Deutsche AntifaschistInnen in Barcelona (1933–1939)
Verlag Graswurzelrevolution
978-3-939045-22-9 (ISBN)
Am 19. Juli 1936 trat eine kleine Gruppe deutscher EmigrantInnen in Barcelona ins Rampenlicht der politischen Öffentlichkeit. An der Seite ihrer spanischen GenossInnen kämpften Mitglieder der Gruppe "Deutsche Anarchosyndikalisten im Ausland" (DAS) gegen deutsche Nationalsozialisten, die sich den putschenden Militärs unter General Franco angeschlossen hatten. Beim Sturm auf den Deutschen Klub erbeutete die DAS Dokumente, die belegten, dass die gut organisierte Auslandsorganisation der NSDAP in Spanien GegnerInnen des NS-Regimes überwachte und einschüchterte sowie Einfluss nahm auf die spanische Innenpolitik. Die Aktivitäten der DAS und der deutschen Freiwilligen, die in anarchistischen Milizen kämpften, stehen im Zentrum dieser Arbeit. Das Buch hat einen dreifachen Bezug: Es ist ein Beitrag zum deutschen Exil in Spanien und des Engagements deutscher Freiwilliger im spanischen Bürgerkrieg, ein Beitrag zur Geschichte des internationalen Anarchosyndikalismus in der Zwischenkriegszeit und ein Beitrag zur Geschichte der spanischen Revolution.
Prof. Dr.-Ing. Dieter Nelles wurde 1939 in Frankfurt a. M. geboren. 1962 erwarb er dort das Fachhochschuldiplom. Nach einer kurzen Tätigkeit bei AEG begann er mit seinem Studium an der Technischen Hochschule in Darmstadt, das er 1966 abschloss. Anschließend promovierte er 1972 in Berlin auf dem Gebiet der Stabilität elektrischer Versorgungsnetze. 1966 begann er bei AEG als Entwicklungsingenieur und wurde 1972 Leiter der Technisch-Wissenschaftlichen Abteilung. Von dort kam er 1982 an die Universität Kaiserslautern und baute den Lehrstuhl "Elektrische Energieversorgung - Kraftwerkstechnik und Energieübertragung" auf. Zusammen mit Dr.-Ing. H. Opperskalski veröffentlichte er das Buch Digitaler Distanzschutz, Deutscher Universitäts-Verlag, und gemeinsam mit Dr.-Ing. habil. C. Tuttas das Buch Elektrische Energietechnik, B. G. Teubner. Am Lexikon Energietechnik (Herausgeber H. Schäfer) des VDI-Verlags, jetzt bei Springer, hat sich Prof. Nelles mit dem Teil Starkstromanlagen und Hochspannungstechnik beteiligt.
Linse, Ulrich, Prof. Dr., Jg. 1939, bis 2004 Professor für Neuere Geschichte/Zeitgeschichte an der Fachhochschule München; seither: Geschichte der Alternativen Bewegungen, Wissenschaftsgeschichte mit Schwerpunkt Osmanisches Reich/Insel Rhodos.
EinleitungI. Deutsche Einwanderung in Barcelona zu Beginn des 20. JahrhundertsCarlos Garcia und Harald PiotrowskiHindernisse und Begrenzungen der Einwanderung / Die jüdische Emigration. InternationalistInnen und Subversive / Nazifizierung der deutschen Kolonie und antifaschistischer Widerstand / Der Fall Ludwig Stautz und Der AntifaschistII. Die Gruppe „Deutsche Anarchosyndikalisten“ (DAS) in Spanien.Ulrich LinseSpanierInnen im deutschen Exil – Deutsche als RevolutionstouristInnen in Spanien. Zum Verhältnis deutscher und spanischer AnarchistInnen 1900–1933 / Sturm über Spanien / Die Gruppe DAS in Barcelona von Hitlers Machtantritt 1933 bis zum Ausbruch des Bürgerkriegs 1936III. „Die Fremdenlegion der Revolution“ – Deutsche AnarchosyndikalistInnen und Freiwillige in anarchistischen Milizen im spanischen BürgerkriegDieter NellesDie CNT-FAI und der internationale Anarchosyndikalismus / Die Gruppe DAS im Bürgerkrieg. Praxis und Organisation. Die Mai-Tage und die Folgen / Deutsche Freiwillige in den Milizen der CNT-FAI. Ausländische Freiwillige. Deutsche Freiwillige: Die Grupo Internacional der Kolonne Durruti. Die Grupo Erich Mühsam. Die Batterie „Sacco und Vanzetti“. Deutsche in der Kolonne Ascaso. Deutsche in den Grenztruppen Port-Bou. Deutsche in anderen anarchistischen Milizen. Die Militarisierung der Milizen. Die Compania Internacional der Division Durruti: Organisation und militärische Aktionen. Konflikte in der Compania Internacional. Die Auflösung der internationalen Einheiten der CNT-FAI und die Folgen. Das Profil der