Phänomen und Faszination Jabobsweg -  Kurt Eberhardt

Phänomen und Faszination Jabobsweg (eBook)

2500 Kilometrer Pilgerreise von der Schwäbischen Alb bis ans "Ende der Welt"
eBook Download: EPUB
2016 | 1. Auflage
470 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7392-8631-0 (ISBN)
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Lieber Leser, in meinem Buch nehme ich Sie 104 Tage und 2500 Kilometer mit von der Schwäbischen Alb, durch die Schweiz, Frankreich und Spanien ans mittelalterliche 'Ende der Welt', zum Kap Finisterre am Atlantik. 3,2 Millionen Schritte führten mich durch faszinierende Landschaften, unterschiedlichste Dörfer und Städte. Ich begegnete liebenswerten, interessanten Menschen, die Begleiter und Freunde wurden. Meinen Weg säumten Kapellen, Kirchen, Kathedralen und Klöster, eine Pilgerreise durch Jahrhunderte fesselnder Geschichte und kultureller Tradition. Ich war Teilnehmer bewegender Heiliger Messen, Priester und Mönche sprachen den Pilgersegen, Campingplätze, Klöster und Herbergen bereiteten mir ein sicheres Nachtlager. In diesem Buch erleben Sie, wie nahe Freud und Leid sein können, welchen Zufällen man ausgesetzt ist und Sie erfahren, dass sich unter unserem Schutzpatron, dem heiligen Jakobus, und mit unserem Zutun am Ende immer alles zum Guten wendet.

Deutschland


11. Mai 1. Pilgertag


Mariaberg – Freudenweiler

Gott segne mir die Erde, auf der ich stehe.

Gott segne mir den Weg, auf dem ich gehe.

Gott segne mir das Ziel, für das ich jetzt lebe.

Irischer Pilgersegen

Am 11. Mai, einem Pfingstmontag, ist es soweit. In Anwesenheit der Mariaberger Bewohner und meiner Familienangehörigen knie ich vor dem Altar der barocken Klosterkirche in Mariaberg. Pfarrer Heppenheimer spricht den Pilgersegen und bittet um Gottes Segen, um Beistand und Hilfe für den langen und beschwerlichen Weg.

Eine besondere Freude erfahre ich durch „die Mariaberger“. In ihrer fröhlich, aufgeschlossenen Art geben sie mir alle nur erdenklich guten Wünsche und Ratschläge mit auf den Weg. Noch heute bin ich dankbar, dass ich so viele Jahre mit ihnen zusammen sein durfte.

Mit dem Pilgersegen begebe ich mich offiziell von Mariaberg über meinen Heimatort Freudenweiler auf den Pilgerweg nach Santiago de Compostela. Meine Pilgerreise beginnt mit dem Kilometer„0“ und soll nach 2500 Kilometern am Kap Finisterre, dem mittelalterlichen „Ende der Welt“ am Atlantischen Ozean enden.

Meine Familie fährt mit dem Auto nach Hause, während ich den Rucksack schulter, den Pilgerstab in die Hand nehme und mit den ersten, unsicheren Schritten beginnt die erste Etappe über Bronnen und Neufra nach Freudenweiler.

Es ist ein herrlicher Pfingstmontag im Mai. Die Sonne scheint und die Bewohner winken, während ich Mariaberg in Richtung Wald verlasse. Meine Gefühle sind zwiespältig, in mir kämpfen Euphorie und Zweifel. Zwangsläufig stelle ich mir die Fragen: „Wirst du es schaffen, kannst du die Erwartungen von dir und den anderen erfüllen?” Der euphorische Teil beantwortet sie durch eine optimistische Aussage: „Du bist gesund, bist gut vorbereitet, hast die Unterstützung und guten Wünsche all deiner Freunde und Angehörigen.

Zum anderem begleitet dich, wohlverwahrt an deiner Brust, das geschriebene Gebet deiner Lebensgefährtin Brigitte.“ Ihre Worte strahlen soviel Glauben und Fürbitte aus, dass sie mir eine unglaubliche Sicherheit geben.

Pilgersegen

Brigittes Gebet: „Das Licht Gottes umgibt Dich, die Liebe Gottes umhüllt Dich, die Macht Gottes beschützt Dich, die Gegenwart Gottes wacht über Dich. Wo immer du bist, ist Gott.

