Sylt oder Selters (eBook)

Ein Glücksroman
eBook Download: EPUB
2015 | 1. Auflage
272 Seiten
Ullstein (Verlag)
978-3-8437-1115-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Sylt oder Selters -  Claudia Thesenfitz
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'Ein Buch zum Schmunzeln, Abtauchen und Wohlfühlen!' Nena Kein Spaß bei der Arbeit, keinen Kerl im Bett, keine Kohle auf dem Konto - so kann es nicht weitergehen für Nina Mertens. Die eigensinnige und temperamentvolle Hamburgerin fasst einen Plan, der es in sich hat: Sie wird sich einen attraktiven Millionär angeln. Und zwar auf Sylt, wo die Millionärsdichte am höchsten ist. Ein Ferienhaus ist unbezahlbar. Also campen in Kampen! Kaum angekommen visiert Nina potentielle Kandidaten an und stellt fest, dass nicht alles glänzt, was Gold ist. Gut, dass ihr Elli, ihre 83-jährige Zeltplatznachbarin, mit Lebenserfahrung und altersuntypischer Frechheit zur Seite steht. Waghalsig stürzt sich Nina in ein Chaos aus Whiskymeile, SUV-Fahrern und Rolexuhren. Aber ist im echten Monopoly wirklich das Glück zu finden? 'Claudia Thesenfitz' Sehnsuchtsroman geht ans Herz und macht gute Laune.' Jasmin Tabatabai 'Claudia Thesenfitz ist eine Entdeckung! Für mich das vielversprechendste Debüt seit langem.' Hubertus Meyer-Burckhardt 'Dieser unglaubliche Roman ist nicht gut - er ist sensationell! Ich habe viel gelacht, hatte Tränen in den Augen und zum Schluss war mir ganz warm ums Herz.' Regina Först, People Först

Claudia Thesenfitz lebt und schreibt an der Nordseeküste. Bevor sie ihre erfolgreiche Sylter Glücksroman-Reihe ins Leben rief, die mittlerweile neun Bände umfasst, hat sie als Journalistin gearbeitet und die Autobiografien von und mit Nena (2005, Luebbe), Dieter Wedel (2008, Luebbe) und Uwe Ochsenknecht (2013, Luebbe) geschrieben. Ihre Glücksroman-Reihe hat sich bislang über 350.000 mal verkauft.

Claudia Thesenfitz kam 2010 zum ersten Mal nach Sylt und hat sich sofort in die Insel verliebt. Ein Haus kann sie sich dort (noch) nicht leisten, deshalb lebt sie an der Festland-Küste – in kreativer Wohngemeinschaft mit James, ihrem riesigen, schwarzen Neufundländer. Wenn sie mit ihm nicht grade im Meer schwimmt, schreibt die freie Autorin für emotion, Brigitte, petra oder Für Sie – oder Autobiografien für Nena, Dieter Wedel oder Uwe Ochsenknecht.

5


Schepper!

Klonk!

Die Aktivitäten am Restmüllcontainer rissen Nina schon um acht Uhr unsanft aus dem Schlaf. Derart akustisch belästigt, schälte sie sich müde aus ihrer Decke und öffnete den Zeltreißverschluss.

Die Sonne und der blaue Himmel versöhnten sie sofort. Sie schnappte sich ihre Kulturtasche und ging zur Morgentoilette.

»Moin, Frau Mertens«, Sörensen hatte offenbar gute Laune. Und Nina freute sich, schon bekannt zu sein – fast schon einheimisch.

Gut gelaunt machte sie sich auf die Suche nach einem Frühstück.

An der Hauptstraße entdeckte sie eine kleine Bäckerei mit Kaffeeausschank. Sie bestellte zwei belegte Brötchen und einen Becher Kaffee und setzte sich draußen vor der Bäckerei an ein Tischchen in die Sonne. Es war spannend, die Kampener, die mit ihren Porsche Cayennes im stetigen Wechsel vor der Bäckerei parkten, beim Brötchenholen zu beobachten. So sahen die oberen Zehntausend also morgens aus: Die Männer uniform in khakifarbenen Bermudas und Polohemd, die Frauen in used Jeans mit Edel-Flipflops und ebenfalls Polohemd, allerdings in dunkelblau. Man sah lässig aus, während man die Back-Beute sicherte und anschließend auf seine Reetdachhausterrasse mit Blick über Dünen und Wattlandschaft schleppte.

Nach dem Frühstück machte Nina sich auf den Weg, Kampen City zu erkunden. Wie schon in Keitum überall Edelboutiquen in den Strohdachkaten: Bulgari, Louis Vuitton, Iris von Arnim, Joop, Wempe – ein Edeldesi­gner, der etwas auf sich hielt, hatte auch (oder gerade) hier eine Dependance. Koste es, was es wolle. Ein Paar Cowboystiefeletten kostete 800 Euro, ein Cashmerepulli 1200.

