Die Schneekönigin - The Snow Queen -  Hans Christian Andersen

Die Schneekönigin - The Snow Queen (eBook)

Märchen zum Lesen und Vorlesen - zweisprachig: deutsch/englisch - bilingual: German/English
eBook Download: EPUB
2019 | 1. Auflage
107 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7392-0153-5 (ISBN)
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"Die Schneekönigin" gehört zu den beliebtesten Märchen von Hans Christian Andersen. Die Geschichte, die davon handelt, wie die kleine Gerda ihren Freund Kay sucht und aus den Fängen der Schneekönigin befreit, wurde unzählige Male verfilmt, diente als Vorlage für Kinderopern und Bühnenstücke, seit 2012 gibt es auch ein gleichnamiges Musical. Diese deutsch- und englischsprachige Ausgabe der Geschichte eignet sich hervorragend zur eigenen Lektüre oder zum Vorlesen. Gerade Kindern kann auf diese Weise die englische Sprache unterhaltsam nahegebracht werden. Die Texte wurden den aktuellen Rechtschreibregeln angepasst, eine Einführung erläutert den historischen Hintergrund und Interpretationsansätze.

Hans Christian Andersen wurde 1805 in Odense/Dänemark geboren. Sein Werk umfasst Gedichte, Theaterstücke, Romane sowie zahlreiche Märchen, die in über 125 Sprachen übersetzt wurden. Andersen starb 1875 in Kopenhagen.

Zweite Geschichte. Ein kleiner Knabe und ein kleines Mädchen.



Drinnen in der großen Stadt, wo so viele Menschen und Häuser sind, dass dort nicht Platz genug ist, dass alle Leute einen kleinen Garten besitzen können, und wo sich deshalb die meisten mit Blumen in Blumentöpfen begnügen müssen, da waren doch zwei arme Kinder, die einen etwas größeren Garten als einen Blumentopf besaßen. Sie waren nicht Bruder und Schwester, aber sie waren sich so gut, als wenn sie es gewesen wären. Die Eltern wohnten einander gerade gegenüber; sie wohnten in zwei Dachkammern, da, wo das Dach des einen Nachbarhauses gegen das andere stieß und die Wasserrinne zwischen den Dächern entlang lief. Hier war in jedem Hause ein kleines Fenster; man brauchte nur über die Rinne zu schreiten, so konnte man von dem einen Fenster zum andern gelangen.



Die Eltern hatten draußen jedes einen großen Holzkasten, drin wuchsen Küchenkräuter, die sie brauchten, und ein kleiner Rosenstock; es stand einer in jedem Kasten, und sie wuchsen herrlich. Nun fiel es den Eltern ein, die Kästen quer über die Rinne zu stellen, sodass sie fast von dem einen bis zum andern Fenster reichten und zwei Blumenwällen ganz ähnlich sahen. Erbsenranken hingen über die Kästen hinunter und die Rosenstöcke schossen lange Zweige, die sich um die Fenster rankten und sich einander entgegenbogen, es war fast einer Ehrenpforte von Blättern und Blumen gleich. Da die Kästen sehr hoch waren und die Kinder wussten, dass sie nicht hinaufkriechen durften, so erhielten sie oft die Erlaubnis, zueinanderhinauszusteigen, auf ihren kleinen Schemeln unter den Rosen zu sitzen, und da spielten sie dann prächtig.


Im Winter hatte dies Vergnügen ein Ende. Die Fenster waren oft ganz zugefroren. Aber dann wärmten die Kinder Kupferdreier auf dem Ofen, legten den warmen Dreier gegen die gefrorene Scheibe, und dann entstand da ein rundes, schönes Guckloch; dahinter blitzte ein lieblich mildes Auge, eins von jedem Fenster; das war der kleine Knabe und das kleine Mädchen. Er hieß Kay und sie hieß Gretchen. Im Sommer konnten sie mit einem Sprunge zueinandergelangen, im Winter mussten sie erst die vielen Treppen hinunter- und die andern Treppen hinaufsteigen; draußen trieb der Schnee.


„Das sind die weißen Bienen, die schwärmen!“, sagte die alte Großmutter.


