Al Qaida (eBook)

Akteure, Strukturen, Attentate

(Autor)

eBook Download: EPUB
2013 | 1. Auflage
224 Seiten
Links, Ch (Verlag)
978-3-86284-254-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Al Qaida - Oliver Schröm
Systemvoraussetzungen
4,99 inkl. MwSt
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen
Seit nunmehr zehn Jahren führen Anhänger der Al Qaida einen gnadenlosen Feldzug gegen die USA und die ganze westliche Welt. Den 'Kreuzzüglern' und 'Ungläubigen' wollen sie schwere Schläge beibringen, um sie in ihrem Selbstverständnis zu erschüttern und zur Akzeptanz islamischer Wertvorstellungen zu zwingen.
Erstmalig wird hier die Geschichte des Terrornetzwerkes von den Anfängen bis in die Gegenwart dargestellt. Behandelt werden die Karrieren von Osama Bin Laden, seinem Chefplaner Khalid Scheich Mohammed und den Verantwortlichen vom 11.September 2001. Anhand der zahlreichen Anschläge von New York bis Bali beschreibt der Autor die Entwicklung und Funktonsweise der globalen Organisation.
Wie bereits in den früheren Büchern gelingt es Schröm, das Geschehen äußerst aktionsreich und anschaulich zu schildern. Die Presse urteilte über seinen letzten Politreport zum Terrorismus der 80er Jahre: 'Das Ganze ist nicht nur detailliert recherchiert, sondern zugleich hervorragend geschrieben und spannender als jeder Krimi.'

Oliver Schröm, Jahrgang 1964, ist Autor des Bestsellers »Die Cum-Ex-Files« und arbeitet für das ARD-Magazin Panorama. Er ist einer der profiliertesten Investigativjournalisten Deutschlands und deckte zahlreiche Affären in Politik, Wirtschaft, Sport und Gesundheit auf. Für seine Recherchen erhielt er mehrere nationale und internationale Auszeichnungen. Er hat elf weitere Enthüllungsbücher geschrieben, u.a. über Terrorismus, Geheimdienste, Politik- und Medizinskandale.

Jahrgang 1964, Fernseh- und Buchautor. Seine investigativen Reportagen über den internationalen Terrorismus, den Rechtsradikalismus und die Welt der Nachrichtendienste, veröffentlicht u.a. in Die Zeit und Stern, wurden mehrfach ausgezeichnet. Sie wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt und sorgten im In- und Ausland für Aufsehen.

In tödlicher Mission


Die erste große Aktion von Khalid Scheich Mohammed und Ramzi Yousef: Der Bombenanschlag auf das World Trade Center im Februar 1993


Es ist kalt an diesem frühen Freitagnachmittag in New Jersey. Ramzi Yousef steht am Ufer des Hudson River. Es schneit. Gebannt schaut er hinüber auf die Südspitze Manhattans. Aus dem Nordturm des World Trade Center steigen dicke schwarze Rauchschwaden, aber das Gebäude selbst bewegt sich nicht. Yousef überlegt angestrengt, was sie falsch gemacht haben.1

Monatelang war alles sorgfältig und bis ins kleinste Detail geplant worden. Den Lieferwagen mit der 1200-Pfund-Bombe hatten sie in der Tiefgarage direkt neben der Wand mit den Stützpfeilern geparkt. Seinen Berechnungen nach hätte die Druckwelle ausreichen müssen, um den ganzen Turm zum Einsturz zu bringen. Das Monstrum aus Stahl, Glas und Beton sollte wie ein Baum fallen und dabei den Südturm mitreißen.

Aber womöglich hatten sie die solide Konstruktion der Zwillingstürme unterschätzt. Immerhin waren über 180000 Tonnen Stahl beim Bau verarbeitet worden, um die Kolosse mit 415 und 417 Meter Höhe stabil zu bekommen. Es sind die höchsten Gebäude in New York, die seit der Eröffnung 1973 als Wahrzeichen der Stadt gelten. 50000 Menschen arbeiten in den beiden Türmen. Zudem kommen täglich 80000 Besucher, um die Aussicht auf der Terrasse des Südturms zu genießen. Insgesamt 104 Aufzüge sorgen dafür, daß sich über 100000 Menschen gleichzeitig in den Türmen aufhalten können. Sie alle sollten sterben.

Das Blutbad war gedacht als gerechte Strafe dafür, daß die Vereinigten Staaten seit Jahrzehnten die Israelis dabei unterstützten, Palästinenser zu unterdrücken und arabische Nachbarstaaten zu attackieren. Für Yousef bedeuteten die USA das Böse schlechthin. Die Amerikaner sollten jetzt mit Menschenleben für ihre Taten bezahlen. Der »große Satan«, wie Yousef gegenüber seinen Freunden die USA stets bezeichnete, hätte danach zur Kenntnis nehmen müssen, daß sie sich im Krieg befinden und einen ernstzunehmenden Gegner haben.2

Yousef hadert mit sich. Die Zwillingstürme, das Symbol für den wirtschaftlichen Erfolg der USA, leuchten ihm wie eh und je entgegen. Er befürchtet, daß nur die Zünder explodiert sind, aber nicht die eigentliche Bombe. Anders kann er es sich nicht erklären, daß die Gebäude nicht wie geplant eingestürzt sind.3 Die Mission ist jedenfalls gescheitert.