Freiwilligen. Frauen in den Milizen / Die Verbindungen der DAS nach Deutschland und zum deutschen Exil / Weltkrieg und NachkriegszeitIV. Der Kampf um die Kontrolle der öffentlichen OrdnungCarlos Garcia und Harald PiotrowskiV. Der 19. Juli und die Kollektivierungen: Ausländische Interessen und diplomatische KonflikteCarlos Garcia und Harald PiotrowskiDie ausländischen BewohnerInnen in den ersten revolutionären MonatenVI. Die Generalitat und das deutsche Konsulat im Rahmen der Aktionen der Gruppe DAS: Zusammenarbeit, Zweideutigkeiten, SpannungenCarlos Garcia und Harald PiotrowskiDie Aktionen der antifaschistischen deutschen EmigrantInnen im Briefwechsel zwischen Generalitat und deutschem GeneralkonsulatVII. Die Gruppe DAS gegen die Nazis zwischen Juli und November 1936Carlos Garcia und Harald PiotrowskiDer Informationsdienst der CNT-FAI-AIT / Die Zeitschrift Die Soziale Revolution / Die Gruppe DAS und die Kontrolle der ausländischen Freiwilligen / Das Comite Internacional de Emigrados Antifascistas (CIDEA)VIII. Durchsuchungen und Enteignungen bei deutschen Nazis. Zwei exemplarische Fälle: Theresienheim und Deutsche SchuleCarlos Garcia und Harald PiotrowskiIX. Kleine Geschichte eines vergessenen Buches: SchwarzrotbuchCarlos Garcia und Harald PiotrowskiDas SchwarzrotbuchX. Die deutschen antifaschistischen EmigrantInnen und die stalinistische RepressionCarlos Garcia und Harald PiotrowskiKonflikt und Distanz zwischen der Gruppe DAS und der CNT / Informanten und Spitzel in der DAS: Der Servicio Alfredo HerzAnhang I. Annemarie Götze: Als Kind in der spanischen RevolutionDieter NellesAnhang II. Etta Federn und die Zeitschrift Vida Nueva (Neues Leben) aus BlanesCarlos Garcia und Harald PiotrowskiVerzeichnis der AbkürzungenBiografienDieter Nelles in Zusammenarbeit mit Hans-Jürgen Degen, Wolfgang Haug, Ulrich LinseNamensindex
Am 19. Juli 1936 trat eine kleine Gruppe deutscher EmigrantInnen in Barcelona ins Rampenlicht der politischen Öffentlichkeit. An der Seite ihrer spanischen GenossInnen kämpften Mitglieder der „Gruppe Deutsche Anarchosyndikalisten im Ausland“ (DAS; dies war der offizielle Name, im Buch wird das Kürzel in gebräuchlicherer Form mit „Deutsche Anarchosyndikalisten“ wiedergegeben) gegen deutsche NationalsozialistInnen, die sich den putschenden Militärs unter General Franco angeschlossen hatten. Beim Sturm auf den Deutschen Klub erbeutete die Gruppe DAS Dokumente, die belegten, dass die gut organisierte Auslandsorganisation der NSDAP in Spanien GegnerInnen des NS-Regimes überwachte und einschüchterte sowie Einfluss nahm auf die spanische Innenpolitik. Die DAS veröffentlichte diese und weitere Dokumente, die sie bei Haussuchungen und Verhaftungen von nationalsozialistischen Deutschen fand, im „Schwarzrotbuch. Dokumente über den Hitlerimperialismus“, das 1937 in deutscher und 1938 in spanischer Sprache in Barcelona erschien. Die Aktivitäten der Gruppe DAS und der deutschen Freiwilligen, die in anarchistischen Milizen kämpften, sowie der deutschen bzw. deutschsprachigen Mitarbeiter des Auslandssekretariats der CNT-FAI, Augustin Souchy, Martin Gudell und Paul Partos stehen im Zentrum dieser Arbeit. Im ersten Kapitel skizzieren Carlos Garcia und Harald Piotrowski die deutsche Emigration in Barcelona. Im zweiten Kapitel stellt Ulrich Linse das Verhältnis deutscher und spanischer AnarchosyndikalistInnen bis 1933 und die Geschichte der Gruppe DAS bis zum Aufbruch der Revolution dar. Dieter Nelles gibt in seinem Beitrag einen Überblick über das Verhältnis der CNT-FAI zum internationalen Anarchosyndikalismus, die Aktivitäten der DAS während des Bürgerkriegs, das Engagement von Deutschen in den Milizen der CNT-FAI, die Beziehungen der DAS zum deutschen Exil und das Schicksal der DAS-Mitglieder nach dem Bürgerkrieg. Dem schließen sich in den folgenden Kapiteln Fallstudien von Carlos García und Harald Piotrowski zu spezifischen Aspekten der Praxis der DAS an: dem Kampf um die Kontrolle der öffentlichen Ordnung im