Event-Marketing in der Politik (eBook)
543 Seiten
VS Verlag für Sozialwissenschaften
978-3-531-91874-7 (ISBN)
Markus Kuhn promovierte bei Prof. Dr. Ingeborg Villinger am Lehrstuhl für Vergleichende Regierungslehre der Universität Freiburg im Breisgau. Er ist als Forscher und Ausbilder im Bereich bilinguales Lehren und Lernen an der Universität Straßburg und der PH Karlsruhe tätig.
Markus Kuhn promovierte bei Prof. Dr. Ingeborg Villinger am Lehrstuhl für Vergleichende Regierungslehre der Universität Freiburg im Breisgau. Er ist als Forscher und Ausbilder im Bereich bilinguales Lehren und Lernen an der Universität Straßburg und der PH Karlsruhe tätig.
Geleitwort 6
Vorwort 8
Inhaltsverzeichnis 10
Tabellenverzeichnis 15
Abbildungsverzeichnis 18
Abkürzungsverzeichnis 19
1. Einführender Teil 21
1.1 Einleitung 21
1.2 Politikwissenschaftliche Relevanz 24
1.3 Forschungsleitende Fragen 34
1.4 Themenkomplex und Aufbau der Arbeit 37
2. Theoretischer Teil 39
2.1 Linguistische und fremddisziplinäre Herleitung 39
2.2 Tauglichkeitsanalyse und Transfer auf das politische Kommunikationssystem 75
2.3 Begriffsabgrenzungen und Bezug zum Event-Marketing 279
2.4 Gesellschaftliche Rahmenbedingungen 324
3. Empirischer Teil 343
3.1 Hypothesenbildung 343
3.2 Die Printmediensysteme 346
3.3 Untersuchungsländer 367
3.4 Untersuchte Medien 368
3.5 Medienökonomische Parameter der Untersuchungsobjekte 369
3.6 Untersuchungsperioden 373
3.7 Qualitative Parameter: Sprache und Politik 374
3.8 Methodologisches Vorgehen 382
4. Rückblick und Ausblick 485
5. Literaturverzeichnis 491
6. Anhang 534
6.1 Befragte Experten, die mit der Angabe ihres Namens einverstanden waren 534
6.2 Interviewbogen Deutschland/ Schweiz (vereinfachte Darstellung) 535
6.3 Interviewbogen Frankreich (vereinfachte Darstellung) 538
1. Einführender Teil (S. 23)
1.1 Einleitung
Spaß-, Erlebnis- und Inszenierungsgesellschaft sind Termini, die den Sprachgebrauch des modernen freizeitorientierten Individuums dominieren. Es scheint so, als würde kein Extrem mehr bei der Suche nach Selbstverwirklichung einerseits und nach Kollektivvergnügen andererseits als zu gewagt empfunden.
Vergnügen und Spaß avancieren zum Eigenwert einer Gesellschaft, in der das Streben nach dem „Kick“, nach dem speziellen Erlebnis, zunehmend und bestimmend zum Leitmotiv zu werden scheint. Der traditionelle Wunsch nach einem „guten“ Leben wird mehr und mehr durch die Ausrichtung nach einem erlebnisreichen Leben ersetzt. Fun und Event sind Modewörter und Verhaltensmuster,die das Leben in der westlichen Welt immer mehr und mehr prägen. Dabei kann sich auch die Politik diesem Trend nicht verschließen.
Sie versucht, sich den Lebensbedingungen wie den Lebenseinstellungen der Gesellschaft anzupassen6 und übernimmt folgerichtig für sich gegenwärtige Verhaltensmuster großer Bevölkerungsteile, die als „in“ gelten und in denen zusätzlich ein beachtliches Stimmenpotential steckt. Ein Bundeskanzler als Gast in der größten Unterhaltungsshow Europas (Wetten, dass..?), ein Kanzlerkandidat im Container bei „Big Brother“ oder unterhaltsam aufbereitete TV-Duelle der um die Macht buhlenden Gegner sind nur die spektakulärsten Zeugnisse für eine Anpassung politischer Akteure an den medialen und Spaß einfordernden Zeitgeist.
Das kennzeichnende Modewort dieser Epoche ist Event, das heute eine rasante Karriere macht. Selten hat ein Begriff in einer ausgesprochen so kurzen Zeitspanne eine derart hohe Durchdringungsrate in der Gesellschaft erzielt, in der es gleichzeitig auch zu deren Markenzeichen geworden ist. Dabei wird dieser Begriff missdeutlich und mehrdeutig verwendet.
Derartige Events werden durch die Praxis der Werbungs- und Veranstaltungsbranche sowie durch den Einzelnen definiert, wissenschaftliche Betrachtungen dieses Phänomens hinken den rasanten Entwicklungssprüngen zumeist hoffnungslos hinterher.
Dies bleibt auch nicht ohne Konsequenzen fürs Politische, das sich qualvoll bemüht, dem (putativen) Mainstream gerecht zu werden. Um die Bedürfnisse des „citoyen infotainé“ zu befriedigen, spielen politische Akteure auf einer breit gefächerten Klaviatur unterschiedlichster Strategien, denen jedoch allen eins gemeinsam ist: Spaß und Vergnügen durch Inszenierung und Symbolik, die beste Unterhaltung garantieren sollen. Überpointiert gesagt, verbindet die Öffentlichkeit alles und jeden mit Events und ihren implizierten Unterhaltungsgehalten und erst ganz zuletzt – wenn überhaupt – mit politischen Inhalten und ihren Vermittlern.
Die Werbewirtschaft lässt bisweilen sogar jegliche Distanz zum politischen System und zum stilvollen Werben vermissen, wie aktuelle Fernsehspots eindrucksvoll belegen. Die Diskreditierung politischer Akteure und deren Botschaften als vertrauensunwürdige und lächerliche Darsteller spielt klar mit der scheinbar vorherrschenden Verdrossenheit vieler Bürger. Ebenso eindeutig ist, dass durch derartige Werbe(„Botschaften“) keine Änderung in der Stimmungslage herbeigeführt wird, sondern eher einer nicht zu unterschätzenden fortschreitenden Erosion Vorschub geleistet wird.
Die Politik versucht, mit einer Gegenreaktion zu kontern und sich genau dieser Mechanismen zu bedienen, die im nicht-politischen Bereich erfolgreich funktionieren. Das Mittel erster Wahl, um Politik als spaßig und „eventfull“ zu inszenieren, sind dabei die Massenmedien, die das angebotene Politainment „verkaufen“ sollen. Sie dienen somit nicht nur als klassische Politikvermittlungsvehikel, sondern fungieren auch als Überbringer von frohen Botschaften oder von Bildern sympathischer Personen. Aktuelle Politik ist anfällig und zugleich geradezu angewiesen auf die Inszenierungen ihrer Akteure. Nur eine rationale Grenzziehung zu finden, erscheint dabei als die Kunst der medialen Verführung.
Erscheint lt. Verlag | 13.10.2009 |
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Zusatzinfo | 543 S. 3 Abb. |
Verlagsort | Wiesbaden |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Sachbuch/Ratgeber ► Gesundheit / Leben / Psychologie |
Sozialwissenschaften ► Politik / Verwaltung ► Allgemeines / Lexika | |
Schlagworte | Inszenierung • Kommunikation • Meeting • Politikwissenschaft • PR • Public Relations • Rhetorik, politische • Wahlkampf |
ISBN-10 | 3-531-91874-5 / 3531918745 |
ISBN-13 | 978-3-531-91874-7 / 9783531918747 |
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