Gott segne und beschütze Dich.”

Mariaberg liegt auf einer Höhe von 900 Metern. Der Weg ist nicht beschwerlich, es geht leicht bergab. Links lasse ich das im Wald eingebettete Dörfchen Bronnen liegen und pilger durch Wiesen und Felder auf die Gemeinde Neufra zu.

Die folgende Kreuzung schmückt ein Feldkreuz, daneben steht eine Bank. Gern nehme ich die Einladung an und setzte mich. Auffällig für meine Heimat, die Schwäbische Alb, sind die mit viel Liebe und Sorgfalt errichteten und gestalteten Feldkreuze, die an markanten oder beschaulichen Stellen in Wald und Flur platziert sind. Oft lädt eine Bank zum Verweilen ein. Diese Kreuze sollen mahnen, sich um ein erfülltes Leben und Wirken zu bemühen und uns nicht von oberflächlichen Scheinwichtigkeiten bestimmen zu lassen.

Heute ist Pfingsten, einer der drei höchsten christlichen Feiertage. Eine Erinnerung an den Tag, als die in Jerusalem versammelten Apostel den Heiligen Geist empfingen. Wir Christen empfangen ihn mit dem Sakrament der Taufe. Der Heilige Geist wirkt in den Herzen der Menschen und zeigt sich im Umgang mit unseren Mitmenschen. Er führt uns durch die Zeit bis Jesus wiederkommt.

Es ist früher Nachmittag, Zeit meinen Weg fortzusetzen. In der Ferne ist die Hochbergkapelle von Neufra zu sehen. Nach zwei gepilgerten Kilometern schaue ich von der Kapelle auf das im Tal liegende Neufra. Der faszinierende Blick zeigt mir einmal mehr, welche schönen Fleckchen Erde die „Rauhe Alb“ zu bieten hat. Der steile Abstieg in den Ort erfolgt über den künstlerisch gestalteten Stationenweg, der den Leidensweg Christi darstellt.

In Neufra weiß ich, jetzt steht mir der härteste und schwierigste Teil der heutigen Wegstrecke bevor, der 4 Kilometer lange Aufstieg in meinen 900 Meter hochgelegenen Heimatort Freudenweiler. Noch sind die Schritte gleichmäßig und raum-greifend, bald werden sie kürzer und der Rucksack schwerer.

In dem aus Buchen, Fichten und Kiefern bestehenden Mischwald windet sich der schmale Forstweg nach oben. Diese Tour habe ich bei meinem Übungsgängen oft gemacht, der Respekt vor diesem langgezogenen Anstieg ist geblieben.

Ich muss einige Pausen einlegen. Der Rucksack drückt, der Schweiß läuft, die Füße brennen. Unter diesen Begleitumständen bin ich froh, dass der Weg einen harten Untergrund aufweist, so finden meine derben Wanderschuhe einen festen Halt. Mit dem Hut wische ich den tropfenden Schweiß von Kopf und Stirn und nehme die restlichen Kilometer in Angriff.

Die letzte Kurve ist geschafft und trotz der Schmerzen in Rücken und Beinen kommt Euphorie auf, durch die Bäume werden die ersten Häuser sichtbar. Auf dem ebenen Plateau liegt gut sichtbar Freudenweiler in seiner ganzen Schönheit.

Ich schaue auf das Dorf und fühle mich geborgen. Hier ist mit all seinen täglichen Herausforderungen mein heutiger Lebensmittelpunkt. Vor mir liegt noch der lange Jakobsweg. Eines weiß ich, egal was geschieht, dieser Ort wird mich begleiten und meine Heimat bleiben.

19. Mai 2. Pilgertag


Freudenweiler - Sigmaringen - Inzigkofen

Der Anfang ist die Hälfte des Weges.

Asiatisches Sprichwort

Eine Woche nach meinem Pilgersegen in der Mariaberger Klosterkirche pilger ich die Deutschlandetappen. Lange habe ich gezögert, welchen Weg nehme ich. Den Jakobsweg über die Südwestalb von Balingen nach Konstanz am Bodensee oder den Hohenzollern Weg von Hechingen über Sigmaringen bis Konstanz. Ich habe mich für die letzte Variante entschieden, sie erschien mir landschaftlich schöner und zum anderen war ich mir als Bürger des Hohenzollern Kreises Sigmaringen meinem Landkreis gegenüber diesen Weg schuldig.

