Die Brüder Boateng

Drei deutsche Karrieren

(Autor)

Buch | Hardcover
272 Seiten
2012 | 1. Aufl. 2012
Tropen (Verlag)
978-3-608-50308-1 (ISBN)
19,00 inkl. MwSt
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Drei Brüder, zwei Mütter, ein Vater, ein Ziel: Fußballprofi zu werden. George, der älteste, hat es nicht geschafft. Heute züchtet er Hunde und macht Musik. Kevin hat bei der WM 2010 für Ghana gespielt und trumpft nun bei AC Mailand auf. Bei Jérôme, so scheint es, lief alles nach Plan. Er verteidigt für den FC Bayern und die deutsche Nationalmannschaft.

Das Buch erzählt vom Aufwachsen in zwei grundverschiedenen Stadtteilen, von Unterstützung und Vernachlässigung in Familie, Schule und Fußballverein, vom Aufstieg im Profifußball bis hin zu den Spitzenklubs und von Integration und Ausgrenzung.


Drei Brüder, zwei Mütter, ein Vater, ein Ziel: Fußballprofi zu werden. George, der älteste, hat es nicht geschafft. Heute züchtet er Hunde und macht Musik. Kevin hat bei der WM 2010 für Ghana gespielt und trumpft nun bei AC Mailand auf. Bei Jérôme, so scheint es, lief alles nach Plan. Er verteidigt für den FC Bayern und die deutsche Nationalmannschaft.

Das Buch erzählt vom Aufwachsen in zwei grundverschiedenen Stadtteilen, von Unterstützung und Vernachlässigung in Familie, Schule und Fußballverein, vom Aufstieg im Profifußball bis hin zu den Spitzenklubs und von Integration und Ausgrenzung.


Die Geschichte beginnt im Berliner Wedding in einem Fußballkäfig am Panke-Kanal. Hier sind George (geboren 1982) und Kevin (geboren 1987) aufgewachsen, hier hat auch ihr Halbbruder Jérôme aus Berlin-Wilmersdorf (geboren 1988) das Fußballspielen gelernt. Doch es geht in diesem Buch um mehr als um Fußball und das Spiel mit und ohne Ball. Es geht um Väter und Söhne, um den abwesenden Vater, den afrikanischen Vater und deutschen Rassismus. Es geht um Schule und Ausbildung, um Familie und Vernachlässigung, um Lehrer und Trainer, um männliche Bezugspersonen. Es geht um Ehrgeiz und den Willen zum Erfolg, ums Kämpfen und Aufgeben, ums Hinfallen und Wiederaufstehen und um ein berühmtes Foul.

Michael Horeni geboren 1965, hat in Frankfurt Politologie studiert. Seit 1989 ist er in der Sportredaktion der »Frankfurter Allgemeinen Zeitung«, seit 2008 als Sport-Korrespondent in Berlin. Wie wenige andere blickt er hinter die Kulissen der deutschen Fußballwelt und ihrer Strippenzieher.

Wo alles begann: Der Käfig an der Panke 7

I. Ein Foul und die Folgen
Der Tritt 25
Duell in Soccer City 47
Ein afrikanisches Sommermärchen 66
Die deutsche Internationalmannschaft 75

II. Wedding und Wilmersdorf
Der Prince aus Sunyani 103
Berlin-Wedding, Abschnitt 36 114
Trennungsschmerz 132
Freunde und Helfer 150
Die wilden Jungs von Hertha 169
Im Schatten des Prinzen 182


III. Glitzerwelten, Sackgassen, Neuanfänge
Trennung der Ghetto-Kids 197
Verkehrte Welt 210
Distanz und Nähe 240
Die drei Familien Boateng 250


Dank 263
Anmerkung zu den Quellen und Zitatnachweis 265

Wo alles begann: Der Käfig an der Panke

Langsam nähert sich der schwarze Mercedes dem Ende der Sackgasse. So ein Wagen verirrt sich nicht oft in diese Gegend. Als Kind hatte George Boateng immer von so einem Schlitten geträumt, aber noch viel mehr davon, irgendwie aus diesem verfluchten Viertel rauszukommen. Er hätte alles dafür gegeben, und in gewisser Weise hat er das auch getan.