Es bleibt ihm jedoch nicht viel Zeit zum Grübeln, jetzt gilt es, das Land schnellstens zu verlassen. Bereits in wenigen Stunden werden alle Ausfahrtstraßen, Bahnhöfe und Flughäfen strengstens kontrolliert sein. Zum Glück ist er darauf eingestellt, seine Flucht gehört genauso zum Plan wie das Attentat selbst. Schon vor zwei Monaten hat er sich einen neuen Paß besorgt. Am Silvestertag, als das diplomatische Personal mit den Gedanken schon ganz bei den Feierlichkeiten zum neuen Jahr weilte, war er zum pakistanischen Konsulat gegangen und hatte sich mit Hilfe einer Fotokopie alter amtlicher Unterlagen einen Paß auf seinen richtigen Namen Abdul Basit Mahmoud Abdul Karim ausstellen lassen. Das Dokument mit der Nummer AA 662 804 weist ihn als einen 1968 in Kuwait geborenen Sohn pakistanischer Einwanderer aus. Damit dürfte es bei der Paßkontrolle auf dem New Yorker John-F.-Kennedy-Flughafen keine Schwierigkeiten geben. Von dort soll es mit der Pakistan International Airlines nach Karatschi gehen und dann weiter nach Quetta, der alten Handelsstadt an der Grenze zu Afghanistan. Dort warten seine Frau und seine kleine Tochter auf ihn. Monatelang hat er die beiden nicht mehr gesehen. Nun sind es nur noch wenige Stunden bis zum Abflug. Das Erste-Klasse-Ticket hat er bereits in der Tasche. Es müssen nur noch ein paar Sachen zusammengepackt werden.

Yousef fährt zurück in sein Appartement in Jersey City. Auf dem Weg dorthin hört er die Sirenen der Einsatzfahrzeuge der Feuerwehr und der Ambulanz. Sie rasen zum Holland-Tunnel, der Jersey mit Manhattan verbindet. Die New Yorker Zentrale hat Unterstützung angefordert. Die Explosion im World Trade Center ist die bislang größte Katastrophe in der 128jährigen Geschichte der New Yorker Feuerwehr. Und nicht nur das. Sie ist zugleich auch der bis dahin größte Terroranschlag innerhalb der Vereinigten Staaten, denn bisher fanden vergleichbare Bombenattentate nur im Ausland statt. Von diesem Tag an ist alles anders. Es ist der 26. Februar 1993.

Sechs Monate zuvor, am 1. September 1992, hatte die Mission begonnen. Damals war Ramzi Yousef mit dem Flug PK-703 von Pakistan nach New York gekommen. An seiner Seite befand sich Ahmed Mohammed Ajaj, der ihn in Amerika einführte. Bis zum Frühjahr 1992 hatte sich Ajaj schon in den USA aufgehalten und als Lieferant für Domino’s Pizza in Houston/Texas gejobbt. Am 24. April 1992 war er zu seinem Chef gegangen und hatte ihm erzählt, er würde nach New York ziehen und sich dort nach einem besseren Job umsehen. Doch in Wirklichkeit hatte er etwas ganz anderes im Sinn. Mit einem Billigticket flog er nach Pakistan, wo er im nordwestlichen Grenzgebiet zu Afghanistan in der Nähe von Peschawar auf die Universität »Dawa al Dschihad« (Sammlung der Kämpfer für den Heiligen Krieg) ging, an der junge Islamisten vorwiegend das Kriegs- und Terrorhandwerk beigebracht bekamen. Die Kontakte dorthin hatten ihm militante Mitstreiter in Texas vermittelt.

Im Camp wurde der schmächtige Pizza-Lieferant im Nahkampf sowie im Umgang mit Waffen und Sprengstoff ausgebildet. Dort lernte er auch Yousef kennen. Der damals 24jährige Pakistani war sein Ausbilder. Seit über einem Jahr betätigte sich Yousef bereits als Lehrer in verschiedenen Terrorcamps. Die Kenntnisse dafür hatte er sich während eines Ingenieurstudiums in Wales angeeignet. Finanziert worden war die Ausbildung von seinen Eltern, die in den 60er Jahren als Gastarbeiter im ölreichen Kuwait eine Anstellung gefunden hatten. Da sie aber im Golfstaat keine Staatsbürgerschaft erhielten und als Bürger zweiter Klasse behandelt wurden, ging die Familie später zurück nach Pakistan.