„Haben sie auch eine Bienenkönigin?“, fragte der kleine Knabe, denn er wusste, dass unter den wirklichen Bienen eine solche ist.


„Die haben sie!“, sagte die Großmutter. „Sie fliegt dort, wo sie am dichtesten schwärmen, sie ist die größte von allen, und nie ist sie stille auf Erden, sie fliegt wieder in die schwarze Wolke hinauf. Manche Winternacht fliegt sie durch die Straßen der Stadt und blickt zu den Fenstern hinein, und dann gefrieren diese sonderbar, gleich wie mit Blumen.“


„Ja, das habe ich gesehen!“, sagten beide Kinder und nun wussten sie, dass es wahr sei.


„Kann die Schneekönigin hier hereinkommen?“, fragte das kleine Mädchen.


„Lass sie nur kommen“, sagte der Knabe, „dann setze ich sie auf den warmen Ofen, und dann schmilzt sie.“


Aber die Großmutter glättete sein Haar und erzählte andere Geschichten.


Am Abend, als der kleine Kay zu Hause und halb entkleidet war, kletterte er auf den Stuhl am Fenster und guckte aus dem kleinen Loch. Ein paar Schneeflocken fielen draußen und eine derselben, die allergrößte, blieb auf dem Rande des einen Blumenkasten liegen; sie wuchs mehr und mehr und wurde zuletzt ein ganzes Frauenzimmer, in den feinsten, weißen Flor gekleidet, der wie von Millionen sternartiger Flocken zusammengesetzt war. Sie war schön und fein, aber von Eis, dem blendenden, blinkenden Eise, und doch war sie lebend. Die Augen blitzten wie zwei klare Sterne, aber es war keine Ruhe noch Rast in ihnen. Sie nickte dem Fenster zu und winkte mit der Hand. Der kleine Knabe erschrak und sprang vom Stuhle hernieder, da war es, als ob draußen vor dem Fenster ein großer Vogel vorbeiflöge.


Am nächsten Tage wurde es klarer Frost, – und dann kam das Frühjahr, die Sonne schien, das Grün keimte hervor, Schwalben bauten Nester, die Fenster wurden geöffnet, und die kleinen Kinder saßen wieder in ihrem kleinen Garten hoch oben in der Dachrinne über allen Stockwerken.


Die Rosen blühten diesmal prachtvoll. Das kleine Mädchen hatte in diesem Sommer ein Lied gelernt, in welchem auch von Rosen die Rede war, und bei den Rosen dachte sie an ihre eigenen, und sie sang es dem kleinen Knaben vor, und er sang mit:


„Die Rosen, sie blühen und verwehen,

Wir werden das Christkind wieder sehen!“


Und die Kleinen hielten einander bei den Händen, küssten die Rosen und blickten in Gottes klaren Sonnenschein hinein und sprachen zu demselben, als ob das Jesuskind da wäre. Was waren das für herrliche Sommertage, wie schön war es draußen, bei den frischen Rosenstöcken, welche mit dem Blühen nie aufhören wollten!


Kay und Gretchen saßen und blickten in das Bilderbuch mit Tieren und Vögeln, da war es – die Uhr schlug gerade fünf auf dem großen Kirchturme – dass Kay sagte: „Au, es stach mir in das Herz! Und nun flog mir etwas in das Auge!“


Das kleine Mädchen nahm ihn um den Hals, er blinzelte mit den Augen, aber es war gar nichts zu sehen.


„Ich glaube, es ist fort!“, sagte er; aber weg war es nicht. Es war eins von den Glaskörnern, welches vom Spiegel gesprungen war, dem Zauberspiegel, wir entsinnen uns seiner wohl, das hässliche Glas, welches alles Große und Gute, was sich darin abspiegelte, klein und hässlich machte, aber das Böse und Schlechte trat ordentlich hervor, und jeder Fehler an einer Sache war gleich zu bemerken. Der arme Kay hatte auch ein Korn gerade in das Herz hinein bekommen. Das wird nun bald wie ein Eisklumpen werden. Nun tat es nicht mehr wehe, aber es war da.


