Worüber müssen wir nachdenken? (eBook)

Was die führenden Köpfe unserer Zeit umtreibt
eBook Download: EPUB
2014 | 1. Auflage
576 Seiten
S. Fischer Verlag GmbH
978-3-10-403134-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Worüber müssen wir nachdenken? -  John Brockman
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Lesen, was in den Köpfen der Genies steckt! John Brockman stellt in seinem legendären »Edge«-Forum führenden Wissenschaftlern der Welt die Frage, über welche Themen sie nachdenken, und meinen, dass andere das dringend auch tun sollten. Entstanden ist ein kurzweiliges, unterhaltsames und inspirierendes Panorama aus allen Bereichen der Wissenschaft; mit Beiträgen u.a. von David Bodanis, Rodney A. Brooks, Nicholas A. Christakis, Mihaly Csikszentmihalyi, Daniel C. Dennett, Rolf Dobelli, George Dyson, Brian Eno, Daniel L. Everett, Arianna Huffington, Andrian Kreye, Hans Ulrich Obrist, Tim O'Reilly, Steven Pinker, Lisa Randall, Martin Rees, Dan Sperber, J. Craig Venter und Anton Zeilinger.

Der bekannte Visionär John Brockman, ehemalige Aktionskünstler, Herausgeber der Internetzeitschrift »Edge« und Begründer der »Dritten Kultur« (»Third Culture«), leitet eine Literaturagentur in New York und hat bereits zahlreiche Bücher veröffentlicht, u.a. ?Das Wissen von morgen. Was wir für wahr halten, aber nicht beweisen können: Die führenden Wissenschaftler unserer Zeit beschreiben ihre großen Ideen?, ?Leben, was ist das? Ursprünge, Phänomene und die Zukunft unserer Wirklichkeit?, ?Welche Idee wird alles verändern? Die führenden Wissenschaftler unserer Zeit über Entdeckungen, die unsere Zukunft bestimmen werden? und ?Wie funktioniert die Welt? Die führenden Wissenschaftler unserer Zeit stellen die brillantesten Theorien vor?.

Der bekannte Visionär John Brockman, ehemalige Aktionskünstler, Herausgeber der Internetzeitschrift »Edge« und Begründer der »Dritten Kultur« (»Third Culture«), leitet eine Literaturagentur in New York und hat bereits zahlreiche Bücher veröffentlicht, u.a. ›Das Wissen von morgen. Was wir für wahr halten, aber nicht beweisen können: Die führenden Wissenschaftler unserer Zeit beschreiben ihre großen Ideen‹, ›Leben, was ist das? Ursprünge, Phänomene und die Zukunft unserer Wirklichkeit‹, ›Welche Idee wird alles verändern? Die führenden Wissenschaftler unserer Zeit über Entdeckungen, die unsere Zukunft bestimmen werden‹ und ›Wie funktioniert die Welt? Die führenden Wissenschaftler unserer Zeit stellen die brillantesten Theorien vor‹.

Beachtlich und fesselnd. Brockman bietet neue und ungemein wertvolle Blickwinkel auf wichtige Aspekte unseres Lebens.

Überzeugend! Brockman legt eine beeindruckende Bandbreite an Ideen von äußerst unterschiedlichen Leuten vor, die die Leser garantiert zum Denken anregen.

Steven Pinker

Die wirklichen Risikofaktoren für Krieg


Johnstone-Family-Professor am Institut für Psychologie der Harvard University; Autor von Gewalt – eine neue Geschichte der Menschheit

In der heutigen Zeit braucht sich die überwältigende Mehrheit der Menschen auf der Welt keine Sorgen darüber zu machen, im Krieg zu sterben. Seit 1945 sind Kriege zwischen Großmächten und entwickelten Staaten im Wesentlichen von der Bildfläche verschwunden, und seit 1991 sind Kriege in der übrigen Welt seltener und weniger tödlich geworden.

