Im Herzen Europas
Beck, C H (Verlag)
978-3-406-46709-7 (ISBN)
- Titel erscheint in neuer Auflage
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An der Schwelle des 21. Jahrhunderts ist Polen in eine neue Phase seiner politischen Entwicklung eingetreten: als souveräner Staat, befreit vom "Trauma"_ seiner geographischen Lage. Norman Davies erzählt in seinem international vielbeachteten Buch die Geschichte der polnischen Nation von ihren Anfängen bis in die unmittelbare Gegenwart. Indem er Schicht für Schicht die Ereignisse und Elemente in der Vergangenheit aufspürt und sie mit den späteren Entwicklungen in Beziehung setzt, liefert er den Schlüssel zum Verständnis der dramatischen Ereignisse der polnischen Geschichte im 19. und 20. Jahrhundert. Nach jahrzehntelangen Kämpfen um die Grenzen und seine Selbstbehauptung hat Polen unter großen Opfern endlich erreicht, was unerreichbar schien: seine Souveränität. Es hat Aufnahme in die NATO gefunden, strebt die Mitgliedschaft in der EU an und sieht sich heute durchaus in einer Vermittlerfunktion zwischen Ost und West. Ausgelöst wurde dieser Wandel durch die einzigartige Bewegung der Solidarität, die Norman Davies auch als äußerer Rahmen für seine Darstellung der Geschichte der polnischen Nation dient.
Norman Davies, geb. 1939 in Bolton, Lancashire, ist Professor em. der Universität London, seit 1974 Fellow of the Royal Historical Society, seit 1996 Supernumery Fellow am Wolfson College, Oxford und Mitglied der Fakultät für Moderne Geschichte, Oxford University. Er hat zahlreiche Werke zur Geschichte Polens und Europas veröffentlicht.
"DAS ERBE DER DEMÜTIGUNG
Das kommunistische Polen
Es wird kaum ein Land auf der Welt geben, in dem das Regierungssystem so verrufen war wie das in Polen in den 1980er Jahren. Man mag von den Ereignissen der Jahre 1980 - 1981 denken, was man will, doch kann niemand vernünftigerweise bestreiten, daß die Entstehung der freien Gewerkschaftsbewegung 'Solidarität' schlüssig bewies, daß außer der eigenen Elite niemand mehr an das kommunistische Regime in Polen glaubte. Die Verhängung des Kriegsrechts am 13. Dezember 1981 mußte denn auch als stillschweigendes Eingeständnis gewertet werden, daß die Kommunisten sich nur noch mit nackter Gewalt an der Macht halten konnten. Einige Kritiker argumentierten, daß das Regime in den letzten zehn bis fünfzehn Jahren nach und nach jeden Kredit eingebüßt habe. Andere behaupteten, es habe von Anfang an keine ausreichende öffentliche Zustimmung besessen. Aus der Sicht des klassischen Liberalismus, dem zufolge Regierungen sich auf die Zustimmung de r Regierten stützen sollten, war die Volksrepublik Polen gewiß nicht nur eine politische Leiche, sondern hätte gar nicht erst geboren werden dürfen.
Natürlich besaß Polen nicht die einzige Diktatur der Welt, und es konnte trotz aller Widerwärtigkeiten kaum zu den gewalttätigsten Ländern gerechnet werden. Den Vereinten Nationen gehören mehr Diktaturen als Demokratien an, und gemessen an den dort üblichen Praktiken hatte sich das kommunistische Regime in Polen der extremeren Formen politischer Gewalt durchweg enthalten. Verbrechen vom gleichen Kaliber, wie sie den unglücklichen disparidos in Argentinien und den Opfern des fanatischen Pol Pot in Kambodscha oder des wahnsinnigen Feldmarschalls Idi Amin "Dada" in Uganda angetan wurden, konnte man Polen nicht vorwerfen. Am besten wird man das kommunistische Polen durch den Hinweis charakterisieren, daß es nicht dem Vorbild seines Gönners und Mentors, der Sowjetunion, gefolgt ist, wo die Zahl der politischen Opfer in die zig Mi llionen ging, und zwar bis in eine Zeit hinein, an die man sich noch lebhaft erinnert. Die politische Unterdrückung in Polen war aus der Nähe besehen unangenehm genug und für die Tausenden, die in Internierungslagern eingesperrt waren, äußerst ungemütlich, doch anstößig war sie weniger durch physische Grausamkeit als vielmehr durch moralische Korruption und intellektuelle Absurdität. Gemessen an den vorherrschenden Trends und Bestrebungen der polnischen Gesellschaft, hatte sie keine überzeugende raison d'etre.
Diktaturen kommen ja meistens durch klar definierte innenpolitische Umstände zustande. Einige können, speziell in Afrika, mit der Notwendigkeit begründet werden, sich bekriegende Stämme oder unversöhnliche Gemeinschaften, die in einem Staat zusammenleben, auseinanderzuhalten. Viele gehen aus einem Bürgerkrieg hervor, so in Spanien in den dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts. Manche werden akzeptiert, weil ihnen eine unerträgliche soziale Unterdrückung vorausging ..."
Übersetzer | Friedrich Griese |
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Vorwort | Bronislaw Geremek |
Zusatzinfo | mit 30 Abbildungen auf Tafeln, 12 Karten und 4 Diagrammen |
Sprache | deutsch |
Original-Titel | Heart of Europe. A Short History of Poland |
Maße | 141 x 223 mm |
Gewicht | 916 g |
Themenwelt | Sachbuch/Ratgeber ► Geschichte / Politik ► Allgemeines / Lexika |
Schlagworte | EU • Europa • Europäische Union • Geografie • Geographie • Geschichte • Hardcover, Softcover / Sachbücher/Geschichte/Allgemeines, Nachschlagewerke • HC/Sachbücher/Geschichte/Allgemeines, Nachschlagewerke • Nation • NATO • Polen • Polen, Geschichte • Politik • Solidarität • Souveränität • Staat • Trauma • Vergangenheit |
ISBN-10 | 3-406-46709-1 / 3406467091 |
ISBN-13 | 978-3-406-46709-7 / 9783406467097 |
Zustand | Neuware |
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