Unternehmenskritische Kampagnen (eBook)
441 Seiten
VS Verlag für Sozialwissenschaften
978-3-531-92417-5 (ISBN)
Prof. Sigrid Baringhorst ist Professorin für Politikwissenschaft an der Universität Siegen und Leiterin des Teilprojekts 'Protest- und Medienkulturen im Umbruch. Transnationale Anti-Corporate Campaigns im Zeichen digitaler Kommunikation' im Rahmen des SFB/FK 615 'Medienumbrüche'.
Veronika Kneip war wissenschaftliche Mitarbeiterin im o.g. Forschungsprojekt 'Protest- und Medienkulturen im Umbruch'.
Annegret März war wissenschaftliche Hilfskraft im o.g. Forschungsprojekt 'Protest- und Medienkulturen im Umbruch'.
Johanna Niesyto ist wissenschaftliche Mitarbeiterin im o.g. Forschungsprojekt 'Protest- und Medienkulturen im Umbruch'.
Prof. Sigrid Baringhorst ist Professorin für Politikwissenschaft an der Universität Siegen und Leiterin des Teilprojekts ‚Protest- und Medienkulturen im Umbruch. Transnationale Anti-Corporate Campaigns im Zeichen digitaler Kommunikation' im Rahmen des SFB/FK 615 ‚Medienumbrüche’. Veronika Kneip war wissenschaftliche Mitarbeiterin im o.g. Forschungsprojekt ‚Protest- und Medienkulturen im Umbruch'. Annegret März war wissenschaftliche Hilfskraft im o.g. Forschungsprojekt ‚Protest- und Medienkulturen im Umbruch'. Johanna Niesyto ist wissenschaftliche Mitarbeiterin im o.g. Forschungsprojekt ‚Protest- und Medienkulturen im Umbruch'.
Theorie, Hintergründe, Forschungsdesign: Anti-Corparate Campaigning - Transnationale Anti-Coporate Campaigns - Kampagnenpraxen in soziotechnischer Perspektive: Framing/Problemdeuten - Mobilisieren, Partizipation vom klassischen Aktivismus zum Cyberprotest - Integrieren/Vernetzen, Kampagnen im Zeichen des Netzwerkparadigmas - u. a. m.
8 Integrieren/Vernetzen: Kampagnen im Zeichen des Netzwerkparadigmas – ein Paradoxon (S. 262-263)
Johanna Niesyto
Anti-Corporate Campaigns als Netzwerke
Mit dem Begriff des Netzwerks werden paradigmatisch gesellschaftliche, ökonomische und politische Wandlungsprozesse beschrieben, die bis in die 1960er/ 1970er Jahre zurückverfolgt werden können. So zeichnen etwa Luc Boltanski und Éve Chiapello mittels eines qualitativen Vergleiches der französischen Management- Literatur der 1960er-Jahre und der 1990er-Jahre Prozesse der Neuorganisation wirtschaftlicher Produktion nach, welche, so die Autoren, schließlich in einen „neuen Geist des Kapitalismus“ münden, der von Flexibilität, Mobilität, Kreativität und Eigenverantwortung charakterisiert ist. In ihrer Analyse wird die Kapitalismuskritik der 1960er/1970er Jahre als entscheidendes Moment in der Umorganisierung gesellschaftlichen Lebens hin zu netzförmigen Formen benannt.
So habe insbesondere die Künstlerkritik der sozialen Bewegungen der 1960er Jahre einen eben solchen ‚neuen‘ Geist ermöglicht, welcher sich weniger aus grenzziehenden, sondern vielmehr aus inkludierenden Codes speise (Boltanski/Chiapello 2003). Auch Manuel Castells sieht, wenngleich aus anders gelagerten Gründen, die spezifischen Konstellationen der 1970er Jahre als entscheidendes Moment gesellschaftlicher Reorganisierung hin zu einer Netzwerkgesellschaft. Wesentliche Ermöglichungsbedingung für raumzeitliche Flexibilität, Dezentralität und Mobilität ist seiner Auffassung nach die Entwicklung neuer Informationstechnologien. Während Manuel Castells einerseits die Bedeutung ortloser Informationsströme insbesondere für die Finanzmärkte herausstreicht, weist er andererseits auf die Strukturanalogie von sozialen Bewegungen und dem Internet hin (Castells 2001; 2002; 2003b).
Ähnlich wie der Geist des Kapitalismus resultiere der ‚Geist des Informationalismus‘ aus einem Spannungsverhältnis von Netzwerkökonomie und netzwerkförmigen sozialen Bewegungen. In beiden Ansätzen wird schließlich die demokratische Hoffnung in die Stärkung sozialer Bewegungen bzw. in die Erneuerung von Kritik als Gegengewicht zu einem globalisierten Kapitalismus gesetzt: „Die ‚Netz‘-Form dient natürlich nicht nur dazu, Profit zu machen, selbst wenn wir feststellen, dass sie mehr und mehr dahingehend benutzt wird, und zwar auch auf illegale Art und Weise (man denke nur an das ökonomische Gewicht der kriminellen Märkte).
Der Erfolg dieser Form im ökonomischen Feld, der insbesondere mit der Verfügbarkeit von Fernkommunikationsmitteln verknüpft ist, die diese Art der Kommunikation ohne Kontrollverlust ermöglichen, ruft auf der Gegenseite die Entwicklung kritischer Kräfte hervor, die ihrerseits in Netzwerken funktionieren und dieselbe Plastizität und Ausdehnung besitzen wie der Kapitalismus. Wie ließe sich denn auch ein kapitalistischer Prozess, der sich dezentral und netzwerkartig ausbreitet, durch hierarchische und mit Planungsspitzen versehene Organisationen bekämpfen?
Es läge also ganz in der Ordnung der Dinge, wenn sich […] die Entwicklung einer immer stärkeren Konfrontation zwischen den beiden Netzwerktypen (kapitalistischen und kritischen Netzwerken) beobachten ließe […]“ (Boltanski/Chiapello 2000). „Da Macht zunehmend in globalen Netzwerken funktioniert und weitgehend die Institutionen des Nationalstaats umgeht, stehen die Bewegungen der Notwendigkeit gegenüber der globalen Reichweite der etablierten Mächte über die Medien durch symbolische Aktionen etwas Gleichwertiges entgegenzusetzen“ (Castells 2005: 154).
Erscheint lt. Verlag | 28.6.2010 |
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Reihe/Serie | Bürgergesellschaft und Demokratie | Bürgergesellschaft und Demokratie |
Zusatzinfo | 441 S. |
Verlagsort | Wiesbaden |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Sachbuch/Ratgeber ► Gesundheit / Leben / Psychologie |
Sozialwissenschaften ► Politik / Verwaltung | |
Sozialwissenschaften ► Soziologie | |
Wirtschaft ► Betriebswirtschaft / Management ► Marketing / Vertrieb | |
Schlagworte | Aktivismus • Campaigning • campaigns • digital • Kampagne • Kampagnen • Netz • Online • Partizipation • Politische PR • Politischer Protest • Protest • Protests • Skandal • Web |
ISBN-10 | 3-531-92417-6 / 3531924176 |
ISBN-13 | 978-3-531-92417-5 / 9783531924175 |
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