revolutionären Barcelona, der Kollektivierung des ausländischen und speziell des deutschen Eigentums, dem Verhältnis zwischen der katalanischen Regierung (Generalitat) und dem deutschen Konsulat, den Aktionen der DAS gegen deutsche Nazis, den Publikationen der DAS sowie der stalinistischen Repressionen gegen die DAS nach den Mai-Tagen in Barcelona 1937.Das Buch hat einen dreifachen Bezug: Es ist ein Beitrag zum deutschen Exil in Spanien und zum Engagement deutscher Freiwilliger im spanischen Bürgerkrieg, ein Beitrag zur Geschichte des internationalen Anarchosyndikalismus in der Zwischenkriegszeit und ein Beitrag zur Geschichte der spanischen Revolution. Alle diese Gebiete stehen nicht gerade im Zentrum der deutschen Geschichtsforschung. Zwar sind im letzten Jahrzehnt einige Arbeiten zu deutschen Freiwilligen im spanischen Bürgerkrieg erschienen, aber insgesamt bleibt die Forschung hinter dem internationalen Stand zurück. (1) Dies gilt ebenso für die Anarchismusforschung, die es an deutschen Universitäten praktisch nicht gibt; abgesehen von einigen wenigen akademischen Abschlussarbeiten. (2) Und hinsichtlich der spanischen Revolution steht die 1978 erschienene Arbeit von Walther L. Bernecker immer noch allein auf weiter Flur. (3)Das vorliegende Buch hat eine lange Vorgeschichte. Es begann Ende der Achtzigerjahre als ein nicht abgeschlossenes Projekt von Hans-Jürgen Degen, Wolfgang Haug, Ulrich Linse und Dieter Nelles über „Deutsche Anarchisten im Spanischen Bürgerkrieg“. Ergebnisse dieses Projekts waren bislang nicht veröffentlichte Aufsätze von Ulrich Linse, Kurzbiographien über Mitglieder der Gruppe Deutsche Anarchosyndikalisten und MilizionärInnen in Spanien und mehrere Aufsätze von Dieter Nelles. Zu diesem Zeitpunkt lebten noch einige Mitglieder der DAS und der Milizen, die noch interviewt werden konnten: Karl Brauner, Ernst Galanty, Helmut Kirschey, Marta Wüstemann (Lewin). Als letzte Zeitzeugin lebt noch Annemarie Dagerman in Stockholm, die 1934 mit ihren Eltern Ferdinand und Elly Götze ins Exil nach Spanien ging.Die Gespräche mit ihnen und die Erinnerung an sie waren für Dieter Nelles eine wichtige Motivation, das Angebot von Carlos García und Harald Piotrowski, die seit 2008 vor allem in spanischen Archiven über die Gruppe DAS forschten, anzunehmen und ein gemeinsames Buch über die DAS zu publizieren. Das Ergebnis ist keine Arbeit aus einem Guss. Aber wir meinen, dass die verschiedenen Perspektiven, die „deutsche“ und die „spanische“, gerade die Stärke dieses Buches ausmachen.Anmerkungen1 Vgl. Dieter Nelles: Neuere Literatur zu deutschen Freiwilligen im Spanischen Bürgerkrieg, in: Sozialwissenschatliche Literaturrundschau, 31. Jg. (2008), H. 1, S. 55–65.2 Besonders erwähnenswert ist in diesem Zusammenhang die literaturwissenschaftliche Dissertation von Martin Baxmeyer: Das ewige Spanien der Anarchie. Die anarchistische Literatur des Bürgerkriegs (1936–1939) und ihr Spanienbild. Edition Tranvia, Berlin 2012.3 Walther L. Bernecker: Anarchismus und Bürgerkrieg. Zur Geschichte der Sozialen Revolution in Spanien 1936–1939. Hoffmann & Campe, Hamburg 1978, 2., mit einer neuen Einleitung versehene Auflage: Verlag Graswurzelrevolution, Nettersheim 2006.
Erscheint lt. Verlag | 5.11.2013 |
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Sprache | deutsch |
Original-Titel | Antifascistas alemanes en Barcelona (1933-1939) / El grupo DAS: Sus actividades contra la red nazi y en el frente de Aragón |
Maße | 130 x 200 mm |
Gewicht | 535 g |
Einbandart | kartoniert |
Themenwelt | Sachbuch/Ratgeber ► Geschichte / Politik ► 20. Jahrhundert bis 1945 |
Geschichte ► Allgemeine Geschichte ► 1918 bis 1945 | |
Schlagworte | Anarchismus • Antifaschismus • Barcelona, Geschichte • Deutsche Anarchosyndikalisten (DAS) • Exil • Spanien, Geschichte • Spanischer Bürgerkrieg |
ISBN-10 | 3-939045-22-5 / 3939045225 |
ISBN-13 | 978-3-939045-22-9 / 9783939045229 |
Zustand | Neuware |
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