Bewegt im hohen Alter (eBook)
176 Seiten
Meyer & Meyer (Verlag)
978-3-8403-3062-9 (ISBN)
PD Dr. Susanne Tittlbach ist Sportwissenschaftlerin am Institut für Sportwissenschaft der Universität Bayreuth. Ihre Schwerpunkte in Forschung und Lehre sind u. a. psychomotorische Aktivierung bei Hochaltrigen, Seniorensport sowie Gesundheitssport. In diesen Feldern ist sie beratend für den DTB tätig. Martin Binder ist Sport- und Biologielehrer am Otto-Hahn-Gymnasium in Karlsruhe. Er leitete über mehrere Jahre psychomotorische Bewegungs-angebote in unterschiedlichen Karlsruher Altenpflegeeinrichtungen und schrieb seine Examensarbeit zu diesem Thema. Auf überregionaler Ebene war er als Berater im Bereich 'Sturzprävention durch Bewegung' tätig. Prof. Dr. Klaus Bös ist Institutsleiter des Instituts für Sport und Sportwissenschaft am Karlsruher Institut für Technologie (KIT). Seine Forschungsschwerpunkte sind Sport und Gesundheit, Fitnessforschung und Schulsport. Er ist in zahlreichen Gremien beratend tätig, Gründer des Deutschen Walking-Instituts und Vorsitzender des Schulsportforschungszentrums (FoSS) am KIT.
PD Dr. Susanne Tittlbach ist Sportwissenschaftlerin am Institut für Sportwissenschaft der Universität Bayreuth. Ihre Schwerpunkte in Forschung und Lehre sind u. a. psychomotorische Aktivierung bei Hochaltrigen, Seniorensport sowie Gesundheitssport. In diesen Feldern ist sie beratend für den DTB tätig. Martin Binder ist Sport- und Biologielehrer am Otto-Hahn-Gymnasium in Karlsruhe. Er leitete über mehrere Jahre psychomotorische Bewegungs-angebote in unterschiedlichen Karlsruher Altenpflegeeinrichtungen und schrieb seine Examensarbeit zu diesem Thema. Auf überregionaler Ebene war er als Berater im Bereich "Sturzprävention durch Bewegung" tätig. Prof. Dr. Klaus Bös ist Institutsleiter des Instituts für Sport und Sportwissenschaft am Karlsruher Institut für Technologie (KIT). Seine Forschungsschwerpunkte sind Sport und Gesundheit, Fitnessforschung und Schulsport. Er ist in zahlreichen Gremien beratend tätig, Gründer des Deutschen Walking-Instituts und Vorsitzender des Schulsportforschungszentrums (FoSS) am KIT.
Cover 1
Inhalt 6
1 Einfu?hrung 8
1.1 Hochaltrigkeit und Bewegung 8
1.2 Die Zielgruppe des Programms 9
1.3 Rahmenbedingungen und Informationen zur Kursdurchfu?hrung 10
1.3.1 Anforderungen an den Gruppenleiter 10
1.3.2 Anforderungen an den Bewegungsraum 13
1.3.3 Die Teilnehmer 15
1.3.4 „Goldene” Regeln der Gymnastik 15
2 Das Programm „Psychomotorische Aktivierung in Altenpflegeeinrichtungen” 18
3 Das Programm integriert in das Modell der Qualitäten von Gesundheitssport 21
4 Praktische Umsetzung 25
4.1 Förderung der Ichkompetenz 25
4.1.1 Stärkung der motorischen Funktionsfähigkeit 25
4.1.1.1 Koordinationstraining 26
4.1.1.2 Krafttraining 49
4.1.1.3 Beweglichkeitstraining 86
4.1.1.4 Förderung der Entspannung 93
4.1.1.5 Themenorientiert aktivieren und Bewegungsgeschichten 100
4.1.2 Stärkung kognitiver Funktionen 108
4.1.2.1 Training der Informationsverarbeitungsgeschwindigkeit 109
4.1.2.2 Gedächtnistraining 111
4.1.3 Stärkung psychischer Ressourcen 115
4.1.3.1 Stärkung des Selbstbewusstseins 115
4.1.3.2 Stimmungsmanagement 119
4.2 Stärkung der Sozialkompetenz 120
4.2.1 Stärkung der Kommunikations- und Kontaktfähigkeit 121
