Zum Sterben schön -  Berit Zemke

Zum Sterben schön (eBook)

Die Essstörung Anorexia nervosa, das Körperbild und seine Bedeutung für die Identität

(Autor)

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2007 | 1. Auflage
136 Seiten
diplom.de (Verlag)
978-3-8366-0448-2 (ISBN)
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Inhaltsangabe:Einleitung: Die Körperbildstörung gilt als zentraler Bestandteil einer Essstörung. Forschung dazu zeigt Ergebnisse, die schwer von denen an gesunden Probandinnen abgrenzbar sind. Wo die Unterschiede liegen und welche Parameter das Konstrukt Körperbild beinhaltet sind Gegenstand dieser Arbeit. Ausgehend von einem Modell, welches die Komplexität des Körperbildes verdeutlicht wird der Maltest entwickelt, welcher quantitativ und qualitativ Parameter des Körperbildes erfasst. Eine Stichprobe von 17 Patientinnen mit Anorexia nervosa und 95 gesunden Schülerinnen im Alter von 11 bis 19 Jahren dient als Konstruktionsgrundlage. In der Anwendung ist der Maltest eines der Instrumente zur Prüfung der Zusammenhänge der Körperbildebenen und ihrer Ausprägung in der obigen Stichprobe. Die Bildung von ‚matched samples’ sichert die Überprüfung der Unterschiedshypothesen ab. Im Zentrum der Arbeit steht die Frage, was Inhalt der Körperbilder von an Anorexia nervosa erkrankten einerseits und gesunden Schülerinnen andererseits ist und was die Unzufriedenheit mit der eigenen Figur fördert. Die Ergebnisse zeigen, dass Patientinnen mit Anorexia nervosa trotz des mageren Körpers höhere Unzufriedenheit mit ihrer Figur aufweisen als die gesunden Schülerinnen, welche sich auch unzufrieden zeigen. Die Patientinnen mit Anorexia nervosa begehren einen kindlich schmalen Körper, welcher eher einem innerpsychischen Selbstbild entspricht. Die gesunden Schülerinnen dagegen spiegeln in ihren Idealbildern den gesellschaftlichen Konsens eines dünnen, aber weiblichen Körpers wieder. Hinsichtlich der Idealbilder und dem Ausprägungsgrad an Unzufriedenheit mit der Figur unterscheiden sich gesunde präpubertäre Mädchen nicht von gesunden pubertären bzw. postpubertären Schülerinnen; realistisches Übergewicht spielt dabei keine Rolle. Anhand einer multiplen Regressionsanalyse zeigt sich, dass ein sehr schmales Idealbild mit hohem Schlankheitsstreben und Angst vor dem Erwachsenwerden im Zusammenhang steht. Die in diesem Kontext steigende Unzufriedenheit mit der Figur kann zu bulimischen Verhalten und erhöhter körperlicher Aktivität und somit zu einer Essstörung führen.Inhaltsverzeichnis:Inhaltsverzeichnis: 1.Einleitung9 2.Theoretischer Rahmen10 2.1Körperbild11 2.1.1Definition11 2.1.2Theoretische Konzepte12 2.2Anorexia nervosa14 2.2.1Definition und Klassifikation14 2.2.2Epidemiologie16 2.2.3Entwicklungspsychiatrischer [...]

Berit Zemke hat an der Technischen Universität Berlin Diplom Psychologie studiert und dort mehrere Jahre in den Bereichen Evaluation, Methoden und Modelle der Psychologie gearbeitet. Die Idee zur Studie entstand durch ihre Erfahrungen als Psychologin an der Kinder- und Jugendpsychiatrie der Charité Berlin.

Berit Zemke hat an der Technischen Universität Berlin Diplom Psychologie studiert und dort mehrere Jahre in den Bereichen Evaluation, Methoden und Modelle der Psychologie gearbeitet. Die Idee zur Studie entstand durch ihre Erfahrungen als Psychologin an der Kinder- und Jugendpsychiatrie der Charité Berlin.

