Das 1 x 1 der Vortragskunst

Ein Ratgeber für Vortragende und Einladende

(Autor)

Buch | Softcover
84 Seiten
2013
Kenkel, Peter (Verlag)
978-3-944419-05-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Das 1 x 1 der Vortragskunst - Peter Kenkel
12,50 inkl. MwSt
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Lampenfieber, Versprecher, ähhs und ehmmms, gähnendes Publikum, rückkoppelnde Mikrofone – all dies gehört der Vergangenheit an, wenn Sie sich Peter Kenkels Ratschläge aus der Praxis für die Praxis des Vortragswesens eine Woche vor Ihrem Auftritt unter das Kopfkissen legen!
Dieser Leitfaden interessiert aber auch VeranstalterInnen – Hotels, Vereine, Verbände -, denn er enthält wichtige Tips zum gekonnten Auftritt des Stars, für die Vorfeldarbeit und für die Nachbearbeitung.
Also ein Kompaktpaket zum Thema Vortragswesen, aufgelockert durch witzige Cartoons, die ebenso zum Schmunzeln einladen wie der locker und leicht lesbar geschriebene Text

Am Anfang war das Wort „Sehr verkehrte Damen und ähh.!” Schwitz, Räusper, ein Versprecher - und das erst noch am Anfang der Rede! Natürlich geht ein Raunen durch die Zuhörerschar, selbstverständlich feixt dahinten einer unverschämt, und ganz bestimmt lesen die jungen Leute in der zweiten Reihe auf dem Schlachtfeld der Gesichtszüge des Redners unverblümt dessen erste Niederlage ab. Warum bedeutet die Aufforderung, jetzt und hier oder im günstigsten Falle dann und dort zu diesem oder jenem Anlaß das Wort zu ergreifen, meist eine mit Stirnrunzeln und Kratzen hinter dem Ohr quittierte Herausforderung? Warum heißt eine Rede halten, für so viele Zeitgenossinnen und -genossen nichts anderes, als sich hölzern und adrenalinstoßgeplagt durch den mühsam erarbeiteten Text zu quälen? Und warum gibt es umgekehrt jene schamlose Spezies von Mitmenschen, die, Fernseh-Show-Mastern gleich, nichts lieber annehmen als die Chance, sich parlierend 'in Szene zu setzen', anscheinend ohne Lampenfieber und überfallartig auftauchendes Ideenvakuum? Und warum schließlich begegnen uns obendrein immer wieder jene unausstehlichen Zeitgenossen, die sich für Showmaster halten, in Wahrheit aber zu den hölzernen Zeitgenossen gehören und durch nichts hervorstechen als durch ihr eisernes Durchhalten auf Kosten einer paralysiert dahindämmernden Zuhörerschar? Nun, der Mensch ist ein soziales Wesen. Sich in Worten verständigen zu können ist das Fundament des Menschseins. Miteinander reden können befreit, fördert Gemeinsames, läßt die Welt anderer verstehen. Wer einmal erkannt hat, daß ein sorgfältiger Umgang mit der Sprache direkte Auswirkung auf das eigene Empfinden und die Fähigkeit zum präziseren Denken hat, wird das gesprochene Wort überlegter verwenden. Das gesprochene Wort ist auch wesentlicher Bestandteil unseres kosmischen Seins, es wirkt nicht nur auf den Verstand, sondern auch physisch und feinstofflich, wie die Gedanken zur 'Sprach¬gestaltung' aus der Feder Rudolf Steiners zeigen. Die Erscheinung der sogenannten Nivellierung unseres allgemeinen Sprachniveaus hat zur Folge, daß Feinheiten des menschlichen Zusammenlebens, die durch einen reichen Wortschatz erhalten werden würden, verlorengehen. Dies wiederum wirkt sich entscheidend auf unsere Fähigkeit aus, überhaupt noch miteinander über Gefühle und Empfindungen zu sprechen, ohne uns hohler Formeln oder nichtssagender Allgemeinbegriffe bedienen zu müssen. Eine gewählte, sorgfältig bedachte und durchaus gelegentlich anstrengende Ausdrucksweise ist in einer immer komplizierter werdenden Zeit überlebensnotwendig. Zwar