4.2.2 Stärkung der Kooperationsfähigkeit 125
4.3 Stärkung der Sachkompetenz 131
4.3.1 Stärkung von Materialerfahrung 132
4.3.2 Stärkung des sensomotorischen Handelns 134
5 Basisprogramm: 12 Kurseinheiten fu?r den Programmbeginn 136
5.1 Die Grundstruktur einer Kurseinheit 136
5.2 Die Kursstunden im Überblick 140
5.2.1 Kurseinheit 1: Bewegungsgeschichte: Ein Urlaubstag im Sommer – wir gehen schwimmen 141
5.2.2 Kurseinheit 2: Krafttraining mit Hanteln 142
5.2.3 Kurseinheit 3: Stabil stehen – das Körpergleichgewicht 144
5.2.4 Kurseinheit 4: Der Ball ist rund – Reaktionsarbeit mit Bällen 146
5.2.5 Kurseinheit 5: Gemeinsam sind wir stark – Gruppenu?bungen mit diversen Materialien 148
5.2.6 Kurseinheit 6: Themenorientierung Tageszeiten 150
5.2.7 Kurseinheit 7: Der Luftballon 155
5.2.8 Kurseinheit 8: Koordination ist alles – Stundenthema Rhythmus und Auge-Hand-Koordination 157
5.2.9 Kurseinheit 9: Der Stab 159
5.2.10 Kurseinheit 10: Das Seil und das Bohnensäckchen 161
5.2.11 Kurseinheit 11: Bewegungsgeschichte – Ein Tag im Garten 163
5.2.12 Kurseinheit 12: Sinneswahrnehmung 165
6 Evaluation des Kursprogramms 168
7 Literatur 171
8 Bildnachweis 173
4 Praktische Umsetzung
4.1 Förderung der Ichkompetenz
Die Förderung der „Ichkompetenz“ stellt einen wesentlichen Bestandteil des Kursprogramms „Bewegt im hohen Alter“ dar und fokussiert dabei sowohl physische als auch psychische Gesundheitsressourcen.
Die Stärkung der physischen Ressourcen beinhaltet hauptsächlich den Erhalt bzw. die Verbesserung der motorischen Funktionsfähigkeit in den Bereichen Kraft, Beweglichkeit, Koordination sowie der Entspannungsfähigkeit. Eng verbunden damit ist einerseits die gezielte Förderung von alltagsmotorischen Fähigkeiten (ADL-Aktivitäten), andererseits auch die effektive Verminderung bzw. Vermeidung von Stürzen und deren Folgen durch entsprechende Übungsformen.
Neben diesen körperlich-motorischen Funktionsbereichen zielt die Förderung der Ichkompetenz auch auf die Verbesserung kognitiver Funktionen (z. B. Informationsverarbeitungsgeschwindigkeit, Gedächtnisleistung) und psychischer Gesundheitsressourcen (z. B. Selbstbewusstsein, Stimmung) der Teilnehmer ab.
4.1.1 Stärkung der motorischen Funktionsfähigkeit
Eine ausreichende motorische Funktionsfähigkeit ist von zentraler Bedeutung für eine selbstständige Lebensführung. Die (körperliche) Bewältigung von Anforderungen des Alltags wird gerade für Bewohner von Altenpflegeeinrichtungen in zunehmendem Maße problematisch, da sich mit fortschreitendem Alter mehr und mehr Funktionseinbußen in allen motorischen Bereichen einstellen. Auch wenn diese Personen bereits (teil-)stationär in Altenpflegeeinrichtungen wohnen, ist ein Erhalt der noch verbliebenen motorischen Funktionsfähigkeit von großer Bedeutung, wenn die Bewohner nicht für alle Tätigkeiten des täglichen Lebens Pflegehilfe in Anspruch nehmen wollen. So erfordert beispielsweise das tägliche Aufstehen aus Bett oder Stuhl ein Mindestmaß an Kraft in den unteren Extremitäten, und eine grundlegende Beweglichkeit der Schultergürtelmuskulatur stellt die Voraussetzung für das Ankleiden oder auch die alltägliche Körperpflege dar. Ebenso wird eine ausreichende Gleichgewichtsfähigkeit für den Erhalt der Körperbalance beim Gehen oder Stehen benötigt.