Nina bog ab zur Wattseite, dem »Wohnviertel« Kampens. Hier hatten die Millionäre und Milliardäre ihre friesenwallumrandeten Anwesen. Kein Haus kostete hier unter fünf Millionen Euro. Die Straßen Hobookenweg und Wiesenweg galten mit einem Quadratmeterpreis von 35 000 Euro als die teuersten Wohnstraßen der Republik, hatte Nina gelesen. Während sie durch die Straßen schlenderte, versuchte sie, den Duft des Reichtums, die Energie der Sorglosigkeit und des Luxus zu erspüren. Sie stellte sich vor, hier zu wohnen, gleich durch eins der Friesentore ihre Luxusvilla zu betreten. Wie fühlte sich das an?

Gar nicht. Nina bekam kein Gefühl dazu.

Enttäuschend unspektakulär, zumindest von außen, sahen die sagenumwobenen Jetset-Treffpunkte der »Whiskymeile«, wie die Straße Strönwai aus einem Nina nicht bekannten Grund genannt wurde, aus. Wie Perlen an einer Kette reihten sich hier die Society Hotspots aneinander: Go-Gärtchen, Gretas Rauchfang, Pony – alles, wie sollte es anders sein, in Reetdachkaten. Immer das gleiche Bild. Irgendwie langweilig, dachte Nina …

Als sie auf der Terrasse von Gretas Rauchfang auf eine der Bänke kletterte, die von riesigen weinroten Schirmen vor der Sonne geschützt wurden, wunderte sie sich über die kleinen Kupferschilder, die auf die Tischplatten geschraubt waren: »Hier isst Familie Beyer Currywurst und trinkt alles« stand auf dem Schild auf ihrem Tisch. »Hier trinkt Charly sein Bier und mehr« auf einem anderen. Was sollte das? Das war doch überhaupt nicht witzig. Gehörten diese Tische den genannten Familien? Durfte sie dann überhaupt hier sitzen?

»Was bedeuten denn diese Schilder?«, fragte Nina die Bedienung, die ihr die Getränkekarte brachte, und outete sich dadurch vermutlich sofort als Nicht-Kampen-Profi.

»Die haben wir für unsere Stammgäste angebracht«, antwortete die.

»Aha«. Seltsam, befand Nina.

»Was darf ich Ihnen denn bringen?«, fragte die blonde Brillenträgerin mit der weißen Bluse und der schwarzen Schürze.

»Wie schmeckt der Champagner mit Erdbeer­mousse?«, erkundigte sich Nina, nachdem sie die Karte studiert hatte. »Ist das extrem süß?«

»Ich find’s sehr geil«, antwortete die Bedienung. »Sauer und fruchtig. Echt lecker!«

Die flapsige Antwort überraschte Nina. Einen so lockeren Ton hatte sie nicht erwartet. Musste man das hier? Reich und dann wieder prollig sein? Unkonventionell? War man so reich, dass man auf alle Konventionen scheißen konnte? Kompliziert, befand Nina.

Als Nina an der Champagnermousse nippte, die tatsächlich schrecklich lecker war, fing sie das interessierte Lächeln eines gegelten Schnösels in der üblichen Syltmontur (Segelschuhe, Cashmerepulli mit Button-Down-Hemd drunter plus beige Leinenhose) auf. Ein »Pomadenhengst« wie aus dem Reiche-Söhne-Katalog.

Anwalt, Banker – oder von Beruf Sohn, schätzte Nina. Immer wieder grinste er ihr zu, bis er schließlich an ihren Tisch kam. »Von Harzberg, Hallo! Darf ich mich kurz zu Ihnen setzen?« Nina nickte. Das ging ja schnell – konnte das Leben tatsächlich so einfach sein? »Sie haben so nett gelächelt, da wollte ich Sie gerne auf ein Glas Champagner einladen – darf ich?«

»Gerne«, antwortete Nina.

Herr »von« schnippte und rief: »Björn? Bringst du uns zweimal die Witwe?«

»Klar«, rief der Kellner zurück, der aussah wie Ken (der Verlobte von Barbie) und offenbar Björn hieß. Die »Witwe« war der orange-etikettierte Champagner von Veuve Cliquot. Veuve = Witwe – so weit konnte Nina folgen. Besonders witzig fand sie den Insider nicht. Unter welchem Code bestellten sie dann wohl Hefeweizen? »Zweimal den fetten Mönch«?

»Wie heißen Sie denn?«, fragte Ninas neuer Tischnachbar und zukünftiger Ehemann.

»Mertens«, sagte Nina. »Nina Mertens.«

Ken brachte den Champagner. »Ich heiße Alexander«, sagte Ninas Jackpot und stieß mit seinem Glas an ihres. »Wollen wir uns duzen?«

»Gerne«, antwortete Nina und fragte sich im Stillen, ob ihr im Laufe dieses Bekanntwerdens auch noch ein anderes Wort einfallen würde.

»Was machen Sie auf Sylt?«, fragte Alexander.