Wie lange wird dieser Trend jedoch andauern? Viele Leute haben mir versichert, dass es sich um eine vorübergehende Atempause handeln muss und dass ein Großereignis hinter der nächsten Ecke wartet.

Vielleicht haben sie recht. In der Welt gibt es viele unbekannte Unbekannte, und vielleicht wird aus heiterem Himmel eine Katastrophe über uns hereinbrechen. Da wir jedoch per definitionem keine Ahnung davon haben, was die unbekannten Unbekannten sind, können wir uns auch keine konstruktiven Sorgen um sie machen.

Wie steht es dann mit den bekannten Unbekannten? Sind unsere Tage eines relativen Friedens aufgrund bestimmter Risikofaktoren gezählt? Meiner Ansicht nach machen sich die meisten Menschen Sorgen um die falschen Faktoren oder machen sich aus den falschen Gründen Sorgen darum.

Ressourcenknappheit. Werden Staaten wegen des letzten Quäntchens Öl, Wasser oder strategischer Mineralien in den Krieg ziehen? Das ist unwahrscheinlich. Erstens begrenzen sich Ressourcenknappheiten selbst: Wenn eine Ressource seltener und damit teurer wird, werden die Techniken zu ihrer Entdeckung und Gewinnung verbessert oder es wird ein Ersatz gefunden. Außerdem werden Kriege selten wegen knapper physischer Ressourcen ausgefochten (es sei denn, Sie hängen der unfalsifizierbaren Theorie an, dass alle Kriege, unabhängig von den behaupteten Motiven, sich in Wirklichkeit auf Ressourcen beziehen: In Vietnam ging es um Wolfram; im Irak ging es um Öl und so weiter). Physische Ressourcen können aufgeteilt oder gegeneinander getauscht werden, daher sind immer Kompromisse möglich; das gilt jedoch nicht für psychologische Motive wie Ruhm, Angst, Rache oder Ideologie.

Klimawandel. Es gibt viele Gründe, sich über den Klimawandel Sorgen zu machen, aber ein größerer Krieg ist wahrscheinlich nicht darunter. Die meisten Untersuchungen konnten keine Korrelation zwischen der Verschlechterung der Umweltbedingungen und Krieg finden; Umweltkrisen können zwar zu lokalen Scharmützeln führen, aber ein größerer Krieg erfordert eine politische Entscheidung, dass ein solcher Krieg vorteilhaft wäre. Die »Staubschüssel« der 1930er Jahre[1] verursachte keinen amerikanischen Bürgerkrieg; als wir einen solchen hatten, waren seine Ursachen ganz andere.

Drohnen. Der ganze Zweck von Drohnen besteht in der Minimierung des Verlusts von Menschenleben im Vergleich zu den breitgestreuten Formen der Zerstörung wie etwa der Artillerie, einer Bombardierung aus der Luft, Panzerschlachten und Missionen des Aufspürens und Zerstörens, die um Größenordnungen mehr Menschen töteten als Drohnenangriffe in Afghanistan und Pakistan.

Cyberkrieg. Zweifellos werden Cyberangriffe auch weiterhin ein Ärgernis sein, und ich bin froh, dass Experten sich darum Sorgen machen. Das Cyber-Pearl-Harbor, das die Zivilisation in die Knie zwingt, ist jedoch wohl ebenso illusorisch wie die Apokalypse aufgrund eines Programmierfehlers zur letzten Jahrtausendwende. Sollten wir wirklich erwarten, dass die vereinten Bemühungen von Regierungen, Universitäten, Unternehmen und Netzwerken von Programmierern über längere Zeit hinweg von ein paar Teenagern in Bulgarien überlistet werden? Oder von Hackern, die in technologisch rückständigen Ländern von ihrer Regierung gesponsert werden? Könnten sie ihrer Entdeckung auf unbestimmte Zeit entgehen, und würden sie Vergeltungsschläge ohne einen strategischen Zweck provozieren? Selbst wenn sie das Internet eine Weile aufmischen würden, könnte der Schaden wirklich damit vergleichbar sein, dass man bombardiert, mit Brandbomben beworfen oder mit Atomwaffen angegriffen wird?