Eine gezielte Förderung dieser motorischen Funktionsbereiche muss sich grundsätzlich an den Bedingungen und Voraussetzungen des hohen Alters und den damit verbundenen Risiken orientieren. Insofern erfordert ihre organisatorische und methodische Umsetzung in allen Bereichen spezifische Anpassungen und gegebenenfalls Modifikationen der einzelnen Übungsformen (vgl. Kap. 1.3).
4.1.1.1 Koordinationstraining
Innerhalb der Koordinationsfähigkeit wird in die zwei grundlegenden Bereiche der Bewegungskoordination unter Zeitdruck und der Bewegungskoordination ohne Zeitdruck unterschieden. In Ersterem spielen Reaktions-, Rhythmisierungs- und Umstellungsfähigkeit eine bedeutende Rolle, während im zweiten Bereich vor allem die Gleichgewichtsfähigkeit geschult wird. Aufgrund der hohen neuromuskulären Beanspruchung bei Koordinationsübungen sollten diese innerhalb der Trainingsstunde immer an den Anfang gestellt werden. Die Steuerung der Belastung folgt hier keinem Wiederholungsschema, sondern orientiert sich am Belastungsempfinden des Teilnehmers. Auch hier sollte die jeweilige Übung bei einer „mittelschweren bis schweren“ Anstrengung beendet werden (vgl. Kap. 1.3.4).
Die „Übungen zur Gleichgewichtsfähigkeit“ finden ausschließlich in der Standposition, zuweilen auch in der Gehbewegung statt. Insofern sprechen diese Übungen nur eine „geh- und stehfähige“ Zielgruppe an. Da hier das Sturzrisiko erhöht ist, sind die in Kap. 1.3 erläuterten Sicherheitsaspekte von außerordentlicher Bedeutung. Zahlreiche Übungen werden in der Organisationsform des doppelten Stuhlkreises durchgeführt, bei anderen stehen die Teilnehmer im Kreis und halten sich an der Hand des Nachbarns fest. Grundlegend sollten auch beim Gleichgewichtstraining zunächst relativ einfach durchzuführende Übungsformen gewählt werden, deren Schwierigkeitsgrad allmählich gesteigert werden kann. Die Teilnehmer sollten angehalten werden, auf ihren Körper zu hören und subjektiv zu schwere Übungen auszulassen. In jedem Falle erfordern diese Übungen die höchstmögliche Aufmerksamkeit des Kursleiters. Bei den Übungen in der Gehbewegung sollte dieser immer in unmittelbarer Nähe des Gehenden sein.
Neben Übungen ohne spezielle Geräte bietet sich bei den Gleichgewichts- oder Balanceübungen die Verwendung von Bällen, Luftballons, Tüchern, Bohnensäckchen, Matten und weiteren Materialien an, die das Training aufgrund ihres hohen Aufforderungscharakters besonders interessant machen. Ebenso können viele dieser Übungen in Partner- oder Gruppenarbeit durchgeführt werden (vgl. Kap. 4.2).
Die „Übungen zur Reaktions-, Rhythmisierungs- und Umstellungsfähigkeit“ werden in diesem Kursprogramm in der Sitzposition durchgeführt. Auch diese Übungen erfordern hohe Konzentration und haben einen hohen Aufforderungscharakter. Meist machen sie den Teilnehmern viel Spaß – nicht zuletzt auch hier durch die Verwendung von verschiedenen Materialien und durch das Üben mit Partner oder in der Gruppe.