Am 19.Mai pünktlich um 8.00 Uhr verlasse ich bei leichtem Nieselregen Freudenweiler. Meine Lebensgefährtin und die Hündin Lilly begleiten mich eine kleine Wegstrecke, dann heißt es Abschied nehmen.

Allein mit meinen Gedanken und Gefühlen geht es Richtung Neufra. Hier treffe ich auf den aus Hechingen kommenden Hohenzollernschen Pilgerweg.

Neufra erscheint im Tal. Vorbei an Bahnhof und Friedhof pilger ich in das schöne Fehlatal, das seinen Namen dem in Burladingen entspringenden Flüsschen Fehla verdankt. Das Tal ist Landschaftsschutzgebiet und trägt diese Auszeichnung zu Recht.

Blumen übersäte grüne Wiesen werden von hohen, bewaldeten Berghängen eingeschlossen. Mittelpunkt ist die Fehla, die sich in großen Schleifen durch das tiefe Tal schlängelt. Die vielen Windungen lassen erahnen, wie schwer sich das Flüsschen seinen Weg durch das harte Gestein bahnen musste, bis es ihn in dem nächst größeren Fluss, der Lauchert, gefunden hatte.

Hoffentlich warten auf meinem Pilgerweg nicht so viele Hindernisse und Umwege. Sei es, in mir ist alles positiv und nichts und niemand kann mich aufhalten. Die Schritte sind kraftvoll, ich habe meinen Rhythmus gefunden, trotzdem bleibe ich an der ersten Kreuzung abrupt und ungläubig stehen. An einem frei stehenden Baum ist deutlich auf blauem Untergrund die stilisierte gelbe Jakobsmuschel befestigt. Ich atme glücklich durch, ein erstes Zeichen weist den Weg nach Santiago. Schlagartig wird mir bewusst, ich bin auf dem Jakobsweg angekommen, bin Pilger und gehöre dazu.

Das Zeichen aller Pilger ist die Jakobsmuschel. Ihr werden magische Kräfte nachgesagt. Durch sie wurden Kranke geheilt und Leiden gemildert, zum Anderen gilt sie als Glücksbringer. Historisch wird sie seit Anfang des 12.Jahrhundert als Symbol der Pilgerschaft nach Santiago de Compostela erwähnt.

Viele Legenden ranken sich um diese Muschel. Eine berichtet, wie ein junger Ritter dem Schiff entgegen ritt, das den Leichnam des Apostels Jakobus nach Galicien brachte. Das Pferd wurde durch den hellen, wundersamen Schein, der von einem Stern auf den Apostel fiel, so erschreckt und geblendet, dass es ins Wasser sprang und den jungen Edelmann mit in die Tiefe riss. Jakobus rettete ihn. Doch alle waren überrascht, als sie sahen, dass der Ritter vollkommen mit Muscheln bedeckt war. Seitdem tragen Pilger die Muschel als Ausdruck des Schutzes durch den heiligen Jakobus.

Dieser Legende und diesem Ritual schließe ich mich an und trage die Jakobsmuschel auf Hut und Rucksack. Unter ihrem Schutz werde ich mich auf dem langen Pilgerweg nach Santiago sicher und behütet fühlen. Zum Anderen erfüllt die Muschel einen rein praktischen Zweck durch ihre Grafik.

Erste Muschel

Die stilisierten Linien symbolisieren die vielen Wege, die nach Santiago führen. Sie laufen in der Spitze zusammen und bilden einen Punkt. Zeigt der nach oben, bedeutet es, geradeaus gehen. Weisen die zusammen laufenden Linien nach rechts, muss ich die Abzweigung rechts nehmen. Bei links zeigend gehe ich den entsprechenden Linksweg.

Die Jakobsmuschel am Briefkasten oder an...

Erscheint lt. Verlag 7.1.2016
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber
ISBN-10 3-7392-8631-8 / 3739286318
ISBN-13 978-3-7392-8631-0 / 9783739286310
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