Der Mercedes schluckt die letzten Schläge des Kopfsteinpflasters, dann hält er zwischen einer Werkstatt, in der kein Auto repariert wird, und einem Spielplatz, auf dem kein Kind spielt. Hinter Kletterpflanzen verborgen liegt ein verlassener Fußballkäfig. George Boateng steigt aus und befreit seine Tochter von dem Sicherheitsgurt des Kindersitzes. Er nimmt das zweijährige Mädchen an die Hand und hilft ihm die Treppe zur Rutsche hoch. Doch bevor Rojda rutschen darf, kontrolliert George schnell noch den Spielplatz.

»Junkie-Spieplatz«, sagt er. Aber er findet nichts, was seine Tochter gefährden könnte. Dann darf Rojda rutschen.
Es ist ein kühler Mittag im Sommer 2011, als George mit seiner Tochter in den Berliner Wedding zurückkehrt, zum Fußballkäfig an der Panke. Vor dem Käfig wartet er auf seinen jüngsten Bruder. Jérôme kommt wieder von der anderen Seite, so wie früher, als er an der Pankstraße aus der U-Bahn stieg, die Badstraße entlangrannte, durch das eiserne Tor in den kleinen Park einbog, um dort dann mit seinen beiden Brüdern und einem Ball hinter den Gitterstäben zu verschwinden. In der Enge des Käfigs gerieten die drei aneinander wie alle in diesem Viertel, aber noch mehr fanden sie zueinander. Der Käfig, das spürten sie, machte sie wirklich zu Brüdern. So wurde der Platz hinter den Gitterstäben groß genug, um darin eine Jugend zu verbringen. Doch die drei Brüder liebten diesen Käfig auch, weil die Welt um sie herum nicht durch die Gitter zu ihnen drang.
Um so lange wie möglich zusammenzubleiben, haben die Brüder manchmal von den Baustellen in der Nähe große Lampen rangeschleppt und sie in die Ecken gestellt. Mit dem geklauten Flutlicht konnten sie auch nach Anbruch der Dunkelheit spielen, oft blieben sie bis nach Mitternacht zusammen. Niemand konnte sie aus dem Käfig vertreiben, auch nicht der Regen. Wenn es so schüttete, dass der Platz unter Wasser stand und der vollgesogene, bleischwere Ball in den Pfützen liegen blieb, holten sie aus der Werkstatt einen Besen und kehrten die Pfützen weg.
»Wir wollten im Käfig immer so lange bleiben, wie es ging«, sagt George Boateng, »wir wollten nicht nach Hause.«
Im Käfig spürten George, Kevin und Jérôme wie nirgendwo sonst, dass sie Brüder sind - von einem gemeinsamen Vater, aber von zwei verschiedenen Müttern. George und Kevin lebten mit ihrer Mutter um die Ecke im Wedding, Jérôme bei seiner Mutter in Wilmersdorf, und das heißt: Sie lebten in verschiedenen Welten. Das tun sie auch heute - in Berlin, Mailand und München. Doch manchmal ist es so, als werfe der verlassene Käfig im Wedding lange Schatten, ganz so wie die Gitterstäbe in der Abendsonne an der Panke, wenn es dort am schönsten war.
Der Käfig war ihr gemeinsames Leben, einem Bindemittel gleich, das stärker schien als alle Unterschiede, die sie mit auf diesen harten Platz brachten, stärker auch als alle Schwierigkeiten, die sie schon als Kinder mit sich herumschleppten. Kevin und Jérôme hat der Käfig zu Fußballmillionären gemacht und zu internationalen Spitzenklubs geführt, dem AC Mailand und dem deutschen Rekordmeister FC Bayern München. Auf diesem Weg ist für alle Brüder etwas abgefallen, auch für George, der es nicht geschafft hat, sein ebenso großes Talent aus dem Käfig in die Welt hinauszutragen, der sich nie aus dem Wedding freigespielt hat und ohne Schulabschluss und Perspektive einfach hängen blieb in dieser Sackgasse, wie so viele Jungs hier. Er landete schließlich im Gefängnis, verstand das als letzte Warnu

Erscheint lt. Verlag 16.4.2012
Sprache deutsch
Maße 135 x 216 mm
Gewicht 430 g
Themenwelt Literatur Biografien / Erfahrungsberichte
Sport Ballsport Fußball
Schlagworte Bayern München • Berlin; Biografien • Biografie • Biografien/Erinnerungen • Biographie • Boateng (Brüder) • Fußball • Fußballspieler • George Boateng • Ghana • Hertha BSC • Jerome Boateng • Jérôme Boateng • Kevin-Prince Boateng • Nationalmannschaft • Schalke
ISBN-10 3-608-50308-0 / 3608503080
ISBN-13 978-3-608-50308-1 / 9783608503081
Zustand Neuware
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