Yousef unterbrach 1988 sein Studium und ging von Wales nach Afghanistan, um sich in einem Trainingscamp der Mudschaheddin zum »Gotteskrieger« ausbilden zu lassen. Es handelte sich um das Camp Sadda an der pakistanisch-afghanischen Grenze.4 Leiter des Lagers war zu jener Zeit Abdul Rasul Sayyaf, einer der engsten Vertrauten des saudi-arabischen Millionärssohns Osama Bin Laden, der mit seinem Erbe den Krieg der Mudschaheddin gegen die sowjetischen Invasoren in Afghanistan finanzierte. Yousef zeigte sich dort während seiner sechsmonatigen Grundausbildung äußerst gelehrig und geschickt, besonders was das Bauen von Bomben anbetraf. Bald nannte man ihn nur noch den »Chemiker«5 und betraute ihn mit Spezialaufgaben. Nach der Vertreibung der sowjetischen Truppen aus Afghanistan Ende 1989/Anfang 1990 kehrte Yousef vorübergehend nach Wales zurück, um seinen Abschluß als Elektronikingenieur zu machen. Doch in dem Beruf arbeiten wollte er nicht. Seine innere Berufung war inzwischen der Kampf gegen die Ungläubigen. Deshalb stellte er sein Wissen anschließend auch in den Dienst der Islamisten und übernahm die Technikausbildung in mehreren Lagern im Norden Pakistans. Hier brachte er Rekruten wie Ajaj bei, aus handelsüblichen Materialien möglichst unauffällig tödliche Bomben zu bauen. So lernte Ajaj beispielsweise von ihm, wie man mit ein paar Handgriffen eine billige Casio-Uhr zum Zeitzünder umfunktionierte.

Die Ausbildung war hart und fand immer mit scharfen Materialien statt. Viele der Rekruten erlitten beim Umgang mit den selbstgebauten Bomben schwere Verletzungen. Die Ausbilder nahmen dies billigend in Kauf, denn die Unfälle führten zu einer gewissen Auslese. Nur die Fähigsten überstanden die Lehrgänge unbeschadet, so daß gewährleistet war, daß keine »Versager« zu einer Mission geschickt wurden.

Ajajs Ausbildung verlief ohne Zwischenfall. Mitte Juli 1992 war er einsatzbereit und wurde Yousef zugeteilt. Für die geplante USA-Mission schien er der ideale Mann zu sein, denn der Pizza-Job in Houston sollte ihn mit den Gepflogenheiten in den Vereinigten Staaten hinlänglich vertraut gemacht haben.

Als erstes erhielt Ajaj von Yousef den Auftrag, in der pakistanischen Hauptstadt auf der US-Botschaft Visa zu besorgen. Der Beamtin auf der Konsularabteilung in Islamabad erzählte er dann, daß er bereits ein Fünf-Jahres-Visum für die USA besitze, dies nur leider in Houston, wohin er jetzt zurückkehren wolle, vergessen habe. Die Beamtin zeigte sich davon wenig beeindruckt. Jeden Tag hörte sie Dutzende solcher Geschichten. In der Hoffnung auf eine bessere Zukunft versuchten viele Pakistani, mit allen möglichen Ausreden an eine Aufenthaltsgenehmigung für die USA zu kommen. Die Beamtin verweigerte das Visum. Es schien auch keinen Sinn zu haben, mit einer anderen Geschichte für Yousef einen ähnlichen Versuch zu unternehmen. Da es offensichtlich keine Möglichkeit in Pakistan gab, an legale Papiere heranzukommen, wollten beide einen anderen Weg einschlagen und es mit einem Trick direkt vor Ort versuchen. Yousef hatte bereits eine Idee.

Am 1. September 1992 trafen beide mit einem Flug aus Karatschi in New York ein. Auf dem internationalen JFK-Airport verließen sie das Flugzeug in traditionell arabischer Kleidung: weit geschnittene Hosen, darüber ein über die Knie reichendes Hemd mit Ballonärmeln. Bei...

Erscheint lt. Verlag 17.12.2013
Reihe/Serie Politik & Zeitgeschichte
Verlagsort Berlin
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Geschichte / Politik Politik / Gesellschaft
Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung
Schlagworte 11. September • Afghanistan • Bali • Bombenanschlag • Hamburger Terrorzelle • Isis • Islamischer Staat • Kenia • Khalid Scheich Mohammed • New York • Osama bin Laden • Saudi-Arabien • Sprengstoffanschlag • Tansania • Terror • Terrorismus • Terrornetzwerk • USS Cole • Washington • World Trade Center • WTC
ISBN-10 3-86284-254-1 / 3862842541
ISBN-13 978-3-86284-254-4 / 9783862842544
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
EPUBEPUB (Wasserzeichen)
Größe: 963 KB

DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasser­zeichen und ist damit für Sie persona­lisiert. Bei einer missbräuch­lichen Weiter­gabe des eBooks an Dritte ist eine Rück­ver­folgung an die Quelle möglich.

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich
Die globalen Krisen und die Illusionen des Westens

von Carlo Masala

eBook Download (2022)
C.H.Beck (Verlag)
12,99
Die globalen Krisen und die Illusionen des Westens

von Carlo Masala

eBook Download (2022)
C.H.Beck (Verlag)
12,99
Wie aktivistische Wissenschaft Race, Gender und Identität über alles …

von Helen Pluckrose; James Lindsay

eBook Download (2022)
C.H.Beck (Verlag)
16,99