Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit - Träumereien am französischen Kamin -

Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit - Träumereien am französischen Kamin

Kritische Hefte zur Verständigung 2

CULTURE & CONTACT (Herausgeber)

Buch
80 Seiten
2015
Edition Contra-Bass (Verlag)
978-3-943446-22-7 (ISBN)
9,90 inkl. MwSt
Heitere und ernsthafte, leichte und tiefgründige, kritische und passionierte Blicke auf die Große Nation mit ihren viel versprechenden Ansprüchen aus der Französischen Revolution.
Seit 1997 ansässig in Südfrankreich setzen wir uns in den Texten dieses Heftes mit Fragen und Beobachtungen auseinander, die uns unsere deutschen Gäste und Kursteilnehmer immer wieder vortragen, und auf die wir als Fremde, Intellektuelle, Neugierige, Deutsche in Frankreich unweigerlich stoßen:
Die Veränderung von Landschaften durch Industrie und Tourismus / Veralteter Unterricht und Reformversuche / Der besondere französische Humor / Der selbstverständliche Widerstand eines kleinen Dorfes während der deutschen Besatzung / Widerstand gegen staatliche Gewalt heute / Konzentrationslager an den Stränden Südfrankreichs 1939 / Der unvollendete Laïzismus / Französische Bürokratie / Französisch-Deutsche Ressentiments / Der einst rote Süden als Basis des Front National / Der kleine Prinz Hollande …

Astrid Schmeda ist 1950 in Aurich/Ostfriesland geboren, diplomierte Pädagogin und Psychologin, sie arbeitete in der ersten Frauenberatungsstelle Hamburgs und als selbständige Psychotherapeutin, sowie in der Erwachsenenbildung. Sie hat über viele Jahre therapeutische Gruppen und pädagogische Fortbildungen geleitet und therapeutisch mit Paaren gearbeitet. Sie schreibt und veröffentlicht seit 1982. Astrid Schmeda lebt seit 1997 in Südfrankreich und in Osten an der Oste.

Gerd Stange ist Schriftsteller, Übersetzer und seit 40 Jahren in der Erwachsenenbildung engagiert. Er hat das Autonome Bildungs-Centrum e.V. in Hüll bei Hamburg und das Ferienzentrum Culture & Contact in der Provence mitgegründet. 1974 hat er das Sozialistische Büro in Hamburg mit aufgebaut und ist seitdem Verfechter basis-demokratischer Strukturen. Gerd Stange lebt und arbeitet seit 1997 in Saint Saturnin lès Apt und in Hamburg.

Aufsätze der Schriftstellerpaares Astrid Schmeda und Gerd Stange, die seit 1997 in der Provence leben, zur Lage Frankreichs und zum besseren Verständnis des fremden Nachbarn.Ein Reiseführer in der Provence und im Roussillon mit Wanderungen und KochrezeptenEinführung: Mediterrane Zutaten1 Vitamine und betörende Düfte im WinterBanyuls-sur-mer: Schmuggler- und Zufluchtsort am Fuß der PyrenäenWanderung: Auf dem "Chemin de Walter Benjamin"Spezielle Zutat: Zitrone und OrangeMenü mit Zitronen2 Mandelblüten, erster Hauch des FrühlingsLa Cadière dAzur : Die Behausung der MöncheWanderung: Alte Kulturlandschaft am Rande der LuxusvillenSpezielle Zutat: Mandeln und NüsseMenü mit Mandeln3 Zwischen den Windböen des Mistral die silbrigenBlätter des ÖlbaumsLes Alpilles: Provenzalische Insel in den StürmenWanderung: Durch das Tal der BauxSpezielle Zutat: OlivenMenü mit Oliven4 Wenn Sardellenschwärme das Meer bewegenCollioure: Fischerhafen unter der Schutz- und TrutzburgWanderung: Von den Weinbergen zum MeerSpezielle Zutat: AnchovisMenü mit Anchovis5 Das Summen der Bienen im LavendelSault: Über der Nesque-SchluchtWanderung: Die Kapelle am Grunde der SchluchtSpezielle Zutat: HonigMenü mit Honig6 Im Garten der DruidenDer große Luberon und das Land des WassersWanderung: Am Fuß des Mourre NègreSpezielle Zutat: Wildkräuter der ProvenceMenü mit Wildkräutern7 Lila Blüten über dem MeerCassis: Korallen und roter FelsWanderung: Der TelegraphSpezielle Zutat: KapernMenü mit Kapern8 Feinschmecker in den FelsenSimiane la Rotonde: Der unrunde Turm der AlbienserWanderung: Steiniger Ziegenpfad mit AlpenblickSpezielle Zutat: Ziegen- und SchafkäseMenü mit Ziegen- und Schafkäse9 Die kleinsten Schätze der Flora des SüdensDie Crau: Steinige Steppe vor dem MeerWanderung: Viehauftriebspfade in einsamer WeiteSpezielle Zutat: Sonnenblumen-, Kürbis-, PinienkerneMenü mit Kernen10 Auf den Balkonen trocknet die Mahlzeit des WintersVinça: Die Kanäle im Tal des TêtWanderung: Stille Dörfer zwischen ObsthainenSpezielle Zutat: TrockenfrüchteMenü mit Trockenfrüchten

