Der Bürgerkrieg (eBook)

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2014
Anaconda Verlag
978-3-7306-9065-9 (ISBN)

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Der Bürgerkrieg -  Caesar
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Caesars 'De bello civili' ist eines der bedeutendsten historischen Dokumente der römischen Antike. Gegenstand seiner ausführlichen Schilderungen ist die Anfangsphase des römischen Bürgerkriegs, in der Caesar sich besonders mit seinem Widersacher Pompejus eine Vielzahl von politischen und kriegerischen Auseinandersetzungen lieferte. Die zahlreichen Erläuterungen seiner Strategien und Pläne machen Caesars 'Bürgerkrieg' zu einer bis heute höchst interessanten Lektüre.

I. Der Ausbruch des Bürgerkriegs


1. bis 12. Januar


(Kap. 1–7)


1. Curio übergab Caesars Schreiben den Konsuln, und den Volkstribunen1 gelang es mit ihrem entschiedenen Auftreten, wenn auch mit Mühe, dessen Verlesung im Senat durchzusetzen; dagegen vermochten sie nicht zu erreichen, daß über das Schreiben selbst im Senat verhandelt wurde. Die Konsuln brachten die öffentlichen Zustände zur Verhandlung. Der Konsul Lucius Lentulus erklärte, er werde für Senat und Verfassung einstehen, wenn man sich entschließen könne, mutig und entschieden vorzugehen; wenn man sich dagegen, wie bisher, noch durch die Rücksichtnahme auf Caesar und das gute Einvernehmen mit ihm bestimmen lasse, so werde er seinen Entschluß für sich fassen, ohne sich einem etwaigen Senatsbeschluß zu unterwerfen; auch er sei imstande, sich mit Caesar wieder auszusöhnen.

In gleicher Weise sprach sich Scipio2 dahingehend aus, Pompejus habe im Sinn, für die Verfassung einzutreten, wenn der Senat hinter ihm stehe; wenn dieser dagegen schwanke und sich schwach zeige, so werde es ihm später nichts helfen, wenn er sich dann an Pompejus wenden wolle.

2. Da der Senat in der Stadt gehalten wurde und Pompejus daher nicht zugegen war, war es natürlich, daß man diese Erklärung Scipios als eine unmittelbare Botschaft des Pompejus selbst ansah. Es hatte sich wohl mancher gemäßigter ausgesprochen, wie etwa gleich zu Anfang Marcus Marcellus.3 Seiner Meinung nach solle man nicht eher im Senat über die betreffende Frage verhandeln, als bis in ganz Italien die Rüstungen vollendet seien, damit der Senat unter dem Schutz eines schlagfertigen Heeres völlig frei jeden beliebigen Beschluß fassen könne. Marcus Calidius beantragte, Pompejus solle sich in seine Provinzen begeben, um jeden Grund zu einem bewaffneten Zusammenstoß zu beseitigen; man habe Caesar zwei Legionen entzogen, und nun fürchte er, Pompejus wolle dieselben gegen ihn verwenden und deshalb in der Nähe der Stadt zurückbehalten; schließlich äußerte sich auch Marcus Rufus,4 der mit geringen Abänderungen dem Antrag des Calidius so ziemlich beipflichtete.

Aber sie alle wurden von dem Konsul Lentulus aufs heftigste angegriffen und förmlich ausgescholten. Lentulus erklärte geradezu, er werde den Antrag des Calidius gar nicht zur Abstimmung bringen. Marcellus ließ sich durch diese Scheltrede einschüchtern und zog seinen Antrag zurück.

Die Erklärungen der Konsuln, der einschüchternde Eindruck der bewaffneten Macht, die Drohungen der Freunde des Pompejus – das alles wirkte zusammen, die Mehrheit zu bestimmen, und so beschloß sie endlich widerwillig und gezwungen nach Scipios Antrag:

»Caesar hat bis zu einem bestimmten Tag sein Heer zu entlassen, im entgegengesetzten Fall wird sein Ungehorsam als Hochverrat angesehen werden.«

Die Volkstribunen Marcus Antonius und Quintus Cassius erhoben Einspruch. Unverzüglich wurde der Einspruch der Tribunen zur Verhandlung gebracht, und man sprach sich in der heftigsten Weise dagegen aus. Je härter und schonungsloser sich einer aussprach, desto mehr Lob erntete er von Caesars Feinden.