Inhalt 6
Abbildungsverzeichnis 9
Tabellenverzeichnis 10
1 Einleitung 11
2 Theoretischer Rahmen 12
2.1 Körperbild 12
2.1.1 Definition 12
2.1.2 Theoretische Konzepte 13
2.2 Anorexia nervosa 16
2.2.1 Definition und Klassifikation 16
2.2.2 Epidemiologie 19
2.2.3 Entwicklungspsychiatrischer Verlauf 20
2.3 Körperbildstörung 21
2.3.1 Definition 21
2.3.2 Unzufriedenheit mit der Figur 22
2.3.3 Körperbildstörung bei Kindern und Jugendlichen 23
2.3.4 Körperbildstörung bei Anorexia nervosa 26
2.4 Instrumente zur Erfassung der Körperbildstörung 30
2.5 Fragestellung 33
2.5.1 Hypothesen 34
3 Methoden 37
3.1 Pilotstudie 38
3.2 Untersuchungsdesign 38
3.2.1 Beschreibung der Stichprobe 39
3.3 Messinstrumente 42
3.3.1 Körperbild-Zeichnen-Test (KBZT) 42
3.3.2 Contour Drawing Rating Scale 45
3.3.3 Eating Disorder Inventory 46
3.3.4 Sportstunden 48
3.3.5 Gewicht und Körpergröße 48
3.3.6 Zeichenzensur 49
3.3.7 Grafisches 80 mm Rating 49
3.3.8 Fragebogen zu Stärken und Schwächen 49
3.6 Versuchsablauf 50
3.7 Statistische Verfahren 51
4 Ergebnisse 53
4.1 Deskriptive Statistik 53
4.1.1 Bildung und Beschreibung der ‚matched samples’ 53
4.1.2 Kennwerte der abhängigen Variablen Unzufriedenheit mit der Figur 55
4.1.3 Kennwerte der abhängigen Variablen Idealbild 58
4.1.4 Kennwerte der unabhängigen Variablen Body-Mass-Index 61
4.1.5 Kennwerte der unabhängigen Variablen sportliche Aktivität 62
4.1.6 Kennwerte der Kontrollvariablen Stimmung und Hunger 65
4.1.7 Kennwerte der Prädiktorvariablen 68
4.2 Konstruktion des Körperbild-Zeichnen-Tests (KBZT) 70
4.2.1 Retestreliabilität 70
4.2.2 Konstruktvalidität 72
4.3 Hypothesenprüfung 74
4.3.1 Unterschiedshypothesen 74
4.3.2 Zusammenhangshypothesen 78
4.3.3 Kontrollvariablen Hunger und Stimmung 86
5 Diskussion 87
6 Zusammenfassung 95
7 Ausblick 96
Literaturverzeichnis 97
Anhang 109

Kapitel 2.2.1, Definition und Klassifikation:

Aus psychodynamischer Sicht wird die Abmagerung als Ausdruck eines seelischen Konfliktes verstanden. Essen und Erbrechen sind somit nicht einfache physiologische Vorgänge, sondern Kommunikationsabläufe zwischen Mutter und Kind in frühester Kindheit. Die Kriterien nach ICD-10 für die Kinder- und Jugendpsychiatrie sowie nach DSM-IV können der Tabelle 1 entnommen werden. Für das DSM-IV gibt es keine spezielle, für Kinder und Jugendliche etablierte Ausgabe. Wohl als Folge der uneinheitlichen Abgrenzung der Begriffe Körperbild und Körperschema sowie deren englische Äquivalente ‚body image’ und ‚body schema’ differieren auch die Diagnosemanuale in ihrer Terminologie. Die Kriterien zu einer Körperbildstörung sollen in das DSM-IV erst 1992 aufgenommen worden sein.

Das Verhältnis der Betroffenen zum eigenen Körper ist offensichtlich sehr gestört und wird in der Literatur i. d. R. als Körperbildstörung bezeichnet. Im DSM-IV wird dieser Erlebensaspekt deutlicher betont. Die verzerrte Wahrnehmung in Form einer Körperschemastörung, wie sie in den Erläuterungen des ICD-10 beschrieben ist, wird als typisches Merkmal einer Essstörung inzwischen kontrovers diskutiert 15. Die Gewichtsphobie wird im DSM-IV separat aufgeführt und nicht - wie im ICD-10 - mit der gestörten Selbstwahrnehmung zusammengefasst. Die Nahrungsverweigerung, wie sie im ICD-10 explizit erwähnt ist, führt neben der - bis zur Kachexie führenden - Gewichtsabnahme u. a. zu Amenorrhö, chronischer Obstipation, Hypokaliämie, erniedrigter Körpertemperatur, trockener Haut sowie brüchiger Haare und Nägel. Es kommt zur Lanugobehaarung, Nase, Kinn, Beine und Arme verfärben sich bläulich, das Körperwachstum bei Patienten / -innen vor dem Erwachsenenalter ist beeinträchtigt.

