Historische Braustätten im Landkreis Bamberg

WIR FRANKEN SIND STOLZ AUF UNSER BIER – und obwohl das Bayerische Reinheitsgebot von 1516 gewissermaßen eine Vereinheitlichung der Zutaten darstellte, gab es dennoch genügend Spielraum bei der Zubereitung, so dass sich in der Region Bamberg eine große Anzahl von Geschmacksnoten entwickeln konnte. Hinter jedem Rezept stand eine Brauerei und es gab eine Vielzahl davon im Landkreis Bamberg, selbst heute noch hat Franken die höchste Brauereidichte der Welt. Die Feier des 500-jährigen Bestehens des Bayerischen Reinheitsgebotes am 23. 04. 2016 war der Anlass für diese neue, überarbeitete Ausgabe meines Buches Historische Braustätten im Landkreis Bamberg“. Allerdings kann die Region Bamberg auf eine 27 Jahre ältere „Ungeldordnung“ (Reinheitsgebot) stolz sein. Laut urkundlichem Beweis aus dem Staatsarchiv Bamberg wurde am 12. 10. 1489 (von Fürstbischof Heinrich III.) für Bamberg und das Umland verfügt, dass für das Brauen von Bier „nichts mere denn Malz, Hopfen und Wasser“ zu nehmen sei. Dieses Buch soll einen Blick in unsere fränkische Vergangenheit ermöglichen. Natürlich dürfen die circa 60 noch bestehenden Brauereien nicht fehlen, denn diese Brauereien zeichnen unsere Bierregion immer noch aus. Im heutigen Landkreis Bamberg (nach der Gebietsreform von 1972) gab es 158 Brauereidörfer mit etwa 300 Braustätten. In diesem Buch werden nur die Brauereien berücksichtigt, welche vor 1945 gegründet wurden und mindestens 10 Jahre in Betrieb waren. Um 1870 gab es viele Neugründungen, von denen aber viele nach wenigen Jahren wieder schlossen bzw. von denen es so gut wie keine Nachweise gibt. Dies gilt auch für Brauereien, welche vor 1870 wieder schlossen. Die Stadt Bamberg werde ich ebenfalls nicht miteinbeziehen. Hier möchte ich auf die Neuauflage von „Bamberg, die wahre Hauptstadt des Bieres“ (2016) von Dr. Christian Fiedler verweisen. Schlüsselmomente der Brauereigründungen bzw. -schließungen waren scheinbar die Kriege im 19. und 20. Jahrhundert. Nach dem französischen Krieg 1870/71 wurden etliche Brauereien gegründet, wobei die zunehmende Industrialisierung sicher eine Rolle spielte. Im ersten Weltkrieg wurden viele Brauereibesitzer als Soldaten eingezogen, sodass ihre Frauen oder Mütter die Wirtshäuser weiterführen mussten. In Fällen, in denen der Soldat gefallen ist, wurde die Brauerei entweder verkauft oder von der Witwe bzw. den Kindern betrieben. Oft heiratete die Witwe erneut, wodurch ein Namenswechsel erfolgte. Das Gleiche geschah dann auch während des zweiten Weltkriegs, als viele Frauen, weil ihre Männer nicht zurückkehrten, die Unternehmen weiterführten. Oft ging das noch einige Jahre gut, bis dann doch, meist aus finanziellen Gründen oder wegen fehlender Nachfolger, etliche Brauereien ihre Pforten schließen mussten. Heute müssen vor allem die „kleinen“ Familienbrauereien aufgeben, welche einfach dem Druck und dem gewünschten, übertriebenen europäischen Standard nicht Stand halten können. Schade. Vielleicht waren die sogenannten „alten Zeiten“ doch nicht so verkehrt. Viele Brauereien, die um die Schließung nicht herum kommen konnten, lassen mittlerweile nach ihrem alten Rezept in einer der ansässigen Großbrauereien ihren Sud brauen. Der LOHNSUD auf dem Vormarsch? Oder das große Brauerei-Sterben kann beginnen! – Danke Europa! Oliver Schlicht, Mai 2016