Die weiße Jägerin von Afrika - Ackermann Rolf

Die weiße Jägerin von Afrika

Romanbiografie über die legendäre Margarete Trappe auf ihrer Farm Momella am Kilimandscharo

(Autor)

Buch | Softcover
312 Seiten
2021 | 2. überarbeitete Auflage 2021
Belletris-Verlag
978-3-940808-18-9 (ISBN)
14,90 inkl. MwSt
Als die junge Margarete 1907 mit ihrem Mann Ulrich Deutschland verlässt, wird ihr lang gehegter Traum endlich Wirklichkeit: Afrika! Am Fuße des Kilimandscharo angekommen, bauen Ulrich und sie eine paradiesische Farm auf. Doch im Gegensatz zu Margarete fühlt sich Ulrich in der Kolonie Deutsch-Ostafrika nicht wohl. Verständnislos bleibt er zurück, wenn sie auf Safari geht. Von den Massai als Jeyo – Mutter – verehrt, teilt einzig der Grieche Anthimos ihre Faszination für Afrika. Die beiden verlieben sich leidenschaftlich ineinander. Da bricht der Erste Weltkrieg aus. Anthimos bittet sie, mit ihm zu fliehen. Doch Margarete kann sich ein Leben jenseits von Afrika nicht mehr vorstellen. Dann überschlagen sich die dramatischen Geschehnisse …

Rolf Ackermann wurde am 24.01.1952 in Duisburg geboren. Als ehemaliger (beamteter) Undercover-Agent eines deutschen Nachrichtendienstes, spezialisiert auf internationalen Terrorismus, erlangte er tiefe Einblicke in eine Welt, die den meisten Menschen verschlossen bleibt. Er hat bei nahezu allen namhaften deutschen Zeitungen Features und Reportagen, für den WDR (Schulfunk-)Hörspiele und bei sehr renommierten Verlagen Bücher, insbesondere Historien-Romane, veröffentlicht, sowohl unter seinem Namen als auch unter dem Pseudonym Manfred Morstein. Rolf Ackermann galt als Afrika-Kenner, der insbesondere aus Kriegs- und Krisenregionen berichtete. Er lebte zehn Jahre in Kenia und acht Jahre in Namibia. Sein langjähriger Aufenthalt in Ostafrika hat ihn zu seiner Romanbiografie „Die weiße Jägerin“ (neuer Titel „Die weiße Jägerin von Afrika“) inspiriert. Erzählt wird die Geschichte der jungen Deutschen Margarete Trappe, die im letzten Jahrhundert ihren Traum von einer Farm in Afrika lebte. Das ZDF hat die außergewöhnliche Lebensgeschichte dieser beeindruckenden Frau als 2-teiliges Doku-Drama „Momella – eine Farm in Afrika“ aufbereitet. Für die Produktion war Rolf Ackermann als Berater verpflichtet. 2007 gründete er im südlichen Afrika eine private Hilfsorganisation für KhoiSan („Buschmänner“): San Foundation. 2016 wurde er aufgrund seines literarischen Wirkens als „Stadtschreiber“ im norddeutschen Otterndorf auserwählt. Am 15.07.2016 starb er nach kurzer, schwerer Krankheit.