3. Erst gegen Abend war die Senatssitzung zu Ende, und sofort rief Pompejus alle Mitglieder der Körperschaft zu sich. Pompejus lobte sie und bestärkte sie in ihrer Gesinnung, die Lauen tadelte und erhitzte er. Von allen Seiten bot man eine Menge von Veteranen des Pompejus auf, indem man ihnen Belohnungen und Beförderungen in Aussicht stellte; auch von den zwei Legionen, die Caesar hatte abgeben müssen, ließ man eine Menge Leute nach Rom kommen, Stadt, Markt und Volksversammlungsplatz wimmelte von Kriegstribunen, Centurionen (Anführer einer Kompanie) und Evokaten5. Alle Freunde der Konsuln sowie die Vertrauten des Pompejus und der alten Feinde Caesars wurden aufgeboten, im Senat zu erscheinen; ihr Geschrei und ihr Drängen schüchterte die Schwachen ein, ermutigte die Zweifelhaften und machte eine freie Beschlußfassung der Mehrheit unmöglich.

Der Zensor Lucius Piso war bereit, sich persönlich zu Caesar zu begeben, ebenso der Praetor Lucius Roscius, um ihm die Lage der Dinge mitzuteilen; sie verlangten zur Ausführung nur eine Frist von sechs Tagen. Einige sprachen sich auch dahin aus, man solle Bevollmächtigte an Caesar senden, um ihm den Willen des Senats zu eröffnen.

4. Allen diesen trat man entschieden entgegen; gegen alle erhoben sich der Konsul, Scipio und Cato. Cato war seit alter Zeit Caesars persönlicher Feind und außerdem dadurch gereizt, daß er nicht Konsul geworden war. Lentulus dachte an seine unermeßliche Schuldenlast und hoffte auf ein Heer, auf Provinzen und die Kaufsummen für Königstitel: Im Kreis seiner Vertrauten rühmte er sich bereits, er werde ein zweiter Sulla werden und als dessen Nachfolger Rom beherrschen. Scipio hegte dieselbe Hoffnung auf Provinz und Heere, die er im Geist schon mit seinem Schwiegersohn Pompejus teilte: Bei ihm kam noch die Besorgnis vor etwaigen Anklagen sowie seine persönliche Eitelkeit und seine Schmeichelei gegen die Machthaber dazu, die damals die gesetzgebende und die richterliche Gewalt innehatten. Pompejus selbst hatte, infolge der Hetzereien von Caesars Feinden und weil er nun einmal niemand in gleicher Stellung neben sich sehen konnte, mit Caesar vollständig gebrochen und sich mit ihren gemeinschaftlichen Feinden wieder ausgesühnt, die er doch zum großen Teil damals in der Zeit ihrer Verschwägerung dem Caesar selbst aufgeladen hatte. Endlich wünschte er einen bewaffneten Zusammenstoß schon deshalb, um dem Gerede über die zwei Legionen ein Ende zu machen, die er nicht nach Asien und Syrien ausgesandt, sondern zurückbehalten hatte, um seine Gewalt und Herrschaft stützen zu helfen.

