3. Wie funktioniert EFT? – Grundtechnik

Nun kommen wir – im wahrsten Sinne des Wortes – zu dem Punkt, weshalb Sie sich dieses Buch wahrscheinlich gekauft haben: dem Klopfen. Jede EFT-Sitzung besteht aus fünf einzelnen Bestandteilen: Wir müssen

1.das Problem formulieren,

2.feststellen, wie sehr uns dieses Problem im Moment belastet,

3.eine mögliche Psychologische Umkehr korrigieren,

4.die Meridianpunkte klopfen

5.und bei Bedarf die so genannte Brücke durchführen.

Wir werden im Folgenden jeden dieser Schritte in Theorie und Praxis behandeln. Am besten lesen Sie dieses Kapitel einmal ganz durch, bevor Sie es an sich selbst ausprobieren. Denn je besser Sie die einzelnen Schritte verstehen, desto wirkungsvoller können Sie sie anwenden. Aber auch wenn Sie einmal einen Schritt vergessen oder sich nicht ganz sicher sind, ob Sie es richtig machen: EFT ist eine sehr verzeihende Technik.

1. Schritt: Das Problem formulieren

Jede EFT-Sitzung beginnt damit, dass wir das Problem oder Thema formulieren, zum Beispiel:

Ich habe diese schlimmen Kopfschmerzen.

Diese Erinnerung an meine Schulzeit.

Meine Allergie auf Birkenpollen.

Ich bin immer so ängstlich.

Meine Spinnenphobie.

Hierbei ist es wichtig, so ehrlich, klar und direkt wie möglich zu sein, denn es geht ja darum, das entsprechende, einem Thema zugrunde liegende Muster aufzurufen – nur dann können Sie es auch behandeln. Das Bild einer Datei soll das verdeutlichen: Jede Datei auf Ihrem Computer ist unter einem bestimmten Namen oder Kürzel abgespeichert. Wenn Sie sie aufrufen wollen, müssen Sie ihren Namen so exakt wir möglich eingeben. Wenn eine Datei unter „Ich hasse meine schrecklichen Kopfschmerzen“ abgespeichert ist, ist es sinnlos nach „Meine Kopfschmerzen schränken mich manchmal etwas ein“ zu suchen. Sie werden die Datei nicht aufrufen und Sie daher auch nicht verändern können.

Manchmal taucht auch die Frage auf, ob man durch das Aussprechen nicht etwas Negatives anziehe. Die Antwort lautet: Nein. Zum einen geht es geht bei EFT nicht um Affirmationen, sondern um eine möglichst exakte Beschreibung des aktuellen Ist-Zustandes. Das heißt, Sie sprechen lediglich etwas aus, das sowieso schon in Ihnen vorhanden ist, und können auch nur deshalb etwas daran verändern. Zum zweiten ist meiner Erfahrung nach das, was un- oder halb bewusst in einem Menschen rumort – also die „eingefrorenen Kurzschlüsse“ und Emotionen –, viel quälender, als es einfach einmal ganz bewusst auszusprechen und zur Kenntnis zu nehmen. Die innere Wahrheit hat eine unglaublich befreiende Kraft, die uns von dem großen Druck erlöst, ständig all die nach oben drängenden „Gummibälle“ unserer verdrängten Themen und Probleme unter der Wasseroberfläche halten zu müssen. Mit EFT können Sie einen „Ball“ nach dem anderen loslassen, ihn anschauen und sich dann überlegen, ob Sie die Luft rauslassen oder ihn zum Spielen verwenden möchten. Häufig kommt dann ein Gefühl von „Gott sei Dank, endlich darf ich es einmal sagen!“ auf. Und zum dritten tragen Sie mit dem aktiven Klopfen etwas zur Lösung des Problems bei. Darin liegt der große Unterschied: Wenn Sie etwas immer wieder erzählen, schleifen sich die neurologischen Bahnen tatsächlich immer tiefer ein. Durch das Aussprechen und Klopfen lösen sich diese alten Spuren aber auf und das Thema verliert immer mehr an emotionaler Ladung.

Versuchen Sie also nicht, freundlich, positiv oder spirituell zu sein, sondern tragen Sie ruhig ein bisschen dicker auf. Je treffender Ihre Beschreibung ist, desto schneller rufen Sie den „Schaltplan“ auf, der Ihrem Problem zugrunde liegt. Bei akuten Problemen wie Kopfschmerzen ist es nicht unbedingt notwendig, das Problem noch einmal ausdrücklich zu benennen – Sie sind ja schon eingestimmt. Ich würde Ihnen aber für den Anfang empfehlen, es trotzdem zu machen – es kann nicht schaden und die Arbeit wird dadurch meist noch etwas fokussierter.

Und das Schöne an EFT ist: Sie müssen keine Lösung für Ihr Problem finden. Gerade wenn Sie bereits andere Methoden kennen gelernt und ausprobiert haben, wird Ihnen das wahrscheinlich ungewohnt vorkommen. Es geht bei EFT nur um eine Beschreibung dessen, was ist, und nicht um eine Erklärung, woher es vielleicht kommt oder wie wir es gerne verändert hätten. Ich persönlich empfinde das als sehr entlastend.