„Weshalb weinst Du?“, fragte er. „So siehst Du hässlich aus! Mir fehlt ja nichts! Pfui!“, rief er auf einmal, „die Rose dort hat einen Wurmstich! Und sieh, diese da ist ja ganz schief! Im Grunde sind es hässliche Rosen! Sie gleichen dem Kasten, in welchem sie stehen!“, und dann stieß er mit dem Fuße gegen den Kasten und riss die beiden Rosen ab.


„Kay, was machst Du?“, rief das kleine Mädchen; und als er ihren Schreck gewahr wurde, riss er noch eine Rose ab und lief dann in sein Fenster hinein von dem kleinen, lieblichen Gretchen fort.


Wenn sie später mit dem Bilderbuch kam, dann sagte er, dass das für Säuglinge sei, und erzählte die Großmutter Geschichten, so kam er immer mit einem Aber; ja, konnte er dazu gelangen, dann ging er hinter ihr her, setzte eine Brille auf und sprach ebenso wie sie; das machte er ganz treffend, und dann lachten die Leute über ihn. Bald konnte er allen Menschen in der ganzen Straße nachsprechen und nachgehen. Alles, was ihnen eigen und unschön war, das wusste Kay nachzumachen, und dann sagten die Leute: „Das ist sicher ein ausgezeichneter Kopf, den der Knabe hat!“ Aber das war das Glas, was ihm in das Auge gekommen, das Glas, welches ihm in dem Herzen saß; daher kam es, dass er selbst das kleine Gretchen neckte, die ihm von ganzem Herzen gut war.


Seine Spiele wurden nun ganz anders als früher, sie wurden ganz verständig! An einem Wintertage, als es schneite, kam er mit einem großen Brennglas, hielt seinen blauen Rockzipfel hinaus und ließ die Schneeflocken darauf fallen.


„Sieh nun in das Glas, Gretchen!“, sagte er, und jede Schneeflocke wurde viel größer und sah aus wie eine prächtige Blume oder ein zehneckiger Stern; es war schön anzusehen. „Siehst Du, wie künstlich!“, sagte Kay. „Das ist weit hübscher als die wirklichen Blumen, und es ist kein einziger Fehler daran, sie sind ganz regelmäßig, wenn sie nur nicht schmelzen würden!“


Bald darauf kam Kay mit großen Handschuhen und seinem Schlitten auf dem Rücken und rief Gretchen in die Ohren: „Ich habe Erlaubnis erhalten, auf den großen Platz zu fahren, wo die andern Knaben spielen!“ und weg war er.


Dort auf dem Platze banden oft die kecksten Knaben ihre Schlitten an die Wagen der Landleute fest und dann fuhren sie ein gutes Stück Weges mit. Das ging prächtig. Als sie im besten Spielen waren, da kam ein großer Schlitten, der war ganz weiß angestrichen, und darin saß jemand in einen rauen, weißen Pelz gehüllt und mit einer weißen, rauen Mütze.


Der Schlitten fuhr zweimal herum um den Platz, und Kay band seinen kleinen Schlitten schnell daran fest und nun fuhr er mit. Es ging rascher und rascher, gerade hinein in die nächste Straße; der, welcher fuhr, wendete das Haupt und nickte freundlich zu, es war gerade, als ob sie einander kannten. Jedes Mal, wenn Kay seinen kleinen Schlitten ablösen wollte, nickte die Person wieder, und dann blieb Kay sitzen. Sie fuhren endlich zum Stadttor hinaus, da begann der Schnee so stark herniederzufallen, dass der kleine Knabe keine Hand vor sich erblicken konnte, aber er fuhr davon.


Da ließ er schnell die Schnur fallen, um von dem großen Schlitten loszukommen, aber das half nichts, sein kleines Fahrzeug hing fest, und es ging mit Windeseile. Da rief er ganz laut, aber niemand hörte ihn, der Schnee trieb und der Schlitten flog von dannen; mitunter gab es einen Sprung, es war, als führe er über Gräben...

Erscheint lt. Verlag 8.2.2019
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur
Sachbuch/Ratgeber Beruf / Finanzen / Recht / Wirtschaft Bewerbung / Karriere
Kinder- / Jugendbuch
ISBN-10 3-7392-0153-3 / 3739201533
ISBN-13 978-3-7392-0153-5 / 9783739201535
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