Nukleare Unvermeidlichkeit. Wegen des Ausmaßes der Verwüstung, die Kernwaffen anrichten können, ist es eindeutig wichtig, dass man sich um nukleare Unfälle, Terrorismus und die Verbreitung von Kernwaffen Sorgen macht, und zwar unabhängig von den Wahrscheinlichkeiten. Aber wie hoch sind die Wahrscheinlichkeiten? Die achtundsechzigjährige Geschichte des Nichtgebrauchs von Kernwaffen zieht die weitverbreitete Annahme in Zweifel, dass wir uns immer noch am Rande eines nuklearen Armageddons befinden. Diese Annahme setzt zwei außergewöhnliche Sachverhalte voraus: Erstens, dass politische Führer so spektakulär irrational, waghalsig und selbstmörderisch sind, dass sie die Welt der Gefahr der Massenvernichtung aussetzen, und zweitens, dass wir eine äußerst unwahrscheinliche Glückssträhne genossen haben. Vielleicht. Aber anstatt an zwei frappierende und unwahrscheinliche Sachverhalte zu glauben, sollten wir vielleicht an einen langweiligen, wahrscheinlichen glauben: dass die politischen Führer der Welt, obwohl sie zwar dumm und kurzsichtig sein mögen, nicht so dumm und kurzsichtig sind und Schritte unternommen haben, um die Wahrscheinlichkeit eines Atomkriegs zu minimieren, was der Grund dafür ist, warum kein Atomkrieg stattfand. Was den nuklearen Terrorismus betrifft, so glauben die meisten Experten für nukleare Sicherheit, dass die Anfälligkeit für den Diebstahl von Waffen und spaltbarem Material gesunken ist und bald schon nicht mehr existieren wird, obwohl es nach dem Niedergang der Sowjetunion eine solche Anfälligkeit gab (siehe John Muellers Atomic Obsession).

Die irreführenden Risikofaktoren haben miteinander gemein, dass sie kognitive Auslöser von Angst enthalten, was von Slovic, Kahneman und Tversky dokumentiert wurde: Sie sind anschaulich, neu, nicht nachweisbar, nicht steuerbar, katastrophal und werden ihren Opfern unfreiwillig aufgezwungen.

*

Meines Erachtens gibt es Bedrohungen des Friedens, um die wir uns Sorgen machen sollten, aber die wirklichen Risikofaktoren – diejenigen, die tatsächlich katastrophale Kriege, wie z.B. die Weltkriege und die großen Bürgerkriege, verursachten – lösen nicht unsere Horrorvorstellungen aus:

Narzisstische Führer. Die ultimative Massenvernichtungswaffe ist ein Staat. Wenn in einem Staat die Macht von einem Führer übernommen wird, der die klassische Triade narzisstischer Symptome aufweist – Prunksucht, das Bedürfnis nach Bewunderung und einen Mangel an Empathie –, können imperiale Abenteuer mit enormen menschlichen Kosten die Folge sein.

Gruppendenken. Das Ideal der Menschenrechte – dass das höchste moralische Gut das Wohlergehen des Einzelnen ist, während Gruppen gesellschaftliche Konstruktionen sind, die die Aufgabe haben, dieses Gut zu fördern – ist überraschend jung und unnatürlich. Zumindest in der Öffentlichkeit sind Menschen geneigt, geltend zu machen, dass das höchste moralische Gut der Ruhm der Gruppe ist – des Stammes, der Religion, der Nation, der Klasse oder der Rasse – und dass Einzelpersonen verschlissen werden können wie die Zellen eines Körpers.

