Vom Anfang und Ende aller Dinge (eBook)

Eine Entdeckungsreise durch die Geschichte der Wissenschaften

(Autor)

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2015 | 1. Auflage
320 Seiten
Tectum-Wissenschaftsverlag
978-3-8288-6193-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Vom Anfang und Ende aller Dinge -  Burger Voss
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Wie entsteht das faszinierende Farbenspiel bei einem Sonnenuntergang? Wie sieht ein romantischer Abendhimmel auf dem Mars aus? Wie lang dauert eigentlich ein Moment? Was passiert mit uns, wenn wir Schmerz empfinden? Kann es eine zweite Erde geben? Und wenn ja, gibt es dort Leben? Burger Voß lädt ein zu einem Streifzug durch die Geschichte der Forschung und macht Lust auf die Entdeckung der Geschichte unseres Planeten und des Universums. Von den ersten Biomolekülen bis zum Ende von Raum und Zeit - das Leben bietet viel Raum zum Staunen! Ein leidenschaftliches Plädoyer für ein naturwissenschaftliches Weltbild und ein kluges und lehrreiches Buch!

Burger Voss' Einstieg in die Fragen der Kosmologie waren die Bücher von Hoimar von Ditfurth und Isaac Asimov. Er ist studierter Lebensmittelchemiker und verhinderter Astrophysiker. Seit nunmehr 20 Jahren trägt er beruflich den Laborkittel und beobachtet Tag für Tag die Schönheit der um uns wirkenden Naturgesetze. Er lebt mit Frau und Hund und ohne Gott vor den Toren Hamburgs.

Burger Voss' Einstieg in die Fragen der Kosmologie waren die Bücher von Hoimar von Ditfurth und Isaac Asimov. Er ist studierter Lebensmittelchemiker und verhinderter Astrophysiker. Seit nunmehr 20 Jahren trägt er beruflich den Laborkittel und beobachtet Tag für Tag die Schönheit der um uns wirkenden Naturgesetze. Er lebt mit Frau und Hund und ohne Gott vor den Toren Hamburgs.

»Wenn die Sinne versagen, muss der Verstand einsetzen.«

GALILEO GALILEI

1. Phaneron – die Welt durch unsere Augen

Der amerikanische Philosoph Charles Sanders Peirce prägte im Jahre 1905 den Begriff Phaneron. Er wählte ihn als Terminus für die Summe all dessen, was dem Verstand gegenwärtig ist, unabhängig davon, ob es etwas Realem entspricht oder nicht.

Die Welt durch unsere Sinne ist unser Phaneron. Phaneron ist nicht die Realität, sondern nur unser Eindruck davon. Wenn wir unseren Sinnen blind vertrauen, dann dreht sich die Sonne um die Erde; dann gibt es keine Bakterien; dann endet die Welt hinter dem Horizont. Phaneron, das bist Du, wie die anderen Dich sehen.

Phaneron ist die Überzeugung, dass die eigene Großmutter weltweit führend ist in der Zubereitung von…

… hier müssen sich unsere Wege bereits trennen. Wenn ich »Schweinekoteletts« schreibe, kann der islamische Teil unserer Gesellschaft schon nicht mehr mitreden. Wenn ich »Rindersteaks« schreibe, sind die Hindus raus. Wenn ich »Hähnchenkeule« meine, stellt sich für orthodoxe Juden die Frage, ob Milchprodukte in derselben Pfanne zubereitet wurden. Und wenn ich Lachs meine, ist für fundamentale Christen wichtig, ob es an einem Freitag geschieht.

Aus dem Phaneron kommt unsere Ergriffenheit beim Anblick eines griechischen Sonnenuntergangs, das Wundern über den Zufall, dass man die Liebe seines Lebens ausgerechnet in seiner Heimatstadt kennengelernt hat, und die Angewohnheit, sich das Buch für eine Prüfung unter das Kopfkissen zu legen, damit man sie besteht. Es ist die Vorstellung, dass am Roulettetisch jetzt endlich mal Rot kommen muss, weil schon so lange Schwarz kam. Es ist der Glaube, dass der Mensch und all die Tiere auf der Welt kein Zufall sind.

Unser Phaneron hilft uns durch die Welt, und aus dem Phaneron heraus haben wir ein Weltgefühl entwickelt. Mit Weltgefühl meine ich die Von-bis-Spannen sämtlicher physikalischer Werte von Länge, Geschwindigkeit, Temperatur, Größe und Gewicht, die unser Leben bestimmen. Unser Weltgefühl ermöglicht uns, Dinge zu tun, die unsere Sinne nicht mehr wahrnehmen können. Es ist eine Erweiterung unseres Phanerons und dürfte im evolutionären Wettrüsten entstanden sein. Es ermöglicht Intuition, reflexartiges Handeln und geringere Reaktionszeiten als die Sinne uns ermöglichen. Wer ein gutes Weltgefühl besitzt, kann mehr Beute schnappen oder seltener Beute werden als die weniger Begabten. Das hat bis in unsere heutige Zeit wundervolle Blüten getrieben.