Das Land stieg stetig an. Die Karawane kam nur langsam vorwärts. Bei einem Ort mit dem Namen Leganga teilte sich die Kolonne. Die deutsch-russischen Siedler blieben zurück. Sie würden sich hier, an den westlichen Hängen des Meru, ansiedeln und ihre kleinen landwirtschaftlichen Höfe betreiben oder als Handwerker arbeiten. Margarete und Ulrich Trappe zogen weiter, südöstlich am Fuße des Meru entlang. Der Berg selbst war nicht zu sehen, er hüllte sich in Wolken. Nebelschwaden zogen über die dichten Wälder. August Leue hatte in Leganga zwei Pferde besorgt und begleitete sie auf dem Ritt in jene Region, in der er ihnen Land angeboten hatte. Die Massai waren nicht mehr zu sehen, aber sie waren noch immer allgegenwärtig. Jeder spürte es, so wie jeder fühlte, dass überall in den Bergen und in den immer üppiger werdenden Wäldern Menschen waren, die sie beobachteten. Am Nachmittag wurde der Aufstieg beschwerlich. Die Pferde taten sich schwer mit dem steinigen Boden. Wolkenfetzen verhüllten den Meru. Nebel verfing sich in dem dichten Buschwerk. Die Atmosphäre war gespenstisch. Von irgendwo her hallte das Tosen eines Wasserfalls durch die parallel zu ihrer Route verlaufende Schlucht. Urplötzlich war da kein Rascheln mehr, nicht das Plätschern eines Bächleins, kein Windhauch und auch kein Vogel war mehr zu hören. Das Konglomerat aus Nebel und tief am Berg hängenden Wolkenfetzen wurde so dicht, dass August Leue beschloss, die Träger mittels Stricken untereinander zu verbinden, damit nicht einer nach dem anderen verloren ging – oder sie die Gelegenheit nutzen konnten, mit der wertvollen Ladung zu fliehen. Margarete Trappe war beunruhigt. Sie hasste Nebel. Die Stimmung hier oben am Berg ließ sie erstmals nervös werden. Hier gab es überall Elefanten und Büffel. Gesehen hatte sie in den letzten Stunden noch keine, aber überall lagen Losung und Dung. Einige der großen Haufen dampften noch. Sie spürte intuitiv, dass dieser schier undurchdringliche Bergwald gefährlich war. Würden sie hier irgendwo auf einen Büffel oder einen Elefanten oder gar auf Löwen treffen, die Zeit zu reagieren wäre extrem kurz, die Möglichkeit, einen gezielten Schuss abzugeben, gleich null. Hoch konzentriert schritt sie neben ihrem Pferd voran. In der rechten Hand hielt sie eine Schrotflinte. Ein Gewehrträger stapfte, mehr aus Angst denn aus Pflichtbewusstsein, sehr dicht hinter ihr her. Die großkalibrige Büchse hing durchgeladen und entsichert über seiner Schulter. Ihr war die Nähe des Gewehrträgers äußerst unangenehm. Eine durchgeladene und entsicherte Waffe machte sie stets sehr nervös. Der Nebel hatte Margaretes Kleider völlig durchnässt. Das Haar hing ihr in Strähnen ins Gesicht. Die Stiefel trieften vor Nässe. Eine Blase an der rechten Ferse peinigte sie. Ulrich führte sein Pferd direkt vor ihr. Er hielt eine Pistole in der Hand. An seinen abrupten Kopfbewegungen nach rechts und links konnte sie erkennen, dass er aufs Äußerste angespannt war. Der erste Schrei kam von rechts oben aus dem Gebüsch, ganz nahe, nur wenige Schritte entfernt. Es war der grauenvollste Schrei, den sie je in ihrem Leben gehört hatte: gellend, kehlig, aggressiv. Dann hallte der Urwald wider vor Schreien. Überall. Ihr Kopf flog herum. Das Pferd scheute und riss sie am Zügel zu Boden. Ein dumpfer Schmerz am Knie ließ sie aufschreien. Ihr Gewehr schlug auf einen Felsen auf. Der Gewehrträger hinter ihr schrie nun auch, ohne zu wissen, warum. Ulrich warf sich auf den Boden und schoss wahllos in den Nebel hinein. Weiter vorne, wo August Leue sein musste, schrien Träger. Kisten polterten zu Boden. Um sie he-rum, überall, in den Bäumen, Büschen, im Nebel, über, vor und neben ihr, waren Chaos, Panik und Entsetzen. Bäume schwankten, Äste peitschten durch die Luft. Der Wald war in Aufruhr. Dann sah sie die Fratze, die schwarz-weiße Maske mit den langen Haaren, sah das Grauen auf sich zu hetzen, rollte zur Seite und griff nach dem Gewehr. Die Fratze setzte zum Sprung an, die Arme weit auseinandergerissen, und das Wesen hinter der Fratze wurde riesig und die Augen, böse und blutunterlaufen, ließen ihr das Blut in den Adern gefrieren. Sie riss die Waffe hoch und schoss. Der Rückstoß schlug ihr den Gewehrschaft in den Bauch. Sie schrie vor Schmerzen. Als sie schoss, merkte sie viel zu spät, dass die Fratze an ihr vorbeihetzen wollte. Dann stürzte das Grauen auf sie, und sie merkte, dass es tot war. »Margarete …! Margarete!