Vollkommene Gerechtigkeit. Jede Gruppe hat in ihrer Vergangenheit Verwundungen und Demütigungen erlitten. Wenn sich Gruppendenken mit einem Rachedurst verbindet, kann eine Gruppe sich berechtigt fühlen, einer anderen Gruppe Schaden zuzufügen, was noch durch eine moralistische Gewissheit, die Kompromisse dem Verrat gleichstellt, angefacht werden kann.

Utopische Ideologien. Wenn man eine religiöse oder politische Vision einer Welt besitzt, die auf ewig unendlich gut sein wird, ist jedes Maß an Gewalt gerechtfertigt, um diese Welt zu verwirklichen, und jeder, der im Weg steht, ist unendlich böse und verdient grenzenlose Bestrafung.

Kriegsführung als normale oder notwendige Taktik. Clausewitz charakterisierte den Krieg als »die Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln«. Viele politische und religiöse Ideologien gehen einen Schritt weiter und betrachten gewalttätige Auseinandersetzungen als Antrieb dialektischen Fortschritts, revolutionärer Befreiung oder zur Verwirklichung eines messianischen Zeitalters.

*

Der relative Frieden, den wir seit 1945 genießen, ist ein Geschenk der Werte und Institutionen, die diesen Risiken entgegenarbeiten. Die Demokratie selektiert verantwortungsvolle Vertreter anstatt charismatische Despoten. Das Ideal der Menschenrechte schützt Menschen davor, als Kanonenfutter, als Kollateralschäden oder Eier, die für ein revolutionäres Omelett aufgeschlagen werden müssen, behandelt zu werden. Die Maximierung von Frieden und Wohlstand wurde über die Berichtigung historischer Ungerechtigkeiten oder die Verwirklichung utopischer Phantasien gestellt. Eroberungen sind als »Aggression« stigmatisiert und gelten als Tabu und nicht als eine natürliche Bestrebung von Staaten oder ein alltägliches Instrument der Politik.

Keiner dieser Schutzmechanismen ist natürlich oder dauerhaft, und die Möglichkeit ihres Zusammenbruchs ist das, was mir Sorgen macht. Vielleicht träumt irgendein charismatischer Politiker, der gerade dabei ist, sich in der chinesischen Nomenklatura hochzuarbeiten, davon, die unerträgliche Beleidigung Taiwans ein für alle Mal auszuwetzen. Vielleicht wird...

Erscheint lt. Verlag 23.10.2014
Übersetzer Jürgen Schröder
Verlagsort Frankfurt am Main
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Natur / Technik Naturwissenschaft
Technik
Schlagworte Aberglaube • Abgabetermin • Absicht • ADHS • Adoleszenz • AIDS • Akzeptanz • Albtraum • Alleinsein • Allgemeinbildung • allgemeine • Allgemeinheit • Alltagsleben • Alphamännchen • Amnesie • Amoklauf • Andrian Kreye • Angststörung • Anomalie • Anpassung • Anpaßungswert • Antimaterie • Anton Zeilinger • Arianna Huffington • Aspekt • Asymmetrie • Äther • Aufmerksamkeit • Ausfall • Außerirdische • Ausspann • Autismus • Bandbreite • Bankrott • Baustein • Bedrohung • Beendigung • Befürchtung • Begierde • Begleitmaterial • Belästigung • Beleg • Beschuss • Bestanderhaltungsniveau • Betrug • Bevölkerungswachstum • Bewegungsgesetz • Bildungssystem • Biologie • Biomedizin • Biosphäre • Biowissenschaft • Biss • Blase • Blinddarm • Blutdoping • Brand • Brandschutzmauer • Brian Eno • Bronzekoloß • Brustkrebs • Buchs • Buchstabenfolge • buckminster • Bürgerkrieg • Collid • Computerchip • Computerrevolution • Daniel C. Dennett • Daniel L. 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ISBN-10 3-10-403134-7 / 3104031347
ISBN-13 978-3-10-403134-7 / 9783104031347
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