gilt - wenn es um die Notwendigkeit geht, rasch auf den Punkt zu kommen - nach wie vor, daß in der Kürze die Würze liegt. Aber umgekehrt ist jedem verständlich, daß die immer zahlreicher werdenden Meinungen, Erkenntnisse, Einsichten und Perspektiven unserer materiellen und immateriellen Welt - also ihre vielzitierte sogenannte Komplexität - nicht mit einer immer einfacher werdenden Sprache und einem immer kleiner werdenden Wortschatz zu fassen sind. Der Verzicht auf eine komplexe Ausdrucksweise darf deshalb nicht damit begründet werden, komplex sei gleich kompliziert, also umständlich und unschön. So wie heutzutage kein Handwerker mehr eine Maschine mit einem einfachen Schraubenschlüsselsatz reparieren kann, sondern über eine Reihe ausgeklügelter Spezialwerkzeuge verfügen muß, so erfordert unsere komplizierte Welt auch ein flexibleres Sprachvermögen. Deshalb sollten wir gerade beim jedermann zugänglichen und jederzeit einsatzbereiten 'Werkzeug Sprache' uns der Anstrengung einer zunehmenden Verfeinerung unterziehen. Arthur Schopenhauer, der bissige Sprachkritiker, bemerkte dazu: ”Überhaupt soll man nie und nirgends der Kürze auch nur das kleinste Opfer auf Kosten der Bestimmtheit und Präzision des Ausdrucks bringen: denn die Möglichkeit dieser ist es, welche einer Sprache ihren Wert gibt, indem es nur vermöge ihrer gelingt, jede Nuance, jede Modulation eines Gedankens genau und unzweideutig auszudrücken, ihn also wie im nassen Gewande, nicht wie im Sack erscheinen zu lassen, worin eben die schöne, kraftvolle und prägnante Schreibart besteht, welche den Klassiker macht. ” ) Liebe Leserin, lieber Leser: Je zahlreicher das Publikum, desto brisanter die Ausgangslage: Die Einsamkeit des Redners gleicht oft der des Tormanns beim Elfmeter. Denn in aller Regel sind eben alle Ohren und, was häufig Vergessen wird, auch alle Augen auf die oder den Vortragende/n gerichtet. Dies wird den somit hundertfach Geröntgten zweifellos zu einem anderen Verhalten bewegen, als wenn er in einem Chor als eine Stimme unter vielen sänge. Selbst prominente und kampferprobte Vielredner berichten in stillen Stunden über das noch nach Jahren aufkommende Empfinden, gleichsam nackt vor einer drohenden Wand aus den tausend Augen des Dr. Mabuse zu stehen. Das berühmte Lampenfieber, das seinen Ursprung ja in der Angst davor hat, im grellen Scheinwerferlicht zu stehen, ist vor allem auf das Empfinden zurückzuführen, dieses helle Licht würde alles, aber auch restlos alles durchleuchten und offenlegen, vor allem die eigene Nervosität. Zumindest im Hinblick auf Äußerlichkeiten trifft dies übrigens tatsächlich zu: Eine sonst unauffällige, kleine Hautunebenheit, ein leicht dunkler, im normalen Tageslicht übersehener Fleck am Anzugrevers oder eine in der Tageshektik vernachlässigte Falte in der Bluse bieten sich einem kritischen Publikum im Saal gleichsam auf dem scheinwerferbestrahlten Tablett zur ruhigen Betrachtung dar. Gleiches gilt für die Angst vor Versprechern: Die Anekdoten über berühmte Versprecher in Theatern und Vortragssälen füllen Bände und spiegeln die im Grunde beruhigende Tatsache wider, daß selbst Profis dieser Gefahr, die Liveauftritte jeder Art immer wieder zu einem Roulette für die Beteiligten werden läßt, nicht immer entgehen. Sie ist die Konsequenz eines Gemisches aus Eitelkeit, Konzentrationszwang, schlechter Tageskondition, Nervosität und widriger Umstände. Daß vor lauter Aufregung eben die sehr 'verkehrten Damen und Herren' begrüßt werden, weil im ersten Satz, auf den sich der Redner