Ein Musiker kann ein Stück, wenn er es genug geübt hat, schneller spielen als er Noten lesen kann. Ein Schlagzeuger entscheidet sich nicht für den nächsten Schlag. Er schaut sich selbst zu, wie die Musik aus ihm
herauskommt. Ein Rallyecrossfahrer kennt seine Maschine so genau, dass er das Gewicht, die Beschleunigung, die Zugkraft, die Verlangsamung beim Bergauffahren nicht mehr schätzen muss. Er fühlt diese Dinge und ist eins geworden mit der Maschine. Sie ist eine Verlängerung seines Körpers geworden. Ein Tischtennisspieler sieht den Ball nicht. Er weiß einfach, wo er sein wird und welchen Spin er haben wird. Indem er seine Intuition nutzt, macht er das Spiel schneller als seine Sinne es ihm erlauben. Müsste er den Ball mit seinen Augen verfolgen und Entscheidungen treffen, müsste auch das Spiel viel langsamer sein.

Wenn Sie die PIN-Nummer ihrer EC-Karte jahrelang am Geldautomaten eingegeben haben und sie dann irgendwann mal aufschreiben müssen, kann es passieren, dass sie Ihnen nicht einfällt. Dann beobachten Sie sich vor Ihrem geistigen Auge, wie Sie die Ziffern eingeben, und können sie dann plötzlich zu Papier bringen. Die Nummer war nicht mehr in Ihrem Kopf; sie war in Ihren Händen. Hier gleichen Sie dem Musiker.

All dies sind Momente, die innerhalb unseres Weltgefühls stattfinden. Wenn der Tischtennisball auch nur zwanzig Prozent schneller wäre, könnte der Spieler auch mit seiner Intuition nichts mehr machen. Wenn der Musiker die Noten aktiv lesen muss, wird das Stück langsamer. Wenn der Schlagzeuger sich entscheiden muss, langweilt er sein Publikum.

Und es gibt eine dritte Kraft, die es uns ermöglicht, die Welt sogar über unser Weltgefühl hinaus zu erfassen. Es ist die Wissenschaft. Sie allein ist in der Lage, uns mehr über die Welt zu sagen als das, was wir wahrnehmen und fühlen können. Wissenschaft kann uns sagen, wie alt ein Stein ist. Sie kann uns sagen, warum wir Magenschmerzen haben, nikotinsüchtig sind oder in regelmäßigen Abständen von einem spektakulären Bedürfnis nach Sex ergriffen werden. Sie kann uns unseren Platz im Universum zuweisen.

*****

Stellen Sie sich vor, Sie stehen mitten in einer Galaxie, und wohin Sie auch blicken, sind Sie umgeben von Sternen, Planeten, Nebeln, weiteren Galaxien, Supernovae, Neutronensternen, Pulsaren und Quasaren. Denn das tun Sie gerade. Und Sie sitzen auch gerade mitten in der Evolution. Nur merken Sie nichts davon.

Zum einen sind die Dimensionen von Raum und Zeit, in denen astrophysikalische und evolutionäre Vorgänge spielen, so ungeheuer groß, dass sie unser Phaneron und unser Weltgefühl verlassen und keine emotionale Bedeutung mehr für uns haben. Sie sind größer als unser Alltag und nur noch mit Wissenschaft erfassbar.

Zum anderen ist unser Phaneron für uns, die wir darin leben, so selbstverständlich, dass es uns schwerfällt, über unser Phaneron hinauszudenken. Wir bewegen uns mit dem Planeten unter unseren Füßen um die Sonne und kümmern uns um andere Dinge. Auch wenn wir wissen, dass wir auf dem dritten Planeten einer ziemlich durchschnittlichen Sonne leben, werden wir immer dazu neigen, unserem Phaneron die Deutung der Dinge zu überlassen. Wenn wir uns nicht selbst laufend zum Denken ermahnen, werden wir immer den Eindruck haben, dass es hinter unserem Phaneron nichts weiter gibt. In dynamischeren Momenten des Lebens benutzen wir unser Weltgefühl.