Übungen zur Gleichgewichtsfähigkeit
Übungen im Stand – doppelter Stuhlkreis
Übungen ohne Geräte
1 Sich um die Körperachse drehen
Die Person steht aufrecht und hält sich zunächst mit den Händen an der Rückenlehne des Vorderstuhls fest. Nun werden die Hände vom Stuhl gelöst und die Person dreht sich 1 x um die eigene Körperachse (Durchführung nach beiden Seiten).
Variation: Während der Drehbewegung jeweils eine Hand zum Kopf führen, die andere Hand von unten hinter den Rücken.
2 Marschieren auf der Stelle
Die Person steht aufrecht hinter dem Stuhl und führt Gehbewegungen auf der Stelle aus („Marschieren“). Allmählich kann das Marschieren deutlich verlangsamt werden, sodass die Zeitintervalle im Stand auf einem Bein erhöht werden („in Zeitlupe marschieren“); ebenso können die Knie weiter nach oben angehoben werden.
Variation: Im freien Stand (zuerst eine Hand von der Stuhllehne entfernen, dann beide Hände); mit geschlossenen Augen (für sehr Geübte und mit Hilfestellung).
3 Ausfallschritt zur Seite
Die Person steht aufrecht im hüftbreiten Stand und hält sich mit beiden Händen an der Rückenlehne des Vorderstuhls fest. Nun wird ein Ausfallschritt mit jeweils einem Bein zur Seite ausgeführt. Dabei soll der Fuß deutlich vom Boden abgehoben werden.
Variation: Beim Ausfallschritt den gleichseitigen Arm zur Seite strecken; Bewegung aus dem freien Stand ausführen (für sehr Geübte).
4 Körpergewicht nach rechts/links verlagern
Die Person steht aufrecht im hüftbreiten Stand und hält sich zunächst mit beiden Händen an der Rückenlehne des Vorderstuhls fest. Nun wird das Körpergewicht langsam vom rechten auf den linken Fuß verlagert, ohne dabei den anderen Fuß vom Boden abzuheben. Zur weiteren Erschwernis kann allmählich der jeweils andere Fuß leicht vom Boden angehoben werden.
Variation: Im freien Stand (zuerst eine Hand von der Stuhllehne entfernen, dann beide Hände); mit geschlossenen Augen (für sehr Geübte).
5 Körpergewicht nach vorne/hinten verlagern
Wie oben, jedoch wird nun das Körpergewicht langsam von den Fersen auf den Vorderfuß verlagert, ohne zunächst die Fersen bzw. Zehenspitzen anzuheben.
Variation: Im freien Stand (zuerst eine Hand von der Stuhllehne entfernen, dann beide Hände); mit geschlossenen Augen (für sehr Geübte).
6 Im engen Fußstand nach oben blicken
Die Person steht aufrecht im engen Fußstand, d. h., die Füße stehen möglichst dicht beieinander, sodass sich Fersen und Vorderfüße (fast) seitlich berühren (Verringerung der Standoberfläche). Nun wird der Blick langsam zur Decke geführt (Verringerung des Blickfeldes).
Variation: Im freien Stand (zuerst eine Hand von der Stuhllehne entfernen, dann beide Hände; für sehr Geübte).
7 Zehenstand/Fersenstand
Die Person steht aufrecht im engen Fußstand und hält sich zunächst mit beiden Händen an der Rückenlehne des Vorderstuhls fest. Nun stellt sie sich langsam in den Ballen- bzw. Fersenstand.
Variation: Im freien Stand (zuerst eine Hand von der Stuhllehne entfernen, dann beide Hände; für...
Erscheint lt. Verlag | 11.4.2012 |
---|---|
Reihe/Serie | Kursmanual | Kursmanual |
Verlagsort | Aachen |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Sachbuch/Ratgeber ► Sport ► Fitness / Aerobic / Bodybuilding |
Schlagworte | Altenpflegeeinrichtungen • Altersheim • für Kursleiter • Hochbetagte • Kursbeispiele • Manual • psychomotorischer Aktivierungskurs • Selbstständigkeit im Alltag • Senioren • stationäre und teilstationäre Altenhilfe |
ISBN-10 | 3-8403-3062-9 / 3840330629 |
ISBN-13 | 978-3-8403-3062-9 / 9783840330629 |
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