Wolf - Hund - Mensch

Die Geschichte einer jahrtausendealten Beziehung

(Autor)

Buch | Softcover
208 Seiten
2014 | 4. Auflage
Piper (Verlag)
978-3-492-30443-6 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Wolf - Hund - Mensch - Kurt Kotrschal
11,00 inkl. MwSt
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lt;p>Sie bevölkern seit jeher unsere Mythen und Märchen: Wölfe. Sie waren für den Menschen immer schon Partner und Gegner, Projektionsfläche und Zentrum in der Entwicklung der menschlichen Spiritualität. Der ausgewiesene Verhaltensbiologe Kurt Kotrschal rollt die Entwicklungsgeschichte des Hundes neu auf und berichtet über die ambivalente und facettenreiche Beziehung zwischen Wolf und Mensch. Er hilft uns, nicht nur unsere uralte Faszination für den Wolf besser zu begreifen, sondern lehrt uns auch den richtigen Umgang mit »dem besten Freund des Menschen«, dem Hund.

Kurt Kotrschal, Professor der Universität Wien, Leiter der Konrad-Lorenz-Forschungsstelle und Mitbegründer des Wolfsforschungszentrums in Ernstbrunn, Wissenschaftler des Jahres (2010).

Inhalt

Zum Beginn

Über dieses Buch

Auf den Wolf gekommen - eine persönliche Beziehungsgeschichte

Wolfsbeziehungen

Wolfsnacht

Partner Wolf?

Wölfe in den Köpfen der Menschen

Menschen, Wölfe und Raben: Eine ökologische Trias

Beutegreifer mit Familiensinn

Was Wölfe biologisch sind und wie das mit Menschen und Hunden zusammenpasst

Wir sind Säugetiere und als solche Wirbeltiere

Wolf - Hund - Mensch: Gemeinsames ...

... aber auch Unterschiede: Zur sozio-sexuellen Effizienz der Wölfe und zur Ineffizienz der Menschen und Hunde

Wir teilen ein "soziales Gehirn"Nur Wölfe und Hunde, nicht aber Menschen gehören zu den Fleischfressern: Die
Sippschaft der Carnivora

Woher die Wölfe stammesgeschichtlich kamen

Wölfe wie Menschen sind soziale Jäger und Sammler

Wölfe und Menschen sind spezialisierte Laufjäger

Wölfe "schufen" Pferde, Hirsche und andere Fluchttiere

Der soziale Erfolgsfaktor?

Wolfskulturen

"Traditionen" oder "Kulturen"?

Kulturen schränken den Austausch der Gene ein

Sesshafte und nomadische Wölfe

Zu Wesen und Verhalten von Wölfen

Eine weise und familienorientierte Kriegergesellschaft?

Führung in Wolfsrudeln

Ähnlichkeiten zwischen Wölfen und Menschen

Wolfsverhalten: Zum Einsatz arteigenen Verhaltensinventars

Hormone modulieren Verhalten

Von Wölfen und Menschen - eine ewige Beziehungskiste

Biophilie und tiefes Interesse anWölfen

Begeisterung, Ablehnung und spirituelle Wurzeln der Wolf-Mensch-Beziehung

Wölfe und die Spiritualität der Menschen

Wölfe und nordamerikanische Indianer

Die Wurzeln der Spiritualität im Animismus

Von gleicher Augenhöhe in die Abhängigkeit:Von Tieridolen zu Menschengöttern

Der "böse" Wolf

Wölfe als Projektionsfläche blühender und schrecklicher Phantasien

Von den Einstellungen zum Wolf

Einstellungen zum Wolf in Deutschland und Österreich

Auch wild lebende Wölfe sind von Menschen abhängig, jene in Gehegen sowieso

Verdrängung und Wiederausbreitung der Wölfe

Schutz, Konflikte und Erfolgsgeschichten

Wölfe in Österreich

Wölfe essen gelegentlich Menschen, sind aber keine Menschenfresser

Tollwut und hungrige Wölfe: Wie Menschen durch Wölfe zu Schaden kommen können

Sicher leben mit immer mehr Wölfen

Vom gefährlichen Beute - greifer zum Partner in der Forschung

Wölfe im Freiland

Warum eigentlich Wolfsforschung?

Das Wolfsforschungszentrum in Ernstbrunn

Manager bei den Wölfen

Die Hunde am Wolfsforschungszentrum

Als Wolf am Wolfsforschungszentrum

Sind menschensozialisierte Wölfe "domestiziert"?

Intelligenzleistungen und dumme Einschränkungen

Experimentelle Forschung am Wolf und am Wolf-Hund-Interface

Wozu Intelligenz?

Was wir forschen und wie wir das tun

Aus Wölfen wurden Hunde

Das (falsche) Wolfsbild prägte lange den Umgang mit unseren "besten Freunden"

Was Wölfe und Hunde unterscheidet (?!)

Mensch und Hund sind im Team nicht zu schlagen

Hunde - unsere wichtigsten Tierkumpane, ganz nah am Wolf

Domestikation macht sanft, verfressen, sexsüchtig und blöd (?)

Wie sich Wölfe zu Hunden domestizierten

Nutzhund oder Schadhund?