Mit dem Essen wird teilweise auf überraschend bizarre Weise umgegangen. Betroffene horten Essen, lassen es verfaulen, stehlen Lebensmittel, ritualisieren ihr Essverhalten und kochen viel für Freunde und/oder die Familie, ohne sich selbst an der Nahrungszufuhr zu beteiligen. Die im DSM-IV beschriebene Verleugnung der Schwere der Krankheit führt zu schwerwiegenden chronischen Verläufen, die bis zum Tode führen können. Überdies wird die, aus der geringen Nahrungszufuhr resultierende Schwächung des Körpers ignoriert und stattdessen motorische Überaktivität ausgelebt. Der Hunger wird verdrängt, was die Betroffenen unabhängig von ihren körperlichen Bedürfnissen macht und ihnen das Gefühl von Kontrolle vermittelt. Beide Manuale unterscheiden zwischen dem restriktiven und dem bulimischen Typ einer Anorexia nervosa, wobei das ICD-10 dabei konsequenter vorgeht, indem es jedem einen Diagnose-Schlüssel zuordnet. Beumont & Touyz weisen in diesem Zusammenhang energisch auf die „Verharmlosung der Magersucht“ hin, wenn beide Typen subsumiert werden. Nach Herpertz-Dahlmann geht der restriktive Typ dem bulimischen Typ fast immer voraus. Differentialdiagnostisch werden im ICD-10 außerdem Appetitverlust und psychogener Appetitverlust angegeben.

Kapitel 2.2.2, Epidemiologie:

Anorexia nervosa wird in Deutschland als Pubertätsmagersucht bezeichnet, was ihren entwicklungspsychiatrischen Charakter besser wiedergibt. Die 17 Erkrankungsgipfel für die Anorexia nervosa werden zwischen dem 14. und 18. Lebensjahr angegeben, in aktueller Literatur wird in diesem Zusammenhang das 14. Lebensjahr genannt. Heranwachsende Mädchen und junge Frauen sind von der Störung weit häufiger betroffen als Jungen und junge Männer. Genaue Prävalenzraten sind aufgrund verschiedener Diagnosekriterien und differierenden untersuchten Populationen schwer zu erstellen. Für die westlichen Industrienationen scheint gesichert, dass die Häufigkeit der Erkrankung in den letzten Jahren bei der Altersgruppe der 15 – 24-jährigen Frauen zunimmt. Vor 10 Jahren wurde lediglich eine Erkrankte pro Jahrgang registriert, heute gibt es in jeder Klasse mit einer guten Regelmäßigkeit „mindestens eine manifest anorektische oder bulimische Schülerin, bei der die Mitschülerinnen und Mitschüler sowie die Pädagogen um diese Erkrankung wissen“.

Die Prävalenzrate in Deutschland liegt nach Schätzungen zwischen 0,3 % und 1,5 %. Hoffmann & Hochapfel sprechen von bis zu 10 % der Fälle, in denen die Krankheit zum Tode führt. In manchen Untersuchungen findet sich die Auffassung, dass die Anorexia nervosa eine Störung innerhalb der westlichen Kultur wäre. Keel & Klump (2003) fanden Fälle von Anorexia nervosa überall auf der Welt und bemerken, dass es die Auftretenswahrscheinlichkeit erhöht, ein sehr dünnes Ideal-Körperbild in einer Kultur zu haben, die alleinige Ursache dafür ist es jedoch nicht. Fasten stellt ebenso ein politisches Druckmittel dar und ist bereits als innerfamiliäre Konfliktlösung aus dem 13. Jahrhundert bekannt. Angehörige von Berufen, welche permanent mit dem Idealkörper konfrontiert werden (z. B. Model oder Leistungssportler), gelten allerdings als Risikogruppe.

Erscheint lt. Verlag 24.7.2007
Zusatzinfo PDF-Format
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Gesundheit / Leben / Psychologie
Geisteswissenschaften
Schlagworte Anorexia nervosa • Jugendpsychiatrie • Körperbildstörung • Körperwahrnehmung • Multiple Regressionsanalyse • Psychologie
ISBN-10 3-8366-0448-5 / 3836604485
ISBN-13 978-3-8366-0448-2 / 9783836604482
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