2. Schritt: Den SUD- oder Stresswert feststellen

Nachdem Sie das Problem formuliert haben, ist es wichtig festzustellen, wie sehr Sie dieses Thema im Moment belastet. Dafür verwenden wir die so genannte SUD-Skala (Subjective Unit of Distress), also die subjektiven Stresseinheiten. Diese Skala wurde in den 50er-Jahren von dem Psychiater Joseph Wolpe eingeführt, die ursprünglich bis 100 gehende Skala wurde für die Energy Psychology auf 0 bis 10 reduziert. Um bei unserem Beispiel mit den Kopfschmerzen zu bleiben, könnte der SUD-Wert zum Beispiel bei 8, 7.5, 5 oder (gefühlten) 25 liegen.

Das Überprüfen des Stresswertes ist besonders am Anfang und bei der Arbeit mit Klienten wichtig. Es hilft Ihnen dabei, sich auf das Problem zu fokussieren und schafft Vertrauen in die Methode. Sie stellen fest: „Hey, der Wert geht ja wirklich runter!“ Bei der Arbeit mit Klienten zeigt dieses Vorgehen, ob oder dass wir auf dem richtigen Weg sind und wo der Klient gerade innerlich steht. Aber auch für erfahrene EFT-Anwender kann es bei bestimmten Themen sehr hilfreich sein, zwischendurch immer wieder den Stresswert festzustellen. Aus eigener Erfahrung weiß ich zum Beispiel, dass ich dazu neige, zu schnell von einem Thema zum nächsten zu springen. Der SUD-Wert hilft mir dabei, ein Thema wirklich auf 0 oder 1 zu reduzieren, bevor ich zum nächsten übergehe.

Wenn Sie Schwierigkeiten damit haben, den SUD-Wert für ein Problem festzustellen, raten Sie einfach – es geht hier schließlich nicht um wissenschaftliche Präzision, sondern nur um die Frage „Wie viel Stress bereitet mir dieses Problem/dieser Gedanke/diese Erinnerung in diesem Moment?“. Sollte das nicht helfen, können Sie auch auf die Bestimmung des SUD-Werts verzichten – EFT funktioniert trotzdem.

3. Schritt: Das Set-up / Korrektur der Psychologischen Umkehr (PU)

Nachdem Sie das Problem formuliert („Ich habe diese schrecklichen Kopfschmerzen.“) und den SUD-Wert bestimmt haben (8), beginnen wir mit dem so genannten Set-up.

Das Set-up dient dazu, unser System vorzubereiten – sozusagen „Grünes Licht“ zu geben. Sie korrigieren damit die so genannte „Psychologische Umkehr“, die in etwa 40 Prozent aller Fälle aktiv ist. Sollte sie bei Ihnen nicht aktiv sein, schadet eine Korrektur nicht, sollte sie es aber sein, hängt von dieser Korrektur der Erfolg der gesamten weiteren Sitzung ab. Bevor wir uns im Folgenden damit beschäftigen, wie die Korrektur funktioniert und was genau wir dabei machen, sollten wir jedoch wissen, was diese Psychologische Umkehr eigentlich ist.

Die von Callahan entdeckte PU ist eine Form der Selbstsabotage, bei der wir das eine wollen – und doch genau das Gegenteil davon tun (zum Beispiel wollen wir weniger Chips essen und haben uns doch wieder eine neue Tüte gekauft). Immer wenn Sie merken, dass Sie etwas nur mit größter Anstrengung tun können, ist eine PU aktiv am Werk. Oder wenn Sie sich Dinge immer wieder vornehmen und diese Versprechungen an sich selbst trotzdem nie halten. Nach Auffassung von Roger Callahan findet bei der PU eine buchstäbliche Umpolung der Meridianpolarität statt, die meistens durch den Einfluss von Toxinen ausgelöst wird.

Nach meiner Erfahrung ähnelt die Psychologische Umkehr eher der inneren Stimme, die das, was Sie bewusst erreichen möchten, zu verhindern versucht – und sie hat auch durchaus gute Gründe dafür. Sie ist ein Aspekt von uns und versucht, etwas für uns zu tun oder uns vor etwas zu bewahren. Das klingt im ersten Augenblick vielleicht paradox und Sie können sich natürlich zu Recht fragen, was für Vorteile es bringen soll, beruflich immer wieder zu scheitern, diese Neurodermitis nicht heilen lassen zu können oder keine Diät durchzuhalten. Aber die innere Stimme hat ihre Gründe, auch wenn sie oft für einen Teil von uns spricht, der in einem sehr frühen Alter stehen geblieben ist und sich nicht mit uns weiterentwickeln konnte – es sind oft die Ängste der zwei- bis fünfjährigen Kinder in uns, deren Gesetze einer eigenen Logik folgen. Aber solange Sie diesen Teil und das, was er zu sagen hat, nicht bewusst anhören, wird er eine Veränderung oder Heilung verhindern. Er zieht sozusagen die innere Handbremse an. Die Folge davon ist, dass wir in bestimmten Bereichen unseres Lebens nicht weiterkommen und uns immer wieder selbst im Weg stehen. Bezogen auf das Meridiansystem scheint dieser innere Widerspruch die Meridiane zu blockieren – er legt sozusagen die „Stromversorgung“ lahm, sodass das eigentliche Klopfen wirkungslos ist....