Spezialisten entstehen

Menschengesellschaften sind Hundegesellschaften

Rassehunde

Hundehaltung heute

Ausblick

Dank

Ausgewählte Literatur

Ausgewählte Links

Abbildungsnachweis

Zum Beginn
Wölfe und Hunde sind seit jeher in einem erstaunlichem Ausmaß unser wesensmäßiges Alter Ego. Wir lieben und hassen sie, wir achten und verachten sie, aber kaum jemand bleibt von ihnen unberührt. Seit etwa 60 000 Jahren leben Menschen mit Wölfen und ihrer mit uns sozial verträglichen Form, den Hunden, zusammen. Alle Kulturen des Homo sapiens sind in Beisein von Wölfen bzw. Hunden entstanden. Hunde sind nicht nur die längstgedienten, sondern auch die engsten Tierkumpane der Menschen. Sie sind uns wesensähnlich und können viel für uns tun, nicht nur als Polizei- oder Rettungshund. So fördert
das Aufwachsen mit Hunden die körperliche, emotionale und geistige Entwicklung von Kindern und ihre emotionale Intelligenz. Menschen teilen mit vielen anderen Tieren, besonders aber mit Wölfen und Hunden, ihr soziales Gehirn und ihre soziale Intelligenz, die Stressphysiologie sowie andere Prinzipien der sozialen Organisation. Es ist daher nicht verwunderlich, dass echte Sozialbeziehungen zwischen Menschen und anderen Tieren möglich sind. Als Teil des "philosophischen Moduls" des menschlichen Gehirns und als eines unserer Alleinstellungsmerkmale sind Menschen "biophil", d.h. nahezu "instinktiv" an
Natur und Tieren interessiert. Auch die menschliche Spiritualität entstand in dieser engen Naturbeziehung. Letztlich bleibt die Conditio humana ohne Bezug auf diese Natur- und Tierbeziehung unbegreifbar.
Von Wölfen geht eine eigenartige Faszination aus. Wölfe sind seit Urzeiten Brüder und Schwestern der Menschen. Und das nicht nur in den spirituellen Vorstellungen unserer steinzeitlichen Ahnen. Vielmehr sind uns Wölfe in ihrer Lebensweise ähnlicher als selbst unsere nächsten Verwandten, die Schimpansen. Wölfe und Menschen sind jeweils die innerhalb ihrer Klans freundlichsten und kooperativsten Arten ihrer Verwandtschaftsrunden, den Menschenaffen bzw. den Hundeartigen. Wenn es jedoch um die Bekämpfung gruppenfremder Artgenossen geht, sind wir beide konsequent und grausam.
Wölfe wie ursprüngliche Menschen leben in nach innen auf Zusammenarbeit ausgerichteten Kriegergesellschaften. Mit Nachbarn leben wir im Burgfrieden, wir tauschen uns freundlich mit ihnen aus und besuchen sie und gelegentlich bekämpfen wir sie bis aufs Blut. Zudem sind Wölfe und Menschen beide Top-Beutegreifer, die mit Hilfe ihrer Anpassungsfähigkeit, ihrer Kooperationsbereitschaft und ihres klugen Köpfchens nahezu alle Lebensräume der Nordhemisphäre besiedelten. Meist eroberten Wölfe und Menschen sogar dieselben Lebensräume. Wenn sie sich arrangierten, hatten beide kaum andere Beutegreifer zu fürchten. Wo hingegen das Verhältnis kippte, war der Mensch des Wolfes schlimmster Feind; und manchmal auch umgekehrt. Mensch und Wolf sind zwar nicht bluts-, wohl aber wesensverwandt, sozusagen Mitglieder derselben ökologischen Familie, derselben geistigen Sippschaft. Familienmitglieder sind einander bekanntlich nicht egal. Meist liebt oder hasst man ein ander, hegt zueinander Einstellungen und Erwartungen, die man Fremden gegenüber gewöhnlich nicht hat.
So leben Wolf und Mensch seit Urzeiten in einer oft ambivalenten Nahebeziehung. Kein Wunder also, dass bereits vor sehr langer Zeit aus dieser ökologischen Nahebeziehung auch eine soziale wurde, dass man sich aneinander anschloss. Ob damit anfangs neben dem spirituellen Bezug der Menschen zu Wölfen eine Nutzanwendung verbunden war, ist unbekannt. Als gesichert kann hingegen gelten, dass von den vielen Annäherungen zwischen Menschen und Wölfen einige wenige lange genug andauerten, um die Wölfe genetisch zu Hunden zu wandeln. So kam es, dass der Wolf in Form des Hundes zum Gefährten der menschlichen Kulturentwicklung wurde, zu einem Wegbegleiter über Jahrzehntausende, zum treuen Wächter, Kämpfer im Krieg, Jagdgefährten, Abfallbeseitiger oder schlicht Sozialgefährten.
Wir wurden in Gemeinschaft mit Tieren, besonders aber mit Wölfen und Hunden, zu modernen Menschen.

Erscheint lt. Verlag 10.6.2014
Reihe/Serie Piper Taschenbuch
Verlagsort München
Sprache deutsch
Maße 120 x 187 mm
Gewicht 242 g
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Natur / Technik Natur / Ökologie
Sachbuch/Ratgeber Natur / Technik Tiere / Tierhaltung
Schlagworte Beziehung • Entwicklungsgeschichte • Hunde • Mensch • Mensch-Tier-Beziehungen • Mensch und Hund • Verhaltensbiologie • Wissenschaftsbuch des Jahres • Wolfforschung • Wolf und Hund
ISBN-10 3-492-30443-5 / 3492304435
ISBN-13 978-3-492-30443-6 / 9783492304436
Zustand Neuware
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