Morgens fahren wir mit dem Rad zum Bäcker, um für unsere Gäste frisches Brot und Croissants zu holen, weil das Baguette vom Vortag sich bestenfalls noch zur Schnecke rollen lässt, meist aber eher zum Schlagstock eignet. Gut 2 Kilometer leicht ansteigend, am Ende steil bergauf. Wir treffen regelmäßig eine blonde Joggerin, die bei jedem Wetter ihre große Runde läuft und meist zur selben Zeit aufsteht. Wir grüßen uns, fragen, wie es geht, kommentieren kurz das Wetter und radeln flott an ihr vorbei. Wenn wir aber etwas länger geduscht haben, ist sie schon am Fuß des Berges. Einen Augenblick später überholt sie uns leichtfüßig und plaudert ohne Atemnot mit den Stammgästen der Bar zur Platane. Aber auch wir schaffen es gemächlich noch oben - ohne abzusteigen. Ein höflicher Franzose aus Paris, der sich den Traum erfüllt hat, den Lebensabend mit seiner Gattin im Luberon zu verbringen, wohnt an der Mitte des Hanges. Er holt morgens das Brot und die Zeitung "La Provence" mit der beliebten Wochenendbeilage "Femina". In Pantoffeln, rotem Hemd und braunen Shorts (im Sommer) überholt auch er uns und grüßt gewissenhaft: "Messieursdames". Alle anderen, die uns begegnen, verpassen nicht die Gelegenheit zu einem kleinen Scherz. Natürlich handelt es sich ausschließlich um Männer, denn der Bäcker backt zwar hinten das Brot, aber die hübsche junge Frau des Bäckers verkauft es allein vorn.Einer ruft uns zu: "Achtung, es geht bergauf!" oder fragt: "Geht es bergauf?" Ein anderer kurbelt das Fenster herunter (es ist eines dieser ratternden Gefährte, die man ohne Führerschein fahren darf und deswegen in Frankreich bei Alkoholikern sehr beliebt sind) und feuert uns an: "Der Sieg ist nahe, weiter so, strengt euch an!"Den nächsten Tag steht er schon oben an der Ziellinie und schimpft: "Heute seid ihr verspätet!"Ein Mann, den wir am Berg nur langsam überholen, weil wir auf dem Rad kaum schneller sind als ein gemächlicher Fußgänger, bleibt stehen und sagt: "Sie haben sich aber eine besonders schwierige Art ausgesucht, nach oben zu gelangen." Wir antworten: "Das machen wir wegen der Abfahrt." Beim Bäcker kommt er gerade an, als wir wieder aufs Rad steigen. Mit erhobenem Zeigefinger sagt er: "Aber übertreiben Sie es nicht bei der Abfahrt!"Das ist (fast) immer witzig, kommt einem manchmal respektlos oder frech vor - um nicht impertinent zu sagen -, ist aber in Wirklichkeit eine nette, freundliche Aufmerksamkeit an Stelle eines trockenen Grußes.Auf Wanderungen begegnen wir oft Wandergruppen, und nie geht man wortlos aneinander vorbei. Es gibt keine Distanz, man ist sich wohl gesonnen und begrüßt sich nicht nur unbekannterweise, sondern wechselt auch ein paar Worte.Allerdings sollte es schon etwas Witziges sein. Von Wolkenbrüchen vor Nässe triefend zum Beispiel begrüßt man die Entgegenkommenden mit der freundlichen Erkundigung: "Hat es bei Ihnen auch geregnet?"Einmal gerieten wir in ein Gewitter und suchten Unterschlupf in einem ehemaligen Schafstall. Dort vesperten etwa 35 Menschen aus Marseille, die ihre wöchentliche Wanderung auf dem Luberon machten und Zuflucht gesucht hatten. Sie begrüßten uns freudig mit witzigen Sprüchen, rückten zusammen und forderten uns auf, Platz zu nehmen und das Mahl mit ihnen zu teilen.Natürlich ist dieser situationsbezogene Witz manchmal anstrengend und gelingt nicht immer. Schwierig sind auch Männer, die das Spiel übertreiben und nur witzig sind. Ein wirkliches Gespräch ist mit ihnen nicht möglich, allenfalls mit ihrer Frau, sofern sie eine gefunden haben, die es mit ihnen aushält.Spezielle Zutat: Wildkräuter der ProvenceIn der Provence wird traditionell mit Kräutern gewürzt, da sie sozusagen vor der Tür wachsen. Die karge Felsenlandschaft des Midi ist mit niedrigen Sträuchern und Bäumen bestanden, seit die Wälder zunächst durch die Römer, später durch den Holzbedarf der Schiff-Fahrt und zum Heizen abgeholzt wurden, oder den bis heute zahlreichen B

Erscheinungsdatum
Sprache deutsch
Maße 155 x 220 mm
Gewicht 155 g
Einbandart Paperback
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Geschichte / Politik Politik / Gesellschaft
Schlagworte Frankreich • Französische Revolution • Leben in Frankreich, Laizismus, Natur, Widerstand, Ressentiment, Konzentrationslager, Schule, Erziehung, Bürokratie
ISBN-10 3-943446-22-0 / 3943446220
ISBN-13 978-3-943446-22-7 / 9783943446227
Zustand Neuware
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