5. Das waren die Ursachen, weshalb man alles überstürzte und verwirrte. Man verweigerte Caesars Angehörigen die erbetene Frist, ihm Nachricht zu geben. Man entzog den Volkstribunen die Möglichkeit, für ihre bedrohte Stellung einzutreten, ja sogar die Möglichkeit, ihr letztes Recht, aus der Zeit Lucius Sulla stammend, das Recht des Einspruches, auszuüben. So sahen sich die Volkstribunen schon am siebenten Tag in der Situation, auf ihre Sicherheit bedacht zu sein, eine Lage, die selbst jene revolutionärsten Volkstribunen früherer Zeiten erst im zwölften Monat ihrer unheilvollen Amtstätigkeit zu berücksichtigen und zu fürchten gewohnt waren. Man griff zu jenem äußersten und letzten Senatsbeschluß, der bisher nur dann zum Tragen kam, wenn beinahe die Stadt selbst schon in Flammen zu stehen, alles verloren zu sein schien, und es galt, eine verbrecherische Erhebung niederzuwerfen. »Konsuln, Praetoren, Volkstribunen und die Prokonsuln vor der Stadt sollten die nötigen Maßregeln zur Rettung des Vaterlandes ergreifen.« Das ward durch Senatsbeschluß am 7. Januar bekannt gemacht.

So wurde also in den fünf ersten Tagen seit dem Amtsantritt des Lentulus, in denen überhaupt eine Senatssitzung stattfinden konnte – zwei Tage waren Komitialtage –, einerseits über Caesars Statthalterschaft, andererseits gegen hoch gestellte Männer, wie die Volkstribunen, die härtesten und schonungslosesten Beschlüsse gefaßt. Sofort flüchteten die Volkstribunen aus der Stadt und begaben sich zu Caesar. Dieser befand sich damals zu Ravenna und erwartete die Antwort auf seine höchst gemäßigten Forderungen, in der Meinung, die Leute würden zivil sein und die Sache in Frieden beigelegt werden.

6. In den nächsten Tagen wurde dann außerhalb der Stadt Senatssitzung gehalten. Pompejus sprach sich ganz in der Weise aus, wie er es durch Scipio hatte erklären lassen: Er lobte die Entschiedenheit und Festigkeit des Senats und gab eine Übersicht seiner Streitkräfte: Ihm stünden zehn schlagfertige Legionen zu Gebot, auch wisse er aus bester Quelle, Caesars Soldaten seien schwierig, und es sei unmöglich, sie dahin zu bringen, sich für ihn zu schlagen oder auch nur ihm zu folgen. Im Senat werden ferner folgende Anträge gestellt: In ganz Italien sollen Truppen ausgehoben werden, Faustus Sulla soll unverzüglich nach Mauritanien geschickt und das Geld aus der Schatzkammer dem Pompejus übergeben werden. Weiter wird beantragt, König Iuba solle als Bundesgenosse und Freund angenommen werden. Hiergegen sprach sich Marcellus mit aller Bestimmtheit aus. Faustus’ Sendung wird von dem Volkstribunen Philippus verhindert. Die anderen Anträge werden beschlossen. Die Provinzen, zwei konsularische, die übrigen praetorische, werden an Privatleute vergeben. Scipio erhält Syrien, Lucius Domitius Gallien; Philippus und Cotta6 werden gemäß einer Privatübereinkunft übergangen und gar nicht zur Verlosung zugelassen. In die übrigen Provinzen werden Alt-Praetoren geschickt.7 Alle diese Leute warten auch nicht erst die Bestätigung ihrer Statthalterschaft durch das Volk ab, sondern bringen sofort ihre Gelübde, legen das Kriegskleid an und reisen ab, ein Verfahren, das bis dahin noch niemals vorgekommen war. Ebenso verlassen die Konsuln die Stadt, und...

Erscheint lt. Verlag 17.4.2014
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Geschichte / Politik Vor- und Frühgeschichte / Antike
Geschichte Allgemeine Geschichte Vor- und Frühgeschichte
Schlagworte Antike • bellum Africum • bellum Alexandrinum • Bellum Hispaniense • Bürgerkrieg • eBooks • Geschichte • Gnaeus Pompeius Magnus • Hispanien • Italien • Makedonien • Nordafrika • Pharsalos • Pompeius • Pompejus • Rom • römisches Kaiserreich
ISBN-10 3-7306-9065-5 / 3730690655
ISBN-13 978-3-7306-9065-9 / 9783730690659
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