Das Protokoll des Hainfelder Parteitages, Teil 1 (Textband)

Der sogenannte Einigungsparteitag der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei in Österreich (SDAP) in Hainfeld, Niederösterreich, an der Jahreswende 1888/89 wird allgemein als die Wiege der österreichischen Sozialdemokratie bezeichnet. Victor Adler gelang es im Vorfeld, die beiden rivalisierenden Gruppen innerhalb der österreichischen Sozialdemokratie, die Gemäßigten und die Radikalen auf eine gemeinsame Prinzipienerklärung zu verständigen und damit zu einer politischen Kraft zu vereinen. Dies machte erst den Aufstieg der Sozialdemokraten in den nachfolgenden Jahren zur staatstragenden Partei möglich.
Neben der genannten Prinzipienerklärung wurden an drei Verhandlungstagen in vier Sitzungen die Einigungsresolution selbst, sowie Resolutionen zu den politischen Rechten der Arbeiterklasse, zur Arbeiterschutzgesetzgebung und der im Reichsrat geplanten Sozialreform, zur Parteipresse, zur gewerkschaftlichen Organisation, zu den Arbeiterkammern und der Volksschule von etwa 70 Delegierten und 30 weiteren Teilnehmern aus allen Teilen der österreichischen Reichhälfte der Österreichisch-Ungarischen Monarchie breit diskutiert und beschlossen.
Alle Sitzungen wurden in einem stenographischen Protokoll dokumentiert und dieses Protokoll bereits ab dem 5. Jänner 1889 im von Victor Adler gegründeten, finanzierten und geleiteten Blatt "Die Gleichheit" (der Vorläuferin der "Arbeiter-Zeitung") veröffentlicht. Noch im Laufe desselben Jahres kam das gesamte Protokoll in einer gehefteten Ausgabe bei L.A. Bretschneider heraus.
Es ist erstaunlich, dass dieses wichtige Dokument seit damals nie mehr in seiner vollständigen Form erschienen ist. Immer wieder wird Bezug auf "Hainfeld" genommen und das "Hainfelder Programm" als bis heute fortwirkende Grundlage der politischen Arbeit der Sozialdemokratie bezeichnet und beschworen.
Nun liegt es nach über 125 Jahren erstmals wieder vor, von den Bearbeitern behutsam und ohne Sinnverluste in die Sprache und Rechtschreibung unserer Zeit übertragen, mit einer Einleitung versehen und durch eine Fülle von Fußnoten kommentiert und erläutert.
Der zweite Teil des Buches (Registerband) erscheint in der ersten Jahreshälfte 2015 und wird weitere Materialien zu den Teilnehmern, den Orten, aus denen die Delegierten kamen und zum zeitgeschichtlichen Umfeld beinhalten, die den Hintergrund dieses denkwürdigen und auch in die Nachfolgestaaten der Monarchie ausstrahlenden Ereignisses beinhalten.