« Ulrich Trappe stolperte durchs Dickicht, schoss noch immer nach rechts und links in den Nebel, ohne zu merken, dass keine Patrone mehr in der Trommel war, fiel, sprang hoch, fiel erneut und warf sich mit letzter Kraft über seine Frau. Nur ihr Kopf war noch zu sehen. Ihr Körper war bedeckt von einem Tier, fast so groß wie sie selbst, mit einem riesigen Schwanz und langen, weißen Haaren an den Schultern und im Gesicht. Die Hälfte des Kopfes war weggeschossen. Margarete Trappe war schneeweiß im Gesicht. Sie schluchzte und bibberte. Aus dem zerfetzten Kopf des toten Colobus-Affen tropfte Blut auf ihre Wange. Sie starrte dem Affen in die Augen und bemerkte, dass es ein sehr schönes Tier gewesen sein musste. * Dort, wo sich die dutzendweise aus dem Tal aufsteigenden Hügel und Schluchten zu einem breiten Bergrücken einten, lichtete sich der Wald zu einem baumfreien Hochplateau, durchsetzt von mächtigen Granitfelsen. Die Welt war lautlos. Das Wolken- und Nebelmeer unten in den Tälern riss auf, und aus dem Dunst lugten erst einzelne Bäume, dann ganze Wälder und schließlich das Paradies auf Erden hervor. »Hier bleiben wir …«, flüsterte Margarete Trappe. Ihr Mann stand neben ihr und griff nach ihrer Hand. Ihre Blicke huschten hinunter zu einer großen, von mächtigen Bäumen umringten Lichtung am Fuße eines Berges. Im Zentrum der Lichtung lag ein kleiner See, gespeist von einem Bach, der sich aus den Galeriewäldern durch die Wiesen schlängelte. Elefanten tummelten sich im Morast des Ufers. Eine Büffelherde, Zebras, Gazellen und Antilopen grasten auf den sattgrünen Wiesen. Und plötzlich, als sei der Herr über all diese prachtvollen Wunder der afrikanischen Natur noch nicht zufrieden mit seinem Werk, lösten sich Wolken und Nebelbänke um sie herum auf, und hinter dem See tauchten erst ein kleiner Hügel und dann weitere Hügel und winzige Lichtungen auf. Hinter den Hügeln lag die grenzenlose Massai-Steppe, schier unendlich gelbbraun und goldfarben. Margarete Trappe atmete tief durch. Sie fühlte die Hand ihres Mannes in der ihren. Es war ein sehr schönes Gefühl. »Schau, Ulrich, da drüben«, plapperte sie entzückt los und deutete auf den Kilimandscharo. »Und da!« Sie wirbelte herum. Hinter ihnen, zwischen sattgrünen Hügeln und einem Bollwerk aus Wäldern und Büschen, lagen kleine und große Seen, drapiert wie Glasmurmeln auf einem immergrünen Moosteppich. Flamingos staksten durch die Seenlandschaft. Flusspferde rissen ihre Mäuler auf und grunzten ausgelassen die Sonne an. »Es ist das Schönste, was ich je gesehen habe«, murmelte Ulrich Trappe. Seine Augen glänzten. Sie sah ihn von der Seite an. Noch nie zuvor hatte sie Tränen der Freude in seinen Augen gesehen. Noch nie zuvor hatte sie sich ihm so vertraut-nahe gefühlt. Sie hielt es für möglich, dass es Liebe war. »Da!« Wieder wies ihre Hand zu einem neuen Wunder, einem Berg, sehr hoch, massiv, pittoresk. Und dahinter wuchs ein noch größerer Berg in den Himmel, hinein in die Wolken. Der afrikanische Gewehrträger stand plötzlich neben ihnen. »Das ist der Meru, und der Berg darunter, das ist der Tululusiek, der Pförtner zum Meru. Und diese Lichtung dort unten, wo die Büffel und Gazellen grasen, heißt in der Sprache der Massai Ngongongare – ›Das Auge des Wassers‹.«

Erscheinungsdatum
Sprache deutsch
Maße 1490 x 2110 mm
Gewicht 480 g
Einbandart Paperback
Themenwelt Literatur Briefe / Tagebücher
Literatur Klassiker / Moderne Klassiker
Literatur Romane / Erzählungen
Sachbuch/Ratgeber Geschichte / Politik
Schlagworte Afrika • margarete trappe • Momella • rolf ackermann • Weiße Jägerin
ISBN-10 3-940808-18-0 / 3940808180
ISBN-13 978-3-940808-18-9 / 9783940808189
Zustand Neuware
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