielleicht ist es George W. Bushs größte Leistung, Obama als Präsident ermöglicht zu haben.
Ich zeige in diesem Buch, dass in Deutschland und Europa in den nächsten 30 Jahren der hundertprozentige Umstieg des Gesamtenergieverbrauchs auf Energie aus Sonne, Wind, Wasserkraft, Bioenergie, Erdwärme und Wellenenergie möglich ist – ebenfalls bei entsprechendem politischen Willen.
Die deutschen Zyniker und Bedenkenträger, die das alles für unmöglich halten, seien an den Bau der Eisenbahnen im 19.Jahrhundert erinnert. Auch damals hatten die Bedenkenträger ähnliche Einwände wie heute die Vertreter und Anhänger der alten Energiewirtschaft. Sie wurden widerlegt. Auch diejenigen, die heute noch meinen, zu 100 Prozent Erneuerbare Energie in einer Generation sei unmöglich, können widerlegt werden. Zwei Jahrzehnte lang hat die alte Energiewirtschaft die Ökoenergien verhöhnt und mit unsäglichen Argumenten bekämpft. Vor 15 Jahren noch las ich in ganzseitigen Zeitungsanzeigen: »Die fangen den Wind ein und melken die Sonne? Wer solchen Beschäftigungen nachgeht, der fängt sich auch Witze ein.« Jeder blamiert sich, so gut er kann. Die Geschichte der Erneuerbaren Energien ist eine Geschichte der Fehleinschätzungen der Erneuerbaren durch die fossil-atomare Energiewirtschaft. Inzwischen ist den Vertretern der alten Energieträger das Lachen über die Erneuerbaren vergangen.
Dieses Buch will zeigen, dass und wie wir das solare Zeitalter organisieren und wie wir uns von den immer größer werdenden Lasten des atomar-fossilen Zeitalters verabschieden können.
Angela Merkel sagt zu Recht: »Energie- und Klimapolitik – das ist die Überlebensfrage der Menschheit im 21. Jahrhundert.« Und Horst Köhler meinte bei der Eröffnung der Hannover-Industriemesse 2009: »Klimaschutz, Energieeffizienz und Energiesparen sind die wichtigsten Aufgaben der modernen Industriegesellschaften.« Nur wenige Tage später sagte Englands Prinz Charles: »Wir haben keine Zeit mehr zu verlieren, wenn wir unseren Kindern eine Welt hinterlassen wollen, die für sie zum Leben taugt.« Und entschieden wandte sich der Prinz dagegen, wegen der Wirtschaftskrise den Klimawandel zu vernachlässigen: »Unseren Enkeln wird es gleichgültig sein, ob wir am Anfang des 21. Jahrhunderts einige Prozent weniger Wachstum hatten. Was sie viel mehr interessieren wird, ist der Zustand des Klimas unserer Erde.«
Ich füge hinzu: Nur mit neuen solaren, preiswerten und umweltverträglichen Technologien können wir die aktuelle Wirtschaftskrise überwinden.
Was ist der Unterschied zwischen der jetzigen Wirtschaftskrise und der Klimakrise? Die Finanzkrise wird in zwei bis drei Jahren überwunden sein. Aber die Klimakrise ist ein Problem für Tausende Jahre – sagen die Klimaforscher –, und sie kann die Erde sogar unbewohnbar machen, wenn wir sie nicht endlich mit größerem Ernst und mit mehr politischer, technologischer, ökonomischer und persönlicher Energie angehen als bisher.
Während ich diese Zeilen schreibe, gibt die Industrie- und Handelskammer Oldenburg bekannt, dass im Frühjahr 2009 die 500000 Menschen in Ostfriesland ihren Strom bereits zu 96 Prozent ökologisch produzieren. Mehrere deutsche Stadtwerke – zum Beispiel Kassel, Tübingen und Nürnberg – versorgen ihre Privatkunden schon heute zu 100 Prozent mit Strom aus erneuerbaren Quellen. Das Bundesland Sachsen-Anhalt gewinnt 2009 bereits 36 Prozent seines Stroms aus Windkraft, und Dutzende Kommunen sind in Deutschland bereits zu 100 Prozent auf Erneuerbare Energien umgestiegen. Sechs bayerische Landkreise haben beschlossen, dieses Ziel bis 2030 erreichen zu wollen. Deutschland ist bereits auf einem guten Weg. Allein 2008 hat die Solarbranche weltweit ihre Produktion verdoppeln können – und hat für 2009 das Gleiche geplant. Und dank Obama läuft die Entwicklung in den USA ähnlich, aber auch in Südkorea, Japan, China, Indien, Italien, Portugal und Griechenland boomt die Solarbranche. Das Gleiche gilt für die Windenergie in Indien, China, Dänemark, Deutschland und in den USA.
Deutschland ist erneuerbar – so wie jedes Land der Welt zu 100 Prozent seine eigene Energie produzieren kann – Europa ist erneuerbar, die Welt ist erneuerbar! Eigentlich gibt es gar keine Energiekrise – es gibt nur falsches Energieverhalten – und das können wir ändern. Die Sonne schickt uns jeden Augenblick 10000-mal mehr Energie, als zurzeit alle Menschen verbrauchen. Der Klimawandel kann noch gestoppt werden.
Aber auch ohne Klimawandel müssten wir den Umstieg auf Erneuerbare Energien organisieren, denn sämtliche heutigen Energieträger – Kohle, Gas, Öl und Uran – gehen in den nächsten Jahrzehnten zu Ende. Im November 2008 schätzte die Internationale Energieagentur, dass die Förderung auf den bekannten Ölfeldern jährlich und weltweit um 6,7 Prozent zurückgehen wird, und das wirtschaftsnahe Ludwig-Bölkow-Institut schätzt, dass die Ölförderung 2009 global ihren Höhepunkt überschreitet und danach Jahr um Jahr zurückgehen wird.
Grafik 1 zeigt aber zugleich, dass die Nachfrage nach Öl – hauptsächlich durch die wirtschaftliche Dynamik Indiens und Chinas – steigen wird. Das heißt: Öl wird knapper und deshalb immer teurer. Die steigenden Öl-, Benzin- und Gaspreise könnten die entscheidende Ursache für die nächste Weltwirtschaftskrise sein. Schon in wenigen Jahren könnte der Ölpreis pro Barrel bei 200 US-Dollar und mehr liegen, im Frühsommer 2009...
Erscheint lt. Verlag | 13.5.2016 |
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Mitarbeit |
Anpassung von: Brigitte Alt |
Verlagsort | München |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Sachbuch/Ratgeber ► Natur / Technik ► Natur / Ökologie |
Technik | |
Schlagworte | Energiepoltik • Klimakatastrophe • Klimapolitik • Klimawandel • Neue Energie • Solarenergie • Sonnenenergie • Umweltfreundliche Energien |
ISBN-10 | 3-492-97577-1 / 3492975771 |
ISBN-13 | 978-3-492-97577-3 / 9783492975773 |
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Größe: 3,2 MB
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