bereits voll konzentrierte, das Wort ',verkehrt' vorkam; daß bei einer Grabrede in Anwesenheit vieler älterer Personen als Folge einer sogenannten Freudschen Fehlleistung schon mal die sehr geehrten Anwesenden als ”sehr geehrte Verwesende” angesprochen wurden, ist keine Erfindung des Autors. Handelt es sich beim Thema der Rede um ein sehr emotionsgeladenes oder gar eines, von dessen Aussage der Redner oder die Rednerin ein kritisches Publikum erst mühevoll überzeugen muß, entstehen leicht jene überaus peinlichen Räusper -, Manuskriptgeraschel -, Krawatten-Zurechtrück- und Äähhh-eehhmmm-Pausen, die den vortragenden Star die biblische Einsicht ”.und sie erkannten, daß sie nackt waren” tief empfinden lassen. Dem Publikum vorgetragene Wünsche, ausführlich präsentierte Projekte, Erfolge (oder der Versuch zur wortreichen Verschleierung von Mißerfolgen) wie auch das Absingen von Lobeshymnen auf noch atmende Personen oder bereits modernde Unternehmen können brillant, spannend, verständlich und einprägsam dargeboten und entsprechend verstanden werden - oder, im anderen Falle, reaktionslos verhallen. Jeder Bühnenkünstler wird mit bitterem Unterton nach dem dritten Glas gestehen, daß er außer den großen Auditorien kaum eine Situation im Leben kennt, bei der wie in einer Lotterie die Chance für schlechtes Wetter im Publikum ebenso groß ist wie die Aussicht auf Sonnenschein. Wie im Kürlauf kommt es 'in dieser Stunde der Wahrheit' nur auf eine Person an, auf ihre Botschaft und ihre Ausstrahlung, ob die Massenseele kocht oder schlummert: Auf den Vortragenden! Es gilt allerdings auch hier die Erkenntnis: Erfahrung macht die Meisterin und den Meister! Wer täglich mit Menschen im Berufsleben spricht, sie im Verkauf beeinflußt, informiert und berät, wird sich in aller Regel selbstbewußter, gewandter, flüssiger und mit einem größeren Wortschatz ausdrücken als jene, die im Alltag eher zu den Sprachkonsumenten als den Sprachproduzenten zählen. Auch hier erweist sich, daß es sich bei der Fähigkeit zur Kommunikation um einen Muskel handelt, der, wie jeder andere Muskel auch, seine Kraft verliert, wenn er nicht trainiert wird. Die Notwendigkeit, vor einem größeren oder gar kritischen Publikum zu sprechen, oft noch in festlicher oder zumindest ungewöhnlicher Atmosphäre, unterwirft weltweit alle Rednerinnen und Redner gnadenlos den gleichen Gesetzen. Dies eröffnet die Chance, Todsünden zu vermeiden und läßlichen Sünden vorzubeugen. Ihnen dabei zu helfen, verehrte Hörerin, verehrter Hörer, ist der Zweck dieser Schrift. Weil jede Seite die Probleme der anderen kennen und als eine gemeinsame Herausforderung betrachten sollte, habe ich bewußt die Tips und Ratschläge für Vortragende mit jenen für die Veranstalterinnen und Veranstalter gemischt. Nicht genug also damit zu erfahren, was man(n) oder Frau selbst alles falsch machen kann, nein, es bleibt Ihnen nicht erspart, auch noch die Fallstricke der Aufgaben der anderen Seite zu erfahren. Aber sehen wir es doch positiv: Im Falle eines gelungenen Auftritts wissen alle Beteiligten den Erfolg noch besser zu schätzen, weil uns eben gerade bekannt ist, wieviel Sorgfalt und Mühe ein gelungener Vortrag erfordert. Und nun: Ab in die Arena.!

Illustrationen Hannes Borer
Sprache deutsch
Einbandart Paperback
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Beruf / Finanzen / Recht / Wirtschaft Briefe / Präsentation / Rhetorik
ISBN-10 3-944419-05-7 / 3944419057
ISBN-13 978-3-944419-05-3 / 9783944419053
Zustand Neuware
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