Steigen wir mal auf eine leere Kiste. Wir schauen aus etwa einem halben Meter Höhe herab auf den Boden. Wir kommen uns dadurch ein wenig größer vor, aber intuitiv würden wir jetzt nicht sagen, dass wir aus 50 cm Höhe auf den Planeten herabschauen. Irgendwie sind wir immer noch auf der Erde und nichts gibt uns das Gefühl, uns in Gefahr begeben zu haben.

Wenn wir jetzt auf ein Hausdach steigen und aus zehn Metern Höhe an der Regenrinne vorbei auf den Garten herabblicken, haben wir immer noch das Gefühl, auf dem Planeten Erde zu sein. Viele von uns – und ich selbst bin da geradezu ein Vorreiter – bekommen beim Anblick des Gartens zehn Meter unter uns allerdings jenes Kribbeln in den Extremitäten, das uns sagt, wir müssen jetzt besonders vorsichtig sein, uns jede Bewegung gut überlegen, die Materialien unter unseren Füßen auf ihre Stabilität prüfen und am besten niemand anderes hinter uns lassen. Denn jetzt wäre ein wirklich schlechter Moment festzustellen, dass man der Person hinter sich eigentlich nie vertrauen konnte.

Unser Körper reagiert auf eine Höhe von zehn Metern mit erhöhter Alarmbereitschaft. Adrenalin wird freigesetzt, Blutgefäße verengen sich, um die Fließgeschwindigkeit des Blutes zu erhöhen, und die Atmung wird tiefer, um mehr Sauerstoff ins Blut zu bringen, den man jetzt jede Sekunde brauchen könnte. Dennoch würden wir weiterhin von uns behaupten, auf der Erde zu sein, auch wenn wir den Versuch wiederholen, indem wir auf die Aussichtsplattform eines Hochhauses steigen.

Nun setzen wir uns in ein Flugzeug und begeben uns in den verdienten Urlaub ans Mittelmeer. Sekunden nach dem Start haben wir eine Höhe von vielleicht zwanzig Metern erreicht und der Blick aus dem Fenster sagt uns, dass wir uns arg verletzen würden, wenn wir jetzt wieder zu Boden stürzen. Das Flugzeug steigt weiter und wir werden auch bei fünfzig oder hundert Metern Höhe kein besseres Gefühl haben.

Irgendwann aber erreichen wir fünfhundert Meter und dann geschieht etwas in uns. Wir haben keine Angst mehr vor der Höhe, in der wir uns befinden, sie ist uns emotional egal und eigentlich nur ein schönes Landschaftsbild. Und wenn wir irgendwann die elftausend Meter erreicht haben, ist es emotional kein Unterschied mehr zu fünfhundert Metern Höhe. Wir schauen einen Film, lesen ein Buch, flirten mit unserem Sitznachbarn oder schauen aus dem Fenster und staunen furchtlos über diesen seltenen Anblick der Welt.

Dass wir auf eine Höhe von zehn Metern emotional stark reagieren, auf fünfhundert Meter aber nicht mehr, hat einen ganz einfachen Grund. Es ist außerhalb unseres Weltgefühls. Bis etwa fünfhundert Meter empfinden wir Höhe, denn unsere Vorfahren standen in den letzen Jahrmillionen bei unzähligen Gelegenheiten an steilen Klippen, kletterten auf Bäume oder bauten hohe Türme. Wir sind solche Dimensionen evolutionär gewohnt. Jenseits davon empfinden wir nur noch Entfernung, denn es liegt außerhalb unseres Weltgefühls. Wir sehen und verstehen es, aber emotional sagt es uns nichts mehr. Die Erfindung des Flugzeuges hat das Spielfeld des Menschen größer gemacht, aber dort sind keine Felder mehr, auf denen wir unsere Figuren benutzen können.

Genauso verhält es sich mit Temperatur, Gewicht und mit Zeit. Wir können 20 °C gut von 30 °C unterscheiden, wenn wir den direkten Vergleich vor uns haben, und wir können, wenn wir jemandem die Hand auf die Stirn legen, recht genau einschätzen, ob die Person Fieber hat oder nicht. Zwischen flüssigem Kupfer (Schmelzpunkt 1 084 °C) und flüssigem Eisen (1 536 °C) machen wir emotional keinen Unterschied mehr. Eine Tonne Gewicht ist für uns Menschen ohne Hilfsmittel...

Erscheint lt. Verlag 22.4.2015
Verlagsort Baden-Baden
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Natur / Technik Naturwissenschaft
Technik
Schlagworte Astrophysik • Charles • Darwin • Dawkins • Evolution • Kosmologie • Max • Planck • Richard • Sinn des Lebens
ISBN-10 3-8288-6193-8 / 3828861938
ISBN-13 978-3-8288-6193-0 / 9783828861930
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