»Urlaub«, grinste Nina.

Alex trieb das Gespräch im klassischen Small Talk voran, souverän und offenbar gut trainiert: Was arbeiten Sie? Wo leben Sie? Was machen Sie hier? Nina antwortete und stellte dabei fest, dass Alexander zwar deutlich Übergewicht, aber immerhin schöne Zähne und Hände hatte. Wenigstens etwas. War er das schon? Ihr Hauptgewinn? Anfängerglück? Der Beweis, dass Wunder nur denen passierten, die an Wunder glaubten?

Alex musste morgen dringend nach Berlin, erzählte Nina von seiner Firma und wichtigen Geschäften. Aber in zwei Tagen sei er schon wieder hier, ob Nina nicht Lust habe, dann einen Kaffee in der Kupferkanne mit ihm zu trinken. Das wäre eine Sylter Institution mit sensationellem Blechkuchen, den Nina unbedingt probieren müsse. »Gerne«, sagte Nina.

Alex verabschiedete sich mit Küsschen links, rechts, links von ihr und kletterte in seinen schwarzen Range Rover, den er direkt vor dem Rauchfang geparkt hatte.

Auf dem Weg zurück zum Campingplatz kam Nina sich vor wie eine Verräterin. Wenn das ihre Mutter wüsste. Trat Nina hier nicht gerade alle ihre Ideale in die Tonne und prostituierte sich an einen bösen Kapitalisten?

Nina war im 68er-Wirrwar Berlins zur Welt gekommen, und ihre damals noch zusammenlebenden Eltern waren sehr stolz, als sie mit erst einem Jahr glücklich giggelnd ihre Exkremente kreisförmig auf dem gelben Wohnzimmerteppich verschmierte. Was für ein freies Kind – das sollte die anderen antiautoritären Eltern erst mal nachmachen. Wohnzimmerteppich hin oder her.

Ninas Mutter studierte Kunst und schleppte ihre kleine Tochter zwischen Staffeleien und Farbpaletten durch die Berliner Künstlerateliers.

Etwas später mutierte ihr Vater, der BWL studierte, zum Finanzhai. Ihre Mutter ließ sich statt von seinem Geld lieber von der sexuellen Revolution mitreißen. Sie ließ sich scheiden und gründete die erste (und letzte) Hippie-WG des Hamburger Nobelviertels Blankenese, in einer Villa, die vormals Polizeirevier und danach Bücherhalle gewesen war. Als Kind hatte Nina sich immer über die vergitterten Fenster auf der Toilette gewundert …

Vermutlich um den Knast-Charme der Toilette zu verniedlichen – der Raum war ganz klar mal die Arrestzelle gewesen –, hatte ihre Mutter die Wände mit einer grellen Apfelsinentapete verkleidet und den Betonfußboden mit einem neon-orangefarbenen Teppichboden überdeckt.

Nina und ihre Schwester waren begeistert über den Flausch unter ihren Füßen und die leckeren Südfrüchte an der Wand. Aber es gab auch andere Meinungen:

»Big Sur und die Orangen des Hieronymus Bosch«, hatte einer der Schüler ihrer Mutter in krakeliger Schrift auf die Tapete gekritzelt. Um die Bedeutung dieser Worte zu verstehen, brauchte Nina genauso lange wie dafür, dass Discovery, der Titel ihres ersten ELO-Albums, nicht »sehr Disco«, also »sehr gut für die Disco geeignet«, sondern »Entdeckung« hieß. Dass »sehr Disco« kein richtiger Satz war, schrieb Nina damals dem Umstand zu, dass die Engländer sich wohl nicht sehr gut ausdrücken konnten, was sie angesichts der Kompliziertheit ihrer Sprache gut verstehen konnte.

Nina wuchs in verschiedenen Kommunen und WGs auf und verbrachte ihre Urlaube in schrottreifen, blumenbemalten Campingbussen in Südfrankreich oder auf Kreta.

Meist ging es schon am letzten Schultag los. Die erste Übernachtung war dann immer schon in Italien. Oder Frankreich. Oder Spanien …

Nina erinnerte sich an das türkisfarbene Wasser des Mittelmeers, weiße Sandstrände, einsame Buchten, an Lachen und eiscremeverschmierte T-Shirts und das...

Erscheint lt. Verlag 8.5.2015
Verlagsort Berlin
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Comic / Humor / Manga
Literatur Romane / Erzählungen
Sachbuch/Ratgeber
Schlagworte Camping • Frauenroman • Liebesgeschichte • Liebesroman • Millionäre • Nordsee • Romantik • romantisch • Romanze • Sommerroman • Sylt • Urlaub • Urlaubsbücher • Urlaubslektüre • Urlaubslektüre für Frauen • Urlaubsroman • wie angelt man sich einen Millionär
ISBN-10 3-8437-1115-1 / 3843711151
ISBN-13 978-3-8437-1115-9 / 9783843711159
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